Mit HALion Sonic 2 hat Steinberg eine All-In-One Workstation im Angebot, die sich vornimmt, die klanglichen Grundbedürfnisse von Keyboardern, Komponisten, Produzenten und allen anderen Anwendern abzudecken, die Musik am Computer machen und dabei eine möglichst flächendeckende und Genre-unabhängige Auswahl an Sounds zu schätzen wissen. Der virtuelle Multi-Instrumentalist geht gleichzeitig auf Steinbergs Haus-Sampler HALion und das Alleskönner-Urgestein Hypersonic aus dem Jahr 2003 zurück und ist nicht nur ein reiner Sample-Player, sondern lässt den Sound inzwischen auch von mehreren Synth-Engines unterstützen.
Als Benutzer einer aktuellen Version von Cubase hat man höchstwahrscheinlich schon Bekanntschaft mit dem dort enthaltenen HALion Sonic SE gemacht und schielt somit eventuell auf die weit umfangreichere Vollversion, aber auch als Anwender einer konkurrierenden DAW-Software wie Logic oder Live darf man sich sicherlich als Teil der von Steinberg angesprochenen Zielgruppe empfinden. Ob HALion Sonic 2 wirklich auf allen Hochzeiten tanzen kann, und ob neben den erwartungsgemäß zahlreich vorhandenen Brot- und Butter-Sounds auch hin und wieder ein echter klanglicher Gaumenschmaus zu finden ist, werden wir in diesem gewohnt detaillierten bonedo-Test in Erfahrung bringen!
Details
Umfang und Installation
HALion Sonic 2 kann als 32-Bit oder 64-Bit Version installiert werden und läuft als Standalone-Anwendung oder VSTi- bzw. AU-Plug-in. Die Software bringt 15 Gigabyte auf die Datenwaage und wird bei Auslieferung auf zwei DVDs untergebracht. Neben den Datenträgern beinhaltet die Verpackung auch eine gedruckte Kurzanleitung zum Einrichten der Software. Das ausführliche Benutzerhandbuch wird bei der Installation als PDF-Dokument mit auf den Rechner kopiert und liegt in einer mehrsprachigen Version vor – unter anderem natürlich auch auf Deutsch.
HALion Sonic 2 bietet Zugriff auf die gleiche Klangerzeugung und Library wie der zeitgleich veröffentlichte große Bruder HALion 5 und ist in dessen Lieferumfang sogar als eigenständig lauffähige Software enthalten. HALion Sonic reduziert aber die sehr tiefen Eingriffsmöglichkeiten des Sound-Design-Boliden HALion 5 auf ein für den allgemeinen Anwender erträgliches Maß. Hauptunterschied ist, dass man bei der Arbeit mit HALion Sonic auf die Bedienoberflächen (bzw. Macro-Ansichten) der einzelnen Instrumenten-Module beschränkt ist und keine vollständig eigenen Instrumente kreieren kann. Die abgründig tiefer gehenden Verbindungen in den Eingeweiden des komplexen Hybrids HALion 5 aus Synthesizer und Sampler bleiben für den Anwender somit im Verborgenen.
Die Content Sets von HALion Sonic 2 im Überblick
Im Vergleich zum direkten Vorgänger wurde das Instrumenten- und Effekt-Arsenal deutlich aufgestockt, und man darf sich über eine Fülle von über 2500 Presets freuen, die von Steinberg in Kooperation mit Yamaha erstellt wurden. Die Werksausstattung von HALion Sonic 1 wurde also mehr als verdoppelt. Zu verdanken ist das neben einem vergleichbar geringen Zuwachs an Sample-Content (etwa 3 GB) vor allem den drei neuen Synth-Modulen und einer ebenfalls auf Synthese basierenden Emulation einer Hammond-Orgel. Damit bei dieser Fülle an Sounds der Überblick gewahrt bleibt, hat Steinberg eine eigenständige MediaBay als Browser in die Software integriert, die es ermöglicht, einzelne Presets nicht nur schnell zu finden, sondern bei Bedarf auch umfassend selbst zu kategorisieren und zu bewerten. Alternativ können Cubase-Nutzer natürlich auch die dort integrierte MediaBay verwenden. Viel übersichtlicher geht es nicht, und das ist auch gut so.
