Epiphone Thunderbird Pro TB Test

Die Firma Gibson stellte 1963 den original Thunderbird als Konkurrenz zu den Bässen aus dem Hause Fender in die Läden. Angeboten wurden zwei Modelle, der Thunderbird II mit einem und der Thunderbird IV mit zwei Pickups, beide mit durchgehendem Hals und – einer Neuheit bei Gibson – Bässen – 34“ Longscale Mensur wie bei den Fender Produkten. Mit seinem fetten Sound und dem einzigartigem Reverse Style Body sprach er schon damals die Freunde der härteren Musikstile an und wurde durch prominente Bassisten wie z.B. John Entwistle noch populärer. Mittlerweile sind Vintage Thunderbirds relativ seltene und heiß begehrte Sammlerstücke.

Solch ein Schätzchen kann sich erstens nicht jeder leisten, zweitens würde man ein Instrument, das eventuell mal in der Lage ist die Altersversorgung zu garantieren, nur ungern dem harten Rock – Alltag aussetzen. Und genau hier tritt schon seit geraumer Zeit Epiphone als Anbieter legendärer Gibson – Modellen zu äußerst erschwinglichen Preisen auf den Plan. Bisher hatte Epiphone vier Thunderbird Varianten mit verschieden Korpushölzern und Lackierungen im Angebot. Hinzu kommt jetzt der Thunderbird Pro der einerseits mit seiner neuen Neck – Through – Konstruktion dem Gibson Original näher kommt  als die vorangegangenen Schraubhals  – Vögel, anderseits aber durch Features wie einer aktiven Elektronik und einem schlankeren Hals in eine modernere, vielseitigere Richtung getrimmt wurde. Den Neuen gibt´s übrigens in drei Optik Varianten, Vintage Sunburst, Natural Oil und der Farbe meines Test -Vogels, Translucent Black.

KONSTRUKTION/KORPUS
Der Korpus des Thunderbird ist ja alles andere als zierlich, was Gibson vermutlich schon beim Ur – T -Bird dazu veranlasst hat, die Korpusflügel aus Gewichtsgründen dünner als den durchgehenden Hals zu halten. Auch beim T – Bird Pro sind die angeleimten Flügel sowohl vorne als auch hinten ca 3 mm dünner, was den durchgehenden Hals noch massiver erscheinen lässt. Der Korpus besteht wie beim Gibson Original aus Mahagoni, einem relativ schweren und dichten Holz, welches einen etwas komprimierten Sound mit einem sehr weiten Frequenzspektrum produziert und deshalb gerne bei modernen Bass – Konstruktionen Verwendung findet.

Durch den schwarz – transparenten Lack ist zumindest bei guten Lichtverhältnissen die attraktive Maserung des Mahagonis zu erkennen. Ich persönlich finde das im Allgemeinen schöner als eine deckende Lackierung und auch beim Epiphone wirkt das Ganze sehr elegant. Keine Experimente hat Epiphone beim Pickguard gemacht, auch beim  Pro kommt das traditionelle Pickguard mit dem T – Bird  Logo in silber zum Einsatz. Rein optisch gibt´s also keine Überraschungen, sondern eine gewissenhafte Nachbildung des Originals. Besonders herausheben möchte ich in diesem Zusammenhang die makellosen Ausführung der Holzarbeiten und Lackierung. Für ein Instrument in dieser moderaten Preisklasse wirklich TipTop.

Die Brücke ähnelt einer Hipshot B – Style, ist aber massiver und liegt mit einem Saitenabstand von 19mm im Standard Bereich. Saitenlage und Bundreinheit werden auf die übliche Art und Weise eingestellt, beides war allerdings ab Werk bereits tadellos erledigt.. An der Zarge befinden sich zwei Gurtpins und die Klinkenbuchse. Passend zum Gesamterscheinungsbild ist die komplette Hardware, inklusive der Stimm-Mechaniken im Gotoh – Stil, schwarz lackiert

Elektronik / Pickups
Da der Pro in Sachen Soundangebot grundsätzlich flexibler auftreten soll als der „normale“ Thunderbird, hat  Epiphone eine aktive Elektronik verbaut. Das Bedienfeld umfasst vier Potis, Volume, Panorama und jeweils einen Regler für Bässe und Höhen mit Cut und Boost Funktion.  Die Tonabnahme erledigen zwei höhenverstellbare Humbucker-die speziell für das neue Pro – Model entwickelt wurden.

