Wir sagen es direkt: Die aktuelle Version Korg Collection 4 begeistert mehr als die alte Korg Collection 3, die wir vor einem guten Jahr getestet hatten. Zu den Neuheiten zählten miniKorg 700S, Korg Prophecy und Korg Triton Extreme. Für die Korg Collection 4 sind Produkte emuliert worden, die als kompakte wie preiswerte Originale bis heute etliche Musiker und Producer inspiriert haben: Die eigentliche Attraktion ist der microKorg, aber auch das Kaoss-Pad für Effekte und die Groove-Box Electribe-R haben viele Fans.
In diesem Kurztest geben wir die wichtigsten Fakten und Eindrücke wieder. Die Korg Collection 4 kann man über den firmen-eigenen Shop beziehen. Dort findet sich auch von jedem der bisherigen und neuen Produkte eine Demo-Version, die jeweils für 20 Minuten lang genutzt werden kann. Man benötigt zuvor die Software „Korg Software Pass“ und eine KORG ID Benutzerkonto.
Die bisherigen Komponenten
Wer die Korg Collection 4 komplett erwirbt, erhält natürlich alle bisherigen Instrumente sowie die neuen Emulationen. Das sind insgesamt 14 Produkte. Über alle 11 Emulationen der Korg Collection 3 informiert der Bonedo-Test samt Audio-Demos. Hier nochmal als Überblick:
- Analog-Synthesizer: Korg MS-20, Polysix, Mono/Poly, ARP Odyssey, miniKorg 700S
- Workstation-Synthesizer: Korg M1, Triton, Triton Extreme
- Wave-Sequencing-Synthesizer: Korg Wavestation
- Physical-Modling-Synthesizer: Korg Prophecy
- Effekt: Korg MDE-X
Der miniKorg – praktischer als das Original
Der microKorg ist seit rund 20 Jahren schon ein Beststeller. Er verkörpert einen robusten Miniatur-Synth, der einen Vocoder, Arpeggiator und eine zweifache Effektsektion integriert. Mit seinem kraftvollen und gerade auch zeitlosen (Layer-)Sound behauptet er sich in Projektstudio wie auch bei der Live-Performance. Schon der allererste Bonedo-Test des vierstimmigen Allround-Synthesizers bringt seine Genialität auf den Punkt.
Umso schöner, dass Korg ihn nun als Software freigibt: Der virtuelle microKorg sieht mit seinen austauschbaren Skins auf dem Bildschirm einfach fantastisch aus. Er bringt auch gleich die Factory Sounds des microKorg S mit. Die Emulation hat mindestens drei klare Vorteile gegenüber der Hardware: bis zu 64 Stimmen (anstelle von nur vier Stimmen), eine bessere DAW-Integration samt Editor sowie der günstigere Preis.
Allerdings muss auch der Sound passen. Bei A/B-Vergleichen hört man schnell heraus, dass sich die Emulation und das Original klanglich sehr ähnlich sind. Die Software verhält sich nur minimal anders. So etwa fehlt das knackende Attack der Hüllkurven, was einige User aber eher begrüßen. Vier Hörbeispiele zeigen einige typische Sounds des microKorg, der freilich noch weit mehr kann.
Wer diesen tendenziell forschen Sound mag und einen klassischen Allrounder in seiner DAW aufnehmen möchte, sollte unbedingt die Demo-Version probieren. Selbst wer schon einen microKorg hat, bekommt mit dem Plugin einen tollen Partner, der beim Produzieren und auch Editieren von Sounds eine große Hilfe bietet.
Korg Electribe-R – virtuelle Groove-Box
Erstmals gibt es innerhalb der Korg Collection eine Groovebox. Dabei zählt die Electribe-R im Original als Starter der erfolgreichen Electribe-Serie. Als „iElectribe“ konnte man das Konzept schon 2010 auf dem iPad kennenlernen. Die aktuelle Version für Mac/Windows ermöglicht beim Step-Sequencer noch mehr Beat- und Effekt-Kreationen.
Im Kern arbeiten jeweils vier Spuren an Drum- und Synth-Spuren mit variabler Schrittlänge und verschiedenen Taktarten. Klanglich lassen sich die einzelnen Sounds per „Motion Sequencing“ animieren. Die Emulation bietet noch mehr Parameter als das Original, die sich zwecks lebendiger Rhythmen modulieren lassen. Mehr als bei der Hardware gibt es auch bei der FX-Sektion. Die virtuelle Electribe-R bietet 15 verschiedene Effekt-Typen inklusive Kompressor.
