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Nord Electro 6D 73 Test

Zu Beginn des Jahres hat Clavia im Rahmen der Winter-NAMM 2018 mit dem Nachkömmling Nord Electro 6D, den jüngsten Sproß der Nord Electro – Serie vorgestellt. Jedes Mal überraschen die neuen Modelle der Electro-Serie mit neuen Features und machen gehörigen Appetit auf’s Spielen. Als erfahrener Nord-Electro-Spieler seit der dritten Generation, erscheint es mir persönlich fast so, als hätte der Electro 6D wieder ein paar Features vom Nord Stage übernommen. Kann man hier womöglich von einem Entwicklungs-Trend in Richtung Nord Stage sprechen? Klar ist auf jeden Fall, dass Clavia dem Wunsch der Kundschaft folgt und eifrig an der Weiterentwicklung der im Portfolio befindlichen Keyboards feilt.

Nord Electro 6D 73 Test. (Foto: Bonedo)
Mit dem Nord Electro 6D zeigt Clavia ein weiteres Mal, worauf es bei einem praxisorientierten Bühnenkeyboard ankommt.


Beim Nord Electro 6D zeigt sich das z. B. in der Möglichkeit, die drei Sound-Engines Orgel, Piano und Sample jetzt unabhängig voneinander bearbeiten zu können: Die Split- und Layerfunktion ist damit noch etwas flexibler geworden. Daneben verfügt der Nord Electro 6D über mehr Speicherplatz, eine erhöhte Polyphonie und weitere Features, die sich im Detail verstecken. Das Electro 6D Stagekeyboard ist übrigens in drei Varianten erhältlich: Zwei Ausführungen mit jeweils 61 und 73 Tasten sind mit echten Drawbars und einer Waterfall-Tastatur ausgestattet. Parallel ist auch eine HP-Version im Angebot, die mit 73 Tasten und Hammermechanik sowie LED-Drawbars ausgestattet ist.
Dass der schwedische Hersteller Clavia mit seinen roten Keyboards den Markt ordentlich aufgerüttelt hat, das dürfte unter uns Keyboardern hinreichend bekannt sein. Warum die schwedischen Keyboards so erfolgreich sind, das scheint mir kein Geheimnis zu sein. Immerhin sind sie extrem zuverlässig, bieten eine praxisortientierte Benutzeroberfläche, gute Sounds und mit ihrer roten Farbe einen absoluten Widererkennungswert! Getreu dem Motto „Back To Basics“ richtet sich die Electro-Serie dabei genau an jene Keyboarder, die ein praktisches Instrument für die Bühne und den direkten Zugriff auf diverse Klangparameter benötigen. Verspielte Details oder komplizierte Menüs sind hier Fehlanzeige, was mir persönlich sehr recht ist. Eine Woche vor dem offiziellen Startschuss haben wir das Nord Electro 6D in der 73-Tasten-Version auf Herz und Nieren geprüft!

Details

Erweitertes Konzept 

Mit dem Vorgängermodell hatte Clavia die Monotimbralität erstmalig in der Nord-Electro-Serie aufgehoben: Hier war es möglich, zwei Klänge gleichzeitig zu spielen oder alternativ mittels Splitfunktion über die Tastatur zu verteilen. Mit dem Nord Electro 6D geht Clavia einen Schritt weiter und unterteilt die Klangerzeugung in drei unabhängige Sektionen. Die Piano-, Orgel- und Synth-Sektionen haben jeweils einen eigenen On/Off-Schalter sowie einen Volume-Regler und können individuell über die ganze Tastatur oder im Splitmodus einem der beiden Tastaturbereiche hinzugefügt werden. Dank dieser neu erlangten „Dreifaltigkeit“, hat sich das Konzept des Nord Electro einen weiteren Schritt in Richtung Nord Stage entwickelt!