1/2 Die MediaBay präsentiert die Presets nicht nur übersichtlich,…
2/2 …sondern erlaubt es auch, die Kategorisierungen anzupassen!
HALion Sonic 2 ist 16-fach multitimbral und bietet dementsprechend die Möglichkeit, 16 Instrumente gleichzeitig zu laden und diese natürlich auch über getrennte MIDI-Kanäle anzusteuern. Cubase-Nutzer können zudem von der Kompatibilität zu VST Expression 2 profitieren und Controller-Daten nicht nur über einen MIDI-Track, sondern auch als separate Zusatzinformation zu jeder einzelnen MIDI-Note senden. Im Standalone-Modus kann jedem der Slots ein eigener Ausgang des Audio-Interfaces zugewiesen werden, als Plug-in beschickt HALion Sonic den Mixer der Host-Anwendung über ebenfalls bis zu 16 getrennte Stereo-Kanäle. Eine Möglichkeit, diskrete Mono-Ausgänge einzurichten, wäre für die Arbeit mit Mono-Material sicher hilfreich gewesen, da sich auf diesem Weg Rechenleistung beim nachträglichen Bearbeiten sparen ließe. Am letztendlichen Klang verändert das aber natürlich nichts, und dieser Punkt ist vor allem zu verschmerzen, da HALion Sonic 2 zumindest mit seinen Presets größtenteils Stereo-Material liefert.
1/2 Routing und grundlegende Mischungen lassen sich über die Mix-Page…
2/2 …und über die Effects-Page einrichten.
Die entsprechenden Routing-Einstellungen lassen sich im internen Mixer vornehmen, und natürlich bietet diese Oberfläche zusammen mit der Effects-Page auch Möglichkeiten, den Klang schon innerhalb des Plug-Ins grundlegend anzupassen. So gibt es neben den obligatorischen Lautstärke-Reglern auch Kontrolle über das Panning, vier frei bestückbare Send-Wege, denen selbst wiederum eigene Ausgänge zugewiesen werden können, und vier Insert-Slots für Master-Effekte. Insert-Effekte für die einzelnen Instrumente werden dagegen über den Bearbeitungsbereich des jeweiligen Patches hinzugefügt.
In der Player-Ansicht dominieren neben dem Keyboard die Quick Controls und das HALion Sphere.
Alle instrumentenspezifischen Parameter können über eine MIDI-Learn Funktion kinderleicht einem MIDI-Controller zugewiesen werden, in der Praxis macht es aber Sinn, stattdessen dauerhaft die acht Quick Controls zur Fernsteuerung zu verwenden und diesen wiederum die je nach Patch kritischen Parameter zuzuweisen oder einfach die Voreinstellungen der Presets zu verwenden. So können die Parameter für die Steuerelemente der Controller-Hardware beim Wechsel von Presets unangetastet bleiben und stattdessen die Verbindungen innerhalb der Software komfortabel eingerichtet werden. Das gleiche gilt für das HALion Sphere, das in der charakteristischen Optik eines orangefarbenen Kameraauges die simultane Steuerung von zwei Parametern erlaubt und vor allem in Verbindung mit einem zusätzlichen Joystick auf dem Masterkeyboard gute Dienste verrichten kann.
Für den Bühnenbetrieb ist es zudem sehr hilfreich, dass einzelne Sounds problemlos gelayert oder über unterschiedliche Bereiche eines oder mehrerer Controller-Keyboards verteilt werden können. Für Live-Sets lassen sich Multi-Chains vorkonfigurieren, die es ermöglichen, zwischen den kompletten Setups von bis zu 128 Songs hin und her zu schalten. Schade, dass in der Standalone-Version nicht auch das Tempo mit abgespeichert wird, vor allem auch da es sich bei der ebenfalls enthaltenen Tap-Tempo Funktion um eines der wenigen Bedienelemente handelt, die nicht über MIDI-Learn einem Controller zugewiesen werden können. Steinberg arbeitet aber offenbar bereits an diesem Punkt, und so darf man auf künftige Updates gespannt sein.