Die Electribe-R kommt mit einer umfangreichen Groove-Library aus 352 Patterns. Sie versorgt den User schon einmal gut und dies quer durch zahlreiche Sparten der elektronischen Musik (Techno, House, IDM). Aktuelle Trends wie LoFi sind aber eher unterbelichtet. Vier Audio-Demos geben einen konkreten Eindruck von den Beats der Electribe-R
Insgesamt ist die Emulation der Electribe-R sehr dicht am Original und punktet vor allem mit der besseren DAW-Integration. So etwa lassen sich die Beats als MIDI-Noten einfach ins Arrangierfenster ziehen und herkömmlichen Editor bearbeiten. Ob man allerdings dieses Plugin benötigt? Jain, alte Electribe-Fans finden es sicherlich klasse, für andere Producer gibt es in Sachen „Drum Machine VST“ mittlerweile einige starke Alternativen.
Kaoss-Pad – die effektvolle Trickkiste
Ein dritter Neuling ist eine Software-Variante des erstmals 1999 erschienen Kaoss-Pad. Wie der Produktname schon andeutet, geht es um ein haptisch intuitives Steuern von Multi-Effekten per Touch Pad. Es ist also ein Live-Tool. Eine Spontanität bleibt auf dem Bildschirm zunächst aus. Man muss die DAW-Automation oder MIDI-Controller für die gewünschte Effekt-Animation bemühen.
Eine Stärke des virtuellen Kaoss-Pad sehen wir unter der Haube. Für ausführliche Edit-Sessions ist das Plugin sehr offen. Man hat einen sehr guten Zugriff auf die 25 Effekt-Algorithmen, was bei der originalen Hardware-Version leider anders ist. Das Kaoss-Pad kann überraschend viel. Neben Filter, Delay, Reverb bietet es auch Effekte für tonale Effekte per Oszillator (Analog/Sample), Looping oder Grain Shifting.
Am Beispiel eines Grooves von Korg Electribe-R zeigen vier Audio-Demos, wie sich der Beat effektvoll modulieren lässt. In der Factory Library finden sich noch viel weitere Vorlagen fürs kreative Effekt-Design.
Wie schon bei der Electribe-R stellt sich auch beim Kaoss-Pad die Frage, wer diese – an sich hochwertige Software – tatsächlich dringend benötigt. Es dürften vor allem bisherige User der originalen Hardware sein, die das Tool beim Produzieren im Studio gern öfter einbeziehen möchten. Ansonsten finden sich heute so einige tolle Effekt-Plugins mit dem Groove-Faktor.
Fazit
So schnell kann es mit dem Test gehen: Korg hat quasi alles richtig gemacht und schon bei der Auswahl der emulierten Produkte für KC 4 ein glückliches Händchen gehabt. Für Besitzer der bisherigen Kollektion ist ein Upgrade sehr attraktiv. Ansonsten kann und sollte man einzelne Plugins seiner Wahl kaufen. Bei dieser Qualität sind es natürlich keine Schnäppchen, verglichen aber mit der Hardware lässt sich Geld sparen und zudem die Vorteile der DAW-Integration genießen. Beispielsweise ist ein microKorg als neue Hardware doppelt so teuer und könnte zumindest in Projektstudios bald verstauben.
Korg hat sich längst im Software-Bereich etabliert. Hoffentlich nehmen sich die Entwickler jetzt einmal den MS2000 oder den DW-8000 vor. Es bleibt spannend!
- Klassiker microKorg mit mehr Stimmen
- Groovebox Electribe-R direkt in der DAW
- Kaoss-Pad als kreatives Effekt-Plugin
- Authentische Sounds
- Sehr praktisches GUI
- kein Contra
Korg Collection 4 Features:
- Hochwertige Emulationen von Synthesizer, Groovebox und Effekten
- Neuzugänge: microKorg, Electribe-R, Kaoss Pad
- Bisherige Produkte: miniKorg 700S, Prophecy, Triton Extreme (Collection 3) sowie weitere Synthesizer wie M1, Wavestation, Polysix, Mono/Poly, MS-20, ARP Odyssey
- Plugin oder als Standalone-Version
- PREISE:
- regulär 399 USD (komplette Version)
- regulär 149 USD (für microKorg, Electribe-R, Kaoss Pad als einzelne Software)
- 99 USD (Upgrade von Korg Collection 3
Preise:
- regulär 399 USD (komplette Version)
- regulär 149 USD (für microKorg, Electribe-R, Kaoss Pad als einzelne Software)
- 99 USD (Upgrade von Korg Collection 3