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Lindell Track Pack Deluxe Test

Praxis

Lindell Track Pack Deluxe: erstmal verkabeln

Der Lindell Track Pack Deluxe Test macht klar: Der Channel Strip bringt ordentlich Gewicht auf die Waage, immerhin stecken da fünf ausgewachsene Audio-Transformatoren in einem schweren Voll-Alu-Gehäuse! Das 503 Power hat keinen Handgriff, der würde das Bewegen und das Aus- und Einpacken des Track-Pack-Deluxe etwas einfacher machen, aber so sieht es zugegebenermaßen edler aus.

Was meiner Ansicht nach aber wirklich fehlt, ist eine „Feed“-Funktion, mit der die Ausgangsignale der einzelnen Steckplätze intern an den nächsten Slot weitergereicht werden. In der Praxis bedeutet das nichts anderes, als dass ich zwingend kurze XLR-Patchkabel benötige, wenn ich alle drei Module im Verbund nutzen möchte (diese Patchkabel sind nicht im Lieferumfang des Track-Pack-Deluxe enthalten).

Bei den größeren 500er-Rahmen von Lindell Audio gibt es diese praktische Feed-Funktion und ich wünschte es wäre genau andersherum: Die großen Rahmen finden ihre Heimat wohl eher in einem Studiorack, wo es a.) nicht so wild ist, wenn hinten viele Kabel angesteckt sind, und b.) im Zweifelsfall die Aus- und Eingänge eh auf einer Patchbay hängen. Das kleine 503-Gehäuse hingegen ist ein super Begleiter für den mobilen Recording-Einsatz, und auf dem Arbeitstisch macht es, eventuell sogar als einziger Channelstrip im Homestudio, ebenfalls eine tolle Figur. Nur stört in beiden Fällen der Kabelsalat auf der Rückseite…

Einen Vorteil hat die Nutzung von Patchkabeln allerdings: Man kann durch einfaches Umstecken die Reihenfolge von Kompressor und EQ tauschen. Kompressor und EQ sind mit einem True-Bypass ausgestattet, ist ein Modul deaktiviert, wird das Signal direkt von der Eingangs- zur Ausgangsbuchse durchgeschleift, die Modul-Elektronik selbst ist dann komplett aus dem Signalweg herausgenommen.

Ein gängiges Problem bei 500er-Modulen ist der begrenzte Platz für die Beschriftung der Bedienelemente auf der engen Frontplatte, da macht auch die Beschriftung des Track Pack Deluxe keine Ausnahme: Je nach Lichtverhältnissen ist die weiße Beschriftung auf den bronzenen Frontplatten der Track Pack Deluxe-Module recht schwer abzulesen.

Kabel hinter dem Lunchbox-Gehäuse
Die einzelnen Module müssen vor dem Lindell Track Pack Test mit XLR-Patchkabeln verbunden werden.
Beschriftungsgröße
Je nach Lichteinfall ist die recht kleine Beschriftung schwer abzulesen.

Lindell Track Pack Deluxe Test: Aufnahmen!

Aktuell standen im Studio ein paar Akustikgitarren-Aufnahmen an, eine willkommene Gelegenheit das Track Pack Deluxe in dieser Hinsicht ausgiebig zu testen. Die Recording-Kette: Ein Line Audio CM4 Kleinmembran-Mikrofon mit Nierencharakteristik wurde etwa auf den Hals-Korpus-Übergang der Stahlsaiten-Gitarre ausgerichtet, durchläuft dann den komplette Track Pack Deluxe und endet im Universal Audio Apollo 8, welcher die AD-Wandlung erledigt. Die ersten Aufnahmen einen geschlagenen Akustikgitarre zeigen schon, in welche Richtung es hier geht: Die 6X-500 Mikrofonvorstufe klingt ziemlich druckvoll und sehr markant in den unteren Mitten.

Die Track-Pack-Signale haben den schwer zu beschreibenden Analog-Charme, der manchmal mit „hängt dreidimensional zwischen den Boxen“ beschrieben wird.. Insgesamt erinnert mich der Sound des 6X-500 am ehesten an die gute alte API 312er Vorstufe – auch so ein Preamp, wo ordentlich Eisen-Charakter den Sound prägt! Auf der anderen Seite dieser Medaille würde ich den 6X-500 jetzt nicht als hochauflösenden Feingeist bezeichnen, oder anders ausgedrückt: Der 6X-500 wäre jetzt nicht meine erste Wahl für Klassikaufnahmen. Dafür ist er – meiner Ansicht nach – auch nicht gebaut.

