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Kali Audio LP-6 Test

Praxis

Der Einsatz im Nahfeld

Um zu hören, wie sich die Kali Audio LP-6 im Praxistest schlagen, verwende ich zwei Boxenstative zusammen mit je einem Schaumstoffpad zur Entkopplung und positioniere das Stereopaar in etwa zwei Meter Abhörabstand. Von meinen Interface UR824 ausgehend, über einen Mackie Big Knob Controller geroutet, schicke ich eine Auswahl mir vertrauter Songs auf die Abhöre und staune nicht schlecht! Ausgehend vom momentanen Straßenpreis von etwa 180 Euro pro Stück erwartete ich einen deutlich schlechteren Klang als das, was mir da in den ersten Momenten entgegen klingt. Mein erster Eindruck ist ein Smiley-Sound, also dicke Bässe, wenig Mitten und viele Höhen. Das Eigenrauschen ist bei einem Abstand von zwei Metern nur sehr leise zu hören und stört mich spätestens bei anliegendem Audiosignal kein bisschen.

Kali Audio LP-6 im Studio
Kali Audio LP-6 im Studio

Soundanpassung mit „Boundary EQ Settings“

Nachdem ich einige Stücke über die Nahfeldmonitore gehört habe, kann ich mir eine detailliertere Meinung bilden. Unterhalb von 50 Hertz, also da wo einem die Bässe in den Magen fahren sollten, kommt bei mir nichts an. „Virginia In The Rain“ von der Dave Matthews Band drückt mir nicht wie gewohnt die Bassdrum in den Bauchraum. Klar, es handelt sich im einen 6,5-Zoll-Tieftöner und der kann von Haus aus einfach keine zu hohen Pegel im Tieftonbereich liefern, sodass Frequenzen unter 50 Hz für mich nicht wirklich zu orten sind.
Zwei Oktaven darüber – also rund um 200 Hz – empfinde ich den Klang der Box als recht dick. Mit Hilfe der „Boundary EQ Settings“ stelle ich per DIP-Schalter die Postion „Boxen auf Stativ in der Nähe einer Wand“ ein. Der Bassbereich klingt nun eine Spur flacher, die erste Hürde ist also genommen. Beim Umschalten zwischen verschiedenen Titeln in unterschiedlichen Stilrichtungen fällt mir immer wieder auf, dass der Mittenbereich rund um 400 Hz für meinen Geschmack ein wenig untervertreten ist. Dies war auch bei neutraler DIP-Schalter-Einstellung der Fall. Gegen ein wenig mehr Mittenwärme hätte ich nichts einzuwenden, denn gerade bei orchestraler Musik klingen die LP-6 ein wenig verschlossen. Im Hochtonbereich rund um 10 kHz ist mir die Abhöre ein wenig zu laut. Also nicht die feinen, obersten Frequenzen am Rande des Hörbereichs, die gerne für Luftigkeit im Klang sorgen, sondern der etwas härter klingende Bereich darunter ist mir ein wenig zu hart. „Nutze die DSP-Funktionen“ höre ich mich da laut denken, aber auch nachdem ich den HF-Trim mit Hilfe des Mäuseklaviers auf -2 dB gestellt habe kann ich mich noch nicht ganz mit dem Frequenzgang in den Höhen anfreunden. Die von mir empfundene Überbetonung rund um 10 kHz ist immer noch da, nur sind die Höhen nun insgesamt ein wenig leiser.

Man sieht den Boxen den günstigen Preis nicht an.
Man sieht den Boxen den günstigen Preis nicht an.

Das Klangbild: sehr räumlich und breit

Konzentriere ich mich auf das Stereobild und den Eindruck von Tiefe, so attestiere ich den Kali Audio LP-6 von allem eine Spur zu viel. Die Stereobreite ist größer als erwartet, die Tiefe wirkt groß und die Abbildungsschärfe einzelner Signale ist recht unscharf und verschwommen breit. Transienten wie die feinen Hi-Hat-Akzente in „Private Investigations“ von den Dire Straits oder die Pizzicato-Klänge bei Stings „Seven Days“ werden nicht so fein abgebildet, wie ich es von anderen, aber dann auch wesentlich teureren Abhören gewohnt bin. Diese Breite und die nicht so feine Abbildung der LP-6 dürfte ein Nebeneffekt des Waveguides sein. Was man den Waveguides der Boxen zugute halten kann, ist ein stabil klingendes Klangbild innerhalb eines verhältnismäßig großen Abhörbereichs. Der Sweetspot ist sehr groß und qualifiziert die Abhöre zum Einsatz an Arbeitsplätzen mit viel Outboard-Equipment, vor dem man ständig hin und her wandert, oder für Situationen in denen mit mehreren Personen zusammen gehört werden muss und alle einen möglichst gleichen Sound zu hören bekommen sollen.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Bühne des Stereofelds klingt sehr breit und tief.

Wie üblich bei Class-D-Verstärkern, greift auch beim LP-6 ein Limiter bei zu hohen Lautstärken. Nähert man sich einem bestimmten Pegel kann man eine deutliche Kompression wahrnehmen. Das Zerren bei Maximallautstärke hält sich in Grenzen, sodass man aufpassen muss nicht allzu laut abzuhören, da man ansonsten leicht und eventuell unbemerkt ein wenig Kompression zu hören bekommt, die im Ausgangsmaterial gar nicht vorhanden war. Überhaupt finde ich die Boxen beim leisen Hören ausgewogener als bei hohen Lautstärken. Wer es lauter braucht oder einen größeren Abstand benötigt, der sollte drüber nachdenken, sich das größere Modell LP-8 anzuschaffen.

Kommentieren
Profilbild von punkrock192

punkrock192 sagt:

#1 - 04.04.2019 um 01:24 Uhr

0

LP-6 und LP-8 lassen in ihrer klasse alles hinter sich.

Profilbild von Laurenz Berger

Laurenz Berger sagt:

#2 - 26.04.2019 um 14:59 Uhr

0

Bei den Aufstellungshinmöglichkeiten sind ja wohl eher .5m (also 50cm) Wandabstsand gemeint, oder? 5m wäre jetzt extrem viel für Nahfeldmonitore.

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #2.1 - 29.04.2019 um 08:31 Uhr

    0

    Hallo Laurenz,vollkommen richtig, danke für das Aufspüren, ich habe es geändert.Beste Grüße
    Nick Mavridis (Redaktion Recording)

    Antwort auf #2 von Laurenz Berger

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