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Fender Hot Rod Blues Junior III LTD Test

Die kleinen leistungsstarken Röhrencombos der Hot Rod Serie aus dem Hause Fender erfreuen sich bei Gitarristen großer Beliebtheit, und das beileibe nicht nur wegen ihrer kompakten Abmessungen. Bei Bedarf sind sie nämlich in der Lage, richtig Lärm zu machen und sich locker gegen die trommelnde und tieftönende Zunft in Szene zu setzen – und das zu einem recht moderaten Preis.

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Das klingt alles sehr vielversprechend und bezieht sich auf die gesamte Serie. Allerdings fällt ein Sondermodell ins Auge, das sich mit kleineren und größeren Unterschieden vom Rest absetzt. Der größere Unterschied ist zweifellos das Erscheinungsbild, genauer gesagt die Farbe. Und die ist in unserem Fall tatsächlich ganz schön rot. Ob der Blues Junior III LTD aus Fenders Hot Rod Serie noch weitere signifikante Änderungen erfahren hat, das wollen wir herausfinden.

DETAILS

Gehäuse/Optik
Man könnte fast meinen, der FC Bayern München hätte sein Merchandise-Programm erweitert, denn der Amp im roten Vinyl ist ein echter Hingucker und das nicht nur auf der Bühne. Er kommt im fast quadratischen Toploader-Design mit schwarzem Boxenbespannstoff, hinter dem sich der 12″ Lautsprecher befindet. Und hier zeigt sich auch der nächste Unterschied zu den Standard Blues Junior Amps: Für die Limited Edition hat man auf einen Eminence-Lautsprecher mit der Bezeichnung Redcoat Wizard zurückgegriffen.
Die Rückseite des Amps ist im unteren Drittel offen, hier hat man auch Zugang zur Hallspirale, denn unser Proband ist selbstverständlich mit einem echten Federhall mit Accutronics-Hallspirale ausgestattet. Ansonsten zeigt er sich von dieser Seite sehr spartanisch – außer dem festen Netzkabel gibt es keine weiteren Anschlüsse oder Buchsen, lediglich eine kleine Öffnung ermöglicht den Blick auf die hinter Kühlrippen befindlichen Glaskolben. Hier glühen drei 12AX7 Vorstufen- und zwei EL84 Endstufenröhren. Mit 14 Kilo ist der Blues Junior nicht unbedingt ein Leichtgewicht unter den 1×12 Combos, aber er lässt sich noch angenehm am oberseitig angebrachten und gut geformten Kunststoffgriff tragen. Für sicheren Halt, auch auf glatten Oberflächen, sorgen vier große Gummifüße.

Bedienfeld
Das schwarze Amp-Paneel beheimatet sechs schneeweiße Chickenhead-Regler, mit denen der Blues Junior dem eigenen Sound-Geschmack angepasst werden kann. Zusätzlich findet man dort den sogenannten “Fat-Switch”, der – wie der Name vermuten lässt – eine Boost-Funktion aktiviert, um mehr Zerre aus dem Würfel zu locken und den Klang entsprechend fetter zu gestalten. Die Einzelheiten dazu erfahrt ihr selbstverständlich im Praxisteil. Der Amp ist sehr schlicht strukturiert, es gibt lediglich einen Kanal mit Master-Volume und Reverb. Eine Dreiband-Klangregelung mit den drei üblichen Verdächtigen Bass, Middle und Treble steht zu Diensten, der Verzerrungsgrad der Vorstufe wird per Volume-Regler bestimmt und die Endlautstärke per Master Volume. Wie schon erwähnt, ist der Blues Junior ist mit einem echten Federhall ausgestattet, dessen Intensität mit dem Reverb-Regler bestimmt wird. Zur besseren Orientierung sind die Reglerpositionen mit Zahlen von 1 bis 12 versehen, also noch “one louder” als der Marshall von Nigel Tufnel bei Spinal Tap. Die Anschlussbuchse für die Gitarre wartet links außen, der Netzschalter mit der dazugehörigen LED ganz rechts. Ein zweiter Schalter für Standby-Betrieb existiert nicht, der Amp braucht nach dem Einschalten einen kleinen Moment, bis die Röhren aufgewärmt und komplett betriebsbereit sind.