Gehäuse

Klassisch-schick erscheint das neue rote Key für’s Auge. Mit seinem flachen Gehäuse, der roten Lackierung und den glänzenden Seitenteilen aus Holz, unterscheidet es sich auf den ersten Blick kaum von seinem Vorgänger, was mir persönlich gut gefällt. Was gut ist, das sollte man auch nicht zwangsläufig ändern! In punkto Gewicht haben sich die Keyboards überhaupt nicht verändert: Genau wie die Vorgängermodelle sind neuen Nord Electros leicht und transportabel. Unser 73-Tasten-Modell bringt gerade einmal 9,2 kg auf die Waage und eignet sich daher auch hervorragend als Keyboard für den mobilen Einsatz. An dieser Stelle darf ich anmerken, dass sich die Nord Electros sehr praktisch mit den Nord-Softcases transportieren lassen – dank der Rucksackgarnitur auch prima auf dem Rücken. Erstmals kann man jetzt bei allen Modellen der Nord Electro Reihe das optional erhältliche Notenstativ aufstecken, denn auf der Rückseite sind entsprechende Ösen im Gehäuse integriert.
Fotostrecke: 4 Bilder Nicht zu übersehen: Die rote Farbe des Nord Electro 6D 73. (Foto: Bonedo)

Bedienoberfläche und Display 

Durch die drei klar voneinander getrennten Klang-Sektionen hat sich das Bedienfeld des Nord Electro 6D zwar ein wenig verändert, auf den ersten Blick stelle ich aber fest, dass es insgesamt recht übersichtlich geblieben ist. Im groben bleibt es wie gehabt: Die Bedienoberfläche lässt sich in die drei Klang-Sektionen (Orgel, Piano und Sample), den Effekt-Bereich sowie in der Mitte befindlichen Program-Sektion unterteilen. Ein paar wenige Regler und Taster sind hinzugekommen, was nicht zuletzt daran liegt, dass die drei Sektionen jeweils nun ihre eigenen On/Off-Taster sowie Volume-Regler besitzen. Dafür wurden die beiden 7-Segment-Anzeigen wegrationalisiert: Die Auswahl der Piano- und Synth-Sounds wird jetzt ausschließlich über das mittig verbaute OLED-Display angezeigt. Letzteres wurde übrigens vom Vorgänger übernommen und reicht auch im Nord Electro 6D vollkommen aus. Dank der Auflösung von 128 x 64 Zeichen gibt das Display im regulären Betrieb Aufschluss über die drei Klang-Sektionen, Drawbar-Settings sowie die Effekt-Einstellungen.

Anschlüsse

Die Anschlüsse des Nord Electro 6D befinden sich allesamt auf der Rückseite des Gehäuses. Hier ist alles da, was man braucht. Neben dem Line-Out L/R und dem Kopfhörer-Ausgang bleibt Clavia auch dem Monitor-In treu, um beispielsweise Audiosignale aus einem Smartphone einzuspeisen. Bezüglich der Pedal-Anordnung zeigt sich Clavia von seiner verspielten Seite. Dieses Mal hat man zwar Audio- und Pedal-Anschlüsse leicht voneinander abgesetzt, bei dem Control-Pedal-Anschluss wurde aber eine kleine Ausnahme gemacht – dieser befindet sich nämlich zwischen dem rechten Line-Out und dem Monitor-In. Beim Nord Electro 5D gefiel mir der Ansatz, dass das Sustain-Pedal mit einem größeren Abstand zu den anderen Pedal-Buchsen gesetzt wurde. Damit konnte ein versehentliches Vertauschen der Buchsen nicht mehr passieren. Kommen wir aber wieder zurück zu den Anschlüssen des Nord Electro 6D. Neben dem MIDI In/Out finden zwei Buchsen für Sustain- und Rotor-Pedal ihren Platz. Der USB-Anschluss rundet das Anschlussfeld des Nord Electro 6D ab.
Fotostrecke: 4 Bilder Die Rückseite des Nord Electro 6D hat sich kaum verändert. (Foto: Bonedo)

