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Laney Nexus Studio Live Test

Praxis

Einen Bassamp, den man als Recording-Interface verwenden kann, hatte ich bisher noch nicht in meinem Testlabor. Daher bin ich wirklich gespannt, ob das Setup auf Anhieb problemlos funktioniert. Mit einem Standard USB-Kabel verbinde ich also den Nexus mit meinem Apple Rechner und starte Logic. In den Logic-Audioeinstellungen muss ich dann nur noch die USB-Verbindung auswählen, und fertig ist das Recording-Setup. Das geht richtig schnell vonstatten und Logic nimmt meinen Bass als Stereospur mit dem reinen USB-Signal auf der linken Seite und dem Amp-Signal inklusive aller Einstellungen auf der rechten Seite auf. Das Monitoring mit dem Kopfhörer läuft ebenfalls über den Nexus, dafür muss man nur den Source-Switch auf der Rückseite des Amps auf “USB” stellen. Wenn man mit der Aufnahme glücklich ist, schaltet man die aufgenommene Bassspur auf Mono und hört somit nur noch das Basssignal mit allen Verstärkereinstellungen auf beiden Seiten – das war zumindest bei meinem Setup mit Logic X der Fall. Sollte man mit dem Basssound dann noch nicht ganz zufrieden sein, kann der Nexus die immer noch vorhandene, saubere USB-Bassspur per Re-Amp Buchse wieder zum seinem Eingang schicken und mit anderen Einstellungen einfach noch einmal aufnehmen.

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Die Aufnahmequalität des integrierten Interface ist absolut in Ordnung – das cleane Basssignal klingt über das Nexus Interface zwar etwas flacher und nicht ganz so fein aufgelöst wie beispielsweise mit meinem Apogee Duet, der Unterschied ist aber nicht wirklich weltbewegend. Insgesamt ist die Recording-Möglichkeit wirklich eine clevere Lösung, um den Bass mit allen Klangmöglichkeiten des Nexus schnell und unkompliziert im Homestudio oder sogar unterwegs im Hotel auf ein iPad zu bannen. Zumal der neueste Laney-Bassamp in Sachen Sound wirklich einiges zu bieten hat. Der Grundklang des Tops ist zu meiner Überraschung erstaunlich neutral – jeder Bass behält im Wesentlichen seinen Charakter, so lange man die Finger von den zahlreichen EQ-Reglern lässt. Der Nexus gibt den Klang detailreich wieder und stellt keine bestimmte Frequenz in den Vordergrund. Im unteren Bereich klingt er durch die Röhre in der Vorstufe allerdings etwas “butteriger” und wärmer als beispielsweise meine Micro-Transistor-Tops. Für das folgende Audiobeispiel habe ich den Gain-Regler relativ weit aufgedreht, damit der warme Charakter und die leichte Kompression der ECC83-Rühre deutlicher zu hören sind. Nacheinander schalte ich außerdem durch die vier EQ-Presets des Shape-Reglers – der erste Durchgang repräsentiert den neutralen Sounds, darauf folgt ein leichter Mid-Scoop, gefolgt von einem deutlicheren Mid-Scoop. Der letzte Sound pusht schließlich die Mitten. Alle Einstellungen sind praxistauglich und verändern den Sound nicht allzu zu extrem. Sie eignen sich dadurch hervorragend, um den Grundcharakter des Amps an die bevorzugte Spielweise oder den Musikstil anzupassen. Im zweiten Audiofile hört ihr den Nexus nochmals mit neutraler EQ-Einstellung. Den Gainpegel habe ich hier jedoch drastisch erhöht, damit die Vorstufe den Bass verzerrt. Extreme Hi-Gain Kreissägen-Sounds sind mit dem Nexus zwar nicht drin, die Verzerrung klingt aber organisch und schmutzt den Basssound schön an.

