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Yamaha Stage Custom Birch Test

Details
Die neuen Kessel haben nicht mehr neun Lagen, sondern nur noch sieben bei den Bassdrums und sechs bei Stand- und Hängetom sowie der Snaredrum. Dies bedeutet allerdings auch, dass sie mit sieben beziehungsweise sechs Millimeter verhältnismäßig dünn sind. Alle Holzkessel werden bei Yamaha mit dem patentierten “Air Seal System” gefertigt. Die Holzlagen werden mit einem Diagonalschnitt präzise auf die gewünschte Länge zugeschnitten, in eine runde Passform „gezwungen“, mit Kleber versehen und durch den sehr regelmäßigen Druck eines Luftkissens im Inneren des künftigen Kessels aufeinandergedrückt. So entstehen Kessel, die laut Yamaha rund starten und für eine sehr lange Zeit rund bleiben.

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Ausgeliefert wird das neue Stage Custom in drei Konfigurationen. Was die Durchmesser angeht, lässt die Auswahl an Kesselgrößen keine Wünsche offen. Allerdings gibt es zu jedem Durchmesser nur eine Tiefe (mit Ausnahme der Snaredrums). Dies ist aber auch das offensichtlichste Indiz dafür, dass ich es bei meinem Testkandidaten nicht mit einem High-End-Produkt zu tun habe. In einer High-End-Serie würde man sich eine größere Auswahl erhoffen, um bei einer hohen Investition keinen Kompromiss mehr eingehen zu müssen. Ungewöhnlich scheint dabei, dass Yamaha dem „Lange-Bassdrum-Trend“ nicht folgt, sondern weiterhin auf höchstens 17“ lange Bassdrumkessel setzt. Dafür hat man aber bei den Konfigurationen die Wahl zwischen drei verschiedenen 14“ Snaredrums; zwei unterschiedlich tiefen aus Holz und einer aus Stahl. Bei allen acht zur Verfügung stehenden Finishes handelt es sich um Hochglanzlackierungen, was Yamaha deutlich als Grund für ein besonders freies Schwingverhalten der Kessel anführt.
Yamaha stellte mir ein Stage Custom in der SCB4F47 Konfiguration in Cranberry Red zu Verfügung, bestehend aus einer 24“ Bassdrum, einem 12“ Hängetom, einer 16“ Floor-Tom und dem einstrebigen 700er Hardwareset.

Die erste Auffälligkeit beim Auspacken des Sets ist für mich die bereits angekündigte geringe Kesseldicke. Wenn man eine 24“ Bassdrum erwartet, denkt man an etwas Schweres, Gewaltiges. Im Fall des Stage Custom aber, das in bloß zwei Kartons angeliefert wurde, wirkt der Bassdrumkessel trotz seines Durchmessers recht leicht und filigran. Die Lackierung des Sets macht einen edlen Eindruck; sie ist halb transparent und lässt die Holzmaserung noch durchscheinen.

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Solange noch keine Felle montiert sind, nutze ich die Gelegenheit, mir die Gratung, also die Fellauflagenkante, anzusehen. Laut Herstellerhomepage handelt es sich um einen 45°-Abschliff. Tatsächlich kann man bei der Bassdrum und auch beim 16“ Floor Tom zwar einen beginnenden 45° Winkel ausmachen, und der Abschliff ist sehr sauber, aber nicht gerade und etwas abgerundet. Ein solcher Abschliff führt zu einer minimal größeren Auflagefläche des Fells, das dadurch vom Kessel ein wenig mehr abgedämpft wird. Dies macht im Falle von großen Kesseln Sinn, da man sich in der Regel von ihnen eher einen vollen, bauchigen Klang als einen obertonreichen Sington wünscht. Beim 12“ Tom hingegen ist der Abschliff ganz gerade ohne Abrundung. Bei allen Kesseln gibt es einen sehr kleinen Gegenschliff zur Kesselaußenseite.

Da es sich bei der gelieferten Konfiguration um ein vierteiliges Rockset handelt, ist der Aufbau schnell gemacht. Bei den beiden Toms sind die Felle sogar schon vormontiert, sodass sie nur noch gestimmt werden müssen. Beim Montieren der Bassdrumfelle tun sich für mich zwei kleine Schönheitsfehler auf:

