M-Audio M3-8 Test

Der Studiomonitor M-Audio M3-8 bei bonedo im Test – Drei Wege sind bei größeren Studiomonitoren fast Standard und so findet man sie beispielsweise auch bei der Neumann KH310, der Genelec 8260, der EVE Audio SC307 und der PSI Audio A25M, sowie an meiner geliebten ME Geithain RL-901 vor. In der Klasse der Budget-Speaker hingegen sind drei Wege allerdings eher selten anzutreffen, wobei Ausnahmen wie die Fostex PM641 natürlich nur die Regel bestätigen.

M-Audio_M3-8_01_Aufmacher
Die M3-8 ist eine recht imposante Erscheinung.


Warum aber drei Wege? Nun, dieses Prinzip hat zum einen den Vorteil, dass einzelne Treiber weniger belastet werden, zum anderen können die Treiber mit ihrem engeren Arbeitsband besser auf die mechanischen Belastungen angepasst und somit einfacher optimiert werden. Derartige Speaker bewegen sich, was ihren optimalen Hörabstand anbelangt, meist aber bereits in der Rubrik der Midfields, preislich sind sie für die meisten Home-User sowieso im „finanziellen Farfield“.
Die heute zum Test stehende M-Audio M3-8 ist zum Glück aber deutlich günstiger und hat neben ihren drei Wegen sogar noch eine weitere Besonderheit zu bieten, da ihr Mittel- und Hochtontreiber in einem Koaxialsystem integriert ist, was dem theoretischen Ideal des Punktstrahlers deutlich näher kommt. Dieses Prinzip kennt man wiederum vielleicht schon von ausgewählten Zwei-Wege Systemen wie Equator D5 und Q10 sowie Prodipe TDC 5, TDC 6 und TDC 8. Und wenn allein das kein Grund zum Test wäre, spätestens das gemütlich-rustikale Wohnzimmer-Dekor der M-Audio M3-8 wäre es. Und auf geht es!

Details

Die M-Audio M3-8 ist als aktiver Drei-Wege-Nahfeldmonitor mit einem 8-Zoll Woofer und einem 5-Zoll-Mitteltontreiber aus Kevlar ausgestattet. Bei dem 1″ Hochtöner handelt es sich hingegen um einen Silk-Dome (Seidenkalotte). Mittel- und Hochtöner sind koaxial angeordnet, was heißt, dass direkt übereinander liegen (“ko-axial”). Das sorgt nicht nur für Platzersparnis, sondern vermeidet vor allem Laufzeitunterschiede zwischen Hoch- und Mitteltonbereich, weshalb man mit diesem hier angewandten Prinzip der theoretisch idealen Punktschallquelle schon sehr nahe kommt. Zur besseren Wellenformung und Ankopplung an das Gehäuse sitzt der Hochtontreiber außerdem in einem integrierten Waveguide.
Das Gehäuse besteht aus MDF, welches an den Seiten mit schwarzem Vinyl foliert wurde. Im Gegensatz zum etwas nüchternen Rest des Gehäuses besitzt das Front-Panel allerdings ein Finish aus dunklen, rotbraunen Echtholzfurnier, welches sich wirklich sehen lassen kann! Die eingelassenen Treiber sind zudem mit einem Ring aus Kunststoff verblendet.

Der Hochtontreiber der M3-8.
Der Hochtontreiber der M3-8.