Hals
Genau wie beim Gibson-Original setzt Epiphone auch beim T – Bird Pro auf einen durchgehenden Hals, eine Maßnahme, die in der Regel für einen gesunden Ton mit langem Sustain sorgt. Der Hals ist im Bereich der Korpusflügel 7 – teilig mit abwechselnden Walnuss und Ahorn – Streifen, verjüngt sich dann aber zu immerhin noch 5 – Streifen im Greifbereich. Ganz schön aufwendig. Im Rosewood Griffbrett sitzen 20 fette Bünde die erstklassig abgerichtet sind und somit dazu beitragen, dass sich das Instrument sehr komfortabel und schnarrfrei einstellen lässt. Die Saiten laufen über einen Kunststoffsattel und enden in  präzise und leichtgängig arbeitenden, geschlossenen Mechaniken im Gotoh – Stil . Auch der Sattel ist wirklich  optimal gefeilt, Epiphone scheint ein paar wirklich gute Set-up Typen zu beschäftigen. Auch hier gibts also handwerklich keine Einwände, alles sauber ausgeführt.

Wer mit einem Fender Jazz Hals gut zurecht kommt wird auch das schlanke C – Profil des T – Bird Pro mögen.  Der Hals liegt angenehm in der Hand und lässt sich absolut mühelos spielen. Bei der Kopfplatte orientiert sich Epiphone wieder am Original, denn sieunterscheidet sich in Größe und Form nicht vom Gibson – Headstock. Die Mechaniken sitzen in einer Reihe, allerdings steht auf der großen Abdeckplatte für die Halseinstellschraube natürlich nicht „Gibson“ sondern „ T – Bird Pro“ gefolgt von einem „Epiphone“ Schriftzug, beides in Silber.

PRAXIS/SOUND
Der Thunderbird ist kein zierlicher Bass, sondern ein ziemlich großes Brett. Und so offenbart auch der Pro direkt bei der ersten Anprobe seine ergonomischen Defizite. Zwar ist der Bass mit ca 4,4kg nicht übermäßig schwer, leider  ist er aber kopflastig, sodass sich der Hals bestenfalls in der Waagerechten einpendelt. Außerdem hängt der ganze Bass in einer mittleren Trageposition zu weit links, sodass die tiefen Lagen ziemlich unkomfortabel zu erreichen sind. Die Kopflastigkeit kann man natürlich durch Druck mit dem rechten Unterarm auf den nach hinten ausladenden Reverse – Body – Flügel ausgleichen, zu einer entspannten Spieltechnik trägt das aber nicht bei. Für Finger – Style Spieler ist es durch den ausladenden Body – Flügel ohnehin  schon nicht ganz einfach eine komfortable Position für die rechte Hand zu finden. Der Thunderbird – Fan wird jetzt eventuell einwenden, dass man einen Rock –  Bass sowieso unter der Gürtelschnalle trägt und mit dem Plektrum bearbeitet – und in der Tat ist das auch die angenehmste Position für den Thunderbird. Im Sitzen lässt sich der große Vogel komfortabel spielen, kommt aber in dieser Art der Präsentation optisch bei den meisten Bandkollegen nicht besonders gut an.

Die Bespielbarkeit der hohen Lagen ist  beim „Pro“ wie auch schon beim „normalen“ Thunderbird, durch die Korpusform eingeschränkt, die letzten Bünde sind schwer zu erreichen. Dies sind selbstverständlich alles Kritikpunkte die einen eingefleischten Thunderbird Spieler nicht abschrecken und ja auch altbekannt sind, tragen aber eben auch nicht zur Erweiterung der Zielgruppe bei.

Na dann mal los zum Soundtest. Ich bin wirklich gespannt ob der T – Bird mit den neuen Pickups und der aktiven Elektronik zum Allrounder mutiert ist.
Trocken gespielt machen sich die positiven Attribute einer gesunden Neck – Trough- Konstruktion deutlich bemerkbar. Der Bass klingt über das gesamte Griffbrett sehr ausgewogen und hat mehr Sustain als man in der Regel braucht. Deadspots oder Töne die früh in Obertöne umkippen gibt es nicht. Verstärkt wir dann sehr schnell klar, dass die neuen Pickups und die aktive Elektronik aus dem Thunderbird Pro zwar kein Camäleon machen, aber doch sinnvolle Soundvarianten bereithalten. Mit dem Panorama in der Mittelstellung und dem EQ flat klingt der Bass zwar definiert genug, aber eher mittenbetont und rockbassmäßig. Jetzt kommen allerdings die neuen Möglichkeiten des 2 – Band EQ‘s mit Höhen und Bässen ins Spiel und hier  gefällt mir der Bassregler am besten. Er greift sinnvollerweise relativ tief ins Klangbild ein, Tiefmitten hat der T – Bird von Haus aus ja genug, und pumpt den Sound bei Bedarf noch mal mächtig auf – ohne dabei die Konturen zu verlieren. Damit ist der T – Bird Pro auch ohne weiteres in der Lage einen punchigen Bridge Pickup-Sound zu erzeugen der nicht zu nasal klingt. Die Frequenz des Höhenregler könnte für meinen Geschmack etwas tiefer liegen. Er regelt wirklich nur die obersten Brillianzen. Da die Aktiv-Elektronik keinen Mittenregler hat könnte man mit einer tieferen Höhenfrequenz meiner Meinung nach eine vielseitigere Kontrollmöglichkeit des Klangbilds bereitstellen. Insgesamt ist die neue Elektronik aber durchaus ein effektives Werkzeug um den guten Grundsound des Thunderbird Pro einige weitere Facetten abzufordern. Ein reinrassiger Allrounder wird der Pro dadurch aber dennoch  nicht, dafür geht der Grundsound zu sehr in Richtung Rockbass.

