Eine Ludwig Supraphonic bedarf nicht vieler Worte. Das wissen am ehesten diejenigen unter uns, die in einem Drumladen arbeiten. Normalerweise stellt man diese Snare als Verkäufer einfach kommentarlos hin, große Erläuterungen braucht es in der Regel nicht.
Warum das so ist, erklärt sich durch die Geschichte der Trommel: Es war die Supraphonic, mit der Ludwig weltweit den Standard für Snare Drums setzte. Sie wurde 1955 erstmalig in einer Messingversion und den Maßen 14 x 5 unter dem Namen „Super Ludwig“ vorgestellt. Die 14 x 6,5 Version wurde erst 1960 ergänzt. Den Messingkessel ersetzte man schon nach kurzer Zeit aus Kostengründen durch einen nahtlos gezogenen aus Aluminium (LudAloy), der bis heute Verwendung findet. 1963 benannte man die Super Ludwig in Supraphonic um.Die LM 400/402 ist bis heute eine tragende Säule in der neu erblühten Firma Ludwig und historisch gesehen wahrscheinlich die am häufigsten aufgenommene Snaredrum der Welt. Ich jedenfalls kenne kaum einen Drummer, der nicht mindestens eine aus der legendären Reihe sein eigen nennt.
Anzeige
Details
Die 14 x 6,5 Supraphonic trägt die bekannte Typenbezeichnung LM 402 (Bonham Snare!), unter der sie vielen Fans geläufig ist. Der nahtlos gezogene Aluminiumkessel ist verchromt und verfügt über eine mittige Sicke. Mit den sogenannten „Imperial Lugs“ besitzt sie zehn stylische Spannböckchen, die es leicht verändert schon seit 1935 gibt.
Als Spannreifen kommen 2,3 mm starke aus Stahl von hervorragender Qualität zum Einsatz und als Abhebung dient die seit 1980 verwendete Version des P-85 Strainers. Der Ludwig Snareteppich entspricht einfachem Taiwan-Material, Resonanz und Schlagfell entstammen Ludwigs Hausmarke. Alle Stimmschrauben sind mit einem Gummiring gegen das Herausfallen aus dem Spannreifen beim Fellwechsel gesichert.
Ganz gespannt entnehme ich die14 x 6,5 Supraphonic dem Karton, der mir schon die magischen Worte „Ludwig Drums“ flüstert. Sofort liegt mir der Snaresound sämtlicher Led Zeppelin DVDs und Platten in den Ohren. Meine Erwartungshaltung steigt proportional mit jedem Drummer, der sie gespielt hat und mir in den Sinn kommt: John Bonham, Ian Paice, Carmine Appice, Keith Moon, Charlie Watts, Steve Gadd, Joe Morello, Mitch Mitchell, Roy Haynes, Buddy Rich, John Densmore, Hal Blaine, Nick Mason, Roger Taylor, Bun E. Carlos, eigentlich fast alle … Aber jetzt Butter bei die Fische: Sind sie noch genau so gut wie früher?
