Ein gut bestücktes Pedalboard und der absolute Überblick sind zwei Faktoren, die im Ernstfall nicht immer hundertprozentig in Einklang zu bringen sind. Besonders dann, wenn beim Liveauftritt ein anspruchsvoller Titel auch noch nach vielen unterschiedlichen Effekten verlangt. Wer aufwendige Sounds auch live zu Gehör bringen möchte, der sollte auf jeden Fall nach einem Konzept vorgehen. Ansonsten kann es passieren, dass er seine gesamte Aufmerksamkeit während des Gigs auf die Verwaltung seines Equipments verlegen muss.
Wie in meinem Pedalworkshop beschrieben, hilft hier ein anständiger Pedal-Looper weiter. Er schaltet und verwaltet die Pedale mithilfe von Pogrammen, sodass man mit nur einem Schaltvorgang sehr komplexe Effektkombinationen abrufen kann. Was allerdings bleibt, ist das Platzproblem. Wenn man neben verschiedenen Zerrern, dem Compressor und dem Delay noch einen Phaser, Chorus, Flanger, Vibe und ein Wah auf das Brett montiert, bleibt für den Pedal-Looper nicht mehr viel Platz. Ich behaupte nicht, dass der Eventide alle diese Probleme löst, aber er kann dabei helfen, einiges an Platz zu sparen, ohne dass man auf alle diese Effekte verzichten muss.
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KONZEPT UND AUFBAU Der ModFactor ist ein Sammelsurium an Modulationseffekten in einem einzigen Pedal. Die gebotene Soundvielfalt ist riesig und beinhaltet alles, was das Modulationsherz begehrt. Gehören Chorus, Phaser und Flanger noch zu den Standardeffekten, so liefert dieser Alleskönner neben einer Leslie-Simulation auch noch Ringmodulator, Filter, Vibrato, Undulator und ein Wah-Wah! Letzteres kann mittels eines Expressionpedals wie ein richtiges Wah-Pedal bedient und eingesetzt werden. Aber nicht nur das. Alle Parameter können mit einem Expression- oder Volumepedal simultan gesteuert werden, wodurch sich unglaubliche Klänge realisieren lassen. Dabei ist sein Einsatzgebiet nicht auf das Pedalboard von Gitarristen beschränkt. Dank True-Stereo Ein- und Ausgängen lässt sich das Gerät auch in ein bestehendes Studio oder Racksystem einbinden. Die Programme können mit den Fußtastern, via MIDI oder einer speziellen Aux-Switch-Buchse geschaltet werden. Hier sind wir wieder beim Thema Überblick, denn wer einen Pedal-Looper mit Midifunktion besitzt, dem bietet sich die absolute Narrenfreiheit. Via Midi ist man beim ModFactor bezüglich der Presets nicht eingeschränkt und alles ist auf Knopfdruck abrufbar.
Die Bedienelemente Der ModFactor hat elf Parameter, die einem das Leben erst einmal nicht einfacher machen, denn einige der Regler erledigen je nach Effekttyp unterschiedliche Aufgaben. Die obere Reihe ist für die Steuerung der Hauptparameter zuständig. „Intensity“ variiert zwischen einem subtilen und einem stark hörbaren Effektanteil, „Type“ wählt den Effekttyp, wobei unterschiedliche Arten von Phasern und Flangern zur Verfügung stehen. „Depth“ und „Speed“ kennt man von normalen Bodentretern, sie steuern Tiefe und die Geschwindigkeit des Effektes. „Shape“ spezifiziert die Modulationswellenform wie Sinus, Dreieck oder Rechteck und „Xnob“ bewältigt unterschiedliche Aufgaben, die je nach Effekt variieren. Seine Funktionen zu beschreiben, würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen.
Die untere Parameterreihe dient der Einstellung des Hauptmodulators. Die Regler D-Mod und S-Mod beeinflussen die Depth- und Speed-Einstellungen, „ModRate“ regelt die Geschwindigkeit, mit der die beiden Parameter arbeiten, und „Mod Source“ bestimmt die Modulationsart. Hier stehen wieder die genannten Wellenformen zur Verfügung. So ganz einfach ist die Bedienung also nicht, aber zum Glück gibt es keine Untermenüs, die einem das Leben noch schwerer machen.
Die Anschlüsse Sowohl Ein- als auch Ausgänge besitzen je einen Miniswitch, mit dem man zwischen Line- und Instrumentenpegel wählen kann. Wenn das Pedal vor einem Gitarrenamp verwendet wird, wählt man die Einstellung „Amp“, im Effektweg eingeschleift oder im Studio ist der Linepegel angesagt. True Stereo ist natürlich nur bei Stereosetups interessant – wer nur einen einzelnen Amp spielt, der benutzt einfach die dafür vorgesehenen und beschrifteten Buchsen. Der Aux-Switch dient dem Fernsteuern des ModFactors, während der Anschluss für das Expressionpedal für die Fernbedienung aller Regler mit einem Volume- oder einem handelsüblichen Expressionpedal vorgesehen ist. Via USB-Buchse lässt sich der ModFactor über den Rechner updaten. Bliebe noch der Anschluss für das Netzteil: Das Pedal braucht sehr viel Power und ist mit einem handelsüblichen 9-Volt-Netzadapter nicht zum Arbeiten zu bewegen. 1200 Milliampere sind im Gegensatz zu normalen Bodentretern Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass ein durchschnittlicher Chorus oder Verzerrer nur etwa zwischen 10 und 35 Milliampere Energie benötigt. Seitlich am Gehäuse befinden sich zwei MIDI-Buchsen, die dem ModFactor noch ein Sahnehäubchen aufsetzen und ihn zu einem der flexibelsten Modulationsgeräte macht, die man derzeit auf dem Markt kaufen kann.
