Mit dem Artis SE stellte Kurzweil pünktlich zur Musikmesse 2015 den kleinen Bruder des Artis Stagepianos vor. Mit einem leicht reduzierten Funktionsumfang und einem etwas schlichteren Design richtet sich das Instrument an ambitionierte Einsteiger und Profis, die ein solides Piano für Bühne und Studio suchen. Klanglich soll das SE dem Artis-Topmodell in nichts nachstehen. Wie es sich in der Praxis schlägt, soll dieser Test zeigen.
Das Kurzweil Artis SE komplettiert als Einstiegsmodell die Artis-Serie
Kurzweil hat in den letzten Jahren eine umfangreiche Palette an Stagepianos für fast jeden Anwendungsbereich und in unterschiedlichen Preisklassen auf den Markt gebracht. Einsteiger werden mit dem SP5 bedient, am oberen Ende der Skala rangiert das Spitzenmodell Forte. Dazwischen gibt es seit eineinhalb Jahren das Artis, das auch als „Artis 7“ mit 76 halbgewichteten Tasten und nun eben als Artis SE erhältlich ist. Im Großen und Ganzen ist die Verwandtschaft zum Artis unverkennbar, daher empfehle ich auch die Lektüre unseres Kurzweil Artis Tests. Ein paar Besonderheiten gibt es beim „SE“ aber doch, und damit meine ich nicht nur den um etwa 500 Euro geringeren Preis.
Details
Gehäuse und Anschlüsse
Kurzweil ist beim Design eher Traditionalist. Auch das Artis SE wirkt so, als wäre es keiner schnelllebigen Mode unterworfen. Optisch steht das Instrument mit seiner gradlinigen Ästhetik für nobles Understatement, auch die Haptik vermittelt ein angenehmes, solides Gefühl. Die Verarbeitung des dunkelgrauen Metallgehäuses ist Kurzweil-typisch auf hohem Niveau, und mit 17,5 kg Gesamtgewicht ist das Instrument ebenso transportabel wie stabil. In meinen Augen ist Kurzweil so etwas wie der Volvo unter den Stagepianos. Die werden auch in den nächsten zehn Jahren noch einen guten Eindruck machen.
Zum Lieferumfang gehören neben dem Netzteil ein Sustainpedal mit Halbpedal-Erkennung, ein USB-Kabel, symmetrische Stereoklinken, ein USB-Kabel und eine Kurzanleitung. Das vollständige Handbuch gibt es nur als PDF-Datei und ausschließlich auf Englisch. Optional erhältlich ist ein Notenständer, der an das Gehäuse gehängt werden kann.
Die Anschlüsse bieten keinen Grund zur Überraschung: Neben dem symmetrischen 6,3mm-Stereo-Klinkenausgang finden wir einen Audioeingang als Mini-Klinke, dessen Signal sinnvollerweise auch auf den Stereoausgängen anliegt. So kann man beispielsweise ein weiteres Keyboard einschleifen und spart sich einen Mixer. Darüber hinaus gibt es MIDI In und Out, drei Pedalanschlüsse, eine USB-Verbindung für den Anschluss an den Computer und einen Slot für USB-Sticks zur Datensicherung. Der Kopfhörerausgang befindet sich ebenfalls hinten, was nicht besonders praktisch, aber auch kein Drama ist. Wirklich schade ist aber, dass gegenüber dem großen Bruder auf das integrierte Netzteil verzichtet wurde, also wird das Piano nicht über ein Kaltgerätekabel, sondern über einen 15-Volt-Adapter mit Strom versorgt. Das trübt den ansonsten professionellen Eindruck leider ein wenig.
1/4 Alle Anschlu00fcsse befinden sich an der Ru00fcckseite des Artis SE.
2/4 Symmetrischer Stereoausgang, Audioeingang und 2x USB
3/4 Drei Pedalanschlu00fcsse, MIDI und die Buchse fu00fcr das (leider externe) Netzteil
4/4 Das Artis SE soll dem Artis klanglich in nichts nachstehen.
