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Native Instruments Massive X Test

Bereits seit Mai 2018 ist bekannt, dass Native Instruments Massive X auf den Markt bringen wird. Nach der ersten Ankündigung folgte eine Verschiebung und eine erneute Ankündigung. Doch nun ist der Nachfolger von Massive, einem DER Softwaresynthesizer überhaupt, endlich da. In den letzten zwölf Monaten ist eine Vielzahl neuer Synths erschienen, die auf dem Plugin-Markt am Thron von Serum, dem bisher nächsten Konkurrenten zu Massive, sägen. Kommt nun also der Thronfolger, der nächste Über-Synth?  

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Massive von Native Instruments war für viele Musikschaffende, die im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends mit dem Produzieren von elektronischer Musik zu Hause aus angefangen haben, der erste Berührungspunkt mit Synthesizern überhaupt. Für kein anderes Plugin gab es derart viele Tutorials, Preset-Packs und Anleitungen. Egal, ob im Genre Dubstep oder in verschiedensten House- und Technospielarten, der typische Wavetable-Growl war einer der ersten Sounds der heutigen Producer-Generation. EDM-Größen wie Skrillex oder Diplo sagt man nach, dass sie einige ihrer Lead- und Basssounds bis heute noch mit Massive produzieren. 

Es war einmal Massive

Seit dem Erscheinen von Massive Anfang 2007 schob Native Instruments ständig kleine Updates und Verbesserungen nach, bis 2015 die letzte Version (1.5.5) erschien. Seitdem herrschte Stille. Während Serum von Xfer links vorbeizog und rechts die Modularsynthwelle losbrach, wurde es bei den Berlinern, was neue Synthesizer-Plug-ins betrifft, in den 10ern ungewöhnlich still. Ob vom eigenen Erfolg der Maschine- und Traktor-Hardware-Reihen überrollt oder schlicht eine ideenlose Phase – woran es tatsächlich liegt, vermag keiner zu sagen. Nach den großen Plugins Massive, FM8, Absynth 5, ihrem Über-Sampler Kontakt, und dem Baukasten Reaktor folgte seitens der Berliner nichts dergleichen mehr. Bis Anfang Mai 2018.

Einige sehr beliebte Wavetables aus Massive sind unter der Kategorie „Remastered“ dabei. Vor allem das beliebte „Modern Talking“-Wavetable dürfte viele Fans des Originals freuen.
Einige sehr beliebte Wavetables aus Massive sind unter der Kategorie „Remastered“ dabei. Vor allem das beliebte „Modern Talking“-Wavetable dürfte viele Fans des Originals freuen.

Im Frühjahr 2018 veröffentlichte der Benutzer „davemacap“ im offiziellen NI-Forum eine Entdeckung, die er in einer Konfigurationsdatei eines Updates für die Komplete-Serie gemacht hatte. Hier war von Massive X die Rede: Die Katze war aus dem Sack. Ende Mai sprangen alle Blogs und Seiten vom Fach auf den Zug auf und so kündigte Native Instruments dann im September 2018 Massive X offiziell für Februar 2019 an. Im dazugehörigen Video konnte man für einige Frames einen kurzen Blick auf das neue Interface erhaschen. 
Die Reaktion in den einschlägigen Foren war daraufhin – vorsichtig gesagt – verhalten. Wenn selbst EDM- und Synth-Wunderkind Virtual Riot seine Zweifel am Design äußert und sich bei KVR und Gearslutz das Maul zerrissen wird, lässt das einen Hersteller nicht kalt. Und so kam es, wie es kommen musste. Kleinlaut verkündete Native Instruments im Winter dann die Verschiebung des Veröffentlichungstermins auf Juni 2019. Man sei mit Programmierung noch nicht so weit. Und jetzt ist Massive X endlich da.

Details

Massive X gibt es als AU- und VST-Version. Auf Nachfrage nach einer Stand-alone- und VST3-Version sagte Product-Manager Jeffrey Horton in der Pressevorstellung, beides sei im Rahmen von Updates in naher Zukunft geplant. Bis dahin muss Massive X allerdings noch als Plugin betrieben werden. Laut Hersteller habe man aus den anfänglich über 1300 Presets in einem ersten Auswahlverfahren zunächst die 450 besten Sounds ausgewählt und anschließend dann noch einmal auf 300 Presets reduziert.

