Mit dem Fulltone 2 Mosfet präsentiert sich ein weiterer Kandidat aus dem Hause Fuller, für den unverkennbar der legendäre TS 808 Tubescreamer Pate gestanden hat. Genauer gesagt handelt es sich hier um eine limitierte Ausgabe des Fulldrive Klassikers, bei der eine spezielle Schaltung mit Mosfet-Transistoren zum typischen Sound beitragen soll. Dieser Schaltkreis wurde vom kalifornischen Amp-Guru John Stokes entwickelt und macht auch den einzigen Unterschied zum Fulldrive Standard Pedal aus.
Aufgabe dieses zusätzlichen Bauteils ist die Erzeugung von sogenannten „Even Order Harmonics“, also harmonischen Obertönen, die dem Sound beigemischt werden und ihn in seinem Zerrverhalten einer Class A Röhrenendstufe nahebringen sollen. Bei der Leserwahl des amerikanischen Guitar Player Magazine wurde der Fulldrive 2 übrigens zur „Best Stompbox“ gewählt. Ob er seinem guten Ruf auch in unserem Test gerecht werden kann, wollen wir jetzt herausfinden.
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KONZEPT UND AUFBAU Auf seiner Oberseite beherbergt das blaue Stahlblechgehäuse zwei Fußschalter, zwei Minischalter, vier Potis sowie zwei LEDs zur Anzeige des jeweiligen Betriebsmodus. Aus diesem Grund – und weil es sich bei ihm genaugenommen um zwei Geräte unter einem Dach handelt – ist das Gehäuse etwa doppelt so breit geraten, wie das der meisten Standardverzerrer. Mit dem linken Fußschalter aktiviert man das Pedal, mit dem rechten bringt man den integrierten Booster in Front. Der Verstärkungsgrad kann mit einem Poti geregelt werden. Mit seiner Hilfe lässt sich das Signal noch einmal um bis zu 50 Prozent anheben. Bei völlig zurückgedrehtem Boost-Regler bleibt das Signal unbeeinflusst.
Die Klangregelung besteht aus einem Tonregler, wie man ihn von den meisten Verzerrern her kennt. Je weiter man diesen Regler aufdreht, desto mehr Obertöne und Härte kommen ins Spiel -gleichzeitig werden tiefe Frequenzen herausgefiltert. Eine gute Ausgangsposition ist die 12-Uhr-Stellung. Mittig zwischen dem Tone- und dem Overdrive-Poti befindet sich ein Miniswitch, der drei verschiedene Schaltpositionen anbietet: Im sogenannten „CompCut“ Modus zerrt das Pedal nur sehr mäßig und eignet sich hervorragend für klingende, süßlich angeraute Cleansounds. Der Sound ist kaum komprimiert und hat etwas von einem leicht in die Knie gehenden Fender-Amp. Klasse! Schaltet man den Mini Toggle in die„FM“ Position, erhält man einen transparent klingenden Overdrive-Ton, der naturgemäß mehr Kompression besitzt als der „CompCut“ Sound. Der „Vintage“ Modus liefert mehr Mitten als die beiden anderen Einstellungen und eignet sich eher für sahnige Leadsounds. Der zweite Miniswitch schaltet das Pedal zwischen dem Standard-Sound und dem Mosfet-Betrieb um. Der Mosfet-Sound ist grundsätzlich straffer und Marshall-mäßiger als die Standardeinstellung, wobei die Unterschiede erst bei hohen Gain-Einstellungen zutage treten. An der Stirnseite des Pedals findet man neben den Ein- und Ausgangsbuchsen den Netzteilanschluss. Ein separates Batteriefach sucht man hier vergebens, und so muss zum Wechseln des 9-Volt-Blocks die Bodenplatte entfernt werden. Im Inneren allerdings gibt ein Metallclip der Batterie sicheren Halt.
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PRAXIS UND SOUND Eines vorweg: Der Full Drive 2 Mosfet ist nichts für den gemeinen Metaller, sondern ein klassischer Overdrive der edlen Sorte. Das Pedal klingt weich und cremig. Harsche oder beißende Sounds sucht man vergebens. Wie man es auch dreht: Es lassen sich einfach keine bösen oder „mittenfreie“ Bratsounds einstellen, was auch ganz eindeutig gegen die Philosophie von Mike Fuller verstoßen würde, der ja bekanntermaßen ein sehr guter Bluesgitarrist ist. Er entwickelt seine Geräte zumeist mithilfe der klassischen Zutaten wie Fender Strat oder Gibson Les Paul und den Amps von Marshall und Fender. Der Klang dieses Pedals orientiert sich klar am Tubescreamer, bietet jedoch eine interessantere und harmonischere Zerrstruktur – unterm Strich klingt der Fulltone insgesamt ausgewogener und runder. Im direkten Vergleich zum Tubescreamer bleiben die transparenten Bässe und Höhen erhalten, die Zerre ist eher von der gemäßigteren Sorte und bietet nur wenig mehr Kelle als ein TS9. Durch die zusätzliche Booststufe wird der Ton nicht verändert, sondern liefert mehr Lautstärke für den Soloeinsatz. 50 Prozent Lautstärkeanhebung ist mehr als genug und versorgt in jeder Lebenslage mit ausreichend Power.
Das Pedal kooperiert gut mit der verwendeten Gitarre und dem Amp, wobei sich die besten Sounds aus dem Zusammenspiel mit einer Strat ergeben, die mit eher schwachen Pickups ausgestattet ist. Als Verstärker bieten sich ein Fender Deluxe oder ein alter Marshall JMP an. Der Amp sollte nur leicht angeraut sein, sodass sein Ton mit dem Full Drive 2 eine Symbiose eingehen kann – ideal für Sounds a la Steve Ray Vaughn und Jeff Beck. Im unteren Zerrbereich, bei dem das Signal nur leicht verdickt werden soll, bleibt das Pedal jedoch um Längen hinter dem Analogman „King Of Tone“ zurück, der diese Disziplin in Perfektion beherrscht und auch mit Humbuckern bestens klar kommt.
Ideal für den Full Drive 2 Mosfet ist die eben schon erwähnte ausgangsschwache Strat. In dieser Konfiguration aber lässt sich im „CompCut“ Modus ein süßlicher, an einen AC 30 erinnernden, schimmernden Sound erzeugen, in den ich mich sofort verliebt habe. Mit Humbuckern brutzelt es im Obertonbereich zu sehr, hier eignen sich eher die beiden anderen Modes für schmatzende und klassische Bluesrock-Klänge. Meine Empfehlung für Soundgourmets: Unbedingt einmal unter die Füße schnallen!
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FAZIT
Im Grunde bekommt man es hier mit dem verbesserten Nachbau des legendären Tubescreamers zu tun. Der Klang des Fulldrive 2 Mosfet geht genau in dieselbe Richtung, bietet jedoch wesentlich nuancenreichere Sounds und liebt besonders Singlecoil-Gitarren. Fernab von Metallsounds eignet sich das Pedal vor allem für Leute, die ihr Instrument nicht nur halten können und cool aussehen wollen, sondern wissen, was mit dem Wort „Ton“ gemeint ist.
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
gute Tubescreamer-Kopie mit vielseitigeren Einstellmöglichkeiten
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s0unD sagt:
#1 - 24.05.2012 um 18:08 Uhr
Klingt doch super und nach einem TOp Pedal. Ich höre nicht wirklich einen Kritikpunkt raus und dennoch nur 4 Sterne. Wieso?