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Faderfox DJ2 Test

Intro

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„Optimized controllers for Live and Traktor“, so wirbt der Hamburger Hersteller Faderfox für die zweite Generation seiner MIDI-Controller Flotte. Um dieser Aussage Nachdruck zu verleihen, listet er auf seiner Website eine stattliche Anzahl von DJ-Ikonen auf. Tatsächlich sind die wenigsten Artists heutzutage noch mit Plattenkoffer-Trolleys unterwegs zum Set. Vielmehr treffen ein Laptop mit DJ-Software und eine wohldosierte Auswahl externer Steuereinheiten den Zahn der Zeit. Das verblüfft nicht, wenn man bedenkt, dass diese Art des Beschallungs-Setups quasi ungebremstes Kreativpotenzial mitbringt. Denn wo der DJ mit der Maus nur Zugriff auf einen Parameter hat, kann er mit Faderfüchsen frickeln, was die Finger hergeben.

Die zweite Controller-Generation ist ähnlich kompakt wie die erste. Statt sich mit großen Transport-Cases abzuplagen, kann man sie tatsächlich einfach in die Jackentasche stecken und zum Set fahren. Nicht einmal ein Netzteil ist nötig, da der DJ2 mit Mignon-Batterien betrieben werden kann. Sechs unterschiedliche Geräte umfasst das momentane Produktportfolio. LD, LV, LC und LX wenden sich an Live-User. Die beiden letztgenannten Modelle besitzen zusätzlich einen Crossfader für DJ-ing mit Abletons Vorzeigeapplikation. Faderfox Mikromodule kosten durch die Bank erschwingliche 249 Euro. Die intuitiven Layouts machen es Einsteigern leicht, bieten aber auch Fortgeschrittenen und Profis eine interessante Arbeitsumgebung. Das trifft auch auf die Modelle der D-Serie zu. DJ2 und DX2 sind für den DJ-Betrieb mit Native Instruments Traktor vorgesehen. Im Vergleich zu DJ1 bringt der Nachfolger volle Zwei-Deck-Kontrolle, ein effizienteres Layout, Encoder-Pitching und einen Joystick mit.

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Details

Der erste Eindruck
Recht unspektakulär in einen schlichten braunen Karton verpackt erscheint der Kandidat zum Test. Lieferte Herr Fuchß die erste Generation seiner MIDI-Konsolen noch in extravagantem Schwarz aus, entschied man sich beim Redesign für eine Alu-Oberfläche. Diese ist gerade im dunklen Clubbetrieb vorteilhaft, denn die Beschriftungen lassen sich nun besser ablesen. Der robuste Kunststoff-Kontrolletti liegt gut in der Hand, auch wenn das nicht unbedingt sein primärer Bestimmungsort ist. Sein Layout ist ziemlich eindeutig, die saubere Verarbeitung schafft Vertrauen. Eine CD mit Traktor- und Live-Setupdateien, die Bedienungsanleitung und ein Werbefaltblatt runden das Paket ab.

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Micromodul DJ2
Nur 450 Gramm wiegt der Mini-Controller und sieht dabei aus wie ein eingedampftes Zweikanal-Mischpult. Auf einer Fläche von 10 cm x 18 cm bringt er sieben Potis, drei Schieberegler, zwei Encoder, einen Joystick und 20 doppelbelegbare Mikrotaster mit. Insgesamt kann er damit laut Herstellerangaben rund 80 MIDI-Befehle senden. Das ist schon eine beachtliche Menge.

Das Herz der spiegelsymmetrisch aufgebauten Einheit bildet die Mixer-Sektion. Sie ist mit einem Dreiband-EQ, zwei Line- und einem Crossfader ausgestattet. Sowohl Fader als auch Drehregler sind zunächst etwas schwergängig – ein Zustand, der sich im Dauerbetrieb sicherlich mit der Zeit legen wird. Auch wenn die Schieberegler etwas wackeln, hinterlassen die Bedienelemente insgesamt einen wertigen Eindruck. Trotz der kompakten Bauweise sind die Faderwege nicht zu kurz geraten und entsprechen mit 50 mm Länge exakt den Abmessungen der Gegenstücke an Pioneer DJM-600 oder Numark Stealth Control. Lediglich die kürzeren Abstände zueinander erfordern etwas mehr Fingerspitzengefühl als bei den Full-Size Pendants. Über den Schiebern geben zwei kleine Mikrotaster Zugriff auf die Vorhöre. Ein Drehknopf in ihrer Mitte mischt im Kopfhörer die Signalanteile vom Master- und Vorhörbus.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Fader-Sektion des DJ2 – Klein, aber effektiv

Auch die Potis leiden geringfügig unter der Architektur. 15 mm Höhe, von denen rund ein Viertel im Gehäuseinneren verschwindet sind wahrlich nichts für grobmotorische Pranken. Dennoch lieferten sie im Test ein gutes Ergebnis von einem Prozent Regelgenauigkeit im Zusammenspiel mit Traktors EQs ab. Zum Stummschalten der Bassfrequenz genügt ein Druck auf den darunter liegenden KILL-Button.