Fotostrecke: 2 Bilder Über 300 Sounds bringt die Factory Library mit.

Native Instruments will die Klangvielfalt von Massive X ab dem Erscheinen in einem stetigen Fluss von weiteren, teilweise kostenlosen Preset-Packs ausbauen. Für den Einstieg sei man aber knallhart nach dem Prinzip „Klasse statt Masse“ vorgegangen. Der Download ist ca. 1 GB groß, aufgeteilt in das Instrument selbst und die „Massive X Factory Library“, in der die 170 Wavetables enthalten sind. Die Registrierung erfolgt über das hauseigene Programm Native Access.

Audio Samples
0:00
01. Wild Rush Preset 02. Brute Quote Preset
 03. Dicker Hund Preset
 04. Islnad Pluck Preset 05. Hollywood Harmonies Preset 06. Flight of the Phoenix Preset 07. Boom Drop Preset 08. Cloudbreaker Preset

Ein Satz mit X – Das kann Massive X

Was ist neu in Massive X, was ist geblieben vom Vorgänger? Um Letzteres kurz vorwegzunehmen: nicht viel. Modulierte Parameter bekommen einen entsprechend gefärbten Ring – NI nennt das Saturn-Optik – was beim Vorgänger zwar weniger farbenfroh, aber dennoch ähnlich war. Die Modulationsverbindungen werden immer noch mit einem kleinen Kreuz am Modulator hergestellt. Gleich geblieben ist außerdem, dass bei keinem Parameter ein Wert angezeigt wird. Ob man nun 2, 10 oder 100 Millisekunden als Attack-Zeit eingestellt hat, sagen einem die Ohren. Das sind so ziemlich die einzigen Gemeinsamkeiten von Massive und seinem Nachfolger Massive X. Da folgt dann auch schon erster Wermutstropfen: Presets aus Massive lassen sich nicht in Massive X laden. Sehr Schade.
Eine weitere Ernüchterung kommt für Nutzer älterer Computer hinzu, deren CPUs kein AVX beherrschen: No Massive X for you, Sir. Wer beispielsweise viel Geld in ein früheres Mac Pro System investiert habe (vor 2011), bleibt somit außen vor. Besonders ärgerlich für viele, Native enthielt Käufern von Komplete 12 diese Info bisher vor. Mit der klaren Kommunikation hat es Native also aktuell nicht so.

Die aus Massive bekannte Saturnring-Optik ist geblieben. Hier wird der Cutoff von Performer 1, LFO 4 und wahlweise dem Modwheel moduliert.
Die aus Massive bekannte Saturnring-Optik ist geblieben. Hier wird der Cutoff von Performer 1, LFO 4 und wahlweise dem Modwheel moduliert.

Ansonsten ist an Allem geschraubt bzw. weiter- oder umgedacht worden. Einiges wirkt auf den ersten Blick reduzierter: So gibt es nur noch zwei Oszillatoren (statt drei, plus Modulations-Oszillator), einen Filter (statt zwei), keinen Stepper und keinen dezidierten EQ mehr. Dafür gibt es: 10 Wavetable-Technologien, zwei Noise-Quellen mit weit über 100 Geräuschquellen, die neben dem verschiedenen Rauschen (weiß, pink) auch jede Menge ungewöhnliche Geräuschquellen mitbringen wie Wasserfälle, Lagerfeuer, diverse Motoren und sogar Tiergeräusche, worunter der Grizzly besonders hervorsticht.

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Mehr Informationen

Zwei Phasenmodulatoren sind dabei, mit denen sich zusätzlich zum Wavetable-Universum noch FM-ähnliche Sounds aus den Oszillatoren holen lassen. Der Filter hat 9 Filterkategorien mit insgesamt 31 (!) Filtertypen. Man hat sich beispielsweise bei der beliebten hauseigenen Moogsimulation Monark bedient, aber auch kryptische Filternamen wie „Creak“, „Groian“ oder „Asimov“ bringen eigene Klangcharakteristiken mit. 

Effekte in Massive X

Anstatt der ursprünglichen zwei Insert-Effekte sind es nun drei. Aus 11 verschiedenen Kategorien könnt ihr auswählen. Falls ein zweiter Filter gebraucht wird, lassen sich im „Utility“-Effekt noch zwei weitere LP- oder HP-Filter zuschalten. Bei der Präsentation hielt man sich mit Details noch bedeckt, aber es scheint auch zu diesem Zeitpunkt schon angedacht gewesen zu sein, dass Schritt für Schritt zusätzliche Effekte nachgereicht werden. Das würde dem modularen Charakter von Massive X entsprechen. Die Insert-Effekte lassen sich im komplett neugestalteten Routing beinahe an beliebigen Stellen in den Signalfluss schalten.