Erweiterter Speicherplatz

Dass Speicherplatz heutzutage nicht mehr so teuer wie etwa noch vor zehn Jahren, das merkt man in der Keyboard-Welt nicht unbedingt. Glücklicherweise wurde schon der Vorgänger des Nord Electro 6D mit einer Menge Speicherplatz bedacht. Auch beim Nord Electro 6D ist man diesem Credo treu geblieben, denn die Piano-Sektion des Nord Electro 6D bietet mit einem Speicher von 1GB genügend Stauraum für diverse Piano- und E-Piano-Sounds. Der Sample-Synth-Speicher wurde im Vergleich zum Vorgänger verdoppelt und besitzt jetzt eine Kapazität von 512 MB. Kurzum: Der neue Nord wartet also gerade darauf, mit Sounds aus der umfangreichen Nord Piano und Sample Library gefüllt zu werden. Und dank dem Sample-Editor kann man natürlich auch jederzeit eigene Sounds in den Nord Electro 6D laden! 

Bedienung

In Punkto Bedienung hat sich beim Nord Electro 6D nicht viel verändert: Zwar sind die drei Klangerzeuger nun separat bedienbar und funktionieren nicht mehr nach dem Prinzip des Lower- und Upper-Parts, das grundlegende Bedienkonzept ist aber gleichgeblieben. Die Trennung der Piano-, Orgel- und Synth-Sektion bedeutet zwar zunächst einen leichten Zuwachs an Bedienelementen, das ist aber dank der übersichtlichen Architektur nicht hinderlich. Jeder der drei Bereiche verfügt jetzt über einen eigenen On/Off-Schalter, einen Volume-Regler und zwei Taster für das Oktavieren der drei Abteilungen (Octave Up/Down). Der On/Off-Schalter verfügt außerdem über eine Doppelfunktion: Im Split-Modus bestimmt man damit, ob ein Sound über die gesamte Tastatur oder nur einen der beiden Split-Parts zugeteilt wird. Das kommt dem Spieler zugute. Die Auswahl der Klänge, die Bedienung der Effektsektion und auch das Speichern und Abrufen der Sounds ist weitestgehend intuitiv und selbsterklärend. Da man hier auf den Setlist-Mode verzichtet hat, ist die Program-Abteilung sogar etwas leichter zu verstehen als beim Vorgänger. 
Fotostrecke: 3 Bilder Die Modelle 6D 61 und 6D 73 verfügen über physische Zugriegel. (Foto: Bonedo)

Seamless Transition

Wen es schon immer gestört hat, dass es beim Umschalten von Presets zu abreißenden Klängen kommt, der darf beim Nord Electro 6D aufatmen. „Seamless Transition“ heißt das neue Feature und stellt sicher, dass gehaltene Akkorde, Samples mit langer Release-Zeit sowie Delay und Hall-Fahnen beim Sound-Umschalten nicht mehr abgeschnitten werden. Das Feature lädt sogar zu kreativen Experimenten ein, denn man kann einen sehr effektbeladenen Synth-Sound beispielsweise halten und umschalten und dann mit dem neuen Sound weiterspielen. Solange man den „alten“ Sound gedrückt hält, verschwindet er nicht. Aus meiner Sicht ist das eine willkommene Bereicherung!

Split Point Crossfade Funktion

In eine ähnliche Richtung wie die Seamless Transition geht auch der neue Split Point Crossfade Parameter, der in den drei Modi off / small / large betrieben wird und sanfte Übergänge zwischen den gesplitteten Sounds ermöglicht. Spielt man beispielsweise einen Lauf über den Splitpunkt hinweg, dann werden die beiden Klänge in den Einstellungen small und large aus- und eingefadet, sie werden also innerhalb eines bestimmten Bereichs auf der Tastatur überlagert. Ein interessantes Feature, was ich in dieser Form bisher bei keinem anderen Keyboard entdeckt habe. 

Piano EQ

Die Effekt-Abteilung ist beim Nord Electro 6D nahezu identisch mit der des Vorgängermodells. Hier gibt es allerdings eine kleine Einschränkung, denn der Equalizer kann jetzt nur noch auf einen der drei Sound-Engines angewendet werden – beim Vorgänger besaß der EQ als einzige Effekt-Einheit noch die Fähigkeit auf zwei Parts gleichzeitig wirken. Um diese Einschränkung etwas aufzulockern, besitzt die Piano-Abteilung jetzt drei eigene EQ-Settings, die mit ihren Namen „Bright“, „Mid“ und „Soft“ schon verraten, was sich dahinter verbirgt. 