Audio Samples
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Akustikgitarre, Preamp Akustikgitarre, plus Kompressor Akustikgitarre, Preamp, Kompressor, EQ


Zum Vergleich eines „Trafo-gefärbten“ mit einem „cleanen“ Sound habe ich meinen passiven Jazzbass aufgenommen, und zwar gleichzeitig über den 6X-500 und den High-Z-Eingang des Universal Audio Apollo Interface. Für diese Bass-Aufnahmen musste ich übrigens die meine DI-Box wieder hervorkramen, das Track Pack Deluxe besitzt nämlich keinen High-Z-Eingang! Ob das ein Nachteil ist, muss jeder selbst entscheiden, ich selbst habe genügend High-Z, bzw. Instrumenteneingänge im Studio, aber wer das Track Pack Deluxe als den einen Kanalzug für alles verwenden möchte, wird eventuell den Instrumenteneingang vermissen.

Audio Samples
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Jazzbass, Track Pack Deluxe Jazzbass, UAD Apollo High Z
Lindell-Logo
Logo auf der Oberseite des Housings

1176 im Blut

Der 7X-500 Kompressor hat mich bei den Gitarrenaufnahmen anfangs gefordert, das Arbeiten mit nur drei schaltbaren Timing-Werten benötigt etwas Umgewöhnung. Generell finde ich die gewählten Timing-Parameter praktikabel, dennoch war ich heilfroh, dass Lindell den 7X-500 mit einem COMP-MIX-Regler aufgepeppt hat: Diesen Regler habe ich bei anfangender „Über-Komprimiertheit“ der Gitarre einfah in Richtung „Dry“ gedreht und alles war wieder gut (zu hören in den Audio-Beispielen). Sehr gut gefiel mir auch das Side-Chain-Filter, das bei 100 oder 300 Hz ansetzt. Dieses Filter ist ein weiteres „modernes“ Feature, welches der originale 1176 von Urei nicht bieten kann! Ich gehöre ja Instrumenten-technisch der Tiefton-Fraktion an und die Möglichkeit, die energiereichen Bässe aus dem Kompressions-Vorgang herauszunehmen, nutze ich sehr oft um druckvolle, aber immer noch pump-freie und transparente Sound zu erzielen.

Audio Samples
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Akustik-Picking, clean Akustik-Picking, überkomprimiert, SC-Filter 100 Hz Akustik-Picking, MIX-COMP@5

Gitarre mit Pultec-Trick

Die Besonderheit eines Pultec-EQs, und seinen Derivaten wie dem Lindell Audio PEX-500 ist ja die Möglichkeit des simultanen Anhebens und Absenkens derselben Frequenz. Gerne genutzt, um zum Bassdrums knackig und druckvoll klingen zu lassen. Aber auch bei anderen Signalen funktioniert dieser „Trick“: In den Beispielen hört man zuerst die cleane Gitarre, dann wurde mit dem Bass-Boost bei 100 Hz ordentlich Gas gegeben, das zweite Audiobeispiel klingt entsprechend matschig. Diesen Bass-Mulm kann mit dem ATTEN-Regler wieder „einfangen“, der Druck bliebt, der Matsch geht.

Audio Samples
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Gitarre, clean Gitarre, BOOST@100Hz Gitarre, BOOST/ATTEN@100Hz

Drums in der Mangel

Zum Abschluss habe ich noch eine mono Drum-Aufnahme durch den Lindell Track pack Deluxe gejagt. Hier kann der 7X-500Kompressor zeigen, was er draufhat, inklusive der 100:1 Ratio-Einstellung, die dem all-buttons-Mode des 1176 entsprechen soll. Der COMP-MIX-Regler erlaubt die Nutzung der Parallel-Kompression, zur Verdeutlichung habe ich eine kleine Regler-Fahrt von unbearbeitetem „dry“-Signal zum voll, mit 100:1 komprimierten „wet“-Signal aufgenommen.

Audio Samples
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Drums, clean Drums, 12:1, Release slow Drums, 100:1, Release medium Drums, COMP-MIX „dry“ zu „wet“

Lindell Track Pack Test: Etwas doppelt, was anderes fehlt

Da Lindell Audio sein Track Pack Deluxe ja als kompletten Channel-Strip anbietet, fallen mir zwei Dinge auf, die sich allerdings nur aus der Betrachtung des „Gesamtpakets“ ergeben: Zum einen bezahlt man das Höhen- und Tiefenband im Prinzip doppelt, an Vorstufe und Equalizer ist das Boost-Band für Bässe und Höhen identisch vorhanden. Anstatt dieses EQs würde ich mir am 6X-500 ein durchstimmbares Low-Cut-Filter wünschen. Aktuell gibt es weder am 6X-500, noch am PEX-500 die Möglichkeit, tieffrequenten Störschall während der Aufnahme herauszufiltern (was zumindest in meinem Workflow eigentlich immer vor der Klangbearbeitung mit einem Pultec-Style EQ erfolgt). Zum anderen besitzt der Track Pack Deluxe wie gesagt keinen High-Z-Eingang. Auch hierfür wäre Platz, wenn man den EQ im Preamp weglassen würde.

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