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Korg KRONOS X Test

Gut anderthalb Jahre ist es her, dass Korg in Deutschland den KRONOS präsentierte. Nicht nur mit dem Ziel, die Konkurrenz abzuhängen, sondern auch, um das etwas heruntergekommene Image der Gattung Workstation zu reparieren. Endlich sollte es ein Instrument geben, dass alle denkbaren Keyboardsounds in kompromissloser Qualität verfügbar macht.

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Da der KRONOS jetzt seit einem Jahr auf dem Markt ist und sich auf den Bühnen und in den Studios der Welt bewähren musste, ist es vielleicht einmal Zeit für eine Zwischenbilanz. Wir haben das Erscheinen des neuen Modells KRONOS X zum Anlass genommen, ein paar Erfahrungen von Usern zu sammeln und die dazugekommenen Hardwarefeatures sowie – fast noch wichtiger – die neue Software-Version 2.0 zu beleuchten. Außerdem haben wir einen kurzen Blick auf die soeben neu erschienene Version 2.0 des KRONOS-Editors geworfen. Wer den KRONOS noch nicht kennt, sollte zunächst einmal das Bonedo Preview sowie den Testbericht lesen.

Details

Hardware
Im Grunde genommen ist der KRONOS X kein neues Modell, sondern entspricht fast komplett dem “alten” KRONOS. Neu sind auf der Hardwareseite lediglich diese Punkte:

  • Die CPU taktet jetzt mit 1,8 statt 1,68Ghz
  • Der serienmäßige 1GB PC-RAM Speicher wurde durch 2 GB Notebook RAM ersetzt.
  • Die Kapazität des SSD Laufwerks wurde auf 62 GB verdoppelt.
Fotostrecke: 3 Bilder Korg KRONOS X 61

Software
Der KRONOS X läuft mit dem Betriebssystem 2.0, welches selbstverständlich auch für das Vorgängermodell kostenlos erhältlich ist. Hier die neuen Features:

  • Ab sofort ist es möglich, auch eigene Samples von der SSD zu streamen. Das war vorher den beiden KRONOS-Pianosamples vorbehalten. Nur ca. 10 % der Samples muss im Sample RAM gehalten werden, der Rest wird bei Bedarf schnell von der Platte geladen. Das heißt, dass bei einem freien RAM von 1 GB jetzt bis zu 10 GB große Samples benutzt werden können.
  • Der Import von Akai- und Soundfont-II-Samples wurde verbessert; hier kam es in der Vergangenheit vor allem bei großen Dateien öfter zu Problemen.
  • Es lassen sich nun auch Samples mit 16 Velocityzonen (z.B. Scarbee Rhodes) abspielen, da die zwei Oszillatoren des HD1-Sampleplayers mit jeweils acht Layers belegt werden können.
  • Die Sampleverwaltung wurde verbessert. Alle Samples bekommen nun ID-Nummern, so dass Programme sie immer wiederfinden, auch wenn die dazugehörigen Samples woanders hin verschoben wurden. Das erleichtert z.B. den Austausch von sample-basierten Programmen von einem KRONOS zum anderen.
  • Es wird nun eine zweite SSD unterstützt, die man sich bei Bedarf einbauen lassen kann.
  • Die Datenübertragung vom Computer zum KRONOS funktioniert ab sofort auch über Netzwerkkabel (USB-Ethernet-Adapter vorausgesetzt). Das geht wesentlich schneller als per USB, was vor allem bei großen Samples nützlich ist. Der KRONOS wird in diesem Fall per FTP-Programm wie ein Server angesprochen.

 Wer noch im Besitz des ursprünglichen KRONOS ist, kann diesen übrigens per Upgrade Kit (ca. 400 Euro) zum KRONOS X aufrüsten.