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Die vier EQ-Presets des Shape-Reglers Hi Gain mit neutralem EQ

Auch der normale Dreiband-EQ liefert sehr musikalische Ergebnisse und wirkt eher subtil, fast wie ein passiver EQ. Die einzelnen Bänder lassen sich durchaus beherzt einsetzen, ohne den Bass völlig aus der Spur zu bringen, und der extrem breit ausgelegte Mittenbereich von 100Hz bis 5kHz beschert dem EQ einen hohen Nutzwert. Mit dem Sweep-Regler kann man bequem durch die Frequenzen navigieren, um einen störenden Bereich aufzuspüren und zu eliminieren, oder eine unterrepräsentierte Mittenfrequenz gezielt zu pushen. Der Tilt-Regler packt deutlich kräftiger zu als der zentrale Dreiband-EQ und liefert an beiden Enden der Skala fast schon zu extreme Sounds. Auf dem Reglerweg liegen aber viele Klangvariationen, die in der Praxis bestens funktionieren. Das Bestechende am Tilt-EQ ist vor allem, dass er blitzschnell Ergebnisse liefert – wer auf voluminöse, eher bedeckte Sounds steht, dreht den Tilt-Regler ein Stück nach links, für knackigere und drahtigere Bässe geht man einfach in die entgegengesetzte Richtung. Im Audiobeispiel zum Tilt-EQ drehe ich den Tilt-Regler von der Mittelposition erst nach links und anschließend komplett nach rechts, damit ihr die komplette Palette der resultierenden Sounds hören könnt.

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Tilt-EQ Soundbeispiele
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Im Gegensatz zum Tilt-EQ wirkt sich das Touch-Feature zu gering auf den Sound auf, um es anschaulich in einem Audiobeispiel präsentieren zu können. Umso erstaunlicher ist aber, dass man den Unterschied wirklich deutlich spürt! Wenn der Touch-Regler rechts steht, fühlt sich der Sound etwas träger und schwerfälliger an, gegen den Uhrzeigersinn gedreht reagiert der Amp deutlich schneller und fühlt sich in der Tat kompakter und knackiger an – wer viel slappt oder gerne staccato-mäßige Bassläufe abgefeuert, wird dieses Setting deshalb bevorzugen. Ich mochte eigentlich beide Einstellungen, je nachdem was für einen Musikstil oder welches Instrument ich mit dem Nexus gespielt habe. Wie stark der jeweilige Effekt ist, hängt allerdings auch von den verwendeten Boxen und der akustischen Situation im Raum ab. Ich hatte jedoch immer das Gefühl, dass die Unterschiede mit größeren Boxen deutlicher zu Tage treten. Laut Laney soll sich die Reaktionzeit der Röhre dann noch zusätzlich beschleunigen lassen, wenn man den Touch-Regler heraus zieht. Ich konnte hier aber ehrlich gesagt weder einen deutlich hörbaren, noch einen fühlbaren Effekt feststellen, auch nicht mit weit aufgerissenem Gain-Regler (und entsprechend stark angefahrener Röhre).
Deutliche Auswirkungen auf den Sound haben allerdings die Effekte des Nexus, und ich finde die Qualität aller drei Geschmacksrichtungen durchaus in Ordnung. Besonders erwähnenswert ist das hervorragende Tracking des Interval-Effekts, von dem sich so mancher Bodentreter ein Scheibchen abschneiden könnte. Der Quintensound macht wirklich Spaß bei solistischen Bassparts und mit dem Fokus-Regler hat man zumindest etwas Einfluss auf die Klangfarbe und die Intensität des Effekts.

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Interval-Effekt – Octave Interval-Effekt – Quinte Space Hall Space Chorus

Ich kann in diesem Test unmöglich alle Klangmöglichkeiten des ungeheuer üppig ausgestatteten Nexus SL darstellen. Jeder Interessent sollte ohnehin zu Hause in Ruhe prüfen, ob er eine Verwendung für derart viele Features hat. Letztendlich ist der Nexus aber ein wirklich klasse klingender Amp, der mit seiner satten Leistung von insgesamt 1000 Watt auf riesigen Bühnen genauso eingesetzt werden kann wie im Studio oder zum Üben und Aufnehmen in den eigenen vier Wänden. Das muss dem britischen Alleskönner erst einmal jemand nachmachen!

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