Leichtes Organisieren von Sounds

Dass es beim Nord Electro 6D keinen Setlist-Mode mehr gibt, bedeutet keinesfalls, dass das Programmieren und Organisieren von Sounds umständlicher geworden wäre. Ganz im Gegenteil: Der neue Program-Modus ist an die Stelle des Setlist-Mode getreten und hat diesen gewissermaßen ersetzt. Jetzt gibt es keine Verwirrung mehr, wenn es darum geht Sounds zu organisieren. Außerdem erlaubt der neue Organize-Mode ein schnelles Bewegen oder Kopieren von Presets. Ist ein Sound im Organize-Mode angewählt, dann besteht nicht nur die Möglichkeit, ihn an anderer Stelle abzuspeichern. Mit dem Swap-Tool beispielsweise werden zwei Sounds direkt miteinander getauscht.
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Praxis

Piano-Sounds

Genug der vielen Worte – schalten wir den Nord Electro 6D ein. Nach etwa zehn Sekunden ist das Betriebsystem hochgefahren und das Spiel kann beginnen! Hören wir uns an, was in der Piano-Abteilung alles zu finden ist. Die Pianos der Nord-Library klingen wirklich sehr gut und lassen sich sehr dynamisch spielen. Die mittlerweile beachtliche Größe der Piano-Library lässt keine Wünsche offen: Für jeden Geschmack ist hier etwas dabei. Mit einer Größe von einem Gigabyte besitzt der Nord Electro 6D den nötigen Platz für die vielen Pianos und E-Pianos. Die meisten Piano-Modelle existieren dabei in drei Größen, so kann man sich die eigene Piano-Library nach Belieben zusammenstellen und über den Nord Sound-Manager in das Gerät laden.
Audio Samples
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Royal Grand 3D Velvet Grand Amber Upright

Piano-EQ-Settings

Neu beim Nord Electro 6D sind die Piano-EQ-Settings, die direkt in der Piano-Sektion untergebracht wurden. Mit einem Taster kann man sich hier durch die drei Einstellungen Soft, Mid und Bright „durchsteppen“. Damit lassen sich die verschiedenen Pianos noch besser in den musikalischen Kontext einbetten. Die drei EQ-Einstellungen sind dabei geschmackvoll ausgewählt und klingen durchaus brauchbar. Wem diese Einstellungen nicht ausreichen, der kann die Piano-Sounds natürlich auch über den Equalizer der Effekt-Abteilung bearbeiten.
Audio Samples
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Piano EQ OFF Piano EQ Soft Piano EQ Mid Piano EQ Bright

E-Pianos

Auch die E-Piano-Abteilung kann sich sehen lassen: Diverse Rhodes-Modelle, Wurlitzer-Pianos und Clavinets stehen zur Verfügung. Daneben findet man hier auch Cembalo- und DX7-Sounds. Im Gegensatz zu den Flügel-Klängen empfinde ich manche der E-Piano-Sounds allerdings als etwas weniger aufwändig produziert und würde mir wünschen, dass man seitens des Herstellers noch ein paar neue E-Pianos nachlegt.
Audio Samples
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E-Pianos

Orgel

Für mich persönlich war die Orgelsektion immer das Highlight des Nord-Electro, denn keine Orgelsimulation in einem Stagekeyboard klingt für meinen Geschmack so gut und realistisch, wie die der Nord-Orgel. Seit dem Vorgängermodell hat man der Nord-Electro-Serie sogar die Klangerzeugung des Nord C2D spendiert. Klangliche Kompromisse wird man hier also nicht eingehen! Die Simulation eines 122er Leslies gibt es hier übrigens in einer regulären sowie in einer Close-Variante, wobei letztere so richtig schön „zwirbelt“. Daneben verfügt die Orgelsektion auch über weitere hervorragende Orgelmodelle: Eine Vox, eine Farfisa sowie zwei Pfeifenorgel-Modelle. Für die Hammond-Orgel gibt es außerdem noch einen Dual-Modus, welcher die Tastatur aufteilt und einen zweimanualigen Betrieb simuliert. Im „B3 + Bass“-Modus hingegen erklingt dann der Hammond-Fußbass auf der unteren Tastaturhälfte.  
Audio Samples
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B3 Orgel Vox Orgel Farfisa Orgel Pfeifenorgel 1 Pfeifenorgel 2