Wenn kein zusätzliches DVS zum Einsatz kommt, bedarf es einer Abspielsteuerung für die Software Player an der Konsole. Der hochportable Hansestädter stellt zwei identische Einheiten für die Decks A und B bereit. Jede Deck-Sektion verfügt über vier graue Mikrotaster, die zum Einstarten, Pausieren und Cuen der Songs gedacht sind. Zwei deutlich unterscheidbare blaue Taster bremsen oder beschleunigen den Track, um ihn im Takt zu halten. SHIFT ruft Zweitfunktionen auf, ohne dass ein softwareseitiger Modifier angelegt werden muss, denn die Tasten senden dann andere Werte. Dadurch lassen sich bei Bedarf weitere Decks steuern. Im Falle von Traktor Pro wären dies die Player C und D. Alternativ können die EQs zum Manipulieren von Effekten eingesetzt werden. Damit es dabei keine Wertesprünge gibt, werden die Regler bei Aktivierung der Shift-Taste automatisch gemutet.

Nichts ist nerviger, als MP3-Files per Tastatur oder Maus in die virtuellen Decks befördern zu müssen. Eine gut durchdachte Konsolen-Lösung ist da schon praktischer. Zu diesem Zweck spendierte der Hersteller jeder Seite einen multifunktionalen Encoder mit Button-Funktion. Mit ihm scrollt der DJ schnell durch seine Musikbibliothek oder Playlisten, auf Knopfdruck landet der Song abspielbereit im entsprechenden Deck. Er lässt sich wahlweise auch zum Trackscanning, Scratchen, Pitchen oder als Gain-Regler einsetzen. Um eine mehrdimensionale Steuerung von Effekten zu ermöglichen, hat sich die Hamburger Hardware-Schmiede etwas Besonderes einfallen lassen, denn der Joystick im oberen Zentrum ersetzt quasi ein XY-Pad. Die Entwickler liefern auch gleich ein speziell angepasstes MIDI-Mapping. Es lässt sich ganz einfach über Traktors Import-Funktion laden und bindet die Bedienelemente in Native-Instruments DJ-Software ein.

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Wider den Kontrollverlust
Entgegen marktüblicher Tendenzen haben sich die Entwickler für echtes Fünf-Pol- statt USB-MIDI entschieden. Das macht besonders Sinn, wenn der Nutzer mehrere Faderfox-Konsolen verkettet betreiben will. Jedes Micromodul verfügt daher über einen MIDI-Ein- und -Ausgang und unterstützt MIDI-Merge. Die Rückseite stellt einen Netzteilanschluss bereit. Wer mehrere Füchse am Stromnetz betreiben will, sollte sicherheitshalber einen Mehrfachstecker im Gepäck haben. Alternativ lässt sich der Testkandidat auch mit herkömmlichen AA-Batterien betreiben. Laut Website reicht ein Satz dieser Energiespender für eine Standby-Zeit von rund 80 Stunden. Wenn die Battery-Power-LED zu blinken beginnt, ist noch für eine gute Stunde Saft an Bord.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Backpanel vom Fuchs
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Internes Mixen mit dem DJ2 Controller
Die Mixer-Sektion des Controllers steuert den internen Traktor-Mischer. Die Transportsteuerung bedient Decks A und B. Die gleichen Bedienelemente könnten bei aktivierter Shift-Taste Decks C und D übernehmen. In der Praxis arbeitet man aber eher mit vier Decks, wenn verschachtelte Loops in diesen laufen. Mit einem Controller ist das kaum effizient umzusetzen. Daher ist es sinnvoller, ein auf zwei Player ausgerichtetes Effekt- und Loop-Mapping zu generieren. Die Drehregler steuern Effektparameter, die grünen Schalter aktivieren die FX-Units am Kanal, KILL setzt einen Autoloop. Die Transport-Buttons sind verantwortlich für Loop-Position und den Verschiebungswert, die blauen Taster für die aktuelle Größe. Wer die Effekte über den Joystick steuern will, nutzt die EQ-Potis zum Beispiel für FX Dry/Wet, den Bipolaren Filter oder die Tonhöhenkorrektur. Für ein solches Setup braucht der DJ eine Soundkarte mit zwei separaten Kanälen, einen für das Mastersignal, einen zum Vorhören. Eingänge werden nicht benötigt. Als Software käme eventuell Traktor zum Einsatz. Duo bietet zwei Decks und sechs Effekte für 99 Euro. Pro hat deutlich mehr Features und vier Player, kostet aber 199 Taler. Kostenlose Konfigurationsdateien gibt es auf der Faderfox-Website.

