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Meris Mercury 7 Test

Bereits in den 1980er Jahren wurden die ersten algorithmischen Hallgeräte entwickelt. Bei dieser Form des digitalen Halls wird von einem Hallprozessor, inzwischen – inzwischen auch von Plug-ins für den Computer- ein Raum simuliert und dessen Reflektionen über Algorithmen berechnet.

Meris Mercury 7 Test (Foto: Thomann)
Meris Mercury 7 Test (Foto: Thomann)


Ebenfalls in dieser Zeit, im Jahr 1982, entstand der berühmte Science-Fiction-Film ‚Blade Runner‘, mit seinem nicht weniger berühmten Soundtrack von Vangelis. Film und Musik haben in der Folge unzählige Musiker und Akteure anderer Kunstrichtungen beeinflusst. 
Und selbst heute scheint die Inspirationskraft dieses Werkes noch immer nicht erloschen zu sein. Denn weit mehr als 30 Jahre später inspiriert dieser Soundtrack noch immer, in unserem Fall den noch recht jungen amerikanischen Hersteller Meris. Deren ‘Blade Runner’ inspirierter Hall mit der Bezeichnung ‚Mercury 7‘ für die 500er Serie ist nun auch als Gitarreneffekt-Pedal verfügbar. Aber lässt sich das Effektpedal auch mit Synthesizern nutzen?

Details

Äußeres

Optisch ist das Hall-Pedal sehr schön gelungen. Das interessante Metallic-Blau wurde vom kleinen Bruder der 500er-Serie übernommen. Durch die überschaubaren Maße (L x B x H: 115 x 107 x 67 mm) hat das Mercury 7-Pedal sicherlich auf jedem Pedalboard Platz, aber soll es da auch hin? Es ist definitiv nicht die stabilste Tretmine aller Zeiten und für den Bodeneinsatz auch irgendwie zu schön, besonders die Unterseite. Soll es nun aber doch direkt auf dem Boden stehen, gewährleisten vier klebbare Gummifüße einen rutschfesten Stand.
Die sechs Drehpotis sind robust und bieten einen angenehmen Drehwiderstand. Auch wenn nicht bei allen Reglern die gleiche Kraft aufgewendet werden muss, sind auch feine Einstellungsänderungen exakt umzusetzen. Die beiden kleinen Taster für Alt (Hold) und für die Wahl des Algorithmus wirken im Vergleich zu den Drehreglern allerdings ein bisschen wackelig. 

Fotostrecke: 3 Bilder Das Meris Mercury 7 Effektpedal ist schön und übersichtlich. (Foto: Thomann)

Aufbau und Bedienoberfläche

Das klassische und schlichte Design fördert die Übersicht. Alles ist gut lesbar und man wird nicht von Grafiken abgelenkt. Da aber kein Display vorhanden ist, muss man die Steuerung der einzelnen Parameter gegebenenfalls üben, besonders dann, wenn es um die Doppelbelegung der Drehregler geht.
Neben den beiden Fußschaltern für Bypass und Swell gibt es wie bereits erwähnt noch zwei kleinere Taster. Mit dem rechten der beiden Taster wählt man einen der beiden Algorithmus-Typen aus, entweder Ultraplate (Plate) oder Cathedra (Hall). Über den linken Taster mit der Bezeichnung Alt (Hold) lassen sich die Doppelbelegungen der Drehregler aktivieren. Um bei der geringen Größe des Gehäuses nicht auf Funktionen verzichten zu müssen, wurden alle sechs Drehregler doppelt belegt.
Über Lo- und Hi-Frequency entscheidet man, wie schnell der Effekt in den jeweiligen Frequenzbändern verklingt. Hält man Alt, steuert man dann darüber die Dichte des Effektes selbst, bzw. fügt einen Vibrato-Effekt hinzu. Space Decay regelt den Verfall des Halleffektes, per gedrückter Alt-Taste steuert man das Predelay. Modulate regelt die Modulationstiefe des Algorithmus, bei gedrückter Alt-Taste wiederum steuert man die Geschwindigkeit des Hall-Algorithmus.
Per Pitch Vector lassen sich die Reflektionen in deren Tonhöhe verändern, die zweite Funktion dieses Drehreglers besteht in der der Steuerung der Attack-Zeit des Swell-Envelopes. Bleibt noch der Mix-Regler, der die Mischung zwischen trockenem und Effekt-Signal kontrolliert. Bei gehaltener Alt-Taste regelt man damit die Mischung zwischen dem herkömmlichen digitalen Effekt und der tonhöhenveränderten Version.