Sample-Synth-Sektion 

Mit einem Speicherplatz von 512 MB besitzt die Sample-Synth-Sektion genügend Platz, um Sounds aus der Nord-Sample-Library in den Nord Electro 6D zu laden. Auch hier ist die Auswahl beachtlich groß und wird regelmäßig aufgestockt. Egal ob Mellotron-Samples, Vintage-Synths oder diverse Orchester-Instrumente: Hier kann man sich wirklich austoben. Daneben ermöglicht der Nord Sample-Editor auch das Erstellen eigener Samples. Die Sample-Abteilung ist zwar gewissermaßen abgespeckt und lässt beispielsweise nur ein Sample pro Taste zu, aber das fällt klanglich kaum auf. Die Qualität der Sounds kann sich nämlich hören lassen! Im Übrigen gefällt mir auch das Bedienfeld der Sample-Synth-Sektion, die mit ein paar wenigen Reglern auskommt. Die vereinfachte Hüllkurven-Steuerung, welche nur aus dem Attack-Poti und einem kombinierten Regler für Decay und Release besteht, lässt sich intuitiv bedienen. Den Dreh hat man schnell raus. Daneben ist der Taster für eine dreistufige Anschlags- und Filterdynamik ein ebenfalls einfaches, aber recht praktisches Feature.
Audio Samples
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Sample-Synth Sektion

Heilige Dreifaltigkeit

Im Zusammenspiel aller drei Klang-Sektionen lassen sich richtig fette Sounds erzeugen! Ich war beim Spielen überrascht, dass die hinzugekommene dritte Instanz den ohnehin schon amtlichen Sound noch weiter „anfettet“. Das gilt ganz besonders für Layer-Sounds.
Audio Samples
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Orgel, Piano und Sample-Synth Layer
Fotostrecke: 4 Bilder Der neue Program-Modus lässt jeweils vier Sounds über die Taster 1,2,3 und 4 abrufen. (Foto: Bonedo)

Seamless Transition

Der Nord Electro 6D ist das erste Keyboard aus der Electro-Serie, bei welchem die Klänge während des Umschaltens nicht abreißen. Um das zu testen habe ich einen Sound angespielt und dann in ein anderes Preset gewechselt. Tatsächlich hört man, dass Hallfahnen, Delays und auch ausklingende Klaviersaiten nicht abgeschnitten werden – sehr schön!
Audio Samples
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Seamless Transition

Split Point Crossfade

Sanfte Übergänge zwischen zwei gesplitteten Sounds – das ist eine kreative Idee und lässt den sonst harten Wechsel zwischen zwei Klängen nahezu verschwinden. Der Nord Electro 6D verfügt neben den sechs vorkonfigurierten Split-Punkten auch über drei Crossfade-Modi, die bei gehaltenem Split-Taster angewählt werden können. Regulär ist der Crossfade-Modus beim Nord Electro 6D ausgeschaltet. Im folgenden Beispiel habe ich einen chromatischen Lauf über den Split-Punkt hinweg gespielt. Zuerst ist der Crossfade ausgeschaltet, dann hört man die Einstellung „small“ und zuletzt „large“.    
Audio Samples
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Split-Punkt Crossfades

