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Engl Ironball Head 20 Test

Praxis

Mann, ist das Ding laut! Der kleine Amp hat es faustdick hinter den Röhren, obwohl er „nur“ mit 20 Watt aufwarten kann. Von wegen Schuhkarton! Aber woher kommt diese Leistung? Die Erklärung ist relativ einfach. Damit die Endstufe ihre Energie nicht mit dem Erzeugen von Bässen verschwendet, hat man beim Ironball den Bereich unterhalb von 90 Hz entschärft. Das sind nicht nur die Frequenzen, die man als Gitarrist ohnehin nicht wirklich braucht, sondern es ist auch genau der Bereich, den jeder Tontechniker live und im Studio bei den Gitarrenspuren ausfiltert, um den Platz für den Bass und die Bassdrum freizuhalten. Diese Maßnahme verleiht dem Amp nicht nur einen angenehm straffen Sound, sondern auch Klarheit und Kraft. Viele Verzerrer machen übrigens das Gleiche und beschneiden den Bassbereich, jedoch weitaus massiver, als es hier der Fall ist. Damit wir uns richtig verstehen, der Amp klingt durchaus fett und ohne Analyzer-Einsatz wären mir diese Anpassungen überhaupt nicht aufgefallen. So braucht sich die Endstufe nicht mit Subbässen abzukämpfen und kann diese Ressourcen auf die restlichen Frequenzen verteilen.

Wenn man hier seine Gitarre einstöpselt, kann es sehr, sehr laut werden – wenn man will.
Wenn man hier seine Gitarre einstöpselt, kann es sehr, sehr laut werden – wenn man will.

Kommen wir zu den cleanen Sounds des Ironball. Dieser Kanal bietet weitaus mehr als „nur“ einen unverzerrten und klaren Ton. Hier kann man von wirklich clean bis zu einer AC/DC-Zerre eine Vielzahl von Sounds einstellen, die allesamt einen marshalligen Charakter aufweisen. Es klingt also nie chemisch gereinigt, sondern immer fett und röhrig.
Eines vorweg zu den Soundbeispielen: Alle Audios sind zweifach vorhanden, einmal mit dem Mikro (SM 58) vor der Box und einmal über den frequenzkorrigierten DI-Output aufgenommen. Die eingebaute Speakersimulation des Ironball liefert einen wirklich tollen Sound, der mir teilweise sogar besser gefällt als die mikrofonierte Box. Aber hört selbst.

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Clean Channel Cabinet Clean Channel Line Out

Dreht man den Gainregler des cleanen Kanals auf Halbgas, kommt man in leicht angezerrte Klangregionen, die man dank des Masterreglers auch bei relativ geringen Lautstarken genießen kann. So lassen sich knarzige Gitarrenriffs im Stil von Keith Richards sehr gut realisieren. Das Klangergebnis ist auch hier eher herb marshallig und weniger süß klingelnd, wie man es vom guten alten Vox AC 30 gewohnt ist.

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Clean Channel Angezerrt Cabinet Clean Channel Angezerrt Line Out

Wenn man den Gainregler voll aufreißt, geht es auch jetzt schon beherzt zur Sache. Das hätte ich von einem cleanen Kanal erst einmal nicht erwartet. Der eine oder andere Purist wird sich schon in dieser Phase sehr wohlfühlen, denn Dynamik und Griffigkeit sind wegen des gemäßigten Verzerrungsgrades sehr hoch. Hier ist den Jungs von Engl ein wirklich gut klingender und vielseitiger Cleankanal gelungen, der Unmengen von Soundnuancen bereithält.

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Clean Channel Maximum Gain Cabinet Clean Channel Maximum Gain Line Out

Besonders im Medium- und High-Gain-Bereich macht sich die Direktheit des Engl Ironball angenehm bemerkbar. Nichts mulmt oder komprimiert, selbst mit maximalem Gain klingt es nie fuzzig oder plastikmäßig überbraten. Man hört die verwendete Gitarre immer gut durch, eine Eigenschaft, die bei High Gain Einstellungen nicht immer gegeben ist. Der Lead-Channel macht da weiter, wo der cleane Kanal aufhört. Naturgemäß wird der Sound undynamischer, je mehr Gain man hereindreht, was sich hier jedoch in Grenzen hält.

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Lead Channel Medium Gain Cabinet Lead Channel Medium Gain Line Out

Selbst mit maximaler Gainsättigung klingt nichts mulmig. Der Amp beginnt auch nicht zu spucken, sondern bleibt klar und transparent. Mit gefällt besonders, dass man trotz der massiven Verzerrung keinen Gleichmachersound erhält und die Saitentrennung erhalten bleibt.

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Lead Channel Maximum Gain Cabinet Lead Channel Maximum Gain Line Out
Kommentieren
Profilbild von Bernd

Bernd sagt:

#1 - 31.08.2013 um 14:09 Uhr

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Für meinen Geschmack haben die Soundfiles im Gain-Bereich immer zu viele Höhen. Und mal ehrlich: wer nimmt einen Amp mit einem SM58 ab? Das SM58 ist ein mittelmäßiges, in die Jahre gekommenens Gesangsmikro. Druckfehler oder mangels besserer Alternativen?