Gleich vorweg: Die Snare hat absolut nichts von ihrem Charme verloren. Sie ist einfach, schlicht und schön. Die Verchromung von Kessel, Reifen und Böckchen ist mit Sicherheit besser als sie jemals zuvor war. Da die Trommel noch nicht gestimmt ist, fange ich mit dem Resonanzfell an. Ich stimme es bretthart für eine bestmögliche Teppichansprache. Dabei fällt mein Blick auf den 24-spiraligen Low-Budget-Taiwan-Teppich, der einer lebenden Legende eigentlich unwürdig ist. Da hilft auch die Ludwig-Gravur nichts. Aber auch mit ihm bekommt man einen akzeptablen Sound und Ansprache hin. Nichtsdestotrotz wäre ein guter Teppich hier eine deutliche Verbesserung.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Supraphonic im EinsatzSuprasonic Gussring
Absolut inakzeptabel ist leider die P85 Snare-Abhebung, die in diesem Jahr seit dreißig Jahren ihren Dienst an Ludwig-Snares verrichtet. Sie ist meist hakelig und manchmal nur mit zwei Händen zubedienen. Überspitzt könnte man sagen, dass diese Abhebung nach Anbringen am Kessel schon ihre Belastungsgrenze erreicht. Man könnte so etwas auch „Sollbruchstelle“ nennen. Ich versuche nun, den Teppichgegen einen hochwertigeren auszutauschen. Das formschöne, massive Butt-End (Gegenstück zur Abhebung) lässt sich vorbildlich mit demStimmschlüssel öffnen. Aber für die P85 Abhebung auf der anderen Seitebraucht man einen Kreuzschraubenzieher. Ich werde nächste Woche denTest weiter schreiben, wenn ich meinen gefunden habe 😉 Solche Schwachstellen sind meist auf unumstößliche firmeninterne Gründezurückzuführen, technisch begründen kann man das nicht. Meine Empfehlung wäre, gleich eine Dunnett-Abhebung anzubringen, die derzeit wohl die beste Abhebung am Markt ist und passt, ohne dass Löchergebohrt werden müssen. Damit sollte zumindest in diesem Bereich aufabsehbare Zeit allen Problemen vorgebeugt sein.
Was fällt mir noch auf?
Die Snare lässt sich gut stimmen, ist crisp, warm und hat einen sauberen Oberton. Der Stimmumfang reicht problemlos von funky tight bis zur fetten AC/DC Snare. Pressrolls lassen sich mühelos spielen und nachdem Wechsel vom dicken Ludwig Fell auf ein Remo Ambassador stellt sich endlich auch ein weiches Spielgefühl ein. Auffällig bei Ludwig sind die extrem geschmeidigen Gewinde. Ein „Schnick“ am Stimmschlüssel und die Gewinde laufen los. Das ist super beim Fellwechsel, hat aber den Nachteil, dass sich die Trommel schnell verstimmt. Klanglich ist aber ganz schnell klar, warum diese Trommel denStandard für einen guten Snaresound gesetzt hat. Sie passt von Dave Brubeck bis zu Led Zeppelin und nahezu zu jedem Drumset. Und was haben Led Zeppelin, Jimi Hendrix, The Rolling Stones, Deep Purple und The Who gemeinsam? Nein, es ist nicht ihre damalige Affinität für zu enge Hosen. Aber die Supraphonic ist fast ausnahmslos auf allen ihren Platten zu hören. Und welches Instrument kann das schon von sich behaupten? Auf den Punkt gebracht hat das Udo Masshoff: When RollingStones rock and roll through the Doors of a Deep Purple Led Zeppelin they realized you can perform like a Queen with a Supraphonic on a Black Sabbath. Yes, it´s not a Cheap Trick, but don´t Rush before a White Snake gives you a KISS.
Anzeige
Eine Ludwig Snare genießt bei den meisten Drummern einen so hohen Stellenwert, dass auch eine inakzeptable Abhebung in Kauf genommen wird, weil es halt eine Ludwig ist. Aber bekanntermaßen ist niemand perfekt. Trotzdem wäre es nach 30 Jahren an der Zeit für eine vernünftige Abhebung, die auch preislich nicht besonders ins Gewicht fallen würde. Sieht man davon ab, gehört die Supraphonic zum besten Handwerkszeug, das man sich als Drummer zulegen kann. Ich habe sie bei dieser Gelegenheit auch gleich mit meiner 70’s Ludwig verglichen und muss feststellen, dass man die Trommel heute noch genau so bedenkenlos kaufen kann wie anno dazumal. Wer für die Karriere gerüstet sein will, braucht mehrere Snares. Die Ludwig Supraphonic 14 x 5 und die Ludwig Supraphonic 14 x 6,5 gehören definitiv zu einer professionellen Grundausstattung. Es ist wie eine alte Liebe und völlig egal, welche Snare gerade meine Favoritin ist: Kommt die Ludwig nach langer Zeit wieder zum Einsatz, werden schon beim ersten Roll alle Erinnerungen wach. Wie die an das Parfum der ersten Liebe …
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.