Mit einer Größe von 434 x 268 x 285 mm (HxBxT) gehört die M3-8 außerdem zu den größeren Kalibern im Nahfeldbereich (Nearfield), was sich auch am Gewicht bemerkbar macht: Mit 12,8 kg drückt eine Box auf die Waage. Ein Hörabstand von mindestens einem Meter zum Betreiben eines Lautsprechers dieser Größe würde ich anraten. Somit dürfte in den meisten Fällen eine Aufstellung auf Stativen unverzichtbar sein. Wie bei den meisten Studio-Monitoren üblich, kommt dabei auch das Bassreflexprinzip zur Anwendung. Die erforderliche Bassreflexöffnung befindet sich in Form eines länglichen Schlitzes auf der Rückseite.
Die Frequenzweiche trennt den Hoch- und Mitteltonbereich bei 3,9 kHz und den Mittel- und Tieftonbereich bei 450 Hz voneinander ab. Dies geschieht vor der eigentlichen Verstärkung, welche von separaten Class-A/B-Endstufen erledigt wird. Es handelt sich also um Tri-Amping: Während der Tiefton satte 150 Watt (RMS) Leistung abbekommt, erhalten Mittel- und Hochton jeweils 35 Watt (RMS) spendiert, was vollkommen ausreichend ist.

Der Tieftontreiber der M3-8.
Der Tieftontreiber der M3-8.

Aber auch die Rückseite der M3-8 bietet angenehme Überraschungen. So verfügt der M-Audio Speaker neben einem Poti zur Anpassung der Lautstärke auch über insgesamt drei Filter zur Raumanpassung. Mit Hilfe von drei Potis können die Bereiche 100 Hz, 1 kHz und 10 kHz um jeweils 6 dB verstärkt oder abgeschwächt werden. Es kann aber auch noch ein HPF bei 60 Hz oder 80 Hz hinzugeschaltet werden, wobei dieser allerdings nur die wenigsten resonante Räume entschärfen dürfte und damit eher für die Kombination mit Subwoofern ohne Bassmanagement gedacht sein wird. Noch tiefere Frequenzen im „nicht hörbaren“ Bereich, werden hingegen mit Hilfe des nicht deaktivierbaren Infraschallfilters abgefangen, alle anderen Klanganpassungen können hingegen mit Hilfe eines Kippschalters bei Bedarf auf Bypass gestellt werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Das rückseitige Terminal mit allen Anschlüssen und Fitern.

Verbindungsseitig erlauben die Lautsprecher sowohl den symmetrischen Anschluss via XLR als auch den via 6,35 mm Klinke. Aber auch unsymmetrische Verbindungen per Cinch sind möglich. Unter der Haube verrichten außerdem noch einige Schutzschaltungen ihren Dienst. So sorgt beispielsweise ein Überhitzungsschutz dafür, dass Beschädigungen temperaturempfindlicher Bauteile vermieden werden, indem die Monitore automatisch abgeschaltet werden, sobald eine kritische Betriebstemperatur erreicht wird. Weiterhin wird mit Hilfe eines Transientenfilters sowie einem eingebauten Limiter verhindert, dass laute “Pops” oder eine prinzipielle Überbeanspruchung der Membranen zu Defekten führt.
Neben einer kurzen Bedienungsanleitung gehören zum Lieferumfang der M3-8 auch noch das passendem Netzkabel sowie ein Paar aufklebbarer Isolier-Pads zur Entkopplung der Monitore von der Aufstellfläche. Ob diese allerdings hörbare Wirkung erzielen, wage ich aufgrund der Schmalheit zu bezweifeln. Sie schützen die Bodenfläche der Monitore immerhin vor unerwünschten Kratzern, was ja auch nicht schlecht ist.

Ein paar Moosgummiaufkleber dürfen heutzutage nicht mehr fehlen, helfen tuen sie aber selten!
Ein paar Moosgummiaufkleber dürfen heutzutage nicht mehr fehlen, helfen tuen sie aber selten!

Praxis

Für den Hörtest wurden diese beiden Monitore einmal mit einem Abstand von etwa 1,5 Meter zueinander leicht eingedreht im Stereodreieck platziert, denn allzu nah sollte man meiner Erfahrung nach bei Koaxial-Systemen nicht vor dem Lautsprecher sitzen. Die Aufstellung erfolgte dabei trotzdem – wie immer – auf Stativen, welche frei im Raum, hinter dem Schreibtisch und mit einem Wandabstand von etwa 2 Metern positioniert wurden. Die beiliegenden Isoliermatten wurden beim Testaufbau natürlich auch verwendet, allerdings sind sie diese eher für die Schonung des Bodens als zur Entkoppelung von ebendiesem zu gebrauchen. Um einen möglichst unverfälschten, puren Höreindruck zu gewinnen, wurden zunächst keinerlei Filter aktiviert.