So viel zur grauen Theorie! Im folgenden Praxis-Teil werfen wir ein Auge und natürlich auch ein Ohr auf die neuen Soundmodule im Einzelnen.
Wie bereits angedeutet, kommt ein Großteil der neuen Sounds in HALion Sonic 2 aus den drei neu integrierten Synthesizern, denen im Vergleich zum ebenfalls noch vorhandenen Synth-Modul des Vorgängers jeweils eine hübscher anzusehende und intuitivere Bedienoberfläche verpasst wurde.
Die Ausstattung von Voltage ist übersichtlich gehalten
Die ersten zwei im Dreiergespann nennen sich Voltage und Trium und erinnern ein wenig an den in jüngeren Cubase-Versionen enthaltenen virtuell-analogen Synthesizer Retrologue. In ihrer grundlegenden Klangerzeugung entsprechen sich die beiden zwar vollständig, für Voltage wurden die Ausstattung und Eingriffsmöglichkeiten von Trium aber deutlich reduziert und an die einfacheren Baupläne von frühen Vintage-Synthesizern angepasst: Zwei Oszillatoren, ein Noise Generator, ein relativ strikt zugreifendes Low-Pass-Filter mit variablem Tube-Drive und eine jeweilige ADSR-Hüllkurve für Filter und Amp – absolute Standardausstattung also, und da es oft nicht mehr braucht, um gute Sounds zu programmieren, macht die Trennung der beiden Instrumente durchaus Sinn – und vor allem Einsteiger in Sachen Synth-Programming werden die durch Voltage gefilterte Anzahl der Parameter zu schätzen wissen.
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Voltage LeadVoltage Lead (Modwheel)Voltage Bass (Velocity steuert Filter)
Die spartanische Klangerzeugung von Voltage eignet sich vor allem für das Erzeugen von Bass- und Lead-Sounds. Auch wenn der grundlegende Charakter trotz Tube-Drive Filter noch recht sauber wirkt und das Vintage-Feeling spezialisierter Synthesizer Plug-Ins ein wenig auf der Strecke bleibt, lassen sich doch gute und druckvoll klingende Ergebnisse erzielen.
Trium greift mit seinen Klanggestaltungsmöglichkeiten in die Vollen
Trium bietet als komplexere Ausbaustufe Zugriff auf die komplette Parameter-Palette der Synth-Engine, die unter der Haube von HALion Sonic 2 schlummert. Um einen Überblick zu schaffen, sei gesagt, dass der Synthesizer entsprechend seiner Namensgebung über drei Haupt-Oszillatoren verfügt, die in einem Multi-Oszillator Modus, ähnlich wie bei einer klassischen Unisono-Schaltung, bis zu achtfach gedoppelt werden können und sich im Sinne von Synchronisation oder Kreuzmodulation untereinander in Beziehung setzen lassen. Das starre Filter-Modul aus Voltage wird zum hochflexiblen Multimode-Filter mit 24 Variationen von Low-Pass, High-Pass und Konsorten und bietet zusätzlich mehrere Verzerrungs-Algorithmen. Sub-Oszillator und Ringmodulator sind hier ebenso zu finden wie eine kleine Modulationsmatrix, mit der die Wirkung von LFO und Modwheel auf einzelne Oszillatoren angepasst werden kann. Wem all das zu viel Synthesizer-Chinesisch ist, der kann natürlich auch einfach auf die (wie auch bei Voltage) 150 vorhandenen Presets zurückgreifen.