Bedienung

Aktivieren, Auswählen, Anspielen – leichter könnte es eigentlich nicht sein. War das Speichern und Anordnen von Sounds beim Vorgänger etwas umständlich, so hat man bei Clavia daran gearbeitet und den Aspekt der Bedienbarkeit verbessert: Der Setlist-Modus wurde wegrationalisiert und der Program-Mode erweitert. Das erleichtert die Bedienung ungemein, denn beim Vorgänger standen sich diese beiden Betriebsarten etwas im Weg. Im Program-Modus konnten die Sounds nur über einen Drehencoder ausgewählt werden und im Setlist-Modus lagen zwar vier gewünschte Klänge griffbereit nebeneinander, das Display gab dann aber keinen Aufschluss mehr über die eingestellten Settings. 
Beim Nord Electro 6D hat man dieses Problem erkannt und die beiden Betriebsmodi im neuen Program-Modus zusammengeführt. Jetzt dienen vier Program-Taster unterhalb des Displays zur Anwahl von vier gespeicherten Presets. In das jeweils nächste Vierer-Set kommt man dann entweder mit dem Drehencoder, oder aber etwas praktischer noch mit den neuen Page-Buttons, bei denen man ohne sich zu „verdrehen“ durch die Sounds steppen kann. 16 Presets werden jeweils mit einem Buchstaben versehen: So kann man sich gut orientieren. Neben dem seitenweisen Durchschalten der Sounds (Page based mode) verfügt der Nord auch über einen numerischen Modus (Numeric Pad mode): über die vier Program-Taster können dann jeweils 16 Sounds mit den Program-Tastern 1 – 4 numerisch eingegeben und angewählt werden.  
Erfreulich ist, dass sich der Nord Electro 6D auch weiterhin ohne große Vorkenntnisse bedienen lässt, denn fast alle Einstellungen werden direkt über die Taster und Drehregler vorgenommen. Daneben sind die vielen Knöpfe und deren Doppelfunktionen (mit Shift-Taste) gut lesbar beschriftet. Die einzigen Untermenüs, die man ausschließlich über das Display bedient, verstecken sich hinter den vier Program-Tastern: Hier sind getreu der Nord-Tradition System und MIDI-Menüs untergebracht.   

Tastatur

Die Drawbar-Tastatur in unserem Nord Electro 6D 73 macht übrigens einen sehr guten Eindruck. Sie lässt sich gut spielen und zeigt ihre Stärken nicht nur beim Orgelspiel. Für mich ist sie im Gegensatz zur Hammermechanik-Variante aus dem HP-Modell ein guter Kompromiss: E-Pianos und Synths lassen sich damit hervorragend spielen und auch bei akustischen Pianos fehlt mir hier nichts. Dass man hier einen Kompromiss eingehen muss, das ist bei einem derart vielseitigen Instrument nicht anders möglich. Mir gefällt die HP-Tastatur auch, allerdings ist sie speziell auf die Verwendung im Klavierkontext ausgelegt. 
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Fazit

Mit dem Nord Electro 6D zeigt Clavia ein weiteres Mal, worauf es bei einem praxisorientierten Bühnenkeyboard ankommt: Das Konzept bestehend aus guten Sounds und einer einfachen Bedienung geht beim Nord Electro auf. Dabei ist der kleine Rote nicht nur eine gelungene Weiterentwicklung aus der Nord Electro-Serie. Durch einige Verbesserungen hat er jetzt auch ein wenig „Nord Stage“-Feeling bekommen. Die neue, dreigeteilte Klang-Sektion verhilft dem Nord Electro 6D zu einer noch größeren klanglichen Fülle und Flexibilität. Daneben ist der erweiterte Sample-Speicher eine erfreuliche Entwicklung, denn beim Vorgänger wurde es dann doch irgendwann etwas eng mit dem Speicherplatz. Dank der Seamless-Transition-Funktion reißen Klänge beim Umschalten nicht mehr ab und auch das Crossfade-Feature bietet einen neuen Ansatz speziell für Splitsounds. Alles in allem handelt es sich beim Nord Electro 6D um eine gelungene Weiterentwicklung. Als kleiner Bruder des Nord-Stage Flagschiffs bietet der Nord Electro 6D mit seinen umfangreichen Features ein tolles Preis-Leistungsverhältnis. Wer ein vielseitiges Keyboard mit intuitiver Bedienung und hervorragenden Sounds sucht, der ist beim Nord Electro 6D an der richtigen Adresse.