Einige der Filtertypen haben dann noch einmal Unterkategorien.
Einige der Filtertypen haben dann noch einmal Unterkategorien.

Anders sieht es bei den drei sogenannten „Unit FX“ aus, die immer am Ende der Kette liegen. Neun auswählbare Effekte sind dabei, jeweils mit verschiedenen Unterkategorien. So hat das „Reverb“-Modul 17 verschiedene Hallarten im Gepäck. Die beim Vorgänger so beliebten Tube-Simulationen sind jetzt einem als „Nonlinear Labs“ (keine Verbindung zum Hersteller des C15) getauftem Modul gewichen. Zusätzlich hat NI hier noch die Möglichkeit eingebaut, aus sechs Boxen (Cabs-)Simulationen auszuwählen, um den analogen Verzerrcharakter noch zu verstärken. Der Dimension-Expander ist ebenso dabeigeblieben, wie Flanger und Phaser. Aus dem Chorus ist ein „Quad Chorus“ geworden, der bei entsprechender Einstellung unverschämt gute Lofi- oder Synthwave-Atmosphären erzeugt. 
Auch sonst ist alles größer, weiter, mehr: Statt acht gibt es nun 16 Makros, neun Modulatoren, die wahlweise als Hüllkurven oder LFOs genutzt werden können, vier Tracker-Modulatoren, die MIDI-Daten wie Velocity oder Pitch in Modulation umwandeln, und einen „VR“-Modulator. Bei diesem kratzt man sich kurz am Kopf und fragt sich, wie denn zur Hölle bitteschön Virtual Reality jetzt auch noch Synthesizer verbessern soll, bis die Presseerklärung darüber aufklärt, dass hier „Voice Randomization“ gemeint ist. Damit soll das leicht zufällige Verhalten vieler Parameter in alten Analog-Synthesizer simuliert werden.
Und drei Performer gibt es. Bis zu acht Takte lange und durch verschiedene Richtungen und Rhythmen und unterschiedliche Taktarten beeinflusste Modulationskurven lassen sich damit erzeugen. In jedem der drei Performer lassen sich außerdem bis zu zwölf Variationen und jeweils eigene Kurven erzeugen, die dann über eine Oktave verteilt per MIDI-Input getriggert werden können – hervorragende Idee für 96 Takte lange Modulationen. Im Live-Bereich eine ganz neue Möglichkeit für komplexe Sounds.

Oben wird die Belegung der 12 Tasten angezeigt. Ein Tastendruck startet alle drei Performer gleichzeitig. Unten malt man die Modulationskurven.
Oben wird die Belegung der 12 Tasten angezeigt. Ein Tastendruck startet alle drei Performer gleichzeitig. Unten malt man die Modulationskurven.

Zu guter Letzt ist auch an der Unison-Engine einiges geändert worden. Beim Vorgänger waren es noch bis zu 16-Unison-Stimmen, jetzt sind es 6. Die haben es aber in sich. So gibt es bei Massive X eine neue Funktion, mit der die Unison-Instanzen nach einer gewünschten Tonleiter oder sogar einer ganzen Tonart mit den passenden Stufenakkorden gestimmt werden kann. Auch bei uns eher unbekannte Tonarten aus dem arabischen und asiatischen Raum sind mit dabei. So könnt ihr euch beispielsweise eine „Gipsy Minor Algerian“-Tonart auswählen und zwischen dieser und einer einfachen Tonleiterskalierung hin und her faden – ein Paradies für Filmmusik.

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Praxis

Go, Go, Gorilla – Die Wavetable-Engine von Massive X

In den im Frühjahr veröffentlichten Videos und Details über Massive X fiel neben der komplett veränderten Optik einigen Adleraugen ein etwas seltsam anmutender kleiner Gorilla bei den zwei Oszillatoren auf. Dieser „Gorilla“-Modus ist einer der 10 verschiedenen Modi, mit denen Massive X eine der 170 mitgelieferten Wavetables scannt. Die Modi sorgen jeweils für andere Harmonien beim Auslesen der Wavetables und bringen bis zu zwei verschiedene Regler mit unterschiedlichen Unterkategorien und Abspielrichtungen mit.