Triums Klang wirkt entsprechend der komplexeren Möglichkeiten etwas „moderner“ als bei Voltage, und vor allem lässt sich in diesem Zusammenhang der überarbeitete FlexPhraser erwähnen, der in den meisten Modulen von HALion Sonic 2 zu finden ist, gerade bei Trium aber von einem auffällig hohen Anteil der Presets verwendet wird. Letztendlich handelt es sich dabei um eine ausgereifte Mischung aus Arpeggiator und Step-Sequencer, der aus den Yamaha Motif Keyboards in die Software portiert wurde. Pro Instanz lassen sich bis zu acht unterschiedliche Pattern und Phrasen mit einer Länge von jeweils bis zu 32 Steps abrufen und dank des neuen Features für User-Sequenzen auch bearbeiten oder komplett selbst programmieren.
Der FlexPhraser – hier im Kontext von Trium
Neben Tonhöhe, Anschlagsstärke und Dauer bietet der FlexPhraser zwei zusätzliche und parallel laufende Controller-Spuren, über die eine stattliche Auswahl an Parametern des Synthesizers gesteuert werden kann. So kann man im Falle von Trium beispielsweise die Cutoff-Frequenz oder Verzerrung des Filters, Attack und Decay beider Hüllkurven oder einfach die Position im Stereo-Panorama für jeden einzelnen Step anpassen. Bei Bedarf lassen sich solche Sequenzen über verschiedene Trigger- und Restart-Modi dem Metronom der Standalone-Anwendung oder der Host-Anwendung unterordnen, und sollte die gebotene Flexibilität des FlexPhrasers einmal nicht ausreichen, dann besteht die Möglichkeit, aus den programmierten Phrasen MIDI-Files zu erstellen, die natürlich in jeder DAW weiter bearbeitet werden können. Insgesamt ein extrem vielseitiges Tool, das in Kombination mit den einzelnen Modulen von HALion Sonic 2 sehr lebendige Grooves und Patterns erzeugen kann!
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Trium Lead (Modwheel)Trium Lead (FlexPhraser)Trium Pad (FlexPhraser & Modwheel)
Aber zurück zu den Synthesizern. Im Vergleich zu Voltage und Trium tanzt Auron als dritter im Bunde ein wenig aus der Reihe, denn er basiert auf Granularsynthese. Bei dieser wohl jüngsten und „digitalsten“ Form der Klangsynthese werden kurze Ausschnitte (sogenannte Grains) aus Audio-Files als Wellenformen für einen Oszillator verwendet, und auf diesem Weg lassen sich allerhand bewegte, exotische oder auch aggressive Sounds bis hin zu fremdartigen Effekten erzeugen, die mit dem zugrundeliegenden Sample kaum mehr in Verbindung zu bringen sind. Im Gegensatz zu Steinbergs Granular-Syth Padshop Pro oder auch dem offener angelegten Granular-Oszillator in HALion 5 bietet das Modul zwar keine Möglichkeit, eigene Audio-Files zu laden, es wird aber eine stattliche Auswahl an Samples angeboten, die als Grundlage für die Klangerzeugung dienen können.
Der granulare Auron mit seinem futuristischen GUI
Anzahl, Position, Dauer, Tonhöhe und Lautstärke der einzelnen Grains können angepasst, mit einem zusätzlichen Zufalls-Faktor versehen und zum Teil vom LFO moduliert werden, worauf Filter und Amp durchlaufen werden, die den komplexen Modulen von Trium vollständig entsprechen. Das Drehen an den Reglern wirkt dabei oft experimentell, da durch die Natur der Granularsynthese die Folgen vieler Eingriffe schwer vorauszusehen sind. Wenn man selbst Hand anlegt, ist Auron also immer wieder für eine Überraschung gut, aber auch die in diesem Fall vorhandenen 200 Presets wissen größtenteils absolut zu überzeugen.
Ein kleines Mellotron und ein virtueller Weltenbummler
Beim Mellotron handelt es sich wohl um eines der kultigsten Instrumente aller Zeiten, und nicht unzutreffend wäre, es als das Schnabeltier unter den Klangerzeugern zu bezeichnen. Wer mit diesem Sinnbild nichts anfangen kann, der möge einfach einmal nach Bildern eines Schnabeltiers googeln. Aber zurück zur Musik! Das erste Sample-Keyboard der Geschichte spielte bei Tastendruck ein kurzes Tonband ab, und der bekannteste Einsatz sind wohl die Flöten in Strawberry Fields von den Beatles. Bis heute werden Mellotrons (bzw. Samples davon) gerne verwendet, wenn es um einen britischen Retro-Touch in der Musik geht, und auch mit HALion Sonic 2 lässt sich der im Original leicht klirrige und bisweilen leiernde Sound nun wieder zum Leben erwecken.
HALiotrons Tape-Mix Regler (rechts oben) erlaubt das Überblenden zwischen drei gleichzeitig geladenen Tapes
Das HALiotron bietet zunächst die für Mellotron-Emulationen übliche Auswahl an Parametern. Die Sounds lassen sich geloopt oder in ihrer originalen, durch die Länge des Tonbands auf maximal acht Sekunden beschränkten Form abfahren, und bei Bedarf reagieren die Samples im Gegensatz zum geschichtsträchtigen Original dynamisch auf die Anschlagstärke. Das integrierte Low-Pass Filter ist im Vergleich zu den Synthesizern reduziert und bietet keine Verzerrungs-Algorithmen, diese vermisst man an dieser Stelle aber auch nicht.
Interessant ist die Idee, von vornherein nicht nur ein einzelnes sondern gleich drei Tapes auf einmal zu laden, zwischen denen man über ein Tape-Mix Poti oder auch über das Modulationsrad überblenden kann. Das Layern von Tron-Sounds ist zwar auch in anderen Plug-Ins möglich, eine so flexible Echtzeit-Steuerung ist allerdings neu. Schade, dass hier insgesamt nur sieben unterschiedliche Tapes integriert wurden. Die Beatles-Flöten sind zwar dabei, und auch sonst handelt es sich um gut ausgewählte Charakter-Sounds, Mellotron-Spezialisten haben in dieser Hinsicht aber natürlich mehr zu bieten, und liefern in der Regel auch einen Sound, der etwas roher und authentischer wirkt.
Wesentlich umfangreicher ist das Content-Set der World Instruments, das Samples von exotischen Instrumenten aus aller Welt liefert. Als positiv anzumerken ist dabei der Punkt, dass die Software nicht versucht, in direkte Konkurrenz mit Sample-Libraries zu treten, die auf diesen Bereich spezialisiert sind und zum Teil hochgradig realistische Ergebnisse liefern. Im Gegenteil! Die World Instruments bieten zu großen Teilen Sounds an, die keinen Hehl daraus machen, hörbar bearbeitet worden zu sein. Die Presets bestehen in vielen Fällen aus mehreren gestackten Einzelinstrumenten in bis zu vier Layern und erzeugen klangliche Texturen, die oft etwas surreal wirken, aber durchweg einen gewissen Ethno-Touch erkennen lassen.
Die World Instruments – im oberen Bereich des Screenshots sieht man, dass momentan der zweite von drei Layern bearbeitet wird.
Die Filter-Sektion aus Trium und Auron spielt eine tragende Rolle für den (im positiven Sinne) synthetisch wirkenden Grundklang der World Instruments und greift bei den meisten Presets von vornherein zu. Auch LFO-Modulation von Filter und Vibrato sind möglich. Vor allem in den Fällen, in denen ein Preset mehr als zwei Layer kombiniert, kann die Bearbeitung im Edit-Bereich allerdings ein wenig verwirrend werden, da die Parameter der Ansicht nur für den jeweils ausgewählten Layer gelten. Wer beispielsweise die Cutoff-Regler aller Layer einem gemeinsamen Quick Controller zuweist, der kann sich auf diesem Weg eine Art Master-Filter schaffen, und viele Presets sind von vornherein so angelegt. Die Verwendung des hier ebenfalls verfügbaren FlexPhrasers bezieht sich aber immer nur auf einen Layer. Wer ohnehin nur Presets verwenden will, der wird sich daran kaum stören, wer eigene Phrasen programmieren möchte, kann hier aber schon einmal durcheinander kommen.