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PRAXIS

Dann lassen wir die Feuerwehr mal ausrücken! Zum Einstieg habe ich alle Regler auf Mitte gestellt, laut Beschriftung also genau zwischen 6 und 7. Der Reverb-Regler ist komplett abgedreht, um den werden wir uns später kümmern. Jetzt geht es erst einmal um das pure Ampsignal.
Wichtig: Die angegebenen Werte entsprechen den Zahlen auf dem Bedienfeld (1-12)
Der Blues Junior liefert bei dieser Einstellung eine respektable Menge an Dezibel, die definitiv nicht mehr unter die Kategorie Zimmerlautstärke fällt. Und für einen 15-Watt-Amp hat der rote Würfel definitiv einiges an Druck unter der Haube. Der Kasten kann sich locker im Übungsraum und auf kleinen Bühnen gegen Bass und Drums durchsetzen. Man sollte aber nicht so kleinlich sein und einen absolut unverzerrten Klang bei hoher Lautstärke erwarten. Damit kann der Kleine nicht immer dienen, denn bei dieser Einstellung (Volume und Master auf 6,5) zerrt der Kasten mit einer Single Coil Gitarre und hartem Anschlag schon etwas im Endstufenbereich. Prinzipiell ist das ja auch erwünscht, wenn es so richtig schmatzig aus der Endstufe kommen soll. Wer aber einen absolut unverzerrten Ton bei höheren Lautstärken sucht, der sollte sich doch eher bei den größeren Brüdern umsehen. Ansonsten gibt es bei mittiger Einstellung der Klangregelung den beliebten crispen Fender-Ton.

Audio Samples
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Clean, Flat, Strat
GitarreVolumenTrebleBassMiddleMasterReverb
Strat6,56,56,56,56,51

Der Blues Junior verfügt über einen sehr schneidigen Sound, eine klare Betonung in den oberen Mitten und Höhen. Die Bässe kommen schön knackig – eigentlich eine sehr gute Voraussetzung, um in der Band gehört zu werden. So kommt man niemandem in die Quere und schießt zielsicher durch den freien (Frequenz-) Raum. Für drahtige Rhythmus-Sounds eignet sich der Amp extrem gut. Selbst ein normalerweise recht warm klingender Halspickup bekommt hier den nötigen Biss, mit dem er sich im Bandgefüge durchsetzt.

Audio Samples
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Clean, Funk, Tele
GitarreVolumenTrebleBassMiddleMasterReverb
Tele6,588551

Für den kleinen Jazzgig ist unser roter Testkandidat ebenfalls geeignet. Hier geht es bekanntlich in der Regel nicht allzu laut zur Sache und aus dem scharfen Funksound wird im Handumdrehen (an der Klangregelung) ein recht weicher, aber trotz allem noch durchsetzungsfähiger Jazz-Ton für die Semi-Akustikgitarre. Im Beispiel habe ich schon eine kleine Prise Hall hinzugefügt, wie ihn solche Sounds mögen, und das funktioniert mit dem Federhall bei kleiner Dosierung sehr gut. Er klingt recht lange nach, daher sollte man den Reverb-Regler für einen etwas hintergründigen Effektsound nicht zu weit aufdrehen.

Audio Samples
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Clean, Bossa, ES-335
GitarreVolumenTrebleBassMiddleMasterReverb
ES-3356,526832

Wenn der Volume-Regler auf Mitte (6,5) steht, entlässt der Amp einen noch relativ unverzerrten Ton aus dem Speaker. Wird weiter aufgedreht, ist Overdrive-Sound angesagt. Dieser kommt im Fender Style, also kein körniges Mittenbrett, sondern im Frequenzbereich eher etwas höher angesiedelt. Für Classic Rock ist das nicht die erste Wahl, aber wer auf den typischen traditionellen Blues-Sound steht, der kommt voll auf seine Kosten. Hier ein Beispiel mit der Les Paul und Volume auf 9.

Audio Samples
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Crunch, Les Paul
GitarreVolumenTrebleBassMiddleMasterReverb
Les Paul956941
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Bei voll aufgedrehtem Volume legt der Blues Junior eine respektable Zerre aufs Parkett, die aber etwas nasal klingt, auch wenn die Mitten voll aufgedreht sind. Der Hang zum sägenden Ton ist untergründig vorhanden, aber wie das bei Fender Amps so ist, sind sie im Overdrive etwas bissiger als die britischen Kollegen. Man muss sich aber absolut keine Gedanken über die Lautstärke machen, denn gerade, wenn es zerren darf, kann der Blues Junior weit ausgefahren werden und macht einen Höllenlärm – beeindruckend für gerade einmal 15 Watt. Ich sehe schon die schmerzverzerrten Gesichter der Bandmitglieder, die euch nach dem ersten Powerchord bitten werden, den Verstärker in den Nachbarraum zu stellen!

Audio Samples
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Max Gain, Les Paul
GitarreVolumenTrebleBassMiddleMasterReverb
Les Paul124101231

Der Fat-Schalter hält, was er verspricht, aber Wunder sollte man keine erwarten, denn der Wirkungsgrad ist nicht sehr groß. Aber genau das empfinde ich als positiv, denn hier geht es auch um feine Tuningnuancen. Zumal es konzeptionell unsinnig wäre, würde dieser puristisch aufgebaute Amp per Knopfdruck den Sound eines aufgerissenen Stacks generieren. Auf jeden Fall gibt es eine Ecke mehr Gain und auch der Bassbereich wird genau in dem Maß angehoben, das es braucht, damit tiefe Riffs nicht matschig klingen. Diese Funktion verleiht auch Gitarren mit schwächerem Ausgangspegel etwas mehr Fülle. Leider kann die Fat-Funktion nicht per Fußschalter abgerufen werden. Ihr hört in den folgenden Beispielen dieselbe Einstellung am Amp, einmal ohne und dann mit Fat-Funktion.

