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Play-Alike Derek Trucks – Gitarren-Workshop

Derek Trucks gilt als der Slide-Gitarrist unserer Zeit. Seit seinem 11. Lebensjahr tourt er mit seiner Gibson SG und seinem Bottleneck durch die Welt. Sein warmer, bluesiger Slide-Sound, die mal furiosen, mal einfühlsam getragenen, aber immer singbaren Gitarrensoli sind sein Markenzeichen. Zusammen mit seiner Angetrauten Susan Tedeschi gründete er 2010 die Tedeschi Trucks Band, die den Blues Rock auf einen neuen Level gehoben hat und in der so illustre Mitstreiter wie Tim Lefebvre den Bass bedienen.

(Bild: © Von Sterling Munksgard Lizenzfreie Stockfotonummer: 485038627C)
(Bild: © Von Sterling Munksgard Lizenzfreie Stockfotonummer: 485038627C)


Als Neffe von Butch Trucks, dem Schlagzeuger der Allman Brothers, kam Derek Trucks sehr früh mit der Musik und vor allem dem Bottleneck und dem Blues in Berührung. Mit neun Jahren fing er an, Gitarre zu spielen, und stand mit elf schon mit den Allman Brothers auf der Bühne. Wie eindrucksvolle Filmaufnahmen heute zeigen, war der junge Derek damals schon ein Wunderkind an der Slide-Gitarre. So ist der Bottleneck, den er bis heute verwendet, ein frühes Geschenk von Duane Allman. Dabei handelt es sich um ein Coricidinfläschchen, ein altes Behältnis für Schmerztabletten, von dem Duane immer eine ganze Kiste vorrätig hatte. Ab 1999 bis zur Auflösung der Band 2014 spielte Derek in der Besetzung der Allman Brothers mit. Später stieg er für kurze Zeit auch bei Eric Clapton ein und gründete mit 18 Jahren seine erste Band, die bis heute besteht. Den größten Erfolg hat Derek Trucks aber mit seiner Frau Susan Tedeschi, eine Blues-Sängerin und Gitarristin, mit der er 2010 den Grundstein für die Tedeschi Trucks Band legte, die seitdem durch die Welt tourt und vier erfolgreiche Studioalben (Relevator 2010 / Made up Mind 2013 / Let me get by 2016 / Signs 2019) sowie zwei Live-Platten (Everybody’s Talkin 2011 / Live from the Fox Oakland 2017) veröffentlichte. Auf allen diesen Aufnahmen hören wir das erstaunliche und raffinierte Slide-Gitarren-Spiel des mittlerweile 39jährigen, das selbst gestandenen Bluesgitarristen wie Eric Clapton, B.B. King oder Gary Moore über die Jahre Respekt abverlangte.

Im folgenden Workshop möchte ich euch drei Slide-Passagen von Derek vorstellen, die zu meinen absoluten Favoriten gehören und aus denen ich viel über das Spiel und die Technik des aus Jacksonville in Florida stammenden Gitarristen lernen konnte.
Hier könnt ihr euch übrigens den 13-jährigen Derek anschauen:

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Sound:

Man kann keinen Derek Trucks-Workshop machen, ohne über Sound zu reden. Derek ist berühmt für die weichen und gefühlvollen und dennoch rockigen, bluesigen und schreienden Töne, die er seiner Gibson SG entlockt. Eine cremige Verzerrung verleiht dem Ganzen das nötige Sustain und die Durchsetzungsfähigheit. Wer jetzt aber glaubt, der Herr schleppe ein Riesensammelsurium an Effektpedalen zu seinen Konzerten, der irrt gewaltig. Ein Volumenpedal und ein Tuner sind alles, was er für einen Gig braucht.
Wer schon einmal bei einem Konzert der Tedeschi Trucks Band war oder zu einer anderen Gelegenheit das Vergnügen hatte, Derek live zu erleben, der hat eine ungefähre Vorstellung davon, wie der sympathische Typ aus Florida seinen Sound produziert.
Um den Grad an Verzerrung zu bekommen, den er erreichen möchte, sind hohe Lautstärken notwendig, weshalb die Amps – meist zwei Fender Super Reverbs – auch mit dem nötigen Pfund gefahren werden. Zusätzlich ist in der Regel wenigstens einer der beiden Fenders modifiziert, sodass dieser noch mehr Output liefert als ohnehin. Noch mehr? In der Tat sind die Dinger eh schon brüllend laut, aber wer schon einmal einen Röhrenamp so weit aufgerissen hat, dass die Verzerrung richtig in die Vollen geht, der weiß, dass kein Pedal dieser Welt jemals so klingen kann. Wen wundert es angesichts dieser Tatsache, dass die Amps von Susan und Derek immer hinter Plexiglas stehen.
Ein 65er Super Reverb ist der Haupt-Amp. Der zweite Fender wird nur mit dem Volumenpedal hinzugesteuert, je nach Belieben. Der einzige Effekt, der zusätzlich verwendet wird, ist die Hallspirale aus den jeweiligen Verstärkern. Und sehr, sehr selten ein Echoplex-Pedal, falls es doch einmal etwas spaciger sein soll. Sonst nichts – genügsam, der Mann!