Fotostrecke: 3 Bilder Die 10 unterschiedlichen Wavetable-Scanning-Modi in Massive X…
  1. Standard. Wie der Spectrum-Mode in Massive. Neben einem LP-Filter gibt es noch die Ausleserichtung und verschiedene Polaritäten zur Auswahl. 
  2. Bend. Ist ebenfalls noch aus dem Vorgänger bekannt. Am zweiten Regler stellt ihr ein, wie stark der Wavetable am Anfang oder Ende gedehnt bzw. gequetscht wird.
  3. Mirror. Liest den Wavetable aus zwei Richtung. Dreht man den „Ratio“-Knopf besonders hoch, fängt der Wavetable an, wie ein Hardsync-Synth zu klingen. 
  4. Hardsync. Anders als bei analogen Synthesizern wird beim Hardsync-Modus in Massive X kein zweiter Oszillator gebraucht. Auch hier gibt es viele Unterkategorien, die die ntensität und Richtung des Wavescanning bestimmen und den Sound teilweise drastisch verändern. 
  5. Wrap. Ähnlich zum Hardsync, die Sounds sind etwas stabiler und sanfter im Vergleich. 
  6. Formant. Der letzte aus Massive bekannte Modus. Mit ordentlich Modulation bekommt ein Sound fast schon Stimmcharakter. 
  7. ART (Artificial Resonance Technology). Laut Handbuch ein Filtermodul, das aber nicht nach analogem Filter klingt und durch extreme Resonanzen ganz eigene Sounds aus einem Wavetable holen kann. Klingt nicht so verstörend wie Gorilla, hat es bei entsprechender Modulation aber ganz schön in sich.
  8. Gorilla. Trommelt sich brüllend auf die Brust. Egal, welchen Wavetable ihr ladet, jagt ihn durch den Gorilla-Modus und das ganze klingt tausendmal böser und verzerrter. Aus drei Modi könnt ihr auswählen: King (leicht), Kang (mittel) und Kong (extrem). NI hat Humor.
  9. Random. Für besonders zufällige Soundzerstörung.
  10. Jitter. Ähnlich zu Random, weniger extrem.
Audio Samples
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09. Standard Wavetable mode 10. Hardsync mode 11. Formant mode 12. ART mode 13. Gorilla mode 14. Random mode

In den Soundbeispielen habe ich dieselbe Basslinie mit demselben Wavetable (Polysaw, einer von 14, die aus Massive mitgekommen sind) und derselben Modulation (LFO auf Wavetable-Position) durch einige der Modi gejagt. Bei einigen habe ich noch etwas Phasenmodulation dazu gemischt, um den jeweiligen Charakter zu unterstreichen.   

Routing Planner – Flexibles Routing in Massive X

Das Routing war schon in Massive eine echte Besonderheit, konnte man doch beispielsweise die zwei Insert-Effekte an den verschiedensten Stellen im Signalfluss einfügen. Auch den Weg des Feedbacksignals konnte man zumindest ansatzweise bestimmen. All das ist jetzt fast eine Modularsynthese-Umgebung geworden.

Alle vier Klangquellen gehen in den Effekt „Anima“, Oszillator 2 ist zusätzlich noch für das FM-Signal des Filters zuständig, vor und nach dem Filter wird noch das Feedbacksignal in die Kette eingespeist.
Alle vier Klangquellen gehen in den Effekt „Anima“, Oszillator 2 ist zusätzlich noch für das FM-Signal des Filters zuständig, vor und nach dem Filter wird noch das Feedbacksignal in die Kette eingespeist.

Das ist auf der einen Seite eine fantastische Spielwiese für Sounddesigner geworden. So könnt ihr mit wenigen Klicks und Verbindungen beispielsweise mal direkt eine Hüllkurve in den Audioeingang eines Effekts wie Anima schicken und sie dann auch hören. Wer wollte nicht schon immer ADSR hören? Oder ihr verbindet die gleiche Kombination dann weiter mit dem Aux-Eingang des Phasenmodulators (PM)? Damit verzerrt der PM die Oszillatoren mit einer gepitchten und bereits verzerrten Hüllkurve. Entdecke die Unmöglichkeiten. 
Andererseits ist der Routingbereich einer der Momente, an dem Massive X sich sehr deutlich als Fortgeschritteneninstrument etabliert. Selbst simple Dinge wie etwa White Noise in ein Synthsignal zu geben funktionieren nur, wenn die entsprechenden Kabel gezogen sind. Einsteiger könnten hier gehörig stolpern. 