PRO
Drei Sound-Sektionen getrennt regelbar
Leichte Bedienung
Geringes Gewicht
Erweiterter Sample-Speicher
Nord Piano und Sample Library wird ständig erweitert  
Seamless Transition: Sounds reißen beim Umschalten nicht mehr ab
CONTRA
EQ nicht mehr global einsetzbar
Einige E-Pianos fallen klanglich ab
Mit dem Nord Electro 6D zeigt Clavia ein weiteres Mal, worauf es bei einem praxisorientierten Bühnenkeyboard ankommt.
Mit dem Nord Electro 6D zeigt Clavia ein weiteres Mal, worauf es bei einem praxisorientierten Bühnenkeyboard ankommt.

FEATURES
73 halbgewichtete Waterfall Tasten 
3 unabhängige Sound-Engines: Piano, Orgel und Sample-Synth 
Split- und Layerfunktion aller drei Sektionen
6 Splitpunkte mit LED Anzeige
1 GB Speicher für Nord Piano Library
512 MB Speicher für Nord Sample Library
Nord C2D B3 Tone Wheel Simulation
Principal Pipe Organ Model
B3 Tone Wheel Bass
Leslie 122 Simulation des Nord C2D
Erweiterte Polyphonie
Organisier-Modus zum Umsortieren der Programme und Samples
Seamless-Transition: keine abreißenden Klänge beim Umschalten
Split-Point-Crossfade: Splitsounds werden übergeblendet
Neuer Dual-Organ-Modus, der einen schnellen Zugriff auf zweimanualige Setups zulässt
9 physikalische Zugriegel
Halterung für optional erhältlichen Half-Moon-Switch von Nord
Alle Effekte in Stereo
Tube Overdrive Simulation
Vibe Effect
Getrennte Reverb und Delay Effekt
2x Line-Out 6.3 mm Klinke (L/R)
Monitor-Eingang 3.5 mm Mini-Klinke Stereo
Kopfhörerausgang
Eingang für Control- und Sustain-Pedal
Eingang für Rotary Speaker Pedal
MIDI-In/Out
USB-Anschluss (MIDI)
Abmessungen: 1066 x 296 x 97 mm
Gewicht: 9,2 kg

PREIS
Nord Electro 6D 73: Ca. 1.999 € (Straßenpreis, Stand: 16.04.2018)

Weitere Informationen zu diesem Produkt findest du auf der Webseite des Herstellers.

Kommentieren
Profilbild von 2xR

2xR sagt:

#1 - 21.06.2018 um 14:33 Uhr

0

Vielleicht sollte man hier endlich mal erwähnen, dass diese doch etwas überteuerten Nord Electros noch immer KEIN Half Damper unterstützen.
Auch Damper Noise ist NICHT möglich mit dem Electro
Das ist doch wohl ein schlechter Scherz in dieser Preisklasse.
So etwas MUSS unter Fazit erwähnt werden.Stattdessen schreibt der "unbestechliche" Autor folgenden irrelevanten Nonsense:
"Bezüglich der Pedal-Anordnung zeigt sich Clavia von seiner verspielten Seite. Dieses Mal hat man zwar Audio- und Pedal-Anschlüsse leicht voneinander abgesetzt, bei dem Control-Pedal-Anschluss wurde aber eine kleine Ausnahme gemacht - dieser befindet sich nämlich zwischen dem rechten Line-Out und dem Monitor-In. Beim Nord Electro 5D gefiel mir der Ansatz, dass das Sustain-Pedal mit einem größeren Abstand zu den anderen Pedal-Buchsen gesetzt wurde."Nun ja......bondedo eben...das wirklich Wichtige wird nicht erwähnt, v.a. wenn es eigentlich Dealbreaker sind

    Profilbild von Manolios

    Manolios sagt:

    #1.1 - 15.07.2019 um 07:37 Uhr

    0

    Was erwartest du? Das hier ist eine von Thomann subventionierte Seite, und was will Thomann? Bingo: Verkaufen!Immerhin kann dieser Autor einigermaßen gut spielen... Wenn ich an die grausam dilettantischen Klangbeispiele eines gewissen Herrn Thoma aus dem „Amazona-Gebiet“ denke... au weia.

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