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iZotope Break Tweaker Test

iZotope Break Tweaker im bonedo.de-Test: Mit Break Tweaker beschert uns das Audio-Softwarehaus iZotope nach Stutter Edit ein weiteres, in Zusammenarbeit mit dem EDM-Künstler Brian Transeau entwickeltes Plug-In, das eine sehr spezielle Zielsetzung verfolgt: Nämlich die Kreation und Integration von zeitgemäßen Rhythmus- und Microbreak-Strukturen innerhalb der DAW dramatisch zu vereinfachen. Während der Vorgänger Stutter Edit allerdings vornehmlich darauf ausgelegt war, extern zugeführtes Klangmaterial zu verbiegen und in Bezug auf die integrierte Klangerzