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PWM Malevolent Test

Praxis

Workflow

Dank der internen Vorverdrahtung lässt sich der Malevolent auch ohne große Eurorack-Vorkenntnisse wie ein herkömmlicher Synthesizer nutzen. Möglicherweise ungewohnt sind hierbei die Beschriftungen mancher Potis aufgrund ihrer variablen Funktionsweise. Im Filter-Bereich etwa finde ich statt dem gewohnten „Envelope Amount“ zwei „FM“-Regler. Den Begriff bin ich tendenziell eher aus dem Oszillator-Bereich gewohnt, aber durch die Patchbay können eben verschiedenste Quellen die Filter-Frequenz modulieren. Das macht also schon alles Sinn, ist nur anfangs etwas verwirrend.
Angenehm finde ich hingegen die kleinen LEDs, welche beispielsweise die Modulation des Filters oder das Envelope-Verhalten visualisieren. Trotz der kompakten Größe lässt es sich mit den Poti-Abständen angenehm arbeiten und auch mit größeren Händen und Fingern dürfte man hier ohne Stolpern ans Ziel gelangen. In seinem eher nüchternen, funktionsorientierten Design und Handling erinnert mich der Synth phasenweise an die Geräte von MFB. Ich persönlich bin kein großer Fan von Mini-Tastaturen, das ändert sich auch beim Malevolent nicht.
Flotte Soli oder flüssiges Keyboard-Spiel sind auf dem Gerät kaum möglich, aber für einfache Basslines und Melodien reicht die sehr leichtgängige Tastatur vollkommen aus. Durch die visuelle Trennung von Ein- und Ausgängen der Patchbay fällt die Orientierung nicht schwer, die Eingänge sind zusätzlich mit kleinen Pfeilen beschriftet. Der Joystick ist natürlich ein dankbares Feature und erleichtert den Workflow ungemein. Schade finde ich nur, dass der Arpeggiator nicht zusätzlich per Button gelatcht werden kann. So muss der Joystick zum Latchen entweder permanent heruntergezogen, oder durch Druck auf selbigen die Hold-Funktion aktiviert werden.

Klang

In Sachen Ausstattung und Workflow finde ich zunächst keinen wirklichen Punkt, in dem sich der Malevolent maßgeblich von seiner Konkurrenz unterscheidet. Als ich die ersten Töne aus ihm heraushole, ändere ich meine Meinung. Der kleine Brite bellt nämlich ziemlich laut und besonders. In meiner bescheidenen Synthesizer-Sammlung befindet sich u. a. mit dem Elektronika EM-25 ein Synthesizer aus der Sowjetunion. Wenn ich bei dessen Filter-Resonanz leicht über zwölf Uhr drehe, bricht der vorher so unschuldige Synthesizer-Sound im Handumdrehen aus seinem Käfig aus und springt mich an. Das gleiche Gefühl gibt mir der Malevolent, der mit seinem aggressiven Drive-Poti sogar noch eins draufsetzt. Hinzu kommt ein recht mittiger Grundsound der Oszillatoren und des Filters, wodurch insgesamt ein ziemlich biestiger, aggressiver Klangcharakter entsteht. Erstaunlich präsent und basslastig finde ich dabei die Dreieck-Wellenform, die ich von anderen Synthesizern als eher zurückhaltend und sanft kenne. Zum Vergleich habe ich einmal alle Wellenformen aufgenommen:

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Oszillator Sägezahn-Wellenform Oszillator Rechteck-Wellenform Oszillator Dreieck-Wellenform

Wie bereits erwähnt wartet das Filter mit einer starken Resonanz und Aggression auf, die mitunter sogar Trommelfelle platzen lassen könnte, wenn man nicht aufpasst. In einer Welt, wo die meisten Hersteller einen möglichst warmen und cremigen Sound verfolgen, finde ich diese mittenlastige Kaltdusche äußerst erfrischend und eigenständig.

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Rechteck + Dreieck VCO (Detuned) + Drive + Resonanz Drive Full + VCO Rechteck + Resonanz/Cutoff + Noise Pitch Envelope Mod + Hohe Resonanz + Drive + Filter

Ebenfalls sehr präzise, aggressiv und zackig sind die Hüllkurven unterwegs. Das lädt natürlich zu Drum- und Percussion-Sounds ein, die dann mit dem internen Drive noch zusätzlich aufgeblasen werden können. Hierbei behält der Malevolent für mich irgendwie immer seinen eigenen, auf eine gute Weise „kalten“ Sound und fügt sich keinem aktuellen Trend.

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Hi-Hat, Kick und Snare mit schnellen Hüllkurven Sägezahn + Arpeggiator + Shape Mod + Cutoff + Filter Envelope + Drive + Noise

Mit seiner Patchbay schreit der Synthesizer ja förmlich nach wilden Klangexperimenten und Sound Design-Ausflügen. In der konkreten Umsetzung gerate ich hier jedoch unerwartet schnell an meine Grenzen. So sind alle Modulations-Regler unipolar, d. h. sie lassen sich nur ins Positive regeln und nicht invertieren, was beispielsweise beim günstigeren Arturia Minibrute im Filterbereich möglich ist. Aber entstehen nicht gerade im Zusammenspiel aus negativen und positiven Modulationen all die ungewöhnlichen Sounds, für die modulare Synthesizer so geliebt werden? Außerdem hätte ich mir weitere Modulations-Quellen gewünscht, wie einen zusätzlichen LFO mit Sample & Hold-Funktion. Mit nur einem Dreieck/Rechteck-LFO gestalten sich vielschichtige, rhythmische Strukturen eher schwierig, jedoch lassen sich als Workaround noch beide Oszillatoren verwenden, deren Schwingungsbereich bis in den Low-Frequenzbereich reicht, um sie als zusätzliche LFOs einzusetzen. Mit ein wenig Experimentierfreude lassen sich schließlich interessante Patches kreieren. Ich persönlich bin ein großer Fan von Noise → Filter-Mod, was dank der Patchbay sehr intuitiv möglich ist. Wenn man Noise als Quelle für den Oszillator-Pitch nimmt, entsteht eine Art Pedalton, der sich durch den zweiten Oszillator in schöne Harmonien entführen lässt.

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Drone-VCA + Pitch Mod von VCO auf VCO 2 + Noise + Resonanz/Filter + Drive + LFO auf verschiedene Ziele VCO 1 u0026 2 Dezimen Tuning + Noise auf Filter Input + Filter+ Resonanz VCO1 läuft normal, VCO2 wird von Noise im Pitch moduliert + Shape Mod vom LFO

Bereits vorverdrahtet sind FM-Verbindungen zwischen den beiden Synthesizern. Hier können dann auf schnellem Wege ziemlich verschrobene Sounds entstehen. Ebenfalls voreingestellt sind die Regler für Waveshape-Modulation, die vom LFO ausgehen. Eine separate Glide-Funktion suche ich vergebens, weswegen so wirklich seidige Lead-Sounds schon aufgrund des aggressiven Grundsounds nur bedingt möglich sind.

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Hörbeispiel12_Shape Mod Lead Hörbeispiel13_FM Lead

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