Audio Samples
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Fat-Switch Off Fat-Switch On
GitarreVolumenTrebleBassMiddleMasterReverb
SG948841

Klangregelung

Die Klangregelung ist eher fürs Finetuning als für grobe Frequenzverbiegungen geeignet. Und darum geht es auch bei unserem Kandidaten, denn hier gibt es einen puren Grundsound mit viel dynamischer Ansprache, der eben mit der Klangregelung an die unterschiedlichen Gitarrentypen angepasst werden kann. Der Wirkungsgrad der einzelnen Klangregler ist daher nicht so hoch wie bei anderen Amps, wo man mit einem zugedrehten Treble-Regler einen relativ muffigen Sound erzeugen kann. Das ist hier nicht der Fall. Ihr hört in den folgenden Beispielen je drei Einstellungen des im Fokus stehenden Reglers, einmal komplett zurück genommen (1), dann in der Mitte (6,5) und zum Schluss voll aufgedreht (12).

Audio Samples
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Bass-Regler Treble-Regler Middle-Regler
GitarreVolumenTrebleBassMiddleMasterReverb
Tele9,56,56,56,56,51

Reverb

Der Reverb hat eine Nachhallzeit von etwa zwei Sekunden und ist recht vordergründig bei der Sache. Auf Stellung 3 sorgt der Regler bereits für den typischen scheppernden Federhall. Der Hall ist eigentlich nicht ideal für den Brot-und-Butter-Raum-Effekt geeignet, also etwa, um dem Gitarrensignal etwas mehr Größe zu verleihen. Hier geht es um ein Statement, um klaren Vintage Sound, und wenn schon Hall, dann muss er auch deutlich zu hören sein. Also ideal für Blues oder Surf-Sounds, wie das folgende Beispiel mit dem Reverbregler auf 6 zeigt.

Audio Samples
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Reverb
GitarreVolumenTrebleBassMiddleMasterReverb
Tele1085746
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FAZIT

Der Fender Hot Rod Blues Junior III hat für seine angegebenen 15 Watt Leistung einen ordentlichen Pegel parat. Der unverzerrte Ton reicht aus, um sich im Proberaum und bei kleinen Clubgigs gegen Bass und Drums durchzusetzen. Wenn es zerren darf, dann wird er zudem auch richtig laut – keine Angst also vor dem Bandeinsatz. Allerdings setzt die Endstufenverzerrung schon recht früh ein, und wer einen ultralauten Cleansound benötigt, der sollte sich lieber bei den leistungsstärkeren Modellen aus der Hot Rod Reihe umsehen. Der Amp ist kein Allrounder, sondern zeigt Charakter, und dieses Konzept wird bis ins Detail umgesetzt. Der Einkanaler kommt mit Master-Volumen, damit es auch bei geringer Lautstärke zerren darf, dazu ein sehr vintage klingender Federhall, der für einen entsprechend scheppernden Sound (im positiven Sinne) verantwortlich ist. Wer auf crisp-cleane und angezerrte Fender-Sounds in rockigen Gefilden steht, dem wird der Blues Junior nicht so stark entgegenkommen. Aber überall dort, wo – innerhalb seiner Möglichkeiten -Clean- und Crunchsounds benötigt werden, kann der handliche Amp punkten.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Schalldruck
  • Klang
  • Dynamik, Tonwiedergabe
Contra
  • Fat-Funktion nicht per Fußschalter abrufbar
Artikelbild
Fender Hot Rod Blues Junior III LTD Test
Für 444,00€ bei
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Specs
  • Hersteller: Fender
  • Modell: Hot Rod Blues Junior III
  • Typ: Röhren-Gitarrencombo
  • Ausgangsleistung: 15 Watt
  • Röhrenbestückung: 3x 12AX7 (Vorstufe), 2x EL84 (Endstufe)
  • Lautsprecher: 1×12“ Eminence Redcoat Wizard
  • Bedienfeld Regler: Volume, Treble, Bass, Middle, Master, Reverb
  • Bedienfeld Anschlüsse: Input
  • Abmessungen: 457 x 406 x 233 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 14 kg
  • Preis: 796,- Euro UVP
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Profilbild von Bruno

Bruno sagt:

#1 - 23.05.2012 um 22:52 Uhr

0

Ich habe einen Blues Junior und der Fat Switch ist schon fußschaltbar: man muss hinten links an Chassis greifen, da ist der Speaker Out, der immer belegt sein muss und daneben der Klinkeneingang für den Fat-Switch. Ja ich habe mich auch schon gefragt, wer sich dieses Versteck ausgedacht hat. Aber immerhin, er ist da. Als kleinen Boost für Soli ganz gut brauchbar.
Servus, Bruno

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