In Kooperation mit dem Rock Magazin Rock Hard präsentieren wir dir einen fetten Workshop über den Spielstil des Dream Theater Gitarristen John Petrucci. Wir hatten die Gelegenheit den Maestro höchstpersönlich zu treffen, um ihm einige seiner Geheimnisse zu entlocken. Herausgekommen ist ein Workout, der es in sich hat!
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Die erste Übung, mit der uns John während unseres Gesprächs beglückt hat, steht ganz im Zeichen des Alternate Picking, der Wechselschlagtechnik. Wie ihr ja sicher wisst, ist John eine echte Maschine im Umgang mit dem Plektrum. Um eine stabile Position seiner Picking Hand zu gewährleisten, legt Mr. P den Ballen seiner Picking Hand auf der Bridge ab und rutscht -je nachdem welche Saite er gerade bearbeiten will- mit der Hand auf dieser “Führungsschiene” rauf und runter.
Wie heißt es doch so schön: Bilder sagen mehr als tausend Worte. Finden wir auch und so habe ich euch ein nettes Video zum Thema angefertigt.
So läuft’s also. Aber jetzt erst mal weiter im Text. Während unseres Gesprächs fragten wir John nach der ultimativen Picking Studie. ? H.T.: Fällt dir spontan eine Studie ein, die dir besonders effektiv dabei geholfen hat, deine erstaunliche Picking Technik zu entwickeln? ! J.P.: Ja, auf jeden Fall. Als echter Fan der Alternate Picking Technik (Wechselschlagtechnik) von Jungs wie Steve Morse oder Al DiMeola, habe ich Stunden in meinem Zimmer damit verbracht, an meinem eigenen Spiel zu feilen. Den echten Durchbruch schaffte ich mit einer Linie die aus insgesamt 10 Tönen besteht. Da ich die Tonfolge in 16teln rhythmisiert habe, ergibt sich eine ziemlich coole Verschiebung, die die Wirkung des Licks weiter erhöht.
Übung 1 Up-Tempo
Wie der Meister selbst die abgedruckte Linie zum Besten gibt, erlebst du in den folgenden Videoclips. Um das Ganze noch komfortabler zu gestalten, bieten wir dir die Clips in zwei Geschwindigkeiten an. Die SloMo-Version zeigt John beim langsamen Spiel der Linie. In der Hardcore-Variante gibt der Meister Gas.
TIPP: Starte deine Trainingseinheiten sehr langsam und steigere das Tempo erst dann, wenn du merkst, dass sich Spielroutine einstellt.
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Das gleiche gilt natürlich auch für unsere nächste Studie. Sie entstammt dem Song The Test That Stumped Them All vom aktuellen Dream Theater Release Six Degrees Of Inner Turbulance und geht richtig gut los.
Die Up-Tempo Variante
Da die Linie über einem Odd Time Groove abläuft, war John so nett- zwecks besserer rhythmischer Orientierung- während des Spiels mitzuzählen. Schau dir das Ganze einfach mal an:
Das Mitzählen ist beim Üben von vertrackten Rhythmen und Linien absolut lebenswichtig. Versuche also bitte von vornherein darauf zu achten, nicht einfach nur so drauflos zu spielen, sondern immer den Beat im Auge zu behalten. ÜBRIGENS: Unter dem Logo Odd Time firmieren im allgemeinen alle ungeraden Taktarten. Dementsprechend ist ein 5/4 Takt genauso ein Odd Time Groove, wie der im Progressiv Rock Business sehr beliebte 7/8 Takt.
Weitere Picking Tipps findest du auf der nächsten Seite
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John hat uns während des Gesprächs verraten, mit welchen Übungen er seine unglaubliche Sicherheit im Umgang mit dem Plektrum trainiert hat. Um auch dir die Chance zu geben, deine Technik auf Johns Niveau zu bringen, haben wir zwei der effektivsten Studien zum Thema notiert und aufgenommen.