Bedienoberfläche
Das Artis SE hat gegenüber seinem großen Bruder einen architektonischen Vorteil: Pitchbend- und Modulationsrad wurden oberhalb der Tastatur angeordnet statt links davon. Dadurch ist das Piano nicht ganz so breit und wirkt deutlich handlicher. Ansonsten hat man beim LE vor allem bei den Controllern und dem Display den Rotstift angesetzt. Statt neun Fader gibt es lediglich vier, die parametrischen Mitten des EQ wurden eingespart, das Display muss sich mit 2x 20 Zeichen begnügen und zur Soundauswahl bzw. zum Editieren gibt es sehr viel weniger Buttons. Irgendwo muss der Preisunterschied ja auch herkommen.
Geblieben sind vor allem die Übersichtlichkeit und die sinnvoll strukturierte Anordnung der Bedienelemente auf der leicht angewinkelten Oberfläche. Die bereits erwähnten Räder für Pitchbend und Modulation sind leicht gummiert und wirken sehr stabil, auch die drei Potis mit Mittenrasterung für den schaltbaren EQ vertragen offenbar beherztes Zupacken. Der Volume-Fader und die vier Fader mit den sogenannten Zone-Buttons und dem Filter-FX-Button komplettieren die Controller-Palette. Gleich rechts daneben sind die Buttons für die Betriebsmodi (Multi/Program) und Funktionen wie Split/Layer, Transpose, Storage und globale Settings angeordnet.
1/5 Die Bedienoberflu00e4che des Kurzweil Artis SE wirkt u00fcbersichtlich.
2/5 Pitchbend- und Modulationsrad sind oberhalb der Tastatur platziert.
3/5 Statt neun Fader wie beim Artis gibt es beim Artis SE nur vier.
4/5 Die Favorites-Buttons sind ein praktisches Feature.
5/5 Das Display ist mit 2x 20 Zeichen knapp bemessen.
Für die Soundauswahl gibt es acht doppelt belegte Taster, die mit den Instrumenten-Kategorien beschriftet sind. Für jede Kategorie gibt es acht Variationen. Die Auswahl wird noch mal durch die Aufteilung in Bank A und Bank B verdoppelt.
Ein schönes Feature, das bereits aus dem Artis bekannt ist, sind die Favorites-Buttons, die man flink mit den am häufigsten benutzten Sounds belegen kann.
Das Display in der Mitte erstrahlt in Kurzweil-typischem Blau und wirkt nicht gerade opulent. 2x 20 Zeichen sind knapp bemessen, wenn es um die Darstellung komplexer Editierschritte geht. Die Buttons rechts neben dem Display sind der Navigation vorbehalten, den Abschluss bildet ein großzügig dimensioniertes, gerastertes Rad, das die Soundauswahl und die Editierung unterstützt.
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Praxis
Tastatur
Bei der Tastatur hat Kurzweil sich nicht lumpen lassen. Wie dem großen Bruder wurde auch dem Artis SE die TP/100 von Fatar spendiert. Diese beliebte 88-tastige Hammermechanik, die sich durch ein besonders geringes Gewicht auszeichnet, findet man auch in diversen Pianos der Konkurrenz. Nachbildungen pianistischer Eigenarten wie einer graduierten Gewichtung oder der neuerdings recht verbreiteten Elfenbein-artigen Beschichtung bietet die Tastatur nicht. Da das Artis SE aber weit mehr als nur Piano-Sounds bietet, finde ich den Kompromiss für das Spiel von Piano-, Orgel- und Synthsounds durchaus gelungen. Für das originalgetreue Spielgefühl bei Orgelsounds ist eine externe Waterfall-Tastatur ohnehin unerlässlich, und auch Synthies mögen manche Keyboarder nicht unbedingt auf gewichteten Tasten spielen.
Klavier spielen kann man auf der TP/100 jedenfalls sehr gut. Das Repetitionsverhalten und die dynamische Kontrolle sind hervorragend, die Mechanik ist griffig, präzise und bietet für mein Empfinden genau den richtigen Widerstand. Auch die Verarbeitung ist vorbildlich. Das Anschlagsverhalten lässt sich an das individuelle Spiel anpassen, dafür bietet das Gerät zehn Abstufungen. Im Vergleich zum Artis bietet das SE allerdings keine Aftertouch-Funktion, die bei Kurzweil „Pressure“ genannt wird. Hier wurde der Rotstift angesetzt, wohl aus Kostengründen oder um die beiden Geräte stärker voneinander abzugrenzen.