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SOUND UND PRAXIS Nach dem Einstöpseln kann man direkt loslegen und auf Verdacht alle Presets durchdaddeln. Auffallend ist hier die gebotene Vielfalt und auch die Zurückhaltung, mit der die Effekte ins Klanggeschehen eingreifen. Ich besitze fast alle der hier simulierten Geräte in der analogen Wirklichkeit und bin als Analogpurist ganz schön erstaunt, wie gut der ModFactor klingt. Bei digitalen Geräten ist das A und O neben gut geschriebenen Programmen die Qualität der Wandler. Sie übertragen den eingehenden analogen Ton am Eingang des Gerätes in die digitale Welt, wandeln ihn also in Zahlen um, um ihn später am Ausgang wieder als natürlichen Klang zu entlassen. Bei Eventide ist man in Bezug auf die Qualität dieser Komponenten auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Der Gesamtklang und die gebotene Dynamik ist hier sehr nahe am analogen Vorbild.
Beginnen wir also mit dem Chorus. Hier kommt man nahe an den Sound vieler traditioneller Choruspedale heran, ohne jedoch die Wärme des alten Boss CE-1 zu erreichen. Aber für einen digitalen Effektprozessor ist es grundsätzlich sehr schwer, an die Direktheit analoger Schaltkreise heranzukommen. So hält der Phaser beispielsweise dem direkten Vergleich mit einem Phase 90 oder Phase100 nicht stand. Dieses Preset gefällt mir auch deshalb am wenigsten, weil es immer eine Spur zu extrem und spitz klingt.
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ChorusPhaserFlanger
Im direkten Vergleich kommt der ebenfalls in diesem Test-Marathon vorgestellte TC Nova Modulator diesem Soundideal wesentlich näher. Vielleicht wird es in naher Zukunft ein Firmwareupdate geben, das dieses Preset in einer überarbeiteten Version anbietet. Das Wah und vor allem der Flanger hingegen sind sehr gut gelungen. Neben spacigen Einstellungen lassen sich auch runde, weiche Flangerklänge wie die von FL-9 oder Electric Mistress von Electro Harmonix erzeugen. Den Rotary habe ich mit meinem Boss RT-20 verglichen. Beide Geräte klingen ähnlich, wobei der Boss eine Spur kälter tönt und einen integrierten Verzerrer mitbringt, der allerdings faktisch unbrauchbar ist. Hier würde ich den Eventide dem Boss RT-20 in jedem Fall vorziehen.
Sehr schön ist das allmähliche Hochfahren des Lesliemotors gelungen. Mit Hilfe der „D-Mod“ und „S-Mod“ Regler kann man den simulierten Rotor so vorprogrammieren, das er automatisch hin und wieder die Geschwindigkeit wechselt. Die restlichen Effekte sind weniger Brot- und Buttersounds als vielmehr Spezialeffekte für besondere Gelegenheiten. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang vor allem der „Undulator“, der aus einer Kombination von Delay, einem Detuning-Effekt und einem frequenzmodulierten Tremolo besteht. Ringmodulator, Vibrato und ein Tremolo runden das Angebot ab und machen den ModFactor zu einer unglaublich vielseitigen Effektschleuder im positiven Sinn, die ihresgleichen sucht. Die gebotene Parametervielfalt macht es wirklich nicht leicht, in einem Wald von lauter guten Sounds seinen eigenen Klang zu finden.
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Leslie Fast & SlowUndulatorRingmodulator
Aber es gibt bekanntlich Schlimmeres! Mir persönlich sind fast alle Presets ab Werk eine Spur zu extrem eingestellt, was erst im Vergleich mit den klassischen Analogpedalen zutage kommt.
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FAZIT Der ModFactor ist eines der besten programmierbaren Multieffektgeräte, die ich bisher testen durfte. Viele Sounds kommen den klassischen, alten Modulationsgeräten verblüffend nahe, und obwohl es sich hier um ein digitales Gerät handelt, hat Eventide es irgendwie doch geschafft, den Sound dennoch sehr warm und analog klingen zu lassen. Der ModFactor ist somit auch für Analogfreaks eine echte Alternative. Die Möglichkeit, vorprogrammierte Presets via Midi abzurufen, machen das Gerät zu einem der vielseitigsten Bodeneffekte überhaupt.
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
Sound
Verarbeitung
Vielseitig einsetzbar
Midi
Alle Regler mit einem Expressionpedal fernsteuerbar
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