Beide Studien hören auf den Namen “Sequenz Lick”. Unter den Sammelbegriff Sequenzen fallen im allgemeinen all jene Licks, deren Basis von einer logischen Tonabfolge gebildet wird. In unserem ersten Beispiel besteht die logische Basis aus einer jeweils vier Töne umfassenden Folge. Dabei startet man mit dem höchsten Ton der Leiter und spielt von ihm aus vier Noten “bergab” (C B A G). Ist das erledigt springt man zurück zum zweithöchsten Ton (B) und verwendeten ihn als Start-Ton für eine weitere, vier Noten umfassenden, Linie (B A G F) etc. Unter Fachchinesen ist diese Sequenz übrigens unter der Bezeichnung Vierergruppen bekannt. Ist ja irgendwie auch logisch! Das Grundgerüst der zweiten Studie wird aus sogenannten diatonischen Terzen gebildet. Bildlich gesprochen überspringt man beim Spielen einer Tonleiter in diesem Stil, jeden zweiten Ton. In unserem konkreten Beispiel starten wir mit dem hohen C (8. Bund/E-Saite), überspringen das B (7. Bund/E-Saite) und spielen das A (5. Bund/E-Saite). Danach starten wir mit dem B (7. Bund/E-Saite), überspringen das A und spielen das G (8. Bund/B-Saite) usw…
Um das Ganze etwas appetitlicher anzurichten, haben wir dir die hier verwendete Tonleiter (A natürlich Moll) als übersichtliches Griffbild anzubieten. Guten Appetit!
TIPP: Achte besonders auf den im Notentext angegebenen Fingersatz. Nur so ist gewährleistet, dass du die Sequenzlinien auch smooth und ohne Haken performen kannst.
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Neben seinen unglaublichen Picking-Attacken sind es gerade Johns kilometerlange Legato-Linien, die unmittelbare die Bewunderung eines jeden Gitarristen auslösen. Kurz etwas zur Klärung des Begriffs: Im klassischen Sinne des Wortes gilt der Begriff Legato als Anweisung eine Tonfolge so gebundenen wie eben möglich zu spielen. Man sollte im Falle eines Falles also bemüht sein, jede einzelne Note einer Melodie so lange ausklingen zu lassen, wie es eben geht. In unserem speziellen Fall hat der Begriff Legato aber eine etwas andere Bedeutung. Beim Spiel einer Legato-Linie im “Namen des Shreddings” versucht man die einzelnen Noten eines Lix nahezu ausschließlich mit Hammering Ons und Pull Offs zu verbinden. Lediglich in ganz speziellen Fällen – wie zum Beispiel bei Saitenwechseln – sollte man sein Plektrum bemühen. Obwohl der Begriff im Rock-Genre eine etwas andere Bedeutung hat, passt die Bezeichnung Legato-Linie dennoch wie die sprichörtliche Faust aufs Auge. Durch das Bestreben das Gros der Töne mit Ham Ons und Pull Offs zu spielen, entsteht ein verdammt gebundener Gesamtsound. Legato eben!
In unserem Gespräch hatten wir die Möglichkeit, John nach detaillierten Infos rund um die Spieltechnik zu fragen. ? H.T.: Neben deiner rasiermesserscharfen Picking-Technik, sind es gerade deine unglaublichen Legato-Lix (nahezu ausschließlich mit Hammering On’s und Pull Off’s gespielte Läufe), die den gitarreninteressierten Zuhörer schier in den Wahnsinn treiben. Neben einer kräftigen Greifhand braucht man, will man sich so rasant über das gesamte Griffbrett bewegen wie du es tust, ausgeprägte Kenntnisse über den Verlauf der unterschiedlichen Tonleitern. Wie hast du deine Fähigkeiten in dieser Hinsicht trainiert?
! J.P.: Im Grunde genommen hat alles mit dem Üben sehr überschaubarer Pattern begonnen. Mit ihrer Hilfe ist es mir gelungen, langsam die Kraft meiner linken Hand aufzubauen (Abb. 3/siehe nächste Seite). Als ich das Pattern auch in höheren Spieltempi perfekt beherrschte, fing ich damit an meine Aktivitäten auf komplette Tonleitern auszudehnen. Die gerade vorgestellte Studie eignet sich ideal dazu, sie im Rahmen einer “normalen” B -Moll Tonleiter zum Besten zu geben (Abb. 4/siehe nächste Seite). Nachdem ich diesen Aspekt im Griff hatte und alle Einzeltonleitern im Schlaf spielen konnte, versuchte ich Pattern zu finden die es mir ermöglichten einzelne Lagen einer Tonleiter horizontal miteinander zu verbinden. Dabei beschränkte ich mich zunächst auf das Spiel einer einzelnen Saite. (Abb. 5/siehe nächste Seite). Meine intensive “Forschungsarbeit” und mein Ehrgeiz versetzten mich schnell in die Lage mich sicher auf einer Saite durch die unterschiedlichen Skalen-Positionen bewegen zu können. Also fing ich damit an meine Aktivitäten auch auf die anderen Saiten auszudehnen. Die beschriebene Aktion ist zwar ziemlich arbeitsintensiv, stellt aber im Endeffekt die meiner Meinung nach beste Methode dar, um das gesamte Griffbrett richtig kennen zu lernen. Aber es ging noch weiter. Keine Sorge (lacht)! Den nächsten Schritt zur Eroberung des Griffbretts läutete ich mit dem Erlernen der sogenannten Van Halen Six ein, einem Spielprinzip das -der Name lässt es ja schon vermuten- in den späten Siebzigern von Eddie Van Halen ins Rennen gebracht wurde und das sich auf jeweils zwei Saiten abspielt (Abb.6/siehe nächste Seite).