Ich habe versucht, ein ähnliches Setup für euch nachzubauen. Zwei Fender-Verstärker kommen hier zum Einsatz. Zwar sind es kleinere Geschwister der Fender Super Reverbs, nämlich ein Blues Deluxe und ein Hot Rod Deluxe. Aber man kann ein ähnliches Spielchen mit dem hinzukommenden Amp treiben. Achtet darauf in unserem Hörbeispiel.

Audio Samples
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Soundbeispiel

Derek und sein Guitar-Tech sind immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten. Bei den letzten Touren waren neue Boutique-Amps von Alessandro dabei, die aber im Grunde auf einem Fender Super Reverb basieren, aber mit noch mehr Output ausgestattet sind. Auch hier stehen zwei Verstärker bereit, allerdings sind die nicht gleichzeitig aktiv, sondern er schaltet zwischen den beiden hin und her oder benutzt den jeweiligen Drive Channel. Der Rest passiert über das Slide, seine Finger und das Volume-Poti an der Gitarre.

Technik

Derek spielt den größten Teil seiner Lines mit den Fingern und nicht mit dem Plektrum. Mit dem Daumen, dem Zeigefinger und dem Mittelfinger und ab und an auch mit dem Ringfinger schlägt oder reißt er die Saiten an. Generell wirkt er mit der rechten Hand mächtig auf die Gitarre ein und das Ergebnis ist ein ziemlich starker Ton und recht viel Sustain. Vor allem aber vermittelt er das Gefühl, wirklich von jeder Note überzeugt zu sein. Der Daumen der rechten Hand kümmert sich die meiste Zeit um die tiefen drei Saiten, während Zeige- und Mittelfinger die g-, h- und hohe e-Saite bespielen. Mitunter kommt aber auch der Daumen auf höheren Saiten zum Einsatz oder besonders betonte Noten werden nicht angerissen, sondern mit der ganzen Hand angeschlagen. Die linke Hand bedient ein Bottleneck, mitunter spielt er auch Riffs, aber bei unserem Workshop beschränken wir uns auf das Sliden. Derek benutzt mittlerweile die Signature Blues Bottle von Dunlop, die seinem Original-Coricidin-Fläschchen nachempfunden ist. Im Slideworkshop Vol.1 hatten wir euch diese unter anderem vorgestellt. In seiner Jugend hat er wohl mit Metall-Slides begonnen, sattelte dann aber nach dem Geschenk von Duane Allman komplett auf Glas um.
Normalerweise verwendet er ein Open E Tuning (E, B, E, g#, h, e – siehe auch Slideworkshop Vol.2), nur sehr selten greift er auf die Standardstimmung zurück. Die Passagen, die wir uns anschauen wollen, könnt ihr alle am besten in Open E spielen.

Workshop

Die Tedeschi Trucks Band konnte für ihre Alben in den letzten Jahren reichlich Lorbeeren einheimsen, nicht zuletzt wegen Derek Trucks außergewöhnlichem Slide-Spiel. Wir starten den Workshop mit der Titelnummer des Albums Made up Mind. Ein Song mit einem treibenden, straighten Groove und nach vorne peitschendem Riff braucht natürlich ein fulminantes Gitarrensolo. Ab Minute 1:57 steigen wir ein.

Audio Samples
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Made up mind – Full Version Made up mind – Playback

Zum Üben gibt es das Ganze für euch auf 50 Prozent und 75 Prozent der Geschwindigkeit.

