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Kodamo EssenceFM MKII Test

Fazit

Wie eingangs bereits gesagt, ist der Umstand, dass – neben dem schon seit Jahren boomenden Segment der Boutique-Eurorack-Module und Effektboxen – immer mehr kleine Firmen in der Lage sind, ein vollständiges Digitalsynthesizer-Konzept zu entwickeln, eine starke innovative Kraft. Diese schöne Dynamik führt im Idealfall zu Geräten, wie dem hier getesteten Kodamo EssenceFM MKII, der mit einem sehr eleganten Hard- und Software-Konzept den Ansatz verfolgt, das Thema FM-Synthese in ein attraktives und zugängliches Format zu bringen. Die Hürde ist hier – anders als beispielsweise bei der Entwicklung einer iPad-App – ungleich höher. Denn bei einem Hardware-Synth gilt es ja nicht nur, eine gut bedienbare und klingende Software zu programmieren, sondern auch, sie in ein Multi-IO (MIDI, Audio) System einzubinden und am Ende noch eine Hardware zu entwickeln die attraktiv, robust und ergonomisch benutzbar ist.
Kodamo haben das alles bestens gemeistert. Und der EssenceFM MKII ist ein Synthesizer wie aus einem Guss – sowohl was die responsive Hardware mit ausgesprochen professioneller Anschluss-Ausstattung angeht, wie auch die ebenso durchdachte wie mächtige Synthese-Engine selbst, die man – Dank des hervorragenden Workflows – (fast) immer voll im Griff hat. Ich habe mich jedenfalls bei noch keinem FM-Synthesizer so wirkmächtig und über die Synthese herrschend gefühlt, wie bei der Arbeit mit dem EssenceFM MKII. Entsprechend richtet sich das Gerät vornehmlich an Anwender, die gerne tief in die Sound-Programmierung eintauchen – was hier allerdings schon fast automatisch passiert, weil einen der tolle Workflow förmlich in das Gerät hineinzieht. Das ist allerdings kein Muss denn der Umstand, dass Kodamo ihren EssenceFM MKII mit 48 Elementarwellenformen ausgestattet haben, die sich umfassend editieren, frei zeichnen und sogar als Wave-Datei importieren lassen, macht ihn ungeachtet seiner FM-Fähigkeiten bereits zu einem ausgesprochen vielseitigen und hervorragend klingenden Synthesizer. Mancher Anwender wird ihn entsprechend vielleicht nur als Wave-Synthesizer nutzen, ohne je von den FM-Funktionen Gebrauch zu machen. Ebenso vielfältig sind die denkbaren Einsatzszenarien. Denn dank seiner vielen Einzelausgänge, der umfassenden MIDI-Konnektivität und der gigantischen Stimmenzahl in Verbindung mit dem mächtigen Performance-System und dem wirklich ausgebufften Voice-Sequenzer, ist der Synth auch ein großer Gewinn für Live-Setups.
Es sind am Ende nur einige wenige Nickeligkeiten, die mich davon abhalten, nicht die volle Punktzahl zu vergeben – die meisten davon, lassen sich wahrscheinlich im Zuge weiterer Updates beheben (und, dass Kodamo ihren Synth nicht als Schnellschuss angelegt haben, sondern ihn kontinuierlich pflegen, zeigt der Umstand, dass ich hier bereits die homöopathisch verbesserte MKII mit Firmware Nummer fünf unter den Fingern hatte). So würde ich mir beispielsweise wünschen, dass sich die (tollen) Hüllkurven-Generatoren metrisch, zur Clock synchronisieren lassen – auch für die Delays in der Effektsektion wäre das ein Gewinn. Da der EssenceFM MKII auch als reiner Wave-Synthesizer ein tolles Gerät ist, würde ich mich über ein paar mehr Speicherplätze im Wellenformspeicher freuen. Wissend, dass wenige Wellenformen auch den Charakter eines Synthesizers ausmachen – aber 128 Speicherplätze wären ein schöner Kompromiss aus Charakter und Flexibilität, finde ich. Gerne sähe ich auch, wenn im Navigationspfad ersichtlich wäre, ob man sich gerade in der Voice- oder Operator-Ebene befindet. Schlussendlich würde ich mir wünschen, dass das Angebot im Bereich Filter noch ein bisschen aufgebohrt wird – ich meine: Es ist ein Digitalsynthesizer, nichts spricht dagegen, hier noch eine Hand voll unterschiedliche Charakteristika und Güteklassen zu implementierten.
Aber genug räsoniert – Zeit für ein begeistertes „Bravo“ an das Entwicklerteam bei Kodamo. Denn in der Summe ist der EssenceFM MKII ein ziemlich schicker, innovativer, toll bedienbarer und extrem leistungsfähiger Synthesizer, zu einem absolut attraktiven Preis, der in seiner Gesamtheit ein beeindruckend frisches und leistungsfähiges Jetztzeit Konzept darstellt, das einen extrem einfachen Zugang zur FM-Synthese ermöglicht. So ein Kracher wäre noch vor wenigen Jahren nicht machbar gewesen – vor allen Dingen nicht zu dem Preis.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Extrem responsive Touchbedienung
  • Sehr durchdachtes und anwenderfreundliches Bedienkonzept
  • Hochflexible Synthese-Engine
  • Mächtige Patch- und Performance-Funktionen
  • Leistungsfähiger Voice-Sequenzer
  • Freies Design der Elementar-Wellenformen
  • Umfangreiche Modulationsmatrix
  • Qualität und Komplexität der Klänge
  • Umfassende Anschluss-Ausstattung (MIDI/Audio)
Contra
  • Hüllkurven und Delay (noch) nicht Clock-synchronisierbar
  • (Derzeit) nur ein Filter-Modell
  • (Noch) etwas wenig Wellenform-Speicher
  • Kein digitales Audio via USB
Artikelbild
Kodamo EssenceFM MKII Test
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Der Kodamo EssenceFM MKII zeigt sich als ausgeklügelter FM-Synthesizer mit tollem Sound, enormer Polyphonie und immensen Möglichkeiten. (Foto: Numinos)
Der Kodamo EssenceFM MKII zeigt sich als ausgeklügelter FM-Synthesizer mit tollem Sound, enormer Polyphonie und immensen Möglichkeiten. (Foto: Numinos)
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Der Kodamo EssenceFM MKII zeigt sich als ausgeklügelter FM-Synthesizer mit tollem Sound, enormer Polyphonie und immensen Möglichkeiten. (Foto: Numinos)

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von Numinos

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Chris sagt:

#1 - 10.08.2021 um 10:17 Uhr

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