Mix Tech Lab MIDI Deck Test

PRAXIS

Bevor es an die Mixsession geht, ist ein Netzwerk für die beteiligten Geräte zu definieren. Ist das Traffic-Aufkommen im WLAN hoch oder benötigt der DJ während des Sets keine Internetverbindung, empfiehlt es sich, eine separate Verbindung anzulegen, die lediglich iPad und Notebook verbindet. Dieser „Ad Hoc“-Kontakt ließe sich auch problemlos im Club verwenden. Die benötigten Supportfiles stehen auf der Herstellerseite zum kostenlosen Download bereit. Dieser enthält neben dem Readme-Text eine XML-Konfigurationsdatei für Scratch-Live und das Setup für den MIDI-DECK-Server. Nachdem dieses ausgeführt wurde, verschiebt man die XML-Datei in den Scratch-Live MIDI-Ordner. Diese XML ist beim Aufruf der Serato-Software manuell zu laden. Nachdem beide Applikationen gestartet wurden, findet der Server den Computer automatisch und weist dessen IP aus. Diese Adresse ist im Settings-Tab der App einzutragen und es kann losgehen.

Fotostrecke: 2 Bilder Der MIDI-Server ist schnell installiert und …

Timecodes auf den Teller und „App“ dafür: Die Software aus dem Hause Mix Tech Lab bietet wirklich eine Riesenpalette Knöpfe, um die kreativen Eingebungen während einer Serato-Session in Tonfolgen umzusetzen. Die Seite mit den Navigationselementen vermittelt einen strukturieren und aufgeräumten Eindruck, damit ist man wirklich sehr zielsicher unterwegs. Bedauerlicherweise sieht das für die Hauptseite ein wenig anders aus, denn sie wirkt für meinen Geschmack viel zu überladen. Ferner liegen die Schaltflächen zu dicht beieinander, so dass eine Fehlbedienung nicht ausgeschlossen ist. Zudem sind an einigen Stellen im Programm Doppelklicks oder besser gesagt Doppel-Trigger nötig. Möchte der Akteur Rolls nutzen, werden diese über den Roll-Button ausgelöst. Um einen kleineres Intervall festzulegen, ist allerdings ein Hieb auf die entsprechende Loop-Fläche nötig, wobei leider die Schleife eingeschaltet wird. Das ist in meinen Augen nicht ideal gelöst.

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Loops and Rolls

Was die vertikale Anordnung der Cuepoints an den Außenseiten angeht, ist festzustellen, das sich einzelne Songmarkierungen so zwar problemlos anfahren lassen, die Position aber eher ungeeignet ist, um damit Cuejuggling zu betreiben. Apropos Cuejuggling: Die fingernagelgroßen Taster können weder in puncto Bedienkomfort noch hinsichtlich Timing mit ihren realen Gummi-Brüdern gleichziehen. Das macht sich vor allem bei schnellen Triggern von Loops, Rolls und Cuepoints bemerkbar.

Bedauerlicherweise ist die App im Test mehrfach ohne ersichtliche Gründe abgestürzt. Scratch Live spielt die Musik natürlich weiter ab. Nach einem erneuten Programmaufruf funktioniert auch MIDI-to wieder. Schade auch, dass die Load-Buttons für die Player so nah an Key und Thru platziert sind. Ist eine ungewollte Tonhöhenverschiebung vielleicht noch tragbar, hat ein versehentliches Auslösen des Thru jedoch ein unangenehmes Timecode-Fiepen auf der Anlage zur Folge. Uuups! Weiteren Anlass zur Kritik bildet die Effektsektion, denn die Drehregler werden hinsichtlich der Intensität über Nord/Süd-Bewegungen definiert, wobei der DJ durchaus mit dem Finger in nahe gelegene Funktionsbereiche vorstoßen kann. Zwar können die Loop- und Cue-Punkte mit einem Tippen auf das kleine rote Schloss gegen versehentliches Betätigen deaktiviert werden, doch das Gelbe vom Ei ist das nicht! Wie man es auch dreht und wendet, vielleicht wären weitere Unterseiten die bessere Alternative gewesen. Ferner hätte ich gern aktuelle FX-Werte direkt am iPad abgelesen. Nachfolgend hört ihr einige Tweaks, die mit der Apfeltablette gesteuert wurden.

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Phaser Flanger Spectrum Up-Sucker

Die Button-Modi sind nicht immer optimal gewählt (Transportsektion, FX-On, manuelle Loops, …), denn sie operieren teilweise im Hold-Modus, obwohl der Toggle-Mode die bessere Lösung darstellt. Das hat zur Folge, dass Schaltflächen am iPad teilweise nicht äquivalent zur Software leuchten. Es gibt also durchaus noch Verbesserungspotential. Laut Hersteller ist bereits ein kostenloses Update in der Mache, welches multiple Seiten, Single-Deck-Ansichten und die Einbindung mehrerer i-Geräte zum gemeinschaftlichen Remixen unterstützen soll. Außerdem wollen die Entwickler in der nahen Zukunft spezielle Settings für sämtliche Serato-Produkte in die App einfließen lassen (Sixty Eight, SL57, SL3 etc.). Auf ihrer Website empfehlen sie Seratos SL1-Box, da MIDI-Deck und das zugehörige Mapping auf zwei Player ausgerichtet sind. Deck drei am SL3 ließe sich also nicht per Touchscreen steuern. Aber vielleicht via Bridge?

The Bridge bietet Serato-Anwendern ein Abelton-Live-Deck.
The Bridge bietet Serato-Anwendern ein Abelton-Live-Deck.
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