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Made up mind – Playback 50 Prozent der Geschwindigkeit Made up mind – Full 50 Prozent der Geschwindigkeit Made up mind – Playback 75 Prozent der Geschwindigkeit Made up mind – Full 75 Prozent der Geschwindigkeit

Grundlage des Solos ist Eb-Dur. Derek bewegt sich hauptsächlich in der Pentatonik. Der Clou ist, dass er häufig zwischen Dur und Moll hin und her wechselt, an entscheidenden Stellen und vor allem aber mit den richtigen Tönen. Dieses Trademark können wir immer wieder in seinen Soli hören und dieses kleine, aber wirkungsvolle Gimmick wird euch auch auffallen, wenn ihr euch einige seiner Soli anhört. Gleich in Takt 3 und 4 der Transkription finden wir ein Beispiel dafür.

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Made up mind – Line 1

Einer der wichtigsten Charakterzüge seines Sounds ist aber das Legatospiel. Lines und Melodien werden von ihm mitunter in einem Zug gespielt, ohne die Saite noch einmal anzuschlagen. Das erfordert eine außergewöhnlich präzise linke Hand, denn schließlich kennt ein Bottleneck keine Bünde. Bei Minute 2:15 finden wir ein gutes Beispiel. Die Saite wird einmal angeschlagen, die Melodie weiter fortgesetzt. Derek nutzt hierbei das Sustain, das sich aus Slide und Amp-Zerre ergibt.

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Made up mind – Line 2

Als nächstes Beispiel möchte ich erneut auf das Solo aus dem Song Midnight in Harlem eingehen. Zwar kam es im Slideworkshop Vol.2 schon zum Zug, aber dieses Mal gehen wir noch etwas tiefer ins Detail. Außerdem gibt es ein Play-Along für euch.

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Midnight – Full Midnight – Playback

Auch in diesem Solo finden wir viele Legato-Lines und Umspielungen, die ohne weiteres Anschlagen ausgeführt werden. In Takt 13 und 14 der Transkription zum Beispiel.

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Midnight Line 1

Ein weiteres seiner Erkennungsmerkmale sind die Soli, deren Höhepunkte sich in den höchsten Lagen abspielen oder sogar darüber hinaus. Bei Midnight in Harlem müssen wir uns beispielsweise in den 24. Bund begeben. Hier ist also ein gutes Ohr gefragt und wieder einmal Präzision. Falls ihr einen normalen Cutaway habt, müsst ihr eure Slide-Hand wahrscheinlich etwas drehen, um diese Position zu erreichen. Leicht ist es nicht, hier sauber zu intonieren, und außerdem klingt es in diesen Regionen schnell sehr dünn, obwohl man die Saiten fest anreißt. Als Finale eines SlideSolos sind diese Einlagen aber wirklich nicht zu verkennen.

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Midnight Line 2

Das Wunderbare an einem Bottleneck ist, dass man mit der Intonation spielen kann. Verzierungen können hier auch mal im Vierteltonbereich liegen und Blue-Notes dürfen ruhig etwas flat gespielt werden, um so richtig den Blues hörbar zu machen. Derek ließ sich bisweilen auch von indischer Musik beeinflussen, was man ab und an in kleinen Trillern und Umspielungen hören kann.

Zu guter Letzt möchte ich euch noch eine Transkription meiner absoluten Lieblingsperformance von Derek Trucks mit auf den Weg geben. Zusammen mit seiner Frau Susan Tedesci und John Mayer spielte er mit BB King in der Hollywood Bowl von Los Angeles. Das Solo ist das zweite, das Derek zum Besten gibt, nachdem ihn BB King dazu anhält. Am besten zeigt er euch selbst, wie das Ganze klingt:


Performance von Derek Trucks mit BB King und John Mayer

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Guess who – Full Guess who – Playback

Gleich die dritte Phrase zieht er an einem Stück durch. Mit dem Volume-Poti wird der Ton eingefadet und die Line im Anschluss mit unglaublicher Präzision durchgeführt.

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Guess who – Lick 1

Eine meiner Lieblingsstellen findet ihr in Takt 15 bis 20:

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Guess who – Lick 2

Das Solo schraubt sich schnell hoch in die bewährten hohen Lagen, um dann mit gefühlvoll gezupften Tönen ohne Bottleneck leise zu verklingen. Ein Stück Slide-Geschichte!
Ich wünsche euch viel Spaß bei diesem Workshop!

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(Bild: © Von Sterling Munksgard Lizenzfreie Stockfotonummer: 485038627C)

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