Die Bedienoberfläche des Meris Mercury 7-Pedals. (Foto: Thomann)
Die Bedienoberfläche des Meris Mercury 7-Pedals. (Foto: Thomann)

Hält man die Alt-Taste bereits beim Starten des Gerätes, steuert man ebenfalls über die sechs Drehregler globale Einstellungen. Hier lässt sich das Dry-Signal zum Beispiel ausschalten, zwischen Mono und Stereo wechseln, die Empfindlichkeit des Eingangs verändern, oder der MIDI-Kanal einstellen, auf dem ein externer Taktgeber seine Informationen sendet.

Anschlüsse

Das kleine Gehäuse des Meris Mercury 7 Reverb-Pedals stößt platzseitig natürlich auch auf der Rückseite schnell an seine Grenzen. Zum einen finden wir dort die 9- Volt-Buchse für den Anschluss der Stromversorgung. Ohne die geht es im Falle dieses Pedals nicht, denn Batteriebetrieb ist grundsätzlich nicht möglich. Ein entsprechendes Netzteil ist im Lieferumfang enthalten.
Daneben wurden vier 6,3 mm Klinken-Anschlüsse verbaut: Einer für den Input (Mono oder Stereo, wird im Menu eingestellt), zwei Anschlüsse für den Stereo-Output (Left/Right) und noch ein Vierter, an dem ein Expression-Pedal oder eine externe MIDI-Quelle angeschlossen werden kann. Zwei kleine LEDs am unteren Rand der Rückseite signalisieren zudem, welche Eingangsempfindlichkeit eingestellt wurde (Line- oder Synth-Level), und ob der Eingang selbst in Mono oder Stereo bedient wird. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die Rückseite des Meris Mercury 7-Pedals mit allen Anschlüssen. (Foto: Thomann)
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Praxis

Bedienung

Die übersichtliche Bedienoberfläche sorgt grundsätzlich für einen schnellen und intuitiven Workflow. Allerdings ist aufgrund der Größe des Gehäuses und der Anzahl der verbauten Regler eine Doppelbelegung unausweichlich. Diese verkompliziert die Bedienung erheblich. Mit einiger Übung und regelmäßigen Blicken in die Bedienungsanleitung, findet man nach einiger Zeit dann aber jeden Parameter. Spätestens für globale Einstellungen sollte die Bedienungsanleitung aber immer griffbereit sein. Deshalb hat der Hersteller eine gedruckte Version dem Gerät beigelegt. Jetzt aber ist es an der Zeit, den kleinen Hall-Prozessor einmal zu hören.

Klang

Als Klangquelle verwende ich eine Novation Mininova, die ich direkt an das Meris Mercury 7 Reverb-Pedal angeschlossen habe. Da das Reverb-Pedal keinerlei Presets bietet, spiele ich direkt mit den Einstellungen herum. Alle Regler des Meris Mercury 7 Pedals sind komplett nach links gedreht während ich am Synthesizer einen Arp-Sound spiele. Zunächst hören wir also nur das trockene Signal. Als Basis verwende ich den Hall-Algorithmus ‚Cathedra‘und drehe dann langsam zuerst das Mix-Level und danach das Space-Decay-Level höher: 

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Cathedra Algorithmus, erst trocken, dann Mix Level öffnen, dann Space Decay-Level erhöhen.

Der Hall klingt angenehm, weich und voll, natürlich auch schon deswegen, weil wir die hohen Frequenzen schnell zerfallen lassen. Als ich mich beim Mix-Level dem Maximum nähere, hören wir einen Drone-Sound, der Gänsehaut aufkommen lässt und direkt an den Blade Runner-Soundtrack erinnert. Noch deutlicher hört man das, wenn man nun auch noch das Space Decay-Level erhöht. Im nächsten Beispiel experimentiere ich noch mit den Lo- und Hi-Frequency-Reglern.

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Cathedra Algorithmus als Basis und experimentieren mit Lo- und Hi-Frequency Reglern.