Das Kurzweil Artis SE ist mit der Fatar TP/100 Hammermechanik ausgestattet
Programme und Multis
Das Artis SE tritt mit einer Soundvielfalt an, die für ein Stagepiano beachtlich ist. Die unter anderem dem PC3 und dem KORE64 entnommenen 256 Programme sind identisch mit der Soundpalette des großen Bruders. Weitere 256 Sounds kann man als User-Program abspeichern. Programme lassen sich mit bis zu vier Zonen in Splits und Layers kombinieren und heißen bei Kurzweil dann Multis. Das SE hat 128 Preset-Multis (halb so viele wie beim Artis) und 256 Speicherplätze für User-Multis, also eigene Kreationen. Damit sollte man im Bühnenalltag locker auskommen. Falls nicht, gibt es ja noch den USB-Slot für das Abspeichern von Sounds auf einem externen Datenträger.
Pianosound
Wie das Forte und das Artis ist auch das Artis SE mit dem neuen „German Grand“ ausgestattet. Dieses 128-MB-große Sample hat frischen Wind in Kurzweils Klangpalette gebracht und braucht den Vergleich mit der Konkurrenz nicht zu scheuen. Vom Bass bis zum Diskant ausgewogen und dynamisch fein abgestuft punktet das Klaviersample mit Natürlichkeit und Wärme. Ein wenig stört mich, dass das Pianissimo nicht überzeugend umgesetzt wird. Bereits der leichteste Anschlag einer Taste löst einen für mein Empfinden zu lauten Ton aus. Ein wenig kompensieren kann man das durch die Anpassung des Anschlagsverhaltens, doch meiner Ansicht nach sollte das bei einem hochwertigen Digitalpiano von vornherein selbstverständlich sein.
Das Artis SE bietet pianospezifische Artefakte wie beispielsweise Halbpedal-Erkennung oder „Pedal-Noise“, also das Geräusch, das beim Betätigen des Haltepedals entsteht, wenn die Dämpfer die Saiten freigeben. Dieses Geräusch ist nicht besonders laut und eher eine feine Nuance, die sich zwar an- und abschalten lässt, nicht jedoch in der Intensität oder Lautstärke regelbar ist. Obwohl derlei Features zu einem natürlichen Spielgefühl beitragen, vermisst man das letzte Quäntchen Authentizität wie etwa die Simulation von Saiten-Resonanzen, die bei High-End-Digitalpianos oder Plug-ins mittlerweile Standard, im Bühnenalltag oder Proberaum allerdings nicht kriegsentscheidend sind.
Insgesamt bietet das „German Grand“ einen ausgereiften, hochwertigen Klaviersound, der gut mit der Tastatur harmoniert und über eine maximale Polyphonie von 128 Noten verfügt. Über den gesamten Tastaturbereich lässt sich das Piano präzise kontrollieren, der Klang ist ausgewogen und detailreich aufgelöst. Kurz gesagt: Klavier spielen auf dem Artis SE macht einfach Spaß.
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Concert Piano
Die Klangvielfalt des Testgerätes beinhaltet noch weitere Klaviersounds. So ist vom Powerballaden-Pop-Piano über lyrische Flügelklänge bis hin zum jazzigen Upright eine große Bandbreite für jeden Geschmack vertreten.
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Parlor PianoNOLA PianoPower Pop PianoUpright Piano
E-Pianos und weitere Sounds
Doch das Artis SE hat deutlich mehr zu bieten als nur Pianos. Auch die elektromechanischen Vorbilder aus der Vintage-Ecke wurden größtenteils überzeugend nachempfunden. Kurzweil hat sich bei der Namensgebung der Sounds an namhaften Vertretern aus der Keyboarder-Welt und legendären Songtiteln orientiert, damit die Ausrichtung der Sounds schon im Display erkennbar ist. Wem das nicht genug ist, für den gibt es übrigens eine „Program Demo“ Funktion, die zu jedem Programm ein passendes Stück anspielt.