Fotostrecke: 4 Bilder Envelope 1 ist standardmäßig mit dem Amp verbunden. Mit „Shape“ können die Kurvenformen von Attack und Decay verändert werden. Wie, sieht man unten leider nicht.

Hat man sich durch die Wavetable-Modi und das Routing gekämpft und ist schon völlig in den Sound von Massive X verliebt, kommen die zwei Effektketten an und machen das Ganze noch (gl)amouröser. Das Plugin schafft es wie kaum ein zweites, digitale Verzerrung und Phasenmodulation immer noch warm klingen zu lassen. Packt man dann die Insert-Effekte an die richtigen Stellen und dreht ordentlich Hall (Preset: Woosh), etwas Noise (Preset: Schwurbel) und den Nonlinear-Labs-Effekt dazu, macht das dieser Sommerwoche alleine temperaturtechnisch schon Konkurrenz: Massive X klingt warm UND modern.

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Fazit

Über 12 Jahre liegen zwischen Massive und Massive X. Das ist der Unterschied zwischen Cubase 4 und Cubase 10 oder Ableton Live 6 und Ableton Live 10. DAWs sind schlauer und größer geworden, Trends kamen und gingen. Massive hat damals einen Meilenstein gesetzt. Massive X als sein Nachfolger hat nun definitiv auch das Potential dazu. Was hier an Klangqualität und Modulationstiefe geboten wird, ist in dieser Kombination einzigartig auf dem Markt. Massive X platzt nur so vor neuen Ideen, Technologien sowie Bass- und Leadsounds, die ohne jeden zusätzlichen Effekt schon einen Druck erzeugen, der so ziemlich alles wegbläst.
Bei all den Neuheiten muss man dem Instrument aber doch eine gewisse Unfertigkeit konstatieren. Es fehlen wichtige Technologien wie VST3 (kommt) und MPE. Der Presetbrowser ist gerade noch äußerst rudimentär, soll aber 2020 in einem Update verbessert werde . Das Routing ist ungemein flexibel, für Einsteiger aber definitiv überfordernd. Eigene Wavetables können ebenfalls noch nicht importiert werden, sind aber angekündigt. Auch Modulationsbewegungen werden in den meisten Plugins dieser Kategorie heutzutage angezeigt: Was der LFO macht, kann ich dann auch am Parameter sehen. In Massive X gibt es nichts davon, leider. Im Gegensatz zum Vorgänger verändert sich auch nicht die graphische Darstellung der Hülkurven, wenn man Parameter wie den Attack ändert – missverständlich.
Diese Unfertigkeit trübt das Bild eines ansonsten fantastischen Softwaresynthesizers. Wird, wie von NI angekündigt, das meiste nachgeschoben, hat man 2020 hier ein Instrument, das Bastler und Soundtüftler genauso anspricht, wie Produzenten, die hauptsächlich fertige Sounds brauchen. Und solche Allrounder gibt es nicht viele. Ob man dem Instrument, dessen Entwicklung gerade erst 2016 begonnen hat, nicht lieber noch ein paar Monate Entwicklungszeit hätte geben können, muss sich NI aber schon fragen. Uns so kann es aktuell auch nur 3,5 Sterne geben.