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Praxis

Alles in allem war der KRONOS ja schon in der ersten Version ein sehr gelungenes Gerät mit nur wenigen Schwächen. Aber ein Tester wäre kein Tester, wenn er nicht ein wenig auf den Schwachpunkten herumreiten würde, und so kümmern wir uns doch zuerst mal darum.
Das erste, was beim Anschalten auffällt, ist der laute Lüfter. Während er mich beim Test des “Ur”-KRONOS nicht gestört hat und ich mich immer über die zahlreichen Beschwerden in den User-Foren gewundert habe, wird es mir bei diesem Exemplar nun klar. Dieser ist wirklich störend laut. Ein Kollege hat sich für 5,99 Euro (!) einen leiseren eingebaut, und seitdem ist Ruhe. Also, meine Anregung an Korg: ich weiss, dass der Preis des KRONOS sehr knapp kalkuliert ist und man viel Instrument für’s Geld bekommt, aber 5,99 Euro mehr (wohl noch weniger in Serienfertigung) sollte man vielleicht doch ausgeben.
Das zweite, was beim Anschalten auffällt, ist die lange Ladezeit. Diese liegt trotz schnellerem Prozessor und neuer Festplatte leider immer noch unverändert bei 2:15 Minuten. Zumindest für die Karnevalsmusiker unter uns, denen 30 Sekunden Umbaupause reichen müssen, ein gewisses Problem.
So, nach diesen zwei Kritikpunkten nun mal ein wichtiges Lob: keiner meiner zahlreichen Kollegen, die den KRONOS live einsetzen, hat jemals einen Absturz erlebt. Das System läuft, trotz seiner Komplexität, stabil.

Startbildschirm
Startbildschirm

Sound
Was den Sound des KRONOS angeht, habe ich ja schon letztes Jahr viel Begeisterung versprüht. Eigentlich habe ich nur zwei Bereiche gefunden, wo der KRONOS nicht perfekt klingt. Das ist zum einen die Verzerrung in der Orgelengine CX3. Diese klingt dünn und kratzig und so gar nicht nach Röhre.

Audio Samples
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Organ Overdrive intern

Dem lässt sich aber abhelfen, denn in der Effektsektion außerhalb der CX3-Engine finden sich bessere Verzerrer. Also, Overdrive und Leslie in der CX3 deaktivieren und dafür erst einen Röhrenverzerrer und dann den Rotary-Effekt in der IFX-Sektion dazugeben. So bekommt man wesentlich schönere Rockorgeln.

Audio Samples
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Organ Overdrive Workaround

Eine weitere oft geäußerte Kritik betrifft die beiden Klaviersounds des KRONOS. Das German Grand und das Japanese Grand klingen zwar allein gespielt sehr schön authentisch und detailreich, setzen sich in der Band aber nicht so gut durch.

Audio Samples
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German Grand

Doch auch hier lässt sich Abhilfe schaffen, denn Korgs neues Bösendorfer-Sample „Austrian Grand“ funktioniert im Zusammenspiel wesentlich besser. Dieses 232 MB große Sample (Ladezeit ca. 15 sek) ist auf dem KRONOS X bereits als Demo vorinstalliert und muss per (im Korg Webshop für 249 USD zu erwerbenden) Code freigeschaltet werden.

Audio Samples
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Austrian Grand 1 Austrian Grand 2

Aber nun genug der Kritik, denn alle anderen Sounds und Engines des KRONOS klingen super! Die AL1 lässt manch hauptberuflichen VA-Synth blass aussehen, und die E-Pianos sind meilenweit von dem entfernt, was in anderen Workstations bisher so verbaut wurde.

Audio Samples
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Hollywood Strings Stereo Open Brass String Pad Y Stereo Rezbo Saw Strings Keen Lead Hard Sync Lead

Die Sampling-Funktionalität des KRONOS X ist in der Keyboardwelt einmalig. Das Handling so großer Libraries war bisher nur mit Computern möglich. Wer aber auf der Bühne nicht auf Laptops vertrauen mag und mit großen Mengen an Samples zu tun hat, der wird am KRONOS X nicht vorbeikommen. Mehr zu den einzelnen Engines und Sounds findet ihr im KRONOS-Test (KLICK).