Das Fender Rhodes ist in verschiedenen Varianten verfügbar, eindeutig benannt mit Namen wie „Stevie’s Rhds“ oder „Duke’s Dyno Rhds“. Hier und da sind Effekte voreingestellt, die man in den meisten Fällen mittels des Modulationsrades in der Intensität regeln kann. Die Klangqualität ist bemerkenswert gut, obwohl auch die Konkurrenz in dieser Disziplin mittlerweile beachtliche Samples verwendet, die mitunter auch das Dämpfer-Geräusch eines Rhodes nachempfinden, was das Artis SE leider nicht bietet. Doch auch ohne dies bekommt man aus dem Kurzweil-Piano tolle Rhodes-Sounds heraus.
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Stevie’s RhdsRhds Wah SW
Zu den typischen Vertretern aus der Vintage-Ecke gehören natürlich auch das Wurlitzer 200A und das Hohner Clavinet D6. Diese findet man ebenfalls im Artis SE, wobei die Qualität mit dem Vorangegangenen nicht ganz mithalten kann. Hier fehlt ein wenig Natürlichkeit, brauchbar sind die Sounds dennoch. Zudem kann der Einsatz passender Effekte wie Wah, Verzerrer, Tremolo oder Delay hier und da über fehlende Klangtiefe hinwegtäuschen.
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Supertramp WurlyWhatdISay WrlySupasticious
Auch Orgeln gibt es in Hülle und Fülle. Dem großen Bruder des Artis SE hat man ja den KB3-Mode spendiert, der mithilfe der neun Fader eine Zugriegel-Orgel nach dem klassischen Vorbild der Hammond simuliert und dedizierte Taster für Chorus/Vibrato und Percussion parat hat. Den KB3-Mode kennt das Testgerät zwar auch, allerdings nur in drastisch abgespeckter Form. Zumindest die vier verfügbaren Fader werden zu virtuellen Zugriegeln, sobald ein Orgelsound angewählt ist. Die Registrierungen variieren dabei je nach Sound, sodass immer eine jeweils passende Auswahl an vier Zugriegeln verfügbar ist, während das Modulationsrad die Verzerrung regelt. Das ist stimmig umgesetzt und macht aus dem Stagepiano zumindest ansatzweise eine Orgel mit Eingriffsmöglichkeiten. Einziges Manko ist der Leslie-Effekt, der mich klanglich leider nicht überzeugen kann. Wer also aus dem Artis SE wirklich authentische Orgelsounds herausholen möchte, der kommt um den Einsatz eines externen Leslie-Effekts wie etwa dem Neo Instruments Ventilator nicht herum.
Wie die Zugriegel den Orgelsound beeinflussen und wie der Leslie-Effekt sowie die Verzerrung auf das Signal wirken, zeigt das folgende Soundbeispiel.
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70s DrawbarsFirst Three
Abgesehen von Hammond-Sounds bietet das Artis SE auch weitere Klassiker aus vergangenen Dekaden, darunter bühnentaugliche und gut klingende Farfisa- und Vox-Orgeln, die natürlich ebenso von den vier Zugriegel-Fadern profitieren. Besonders überzeugt haben mich die Pfeifen-Orgeln, die in zahlreichen Register-Dispositionen vorhanden sind. Von der kleinen Kapellen-Orgel bis hin zum opulenten Stack mit Chor und Glocken hat das Kurzweil allerlei Hochwertiges an Bord.
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All Stops All VoxOpen Flute
Auch die Cembali sowie die Akkordeon- und Bandoneon-Klänge sind sehr gelungen und können mit Detailgetreue und einer großen Bandbreite überzeugen.