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World Instruments – Space JunkWorld Instruments – Flutes Of Sadness (FlexPhraser)
Ethno- und Electro-Beats
Genau an der Stelle, an der die World Instruments eine mögliche Kritik wegen mangelnden Detailreichtums der Samples clever umgehen, tappt das zugehörige World Percussions Modul geradewegs ins Fettnäpfchen. Das Content Set bietet eine Auswahl von 32 ethnischen Drum- und Percussion-Kits, die standardmäßig über vorprogrammierte Patterns gesteuert werden.
Das World Percussion Modul ist vor allem dazu ausgelegt, vorprogrammierte Patterns abzufahren.
Die Auswahl der Phrasen ist zwar recht umfangreich, wirklich gut programmierte und authentisch wirkende Patterns zu finden, ist allerdings nicht einfach. Die größtenteils leblos wirkenden Samples tragen ihren Teil zum allgemein sehr maschinell wirkenden Klangcharakter bei, und daran kann auch ein MIDI-Export der Patterns zur Nachbearbeitung nicht viel ändern. Schade, dass dieser Teil der Library im Gegensatz zu den World Instruments keine Neigung zu experimentelleren Sounds erkennen lässt, sondern mehr wie ein nicht ganz gelungener Versuch wirkt, echte Percussion-Instrumente zu imitieren. Die vorprogrammierten Phrasen in den Audio-Beispielen wurden natürlich im vorgesehenen Tempo abgespielt.
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World Percussions – Brazil DrumsWorld Percussions – Talking Drums
Wesentlich erfreulicher verhält es sich dagegen mit der B-Box, die schon alleine wegen der Orientierung an elektronischen Drum-Sounds keine besonderen Probleme mit mangelnder Authentizität hat. Insgesamt bietet das Content-Set über 200 Presets, die jeweils eine Auswahl der insgesamt über 1500 Einzelinstrumente mit stiltypischen Patterns für den integrierten Step-Sequencer kombinieren.
Die Hauptansicht der B-Box wird von einem einfachen aber effektiven Step-Sequencer dominiert.
Der Step-Sequencer ist mit seinen maximal 16 Steps einfach gehalten und bietet keine zusätzlichen Controller-Spuren wie der FlexPhraser, die Einzelinstrumente können aber erfreulicherweise in der Mix-Ansicht getrennt voneinander bearbeitet, mit Hall und Delay versehen und sogar an eigene Ausgänge geleitet werden, und so steht einer weiteren Bearbeitung im Mixer der DAW natürlich nichts im Wege. Insgesamt eine angemessene Umsetzung für unseren Hansdampf in allen Gassen.
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BBox – Chart PopBBox – DanceBBox – Dubstep
Eine vollwertige Orgel-Emulation
Eines der Aushängeschilder der Library von HALion Sonic 2 ist Model C, eine neu integrierte Tonewheel-Orgel, die auf einem für HALion 5 eigens gemodelten Orgel-Oszillator (also nicht auf Samples) beruht und mit ihrem Namen Bezug auf eine übergeordnete Baureihe der Hammond-Orgel nimmt. Geboten wird ein einzelnes Manual mit den neun dazugehörigen Zugriegeln und drei extra Zugriegeln für den Percussion-Anteil des Klangs.
Bei Model C handelt es sich um eine flexible Emulation einer Hammond-Orgel.