Dieser Effekt fällt nur sehr subtil aus, besonders die Decay-Verlängerung der  hohen Frequenzen ist kaum hörbar. Daher wird es Zeit, ein paar andere Regler aufzudrehen. Im nächsten Schritt ist der Pitch-Vector-Regler an der Reihe.

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Cathedra Algorithmus als Basis und Verwenden des Pitch Vector-Reglers.

Man hört deutlich, wie die Intervalle zum Signal hinzugefügt werden und der Sound damit an Charakter gewinnt. Und so wird auch die Veränderung am Hi-Frequency-Level deutlicher hörbar. Fehlt noch der letzte Parameter mit der Bezeichnung Modulate. Hier wird die Modulationstiefe des Algorithmus eingestellt, und das klingt so:

Audio Samples
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Cathedra Algorithmus als Basis und ändern der Modulationstiefe.

Besonders bei schnellen Bewegungen des Reglers hört man den Effekt deutlich. Das Ganze wird noch deutlicher, wenn über die gehaltene Alt-Taste noch die Geschwindigkeit der Modulation variiert wird. Dazu justiere ich das Mix-Level wieder auf Maximum.

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Cathedra Algorithmus, ändern der Mod.-Geschwindigkeit durch Drücken der Alt-Taste, Mix-Level auf Maximum regeln.

Jetzt wechseln wir zum Plate-Hall und nehmen wieder die gleichen Veränderungen vor. Erst Mix-, dann Space-Decay-Level, danach Lo- und Hi-Frequency und zum Schluss zu Pitch Vector und Modulate.

Audio Samples
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Ultraplate Algorithmus als Basis, dann Mix-, dann Space-Decay-Level, danach Lo- und Hi-Frequency und Wechsel zu Pitch Vector und Modulate.

Der Plate-Hall ist sanft, umhüllt den Klang und macht ihn einfach schöner. Das Mercury-Pedal klingt rund und lebendig, selbst wenn ab 0:40 der Pitch-Vector zum Einsatz kommt und eher verrückte Klänge zaubert. Und spätestens ab 1:02 fühlt man sich beim natürlichen Klang des Pedals an einen Hans-Zimmer-Soundtrack erinnert, oder eben an Vangelis. 

Bei den Audiobeispielen haben wir uns auf die Grundfunktionen beschränkt. Im nun folgenden Video werde ich, unter Einsatz aller zur Verfügung stehenden Parameter, dem Mercury-Pedal noch weitere abgefahrenere Klänge entlocken. Audio kommt vom Novation Mininova-Synth.
Meris Mercury 7 Reverb Pedal Sound Demo (no talking)

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Fazit

Das Mercury 7 Reverb-Pedal aus dem Hause Meris bringt alles auf den Punkt. Die Optik ist ansprechend, die Verarbeitung gut, das Gehäuse sehr kompakt, aber vor allem: Es klingt hervorragend. Durch die Doppelbelegung erhält man trotz der kompakten Abmessungen sehr viele klangliche Möglichkeiten: Von dezenter Reflektion einer realistischen Räumlichkeit, bis hin zur abgefahrenen Hallfahne, die zu leben scheint, ist beim Meris Mercury 7-Pedal alles möglich. Da es kein Display gibt, sollte deswegen zu Beginn immer die im Lieferumfang enthaltene Betriebsanleitung griffbereit in der Nähe liegen, zumindest bis man alle Funktionen auswendig kennt. Danach macht das Reverb-Pedal einfach nur noch Spaß. Der Einsatz im Studio ist dann genauso möglich, wie auf der Bühne. Auch der geforderte Preis geht bei dem Klang und den gebotenen Parametern völlig in Ordnung. Dafür erhält man einen Spitzen-Hall für Synthesizer und viele andere Instrumente.

Pro
  • Fantastischer Klang
  • Von dezenter Reflektion bis hin zur abgefahrenen Hallfahne alles möglich
  • Stabile und stylische Hardware
  • Kompaktes Format
  • Großes Parameterangebot
Contra
  • Lernphase für die Doppelbelegung aller Drehregler nötig
Das Meris Mercury 7 Effektpedal bietet hervorragenden Klang und praxisgerechte Funktionen. (Foto: Thomann)
Das Meris Mercury 7 Effektpedal bietet hervorragenden Klang und praxisgerechte Funktionen. (Foto: Thomann)

Weitere Informationen zu diesem Produkt gibt es auf der Webseite des Herstellers.

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