1.) Die Bassdrumklauen sind nicht von innen mit Gummi verkleidet, was ohne Zweifel dazu führen wird, dass sie deutliche Spuren an den hochglanzlackierten Holzspannreifen hinterlassen werden. Die Klauen an sich wirken außerdem nicht sehr stabil. Die Spannschrauben laufen auch nicht wirklich sauber in den Gewinden.
2.) Die Lackierung der besagten Holzspannreifen entspricht nicht exakt dem Farbton der Kessel. Da es sich auf jeden Fall auch bei den Reifen um eine Lackierung handelt und nicht um eine Folie, bleibt für mich die Frage offen, wie das sein kann. Eine Kleinigkeit hat mich dann aber doch in Freude versetzt: An dem Spannreifen, der offensichtlich für die Schlagfellseite vorgesehen ist, gibt es eine Gummiverstärkung für das Fußpedal. Dies ist ein Detail, das ich bisher bei fast allen Schlagzeugen dieser und auch höherer Kategorien vermisst habe. Merkwürdig aber, dass sich Yamaha an dieser Stelle Gedanken über die Lackierung macht, nicht aber bei den Klauen …

Das Floor-Tom steht auf drei Standard-Beinen, die aber von drei Halterungen gehalten werden, bei denen sich der Hersteller offensichtlich um das Schwingverhalten des Kessels Sorgen gemacht hat. Die Halterungen benötigen zwar für die Stabilität jeweils zwei Bohrungen, aber außen berühren sie den Kessel nur an den zwei kleinen Stellen rund um die Bohrungen. Dort sind ihre Metallteile außerdem mit Gummi vom Holz isoliert, sodass der Kessel nur ein Minimum an Schwingungen an die Beschlagteile verliert. Schade ist, dass die zwar klein gehaltenen Böckchen ebenfalls je zwei Bohrungen benötigen, die die Struktur des Kessels unterbrechen. Außerdem sind diese Beschläge nicht mit Kunststoff vom Kessel getrennt.

Das 12“ Tom ist mit dem YESS (Yamaha Enhanced Sustain System) Haltesystem ausgestattet. Dieses ist ebenfalls mit zwei Bohrungen am Kessel befestigt, stellt aber sicher, dass keine massigen Beschlagteile den Kessel „ausbremsen“. Wie bei den Halterungen am Standtom gibt es auch bei der YESS-Halterung bloß die beiden kleinen Berührungspunkte rund um die Bohrungen, die zudem durch Gummi-Isolierungen „entschärft“ sind. Im Gegensatz zu Floortom und Bassdrum ist das 12“ Tom mit nur sechs statt acht Einzelböckchen ausgestattet. Die Rosette der Bassdrum nimmt den altbewährten, extra langen Kugelgelenk-Tomarm auf, der mit einem sehr kurzen Halteglied ausgestattet ist – ideal für die Yess-Halterung. Dies sorgt für maximale Stabilität bei maximalem Schwingverhalten. Ein genauer Blick auf die Snaredrum fördert weder angenehme noch unangenehme Überraschungen zutage, sie macht insgesamt einen guten Eindruck. Zu ihrer Ausstattung gehört ein Standard-Seitenhebel für die Abhebung, deren Gegenstück durch Verarbeitung zweier Vierkantschrauben die Möglichkeit bietet, auch an dieser Seite mit einem Standard-Trommelschlüssel den Teppich zu justieren, der in einem sauber gearbeitetes Snarebed liegt. Es gibt zehn durchgehende Böckchen, die wie bei beiden Toms für den Halt der 1,6 mm starken, geflanschten Stahlspannreifen und damit der Hausfelle „Batter 250“ und „Snare 250“ verantwortlich sind. Ein 20-spiraliger Teppich wird von Kunststoffbändchen bewegt. Mit der Snaredrum kommt ein schmaler Plastik-Dämpfungsring.

Nun noch schnell das 7000er Hardwarepaket rund ums Set aufgebaut. Dieser einstrebige Hardwaresatz würde bei mir zugegebenermaßen wenig Vertrauen erwecken, denn er wirkt an manchen Enden im Gesamtbild mit den doch recht fetten Kesseln eher unstabil. Aber aus langer Erfahrung weiß ich, dass diesen Teilen fast nichts anzuhaben ist und dass sie ewig halten. Dies mag daran liegen, dass Yamaha alle Hardwareteile in der Yamaha Motorradfabrik fertigen lässt. Praktikabel sind die einzelnen Teile auf jeden Fall und recht flexibel in ihren Justierungsmöglichkeiten. Ein Teil aber würde ich direkt noch im Laden ersetzen, wenn ich der Käufer wäre: das Pedal. Dieses ist eines aus der Kategorie „Eine gute Fußmaschine hat man, oder kauft man sich ja eh noch“. Sie ist unstabil, wackelig und quietschig. Das Spielgefühl kenne ich von abgehalfterten Schulschlagzeugen. An seiner Fußtechnik sollte man mit diesem Gerät nicht zu lange arbeiten …
Ansonsten gibt es an der Hardware nichts auszusetzen.

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