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Gewa UP 380 WK Test

Praxis

Bedienelemente & Handhabung

Die elementaren Bedienelemente zur Inbetriebnahme des Instruments, nämlich On/Off-Schalter und Lautstärkeregler, sitzen gut zugänglich auf der rechten Seite. Die linke Flanke ist komplexer aufgebaut mit einem hintergrundbeleuchteten Display, Softbuttons, Cursor- und verschiedenen Funktionstasten. Die Hintergrundbeleuchtung ist in ihrer Intensität glücklicherweise regelbar, denn in ihrer Grundeinstellung leuchtet sie, was für das romantische Privatkonzert bei Kerzenschein etwas störend sein kann.
Das Display ist aber auch den Weg in die Tiefen der Möglichkeiten des Instruments und die sind für ein Digitalpiano ziemlich ausgefuchst: Neben der Auswahl der insgesamt 37 Klänge, lassen sich hier auch Layer und Splits aus zwei Sounds erstellen. Ebenfalls im Zugriff: Das Effektgerät, welches fünf verschiedene Raum-Algorithmen, Chorus, Tremolo, Phaser und Rotary mit verschiedenen Parametern kennt. Ein Metronom mit wählbarem Metrum und Sound ist ebenso an Bord wie ein Midi-Sequenzer mit acht Spuren. Wählt man das „Functions“-Menü kommt man an weitere Interna. Darunter die basale Klanglichkeit – „Brilliance“ genannt mit den Optionen „Mellow, Flat und Bright“. Ebenso mannigfaltige Möglichkeiten zur Anpassung der Reaktion des Instruments auf das Spiel: Von der Velocitykurve, über die Stimmung, die maximale Kopfhörer-Lautstärke, bis hin zum virtuellen Saiten-Resonanzverhalten – „Sympathetic Resonance“ genannt. Hat man einen Lieblingssound samt Effekt- und Parameter-Einstellungen gefunden, lässt sich dieser in einer von insgesamt achtzehn (3 Bänke á sechs Sounds) so genannten „Registrations“ abspeichern.
Designtechnisch nicht ideal ist, dass die Tasten für die Menüpunkte „Reverb, User Settings und Effekt“ optisch und mechanisch völlig identisch mit den darunterliegenden Klang-Kategorie-Tastern sind: Schnell landet man hier im Hall-Menü, obwohl man den Pianosound ändern wollte. Etwas deutlicher hätte auch der Kontrast bei den Recording-Tastern (Play/Stop, Record und Metronom) ausfallen dürfen, denn Beige auf Grau ist in diffusen Lichtverhältnissen einfach schlecht zu entziffern.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Bedienfeld sitzt auf der linken Seite. (Foto: Numinos)

Konnektivität

Sowohl über die DIN-, wie auch die USB-Buchse sendet und empfängt das Gewa-Piano das vollständige Arsenal an Midi-Daten: Vom wählbaren Midi-Kanal, Local Control On/Off bis hin zu Programm-Changes. Eine angeschlossene DAW erkennt den USB-Port ohne die Notwendigkeit der Treiberinstallation. Etwas schwer zugänglich liegt die USB-Einbau-Buchse, die zur Zuführung und dem Speichern von Midi-Daten via Stick dient. In den meisten Fällen wird man hier wohl zur DAW greifen. In Unterrichtsszenarien (bspw. Lehrer spielt vor und speichert ab, Schüler übt damit), kann sie sich aber durchaus als nützlich erweisen. Ebenfalls hilfreich beim Üben ist der Audio-Eingang in Form einer Stereo-Miniklinken-Buchse. Auch das Übermitteln von Audiodaten via Bluetooth ist möglich.