Einen seiner größten Trümpfe spielt das Artis SE bei den Streichern und Bläsern aus. Hier profitiert das Samplematerial von Kurzweils langer Tradition in der Reproduktion akustischer Instrumente, die 1984 mit dem K-250 begann und damals ein Meilenstein in der Entwicklung der Hardware-Sampler war. Auch unser Testgerät trägt diese Gene in sich und ist dementsprechend eine wahre Fundgrube an orchestraler Klangvielfalt. Streicherensembles in unterschiedlichen Größen und Artikulationen, Blech- und Holzbläser mit raffiniert abgestuften Velocity-Switches und Modulationsmöglichkeiten und sogar Soloinstrumente sind in erstaunlich hoher Qualität am Start. Natürlich sind Software-Librarys und manche teure Workstation dem Kurzweil deutlich überlegen, aber man darf nicht vergessen, dass wir es hier mit einem Mittelklasse-Stagepiano zu tun haben. Gemessen daran sind die Orchestersounds des Artis SE sehr gelungen und inspirieren sicherlich auch den einen oder anderen Film- und Werbekomponisten bei der Ideensuche.
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Adagio OctavesPoltergeist PadMancini R BrassHigh End Horns
Den Vokal-Ensembles hat Kurzweil eine ganze Bank gewidmet. Hier finden sich klassische Männer- und Frauenchöre, lustige Take-6-Ensembles und synthetische Chor-Pads. Wer schnell mal ein paar Chöre aus der Kiste holen möchte, wird hier sicher fündig.
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NYC in LA
Selbstverständlich dürfen bei einer derartigen Fülle an Sounds auch die Synthies nicht zu kurz kommen. Beim Artis SE gibt es dafür zwei Bänke, von denen die erste eher Attack-reiche Leadsounds beherbergt, während in der zweiten Bank Pads und sphärische Klänge zu finden sind. Das Modulationsrad kontrolliert in vielen Fällen das Filter oder den LFO, sodass man die Sounds schnell zum Leben erwecken kann. Ein schönes Beispiel dafür sind die Dub-Step-mäßigen „Dark Wobbles“.
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Dark WobblesFilm Score Pad
Positiv in Erscheinung treten auch die Gitarren- und Bass-Sounds. Gitarrensounds in Keyboards sind ja immer eine etwas fragwürdige Angelegenheit, doch die Strat- und Les-Paul-Emulationen vermögen mit der richtigen Effektkombination und sensibler Spieltechnik wirklich ein wenig Rock’n’Roll-Feeling aufkommen zu lassen. Nicht minder gelungen sind die Akustikgitarren, das Banjo oder die Mandoline.
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Time Warp Caster
In der Bass-Bank tummeln sich die üblichen Verdächtigen in Form von Zupf- und Slapbässen, Fretless und Upright sowie diversen Synthies. Hier findet sich kaum etwas Herausragendes, aber gute Durchschnittsware.
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Flea Bootsy
Zu guter Letzt bietet das Artis SE eine Bank für Schlagzeug und eine weitere für Percussion und Mallets. Erstaunt war ich darüber, wie gut die Drums klingen. Es gibt verschiedene Sets mit einer Fülle von alternativen Kicks und Snares, die durch Rolls und Flams an Lebendigkeit gewinnen. Auch die Marimbas, Xylophone und Glockenspiele aus der Mallets-Abteilung gefallen mir gut.
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Kit3 West Boxy
Zusammenfassend kann man sagen, dass die 256 Sounds des Artis SE von herausragender Qualität sind und eine bemerkenswerte Bandbreite abdecken. Was hier geboten wird, geht über das Standard-Repertoire eines Digitalpianos weit hinaus und macht unser Testgerät zum Allroundtalent für viele Einsatzbereiche.
Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass die Sounds beim Umschalten nicht abbrechen. Allerdings hört man mitunter, dass der vorherige Klang beim Anwählen eines neuen Programms leicht abgesenkt wird. Im Livebetrieb ist es jedenfalls von unschätzbarem Wert, nahtlos die Programme wechseln zu können.
Die Sounds des Artis SE sind hochwertig und decken eine große Bandbreite ab.