Traktor Pro
Traktor Pro

Externes Mixen mit dem DJ2 Controller
Der DJ verwendet das Micromodul und einen DJ-Mixer. Hier werden zwei Ausgänge des Soundinterfaces mit den entsprechenden Mischpultkanälen verbunden, Klangregelung und Mixen erfolgen extern. Die Drehregler übernehmen mit dem Joystick die Effekt-, Key- und Filtersteuerung. Die Transportsektion wird per Shift zum Schleifen-Baukasten. Wer die Effekte lieber mit dem Stick anfährt, könnte die Drehregler auch sehr gut für Loops nutzen. High ändert die aktuelle Größe, Mid ändert die Position, Low das Verschiebungs-Intervall. So kann der DJ mit einer Hand am Loop arbeiten und mit der anderen die Effektparameter ändern. Das Audio-Setup ist identisch mit dem vorangegangenen Beispiel.

Die EQ-Sektion von DJ2
Die EQ-Sektion von DJ2

DJ2 mit DVS
Wer DJ2 mit einem digitalen Vinyl-System einsetzen möchte, benötigt zunächst eine Soundkarte, die Phono- taugliche Eingänge besitzt. Der DJ steuert den Track direkt am Plattenspieler durch Timecode-Vinyls und nutzt die Kontrolleinheit als Mixer oder, was wahrscheinlicher ist, zum mauslosen Browsen in der Musikbibliothek und als Kreativabteilung. Die Belegung entspricht im Wesentlichen dem vorigen Setup, die Transportsektionen können zusätzlich für Hotcues eingesetzt werden. Als DVS Systeme bietet sich beispielsweise Traktor Scratch Pro für 599 Euro an. Es bringt eine MIDI-Lernfunktion mit, durch die auch ambitionierte Einsteiger einen leichten Zugang zu einem persönlichen Mapping bekommen.

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Darf’s vielleicht auch etwas weniger sein?
Wem knapp 849 Euro für eine Traktor Scratch Pro / Faderfox Kombi zu viel sind, der kann sich nach einer alternativen Software umsehen, denn Faderfox lässt sich mit jedem MIDI-fähigen Programm einsetzen. Doch weder VDJ noch Deckadance, PCDJ oder Mixvibes unterstützen das Leichtgewicht nativ. Oh je, hört man den MIDI-Unerfahrenen seufzen. In der Tat, nicht alle Applikationen sind ohne aufwendige manuelle Eingaben zu einer Zusammenarbeit zu bewegen. Wer sich nicht durch Parameter-Tabellen kämpfen möchte, sollte also gerade hier auf eine LEARN-Funktion achten und trainiert den Schiebefuchs im Nu selbst. Besonders budgetschonend ist Mixxx. Die kostenlose und für Freeware-Verhältnisse beachtlich stabile und schnelle Applikation ist für Windows (32 und 64 Bit), MacOs und Linux verfügbar. Sie bietet zwar eine vergleichsweise bescheidene Ausstattung und Optik, unterstützt Faderfox DJ2 aber von Haus aus. Leider lösten meine Reglerbewegungen zunächst keinerlei Reaktion aus, denn mein Testgerät war auf MIDI-Kanal 16 voreingestellt, die Setup-Datei allerdings auf Kanal eins. In einem solchen Fall bietet es sich an, entweder die Belegungstabelle zu ändern, also die MIDI-Kanäle einzeln per Hand zu konfigurieren, oder den Faderfox auf den Kopf zu stellen. Auf der Rückseite des Gerätes ist beschrieben, wie der System-Mode aktiviert wird. Wer aus der Anleitung nicht schlau wird, betätigt Shift und gleichzeitig FX1 oder FX2. Wenn die FX1 LED leuchtet, werden die CC/Note-Daten auf Kanal 16 gesendet.