Der von den virtuellen Tonewheels erzeugte Klang durchläuft parallel den internen Rotary-Algorithmus und eine reduzierte Form des VST Amp Racks zur Verstärker-Simulation, deren jeweiligen Anteil man mit einem Rotary/Amp-Regler anpassen kann. Beide Effekte können in HALion Sonic 2 zwar auch als Teil der zahlreich vorhandenen Effekte auf alle Instrumente angewendet werden, in diesem Fall wurden sie aber fest in die Benutzeroberfläche integriert, was natürlich absolut Sinn macht. Als weitere Standard-Effekte wurden Ring-Modulator, Phaser, Delay und Hall eingebunden.
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Model C – InitModel C – Classic RockModel C – Gospel Organ
In Sachen Klang und Flexibilität ist Model C natürlich eine deutliche Aufwertung gegenüber den alten und starren Sounds aus HALion Sonic 1. Viele der Presets wissen zu überzeugen, und auch wenn es sich hier sicher nicht um eine revolutionäre oder klanglich unschlagbare Variation der Hammond-Orgel handelt, übertrifft Steinberg hier die durchschnittlichen Erwartungen an eine allgemein gehaltene Workstation doch bei weitem.
Abgesehen vom neuen Content, der in diesem Test beleuchtet wurde, hat HALion Sonic 2 natürlich noch tonnenweise weitere Sounds an Bord. Vor allem ein stilistisch flächendeckender Sample-Anteil ist in umfangreicher Form vorhanden, und gerade da die Lebendigkeit und Authentizität der Sounds deutlich schwankt, ist die Möglichkeit, Presets zu bewerten hier sehr hilfreich.
HALion Sonic 2 tanzt tatsächlich auf allen Hochzeiten und gibt dabei sogar eine richtig gute Figur ab. Gemessen daran, dass es sich hier um eine All-In-One Workstation handelt, der man anfangs möglicherweise unterstellen mag, dass sie klanglich vor allem in die Breite geht und sich mehr an Quantität als an Qualität orientieren könnte, werden mit den neuen Modulen wirklich überzeugende Sounds geboten, die zum Teil erfreulich weit von der üblichen Brot- und Butter-Versorgung entfernt sind. Einer umfangreichen Sammlung von spezialisierten Plug-Ins kann der „Hansdampf in allen Gassen“ zwar nicht ganz das Wasser reichen, verstecken muss sich die Library aber keineswegs. Die Bearbeitungsmöglichkeiten sind umfangreich, wozu auch der überarbeitete FlexPhraser mit seinen User-Patterns einen gehörigen Teil beiträgt, und die Bedienung über die neuen Benutzeroberflächen der einzelnen Module läuft größtenteils intuitiv. Kleinere Ausrutscher wie das nicht wirklich überzeugend klingende World Percussion Modul oder die nicht ganz perfekte Übersichtlichkeit bei der Arbeit mit mehreren Layern der World Instruments kann man dem Alleskönner wohl auch ohne viel Großzügigkeit verzeihen. Vor allem Anwender, die sich eine erweiterte Grundlage an Sounds schaffen wollen, oder auch Live-Keyboarder werden hier mit wirklich hochwertigem und zudem flexiblem Klangmaterial versorgt.
PRO:
Vielseitige Kombination aus Sample-Player und Synthesizer
Flexible Klangerzeugung mit großer Auswahl an Sounds
FlexPhraser mit User-Patterns
Übersichtliche Struktur dank MediaBay
Quick Controls vereinfachen Controller-Zuweisung
Flexible Möglichkeiten für Bühnen-Setups
Contra:
Sample-Content zum Teil durchwachsen
Bearbeitung von Instrumenten mit mehreren Layern unübersichtlich (v.a. bei World Instruments)
Wenige Mellotron-Samples
Tempo kann in Preset-Ketten nicht abgespeichert werden
Features:
Virtuelle All-In-One Workstation
Über 2500 Presets
24 Filter-Typen und große Auswahl an Effekten
16-fach multitimbral
Komplexes Layering/Splitting und Multi Chains für Live-Betrieb möglich
Steuerung über VST Expression 2 möglich
32-Bit und 64-Bit Versionen enthalten
Läuft als Standalone-Anwendung oder als VST- bzw. AU-Plug-in
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