Streicher, so weit das Auge reicht...
Streicher, so weit das Auge reicht…

Editor
Soeben ist die neue Version 2 des KRONOS-Editors erschienen. Dieser funktioniert nun im Gegensatz zur alten Version flüssig und fehlerlos. Allerdings wurde im Prinzip nur die KRONOS-Bedienoberfläche softwaremäßig nachgebildet. Einerseits ein Vorteil, da man sich gleich zurechtfindet, wenn man sich auf dem KRONOS auskennt. Aber andererseits wäre z.B. bei der AL1-Analogsynth-Engine eine Gesamtübersicht aller (oder zumindest möglichst vieler) Parameter, vielleicht im klassischen Synth-Look, schön gewesen. Anstatt jedoch den ganzen Computerbildschirm auszunutzen, ist das Edit-Fenster kaum größer als das KRONOS-Display und stellt wie dieses immer nur Einzelbereiche mit einer Handvoll Parameter dar. Insgesamt sehe ich die Software also nicht als große Hilfe, vor allem, da die Bedienung am Gerät selbst dank Touchdisplay und vieler Buttons eigentlich recht gut fluppt. Zumindest mir persönlich macht das Fummeln am KRONOS mehr Spaß als die Bedienung per Maus und Bildschirm.
Bei der Sampleverwaltung könnte ein Editor sinnvoll sein. Diesen Bereich spart die Software aber leider komplett aus.
Der Editor läuft übrigens nur im 32-bit-Modus auf Mac OS X und Windows. Eine 64-bit-Version gibt es (noch) nicht.

Fotostrecke: 3 Bilder KRONOS Editor
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Fazit

Auch anderthalb Jahre nach seiner Einführung ist der Korg KRONOS immer noch unangefochten die beste Workstation. Danach kommt erst mal lange nichts, und die Konkurrenz hat es in der Zwischenzeit nicht geschafft, irgendein Keyboard zu bauen, das auch nur annähernd an den Sound und die Funktionalität des KRONOS heranreicht. Das kostenlose Update des Betriebssystems auf Version 2.0 sei auch jedem Besitzer eines KRONOS der ersten Baureihe empfohlen. Das 399 Euro teure Upgrade zum KRONOS X braucht nur, wer viel mit großen Samples hantiert. Denn außer in Sachen Sampling hat sich beim KRONOS X im Vergleich zum „Ur“-KRONOS fast nichts verändert. Neueinsteiger werden sowieso keine Wahl haben, da der KRONOS ohne das „X“ gar nicht mehr hergestellt wird.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • fantastische Klangqualität in allen Bereichen
  • schnelle und einfache Verwaltung von großen Mengen an Samples
  • unendlich viele Features
Contra
  • braucht lange, um hochzufahren
  • lauter Lüfter
Artikelbild
Korg KRONOS X Test
Für 4.099,00€ bei
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FACTS
  • TASTATUREN:
  • 88er-Modell: RH3 („Real Weighted Hammer Action 3“)
  • 73er-Modell: RH3 („Real Weighted Hammer Action 3“)
  • 61er-Modell: Leicht gewichtet, natürliche Ansprache
SYNTHESEVERFAHREN: 9
  • SGX-1 Premium Piano (Akustisches Klavier)
  • EP-1 MDS Electric Piano (E-Piano)
  • HD-1 High Definition Synthesizer (PCM Virtual Memory Technology)
  • AL-1 Analog Synthesizer (Analog Modeling)
  • CX-3 Tonewheel Organ (Tonewheel Organ Modeling)
  • STR-1 Plucked String (Physical Modeling)
  • MOD-7 Waveshaping VPM Synthesizer (VPM-Synthese)
  • MS-20EX (CMT Analog Modeling)
  • PolysixEX (CMT Analog Modeling)
SPEICHER
  • 1664 User-Programs (1536 [768 HD-1 + 768 EXi] ab Werk)
  • 1792 User-Combinations (480 ab Werk)
  • 152 User-Drumkits (78 ab Werk)
  • 256 GM Level2-Programs+ 9 GM Level2-Drumkits
  • Preset PCM ab Werk 314MB (ROM 1.505 Multisamples, 1388 Drum Samples)