Bei aktivierter FX2-LED funkt der Fuchs auf dem in meinem Fall sehnlichst erwünschten Kanal eins. Wer mit der Controller-Belegung nicht einverstanden ist, kann auch den Mixxx Setup-Wizard nutzen. Er fragt nacheinander die benötigten Funktionen ab, simple Bewegungen des gewünschten Bedienelementes weist dieses dann zu. Das so entstandene File lässt sich im XML-Format exportieren und auf einem anderen System weiterverwenden. Ein komplettes Mixxx-DJ Starter-Set kostet ungefähr 380 Euro, denn eine geeignete Soundbox gibt es ab 100 Euro, ein USB Midi-Interface ab 30 Euro. Dazu den Fuchs für 249 und der Spaß kann beginnen. Wer schon Sound-Hardware besitzt, zahlt halt nur für den Controller. Bei Bedarf kann die Abspiel-Steuerung der Gratis-Software auch durch Timecodes erfolgen (im Doppelpack erhältlich ab 40 Euro). Mixxx versteht Serato, Mixvibes, Final- und Traktor Scratch-Vinyls.

Fotostrecke: 2 Bilder Von oben wie von UNTEN…
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Klein, intuitiv und unabhängig. Nur 450 g wiegt der robuste 2-Kanal-Mixer und kann doch ausreichend Bedienelemente aufweisen, um die kreativen Features einer DJ-Software zu lenken. Besonders der Joystick macht in diesem Zusammenhang seinem Namen alle Ehre. Die Verarbeitung und Qualität der Bauteile ist im Grunde sehr solide, leider liegen die etwas wackeligen Fader sowie Drehknöpfe und Taster ein wenig nah beieinander – bei 38 Steuerelementen auf einem Raum von 10 cm mal 18 cm kaum zu vermeiden. Der mögliche Batteriebetrieb mit Frühwarnsystem ist klasse, aber wohl auch ein wenig konstruktionsbedingt. Denn wo Mitbewerber MIDI-Steuerung und Stromversorgung über den USB-Port in einem Abwasch erledigen, benötigen Füchse mit ihren Standard I/Os externe Netzteile oder eben Mignonpower. Sämtliche Faderfox-Module können im laufenden Betrieb problemlos zu- oder abgestöpselt und hintereinander geschaltet werden. MIDI-Merge macht’s möglich. Ein 5-Pol-Anschluss am Audio-Interface ist allerdings Pflicht. Faderfox DJ2 lässt sich sehr gut zur Steuerung einer Mix-Software nutzen, egal, ob im internen Modus oder an einem externen DJ-Mixer. Durch seine Shift-Taste und den Joystick bietet er ausreichend Parameter, um auch Effekte effizient zu dirigieren. Er ist in der Lage, auf zwei unterschiedlichen MIDI-Kanälen zu senden, daher steht mit zwei identischen Einheiten einem Vier Deck-Betrieb nichts im Wege. Hardwareseitiges Browsen in der Musikbibliothek macht Maus und Tastatur überflüssig, die kleine Kiste macht richtig Spaß. Zahlreiche Mitbewerber buhlen in diesem Preissegment um die Gunst des Käufers. Bereits unter 250 Euro bieten andere etablierte Hersteller Full Size-Controller wie Numarks Stealth oder Hercules Steel. Sie können, verglichen mit einem Fuchs-Modell, etwa mit der doppelten Anzahl an Reglern sowie zusätzlichen Jogdials und einer DJ-Software On-Top aufwarten. Ein ähnlich kompaktes, portables und jederzeit modular erweiterbares Konzept wie Faderfox-Micromudules allerdings gibt es für DJs zu diesem Zeitpunkt nicht. Wer es etwas leichter mag, kann gerne zugreifen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Sehr kompakter Controller
  • Geringes Gewicht
  • Gut strukturiertes Layout
  • Effekt-Joystick
  • Solide Verarbeitung
  • MIDI-Merge Funktion
  • Hot-Plug-fähig
  • Optionaler Batteriebetrieb
  • Hohe Anzahl an MIDI-Parametern
  • Echte „Shift“-Funktion
  • Zwei wählbare MIDI-Kanäle
Contra
  • Etwas eng beieinanderliegende Bedienelemente
  • Keine optischen Parameter- & Statusrückmeldungen
  • Kein USB-MIDI
  • Leicht wackelige Fader
  • Doppelbelegungen mit nur einer Einheit
Artikelbild
Faderfox DJ2 Test
Für 229,00€ bei
DJ2_korr

Herstellerlink Faderfox

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