Die M3-8 ist eine recht imposante Erscheinung.
Die M3-8 ist eine recht imposante Erscheinung.

Die M3-8 bot dabei ein recht durchwachsenes Hörergebnis: Während sich der Bassbereich zwar angenehm rund präsentierte, mangelte es ihm aber bei sehr schnellen, perkussiven Signalen etwas an Schnelligkeit der Transienten und damit Impulstreue, sodass der Bass ein wenig detailarm wirkt, obwohl er sehr kräftig ist. Dieses Phänomen ist im Preissegment der M-Audio’s jedoch keine Seltenheit und sollte deswegen nicht überdramatisiert werden. Der Mittenbereich wirkt im Gesamtmix hingegen ein wenig zu dezent und vor allem im Bereich der Übernahmefrequenzen auch ein wenig undeutlich, sprich unpräzise und undifferenziert. Dies könnte auch bauartbedingt sein, also mit der hier verwendeten koaxialen Anordnung zusammenhängen. Der Hochtonbereich spielte im Gesamtbild zwar wiederum auch ein wenig zurückhaltend, allerdings empfand ich dies als durchaus angenehm und deshalb wird das zunächst positiv vermerkt.
Nachdem der erste Eindruck in neutraler Einstellung ein wenig verhalten ausfiel, galt es nun, mittels Hilfe der Filter zu experimentieren und die Anlaufschwierigkeiten zu korrigieren, wobei anzumerken ist, dass wahrscheinlich gar keine “richtigen” Filter verbaut wurden, sondern die drei Potis lediglich separate Lautstärkeregler für die einzelnen drei Wege darstellen. In meinem konkreten Fall stellte sich letztendlich eine Einstellung von -1 dB (Bass), +2 dB (Mittentöner) und +3,5 dB (Hochtöner) als besonders geeignet heraus, um die oben beschriebenen Phänomene zu kompensieren. Dadurch fällt aber auch das etwas höhere Grundrauschen etwas mehr auf, was sich bei größeren Hörabständen aber dennoch durchaus relativieren sollte. Die Verwendung des Low-Cut-Filters hingegen erschien mir aufgrund meines großen Wandabstandes der Boxen wiederum nur wenig sinnvoll, und wenn, dann nur im Verbund mit einem Subwoofer praktisch.
Meine Mühen wurden entlohnt und nach einem weiteren Hörtest meinte ich fast, einen anderen Lautsprecher vor mir zu haben. Löblich also, dass M-Audio trotz der für mich eher nur mittelmäßigen Werksabstimmung genügend Spielraum für das Finetuning berücksichtigt hat. Nun konnte ich mich auch auf Dinge, wie Stereo-Gleichheit und Größe des Sweetspots konzentrieren. Die Stereomitte ist dabei ziemlich präzise und definiert, die Größe des Sweetspots hingegen nicht besonders groß. Damit liegen diese Speaker im guten Durchschnitt, sind allerdings – um es auf den Punkt zu bringen – auch nicht besser, als bei einem vergleichbaren 2-Wege-System im gleichen Preis-Leistungsbereich. Trotzdem bleibt weiterhin festzustellen, dass die M3-8 bei normalen Musikkonsum zwar angenehm unaufgeregt und gutmütig klingt, ihr es für chirurgische Mix-Präzisionseingriffe aber weiterhin an wichtigen Details fehlt, beispielsweise an Rauminformationen. Das fällt gerade bei Stimmen auf, die irgendwie leicht „verwaschen“ und „lispelnd“ erklingen. Die maximale Lautstärke der Speaker war hingegen eher überdurchschnittlich.