Die Tonleiter, die John für die ersten beiden Übungen verwendet, ist eine 3-Töne-Pro-Saite Form der B-Natürlich Moll Tonleiter, auch bekannt unter dem Namen B-Aeolisch. Das Griffbild der verwendeten Scale stellt sich folgendermaßen dar:
Hier zunächst einmal die ersten beiden angesprochenen Studien. Um das Üben zu erleichtern, haben wir dir beide Lix -zu Studienzwecken- auch als beliebte Slo-Mo Versionen anzubieten:
TIPP: Falls du noch keine Erfahrung mit dem Spielen von Legato-Lines gemacht haben solltest, empfehlen wir dir deine Übe-Ambitionen zunächst einmal voll auf das Trainieren der Basisübung (Abb. 3) zu beschränken. Die Linie besteht aus insgesamt sechs Tönen und ist in 16tel Triolen rhythmisiert (6 Noten auf eine Viertel). Das vorrangige Ziel sollte zunächst einmal sein, sich die Tonfolge sauber und gleichmäßig rhythmisiert draufzuschaffen. Das jeweilige Spiel-Tempo ist dabei nur von sekundärem Interesse und sollte an die individuellen Fähigkeiten angepasst werden. Es bringt wirklich rein gar nichts die Studie um jeden Preis in Lichtgeschwindigkeit zum Besten geben zu wollen, wenn die spieltechnische Basis fehlt. Die auf diese Weise antrainierten Spielfehler wird man im allgemeinen nämlich nur schwer wieder los!
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Grundlage der nächsten Studie bildet die G-Dur Scale. John startet in der 2. Lage und arbeitet sich zielsicher rauf bis in den 15. Bund. Und du kannt es dir sicher denken: Hinter dieser Souveränität steckt mal wieder jede Menge Arbeit. Schließlich muss man, will man das gesamte Griffbrett so sicher unter Kontrolle haben wie Mr. Petrucci, alle Skalen-Typen in allen Lagen perfekt draufhaben. Aber dazu gleich noch mehr. jetzt erst mal die Übung in Ton und Bild:
Damit du hier und jetzt zumindest die Chance bekommst, die in den Übungen verwendete G-Dur Scale komplett zu studieren, haben wir keine Kosten und Mühen gescheut und Griffbilder der einzelnen Skalen-Positionen angefertigt. Nett, oder?! TIPP: Um dir das Ausdrucken zu erleichtern, haben wir alle sechs Griffbilder auf eine gesonderte Seite verfrachtet. Klicke hier und drucke dir die Teile im sich öffnenden Fenster aus!
Falls du noch gar keine (oder wenige) Erfahrungen im Umgang mit Skalen gemacht hast, lass den Kopf nicht hängen.
In meinem Buch Scales ‘n’ more, erschienen im Leu-Verlag, Bergisch Gladbach (# ISBN-10: 3897750163, # ISBN-13: 979-0500061168), findest du alle Infos die du brauchst, um ein 1a-Skalenexperte zu werden. Und jede Menge coole Lix und Solos gibt es als Zugabe gratis dazu. Das Buch kostet 22,90 Euro inklusive Versandkosten und kommt mit satten 196 Seiten und einer vollbeladenen CD.
So, das war’s. Wir hoffen, es hat dir Spaß gemacht und wir konnten dir einige effektive Tipps zur Verbesserung deines Gitarrenspiels mit auf den Weg geben.
Viel Spaß beim Üben Hansi Tietgen
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