Menüführung und Editierung
Grundsätzlich erklärt sich die Bedienung des Artis SE größtenteils von selbst. Die Auswahl der Sounds ist ein Kinderspiel, mit maximal drei Klicks kommt man zum gewünschten Programm. Die übersichtliche Kategorisierung der Klänge ist dabei sehr hilfreich. Darüber hinaus kann man sich den am häufigsten genutzten Sound pro Kategorie als Default-Einstellung abspeichern, in dem man das betreffende Programm drei Sekunden lang gedrückt hält. So wird beim Auswählen der Kategorie automatisch der favorisierte Sound aufgerufen.
Ähnlich funktionieren die sechs Favorites-Buttons. Hier kann man unabhängig von Kategorien seine sechs Lieblings-Sounds ablegen, in dem man einen der sechs Taster bei entsprechendem Programm oder Multi drei Sekunden lang gedrückt hält. Das ist super praktisch und unkompliziert.
Sehr komfortabel sind auch die zahlreichen Controller. Die beiden Switch-Buttons oberhalb der Wheels fügen dem Sound weitere Layer oder Effekte hinzu, sodass man die fehlende „Variation“-Funktion aus dem großen Bruder nicht unbedingt vermisst. Mit den vier Fadern lassen sich für jedes Programm individuell voreingestellte Parameter beeinflussen. So regeln die Fader zumeist den Hall-Anteil, Filter oder Brightness. In einigen Fällen gibt es auch fest adressierte MIDI-Steuerbefehle. Im Program-Mode kann man die Zuweisung der Fader allerdings nicht ändern. Daher lässt sich beispielsweise die LFO-Frequenz eines Synthsounds nur dann mit den Fadern beeinflussen, wenn dies werksseitig so programmiert wurde.
Im Multi-Mode arbeitet die Fader-Sektion auf zwei Ebenen. Ist der Filter-FX-Mode aktiv, wirken die Fader weiterhin auf die Effekte und Filter des jeweiligen Programms. Ein Druck auf den Filter-FX-Button führt zur zweiten Ebene, auf der die Fader zu Volume-Reglern für die vier Zonen im Multi-Mode werden. Die darüberliegenden Buttons fungieren als Mute-Taster für die einzelnen Zonen.
Mit der praktischen „Assign“-Taste werden je nach Betriebsmodus Shortcuts für bestimmte Befehle erzeugt, beispielsweise für die Zuweisung von Effekt-Parametern auf bestimmte Controller oder die Eingrenzung von Tastaturzonen.
Split, Layer und Multi-Mode
Aktiviert man die Split- oder Layer-Funktion im Program-Mode, wird das Gerät automatisch in den Multi-Mode versetzt und ist nun nicht mehr mono- sondern 16-fach multitimbral. Mithilfe der Curser kann man nun auf die einzelnen Parameter zugreifen, die für das Multi relevant sind, sprich Soundauswahl, Splitpunkt oder Effekte. Multis können aus bis zu vier Zonen, also Einzelsounds bestehen. Man kann jede Zone nach Belieben transponieren, mit Controller-Zuweisungen oder MIDI-Steuerbefehlen versehen und mit Effekten veredeln. Abschließend lassen sich die Eigenschöpfungen benennen und in den 256 Speicherplätzen für User-Multis abspeichern. Einen guten Überblick über die vielschichtigen Soundkreationen, die mit Multis möglich sind, geben die 128 voreingestellten Preset-Multis.
Trotz einiger Features wie „Value-Jump“ oder „Parameter-Jump“, die bei der Navigation durch die Menüs helfen, ist das Erstellen und Anpassen von Multis am Gerät selbst nicht wirklich intuitiv. Die Menüführung ist zwar einigermaßen übersichtlich und beschränkt sich auf die wesentlichen Einstellungen, aber das mickrige Display führt dazu, dass man zu vielen Unterpunkten nur mit etlichen Klicks gelangt. Tröstlich ist, dass der Funktionsumfang insgesamt überschaubar ist, was bedeutet, dass drastische Eingriffe in die Architektur der Sounds ohnehin nicht möglich sind, und mit ein wenig Einarbeitungszeit kann man die wichtigsten Bedienschritte schnell erlernen.
1/2 Der Software-Editor ermu00f6glicht eine komfortable Editierung.