Midi-In/Out via USB-Midi funktioniert problemlos. (Foto: Numinos)
Midi-In/Out via USB-Midi funktioniert problemlos. (Foto: Numinos)

Klang

Wie bei allen Digitalpianos gilt es auch beim Gewa UP 380 WK zu unterscheiden, wie die Klangerzeugung für sich genommen klingt und wie sich das dann über die integrierten Lautsprecher überträgt. Diese Unterscheidung ist extrem wichtig, denn es kann durchaus passieren, dass man Instrument vor sich hat, dessen Soundengine zwar überragend ist, das aber vom verbauten Soundsystem nur unzureichend transportiert wird und man zu dem Trugschluss kommt, das Instrument würde schlecht klingen. Um diese Unterscheidung zu treffen, habe ich es mir angewöhnt, Digitalpianos zunächst einmal mit Kopfhörern zu spielen und mir Verstärker und Lautsprecher getrennt davon (im Fall des UP 380 WK praktischerweise über den Line-In) anzuhören. Über Kopfhörer (Beyerdynamik DT1990 Pro) produziert das Instrument und dem gewählten Sound „Concert Grand“ einen homogenen, reichhaltigen Klang mit einer warmen, stabilen Präsenz besonders im Bereich zwischen der ein- und dreigestrichenen Oktave (c’ – c”’).
Ein bisschen weniger opulent geht es dann beim „Upright Piano“ zu, das besonders im Diskant ein bisschen diskreter, dabei aber auch präziser klingt. Unter den insgesamt sechs verschiedenen Samples sollte sich in jedem Fall eine Variation finden, die dem persönlichen Spielgefühl entspricht.
An weiteren, ergänzenden Klängen, stehen fünf Klangruppen bereit, die ein solides Spektrum von E-Pianos, Streichern, Chören, Orgeln, Bässen, Gitarren und anderen Klängen liefern. Diese Sounds möchte ich aber klanglich eher in einem qualitativen Mittelfeld einordnen: Sie erfüllen ihren Zweck, bleiben aber in Bezug auf den Klangcharakter eher unscheinbar. Das ist für den Einsatz in Schul- oder Kirchenensembles durchaus wünschenswert, in Studioproduktionen dagegen sucht man doch eher nach markanteren Klängen.

Audiobeispiele zu GEWA Digitalpiano UP 380 WK

Audio Samples
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Concert Grand Upright Piano Harsichord E.Piano 1 FM Piano Seventy Three Vibraphone Strings Church Organ Choir Bass & Cymbal

Wechselt man vom Kopfhörer-Ausgang zu den integrierten 2 x 20 Watt Lautsprechern ändert sich der Klangeindruck deutlich. Denn die integrierte Verstärkung samt Gehäuseresonanz betont Mitten und Tiefmitten stark und lässt dabei Bässe und Höhen ein kleines bisschen zurückstehen. Die Illusion, dass hier das Instrument selbst klingt, wird damit leider nicht erreicht – man bleibt also im Gefühl ein Digitalpiano zu spielen – was die Freude am Spiel nicht hindern muss.
Auch sollte man vom Versuch Abstand nehmen, den raumfüllenden Klang eines akustischen Instruments dadurch nachzubilden, dass man den Volume-Fader nach oben regelt, denn bei höheren Lautstärken werden leichte Eigenresonanzen des Gehäuses, besonders im Bereich von F3 bis H3, hörbar. Nichts zu bemängeln habe ich in Bezug auf die Pedalausstattung (Piano-, Sostenuto- und Legato-Pedal): Das „Trittgefühl“ ist genau und mit angenehmem Widerstand. Schön auch, dass das Legato-Pedal in unterschiedlichen Stufen auflöst und dadurch das Halbpedal-Spiel möglich ist.

Audiovergleich: Raumklang Gewa UP380WK / Yamaha Transacoustic im Akustik-Modus

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Raumklang UP380WK Raumklang Yamaha Transacoustic
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Profilbild von Gerd

Gerd sagt:

#1 - 31.12.2018 um 10:14 Uhr

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Ein Bericht ohne dabei im Detail auf die Klaviatur einzugehen finde ich irgendwie überflüssig. Das Wichtigste überhaupt!
Wie ist der Vergleich mit den führenden Anbietern Kawai und Yamaha? Druckpunktsimulation?, Einzelgewichtung der Tasten? Sind die schwarzen Tasten auch aus Holz? Sind die weißen Tasten aus Vollholz oder wie bei yamaha üblich nur seitlich mit Holz bedeckt?
Usw...

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