Profilbild von Guido Metzen (bonedo)

Guido Metzen (bonedo) sagt:

#2 - 03.09.2013 um 18:04 Uhr

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Hallo Bernd, erst einmal vielen Dank für deinen Kommentar. Wie du ja schon richtig geschrieben hast, ist ein Klangeindruck immer Geschmackssache - der eine Hörer wird es als zu viele Höhen empfinden, der nächste als genau richtig und wiederum ein anderer als zu wenig. Da kann sich ja jeder selbst sein Urteil bilden - deswegen gibt es ja Soundfiles bei bonedo. Nun aber zu deiner "Frage" des Mikrofons betreffend: Nun, ich könnte dir ad hoc unzählige Profis nennen, die mit Audio-Aufnahmen auch tatsächlich ihren Lebensunterhalt mehr als ordentlich bestreiten und bereits mehrere Top-Produktionen auf High-End-Level auf dem Buckel haben, die nach wie vor ein SM58 vor einen Gitarren-Amp stellen (teilweise als einziges Mikro, teilweise im Verbund mit weiteren). Des Weiteren steht natürlich auch das SM57 weltweit vor unzähligen Git-Speakern - wohl auch nicht ganz umsonst. An dieser Stelle sollte man dann noch wissen, dass im SM57 und SM58 die gleiche Kapsel ihre Arbeit verrichtet. Schraubt man von einem SM58 den Korb ab und stellt es an identischer Position wie ein SM57 vor denselben Speaker (natürlich nacheinander...z.B. mittels Reamping, um dasselbe Audiomaterial verwenden zu können), glaube ich nicht, dass du im Blindtest einen Unterschied zwischen den beiden Mikros ausmachen wirst. Nun ja, und beim SM58 von einem "mittelmäßigen, in die Jahre gekommenen Gesangsmikro" zu sprechen, möchte ich mal dahingestellt sein lassen. Dass es schon seit vielen Jahren unverändert produziert wird, ist sicherlich richtig, und dass es sicherlich Mikros gibt, die feiner auflösen, eine bessere Dynamik, etc. haben, würde ich auch niemals bestreiten, aber merkwürdigerweise steht es nach wie vor rund um den Globus auf zig Bühnen, in x Studios, usw. (es handelt sich immerhin um das meistverkaufte Mikro aller Zeiten und einen Standard). Und wenn man dann noch bedenkt, was unter Frequnzgang-spezifischen Aspekten aus einem Gitarrenlautsprecher rauskommt, wird dies selbst ein SM58 noch problemlos übertragen bekommen. Also: Weder "Druckfehler", noch "mangels besserer Alternative". Wir könnten natürlich auch alle Audio-Files mit einem Neumann M149 Tube, einem Blue The Bottle, einem Schoeps Colette-System, o.ä. aufnehmen, doch ich denke, dass die wenigsten solche Mikrofone mal eben im Schrank liegen haben und daher auch ihren "Klang" nicht einschätzen könnten - was bei einem SM57/58 sicherlich anders aussieht, die beiden Mikros und ihren Sound kennt quasi jeder. Nix für ungut, aber wir empfanden deinen Kommentar als leicht "irreführend". Viele Grüße, Guido

Profilbild von Kai Stuehrenberg

Kai Stuehrenberg sagt:

#3 - 06.09.2013 um 22:10 Uhr

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Danke für die Antwort. Nichts ist schlimmer als Halbwissen,das als Know How empfunden wird. Die SM58/57 Diskussion habe ich bereits mit ganz vielen "Auskennern" geführt :-), da ich selbst ein 58er Modell vorm Amp habe und mich ständig alle mitleidig anschauen.Der Amp ist übrigens wirklich klasse. ENGL bewegt sich ein wenig weg vom typischen ENGL Sound, was ich allerdings für alles was nicht Metal ist als eine sehr kluge Bewegung empfinde. Sehr gutes Produkt, wie auch schon der Retrotube.

Profilbild von Franz S.

Franz S. sagt:

#4 - 24.09.2013 um 13:00 Uhr

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Danke für Deinen Kommentar zum dem nach unten gekapten Frquenzgang, ich bin mir aber nicht so sicher ob mir hier nicht doch etwas fehlt.
Beim Antesten fand ich das Teil hat einen überagenden Sound und eine tolle Spielbarkeit. Die Klangregelung ist aber beim Bass und auch beim Höhenregler nicht sonderlich effektiv. Ist auch ein Highpass vorhanden?
Denn im Vergleich zu meinem JCM 800 ist dieser Bereuch sehr "zahm"!
Die Sounds und die flexibilität ist dennoch Beispiellos, toll Rock, Blues und Heavy in einem Amp.

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