Fazit

Die M-Audio M3-8 hinterlassen in Anbetracht ihres günstigen Preises ein insgesamt guten Eindruck. Der Look ist edel, die Verarbeitung gut und nach etwas Herumexperimentieren weiß dann auch der Klang zu gefallen. Wer bereit ist, etwas Zeit in die Feinjustage zu investieren, bekommt hier also einen soliden 3-Wege-Lautsprecher, der sich hören und sehen lassen kann. Gerade Anfänger und reine Musikkonsumenten kommen hier definitiv auf ihre Kosten. Ambitionierte Klangtüftler, die einen Speaker zum Mischen und Mastern suchen, sollten allerdings deutlich tiefer in das Portemonnaie greifen, da die M3-8 leider etwas zu undifferenziert klingen. Trotzdem: Alles in allem erhält man einen üppig ausgestatteten und recht großen, lauten Allrounder, und das zu einem mehr als fairen Einstiegspreis.

PRO:
  • umfangreiche Möglichkeiten zur Klanganpassung
  • Edles Erscheinungsbild mit guter Verarbeitung
  • professionelle Anschlussmöglichkeiten
  • günstiger Preis
CONTRA:
  • 
mäßige Werksabstimmung

  • undifferenziert im Bereich der Übernahmefrequenzen
M-Audio_M3-8_02_HF
Der Hochtontreiber der M3-8.
FEATURES:
Aktiver 3-Wege Studio Monitor
  • Inline/co-axialer Mitten-/Hochtöner
  • 8″ Kevlar Tieftöner
  • 5″ Kevlar Mitteltöner
  • 1″ Silk Dome Hochtöner
  • 3 Verstärker mit 220 W Gesamtleistung
  • 150W LF / 35W MF / 35W HF
  • Trennfrequenz: Tiefen/Mitten 450Hz
  • Mitten/Höhen 3900Hz
  • Frequenzbereich: 40 – 20000 Hz
  • Eingebauter 3-Band EQ mit je +/- 6dB cut/boost bei 100Hz, 1000Hz und 10000Hz
  • EQ mit Bypass-Schalter
  • Low-Cut Filter: 60Hz und 80Hz
  • Eingangsimpedanz: 20 kOhm sym, 10 kOhm unsym.
  • Anschlüsse: XLR und 6,3 mm Klinke sym., 6,3 mm Klinke unsym.
  • Bassreflexöffnung und alle Einstellmöglichkeiten auf der Rückseite
  • Front mit Echtholzfurnier
  • Schutzschaltung für Überhitzung
  • Subsonic-Filter und Übersteuerung
  • Maße: 268 x 434 x 285 mm
  • Gewicht: 12,8 kg
Preis:
  • EUR 349,- (UVP)
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • umfangreiche Möglichkeiten zur Klanganpassung
  • Edles Erscheinungsbild mit guter Verarbeitung
  • professionelle Anschlussmöglichkeiten
  • günstiger Preis
Contra
  • mäßige Werksabstimmung

  • undifferenziert im Bereich der Übernahmefrequenzen
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M-Audio M3-8 Test
Für 319,00€ bei
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Die M3-8 ist eine recht imposante Erscheinung.

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Profilbild von ash

ash sagt:

#1 - 17.08.2014 um 00:01 Uhr

0

Hi,Aren't coaxial based 3-ways better suited for nearfield than the usual 3-ways due to mids and HF emanating from the same point source ?

Profilbild von Felix Klostermann

Felix Klostermann sagt:

#2 - 18.08.2014 um 15:10 Uhr

0

Hi Ash, theoretically you are right, but practically this rule of thumb does not always work. best, felix.

Profilbild von Ash

Ash sagt:

#3 - 23.08.2014 um 18:01 Uhr

0

Curious to know the reason ....

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