Audio Samples
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Neck-Pickup Flat Bridge-Pickup Bass-Boost Beide Pickups Flat

FAZIT

Ein Thunderbird ist halt ein Thunderbird mit all seinen Stärken und Schwächen. Es gibt moderne Bässe in der gleichen Preisklasse die leichter zu spielen sind und variablere Soundmöglichkeiten bieten, trotzdem hat der Thunderbird seine Fans. Epiphone bietet dieser Zielgruppe mit dem Thunderbird Pro eine  Variante mit neuen Features wie durchgehendem Hals und aktiver Elektronik, die den Bass eindeutig aufwerten und auf seine Art flexibler machen. Das im Vergleich zum Standard T – Bird schlankere Halsprofil kommt mir persönlich sehr entgegen, ist aber letztendlich Geschmacksache und verbessert die Ergonomie nicht entscheidend. Berücksichtigt man allerdings die tadellose Verarbeitung und das hervorragende Preis / Leistungsverhältnis, kann der Daumen nur nach oben gehen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Grundsound
  • Optik
  • Verarbeitung
  • Preis / Leistung
Contra
  • Ergonomie
Artikelbild
Epiphone Thunderbird Pro TB Test
Für 299,00€ bei
Technische Daten Epiphone Thunderbird Pro-IV
  • Fabrikat: Epiphone
  • Model: Thunderbird Pro TB
  • Mensur: 34“ Long – Scale
  • Bünde: 20 Jumbo
  • Saitenabstand: 19mm
  • Korpus: Mahagoni
  • Hals: 7 – streifig Walnuss/Ahorn
  • Griffbrett: Palisander
  • Tonabnehmer: 2 x Humbucker Epiphone
  • Elektronik: Aktiv, 2 Band EQ, Epiphone
  • Bedienfeld: Volume, Pan, Bässe, Höhen
  • Mechaniken/Hardware: geschlossene Tuner, Epiphone Brücke, schwarz
  • Preis: UVP 698,00 Euro
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LUI sagt:

#1 - 21.11.2012 um 00:58 Uhr

0

Danke für die Beschreibung, bonedo.de hat mir schon echt oft geholfen.Aber zu meiner Frage.....wird ein Koffer mitgeliefert oder muss man ihn extra dazu bestellen ?

Profilbild von Guido (bonedo)

Guido (bonedo) sagt:

#2 - 21.11.2012 um 12:00 Uhr

0

Hallo LUI,
das freut uns, dass wir dir schon oft helfen konnten. Zu deiner Frage: Der Koffer ist optional, muss also separat erworben werden. Viele Grüße, Guido

Profilbild von Marcus

Marcus sagt:

#3 - 03.10.2014 um 22:45 Uhr

0

Danke für das sehr informative und ehrliche Review. ich habe mir den Bass gekauft wegen des Sounds, wissend um die nicht optimale Ergonomie. Ich hatte Probleme mit Saitenschnarren, dann nach leichtem Entspannen des Halsspannstabs wurde es besser. Allerdings finde ich die Saitenlage zu hoch in den obere Lagen, wesentlich höher als bei meinem Jazzbass. Ist das normal oder lässt sich da noch was machen ohne dass die Schnarrproblematik wiederkehrt? Etwa die Brücke etwas runterdrehen? Die Saitenlage am 12. Bund ist ca. 3 mm.Übrigens sind Eure Soundbeispiele der absolute Hammer, mit welchem Setup wurde der Thunderbird gespielt? Abgesehen vom Bassisten, der hammermässig spielt...

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