2/2 Das Programm ist fu00fcr PC, Mac und iPad verfu00fcgbar.
Software Editor
Weitaus komfortabler ist die Editierung mit der kostenlosen Software „Sound Tower“, mit dem das Artis SE seit dem Betriebssystem-Update auf 1.02 auch kompatibel ist. Split-Zonen, Levels und alle weiteren Einstellungen sind hier wunderbar übersichtlich dargestellt, sodass man sehr schnell zum gewünschten Ziel kommt. Der etwa 10 MB große Software-Editor ist mit Mac und Windows kompatibel, außerdem gibt es im App-Store eine ebenfalls kostenlose iOS-Version fürs iPad. So wird die Programmierung zum Kinderspiel.
Effekte, EQ und Global-Mode
Natürlich verfügt das Artis SE auch über einen ausgewachsenen Effektprozessor. Dieser bietet alles, was das Herz begehrt: Modulationseffekte, Filter, Hall und Delay, Distortion und Overdrive, Speaker-Simulationen und Kompression. Abgesehen von der oben erwähnten Leslie-Simulation, die mich nicht überzeugen konnte, ist die Qualität überdurchschnittlich gut. Vor allem der Hall klingt toll, und auch die Verzerrer verhelfen manch schlappem E-Piano zu mehr Biss und Charakter.
Es gibt über 1000 Kombinationen aus Effekten, die sowohl auf einzelne Programme als auch auf Multis angewendet werden können. Mit Hilfe des Software-Editors kann man das volle Potential ausschöpfen, denn dann stehen sagenhafte 32 FX-Units zur Verfügung. Damit kann man so ungefähr jeden Sound bis zur Unkenntlichkeit verbiegen. Im direkten Zugriff auf der Oberfläche sitzt der dreibandige Master-EQ, der bei 6,6 kHz (High), 1,4 kHz (Mid) und 98 Hz (Low) mit -24dB/+15dB zugreift. Das ist vor allem im Livebetrieb praktisch, wenn man schnell den Bassbereich verschlanken oder schrille Höhen in ihre Schranken weisen möchte. Parametrische Mitten wären schön gewesen, bleiben aber dem großen Bruder vorbehalten.
Die Masterkeyboardfunktionen sind umfangreich und lassen sich ebenfalls als Multis organisieren bzw. abspeichern. Die vier Fader und alle weiteren Controller können natürlich mit jeglichen Steuerbefehlen belegt, die vier Tastaturzonen unterschiedlichen MIDI-Kanälen zugeordnet werden. Damit ist das Artis SE ein Masterkeyboard, das auch komplexe Anforderungen erfüllen kann.
Sinnvoll ist auch die automatische Erkennung der Sustainpedal-Polarität, sofern das Pedal angeschlossen ist, bevor man das Gerät anschaltet. Ebenso hilfreich sind die beiden Arten des Resets: Hard Reset setzt das Artis SE auf Werkseinstellungen zurück, während Soft-Reset die gespeicherten Programme und Multis erhält, aber Transposition, MIDI-Kanäle und alle weiteren globalen Einstellungen annulliert.
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Fazit
Das Kurzweil Artis SE glänzt mit einer beeindruckenden Auswahl an hervorragenden Sounds, was für ein Stagepiano nicht selbstverständlich ist. Gepaart mit der tollen Tastatur und der tadellosen Verarbeitung eignet sich das Instrument vor allem für den Bühneneinsatz. Auch im Studio kann das Instrument eine Inspirationsquelle sein und macht sich obendrein noch gut als Masterkeyboard. Kurzweils Artis-Serie wird künftig noch mehr Fans haben.
Sehr schöne Audiobeispiele! Welche teure Workstation hat denn bessere Orchestersounds als Kurzweil? Ich kenne keine, aber das ist natürlich auch Geschmackssache.
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Christopher Arndt sagt:
#1 - 14.12.2015 um 11:26 Uhr
Sehr schöne Audiobeispiele! Welche teure Workstation hat denn bessere Orchestersounds als Kurzweil? Ich kenne keine, aber das ist natürlich auch Geschmackssache.