Pro
  • Presetsounds sind schon ohne Effekte sehr dominant und druckvoll
  • Sehr komplexe Sounds und Modulationen möglich
  • Sehr hohe Qualität aller Effekte
  • Routing erlaubt komplexe Effekte und Sounds
  • Durch die 10 Wavetable-Modi sehr viele Sounddesignmöglichkeiten
Contra
  • für Nutzer älterer Rechner ohne AVX nicht nutzbar
  • Massive-Presets nicht kompatibel
  • Routing muss immer händisch gemacht werden, nicht einsteigerfreundlich
  • Modulationsbewegung nicht sichtbar
  • Parameterwerte nicht sichtbar
  • Wichtige Technologien werden nicht unterstützt (VST3, MPE)
  • Routing-Funktion sehr komplex
Native_Instruments_Massive_X_01_Test
Features
  • Dual-Oszillator-Wavetable-Engine (10 WT-Modi_ u.a ART, Gorilla, Wrap und Hardsync)
  • 3 Phasenmodulatoren
  • Komplexe, modulare Routing-Matrix
  • 170 Wavetables
  • 2 Noise-Oszillatoren mit über 100 Noise-Quellen
  • 1 Filter mit 31 Filtertypen
  • 6-stimmige Unison-Engine, besonderer Harmonization-Mode, der die Unison-Teile nach
  • gewählter Tonart stimmt
  • 64-stimmig,Polyphon
  • 9 Insert-Effekte in drei Insert-Slots, beliebig im Signalfluss einsetzbar: u. a. Anima,
  • (Wave)Folder, zwei Filter
  • 9 Unit FX: u. a Reverb (17 verschiedene), Quad Chorus, Nonlinear Labs (Distortion-Engine)
  • 17 Modulatoren
  • 12 Modulationskurven eines Performers können per MIDI-Noten getriggert werden.
  • NKS-Support
Systemvoraussetzungen
  • Mac: macOS 10.12 – 10.14
  • Windows: windows 7, 8, 10 (64 bit, neuestes Service Pack)
  • Hardware: Intel i5 oder gleichwertige CPU, 4 GB RAM (6 GB empfohlen), Massive X benötigt eine AVX-kompatible CPU
  • Plugin-Formate:
  • AudioUnit (AU); AAX (64it); VST 2.4;
Preis
  • Regulär: 199 € (Straßenpreis: 27.06.2019)
  • Upgrade von Massive: 149 €
  • Für Besitzer von Komplete 12: 0 €
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Presetsounds auch ohne Effekte bereits sehr dominant und druckvoll
  • Sehr komplexe Sounds und Modulationen möglich
  • Sehr hohe Qualität aller Effekte
  • Routing erlaubt komplexe Effekte und Sounds
  • Durch die 10 Wavetable-Modi sehr viele Sounddesignmöglichkeiten
Contra
  • für Nutzer älterer Rechner ohne AVX nicht nutzbar
  • Massive-Presets nicht kompatibel
  • Routing muss immer händisch gemacht werden, nicht einsteigerfreundlich
  • Modulationsbewegung nicht sichtbar
  • Parameterwerte nicht sichtbar
  • Wichtige Technologien werden nicht unterstützt (VST3, MPE)
  • Routing-Funktion sehr komplex
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Native Instruments Massive X Test
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Profilbild von Northern Decay

Northern Decay sagt:

#1 - 28.06.2019 um 06:20 Uhr

0

Bitte noch erwähnen das es keine Spielhilfen wie Arpeggiator und Sequenzer gibt...dicker Minuspunkt!

    Profilbild von Julian Schmauch (Bonedo-Autor)

    Julian Schmauch (Bonedo-Autor) sagt:

    #1.1 - 28.06.2019 um 13:35 Uhr

    0

    Hallo Northern Decay,Danke für deinen Kommentar! Das Fehlen von Arpeggiatoren und Sequencern ist mir auch aufgefallen, da es aber einige Synths wie Serum gibt, die keine eigenen Spielhilfen haben, habe ich das nicht als Contra gewertet.
    Ich gehe davon aus,, dass sich NI gedacht hat, dass man ohnehin die eingebauten Spielhilfen ihrer Komplete Keyboards nutzen kann.Aber jam schöner wäre es mit Spielhilfen schon gewesen. Vielleicht kommen die aber noch, Native hat hier ja noch einiges nachzubessern.Ich hoffe, das hilft erst mal weiter!Liebe Grüße, Julian

    Antwort auf #1 von Northern Decay

    Antworten Melden Empfehlen
Profilbild von Sven Moeckel-Spakowski

Sven Moeckel-Spakowski sagt:

#2 - 08.12.2019 um 12:11 Uhr

0

Jetzt wo NI 200 seiner Mitarbeiter, darunter DSP-Programmierer, entlassen hat, fragt man sich, wie die ihre Hausaufgaben gebacken kriegen wollen. Aber vielleicht hat diese Verschlankung um 30% seiner Belegschaft ja auch Methode und sie verkaufen demnächst nur noch Samples - deren neue Vision „One Native“ lässt tief blicken. Ich prophezeihe mal: 1. keine neuen Hardwarentwicklungen und Umstellung des Soft-portfolio auf Abo!

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