  • RAM Kapazität des Sample-Speicher ca. 2GB
PCM-EXPANSION LIBRARIES
  • EXs1 – ROM Expansion
  • EXs2 – Concert Grand Piano
  • EXs3 – Brass & Woodwinds
  • EXs4 – Vintage Keyboards
  • EXs5 – ROM Expansion 2
  • EXs6 – SGX-1 German D Piano
  • EXs7 – SGX-1 Japanese C Piano
  • EXs8 – Rock Ambience Drums
  • EXs9 – Jazz Ambience Drums
COMBINATIONS
  • Anzahl der Timbres: Maximal 16
  • Masterkeyboard-Funktionen: Keyboard-und Velocity Splits, Layers und Crossfades vonbiszu 16 Programs und/oder externen MIDI-Geräten
DRUMKITS
  • System: Zuweisbare Stereo/Mono-Samples mit 8 Velocity-Zonen pro Oszillator (inkl.Crossfade-Funktionen)
SAMPLING
  • Aufnamezeit: RAM: Abhängig von dem zur Verfügung stehenden RAM-Speicherplatz,DISK: Max. 80 Minuten Stereo (879MB:16Bit)
  • Sample-Speicher: 4000 Samples/1000 Multisamples (128 Indizes pro Multisample)
  • Ripping: Direktes Sampeln (Ripping) von Audio-CD (CD-DA)
  • Formate: KORG-Format, AKAI S1000/S3000-Daten (mit “Advanced Program Parameter Conversion“); SoundFont 2.0-, AIFF- und WAVE-Formate
  • Bearbeitungsfunktionen: Time Stretch, Time Slice, Crossfade Loop und andere gebräuchliche Editierfunktionen.
EFFEKTE
  • Insert-Effekte: 12 (Stereo In / Stereo Out)
  • Master-Effekte: 2 (Stereo In / Stereo Out)
  • Allgemeine („Total“) Effekte: 2 (Stereo In / Stereo Out)
  • Timbre-EQ: High, Low und durchstimmbare Mitten
  • Effekttypen: 185
  • Effekt Presets: 783 [Maximal 32 pro Effekt (Preset User)]
KARMA
  • KARMA-Module: 1 Modul im Program-Modus, 4 Module im Combination- und
  • Sequencer-Modus
SEQUENZER/HARD DISK RECORDER
  • Spuren: MIDI-Sequenzer: 16 Spuren + HD-Recorder: 16 Spuren + Master-Spur
  • Anzahl der Songs: 200 Songs
  • Audio-Tracks: Wiedergabe von 16 Spuren, Simultanaufnahme auf 4 Spuren, WAV-Format (16 oder 24 Bit).
DISPLAY
  • TouchView, grafikfähiges berührungsempfindliches, 8” TFT-Display, SVGA (800 x 600 Pixel), Helligkeitsregelung
LAUFWERK
  • 62 GB SSD (2,5”)
ABMESSUNGEN (B x T x H)
  • 88er-Modell: 1455 x 411 x 145mm
  • 73er-Modell: 1243 x 411 x 145mm
  • 61er-Modell: 1052 x 362 x 134mm
GEWICHT
  • 88er-Modell: 23,0kg
  • 73er-Modell: 20,3kg
  • 61er-Modell: 12,5kg
PREISE
  • KRONOS X 61 3926 Euro UVP (Straßenpreis ca. 3300 Euro)
  • KRONOS X 73 4402 Euro UVP (Straßenpreis ca. 3700 Euro)
  • KRONOS X 88 4759 Euro UVP (Straßenpreis ca. 4000 Euro)
Kommentieren
Profilbild von Markus

Markus sagt:

#1 - 01.11.2012 um 20:08 Uhr

0

Hab den "Ur-"Kronos 61 und bin sehr zufrieden, bis auf den Lüfter......
Welches Lüftermodell für 5,99 ist das denn ?

    Profilbild von Peter Eichstaedt

    Peter Eichstaedt sagt:

    #1.1 - 05.07.2015 um 09:54 Uhr

    0

    Das Lüftermodell interessiert mich auch brennend!Lohnen sich die 400 Euro für die Aufrüstung des Alten Kronos zum X???

    +1
Profilbild von MichaelJeanDean

MichaelJeanDean sagt:

#2 - 06.10.2013 um 15:48 Uhr

0

Ihr habt einen weiteren Kritikpunkt vergessen:Der Korg Kronos X beherbergt den Steinzeit Sequenzer, der auch schon die Korg Oasys Besitzer zur Weißglut gebracht hat. Keine Piano Roll Funktion. Das ist eine Frechheit und im Falle des Korg Kronos das größte Manko. Das es anders geht beweist Roland mit dem Fantom G.

Profilbild von Burki

Burki sagt:

#3 - 09.05.2014 um 03:02 Uhr

1

Wieso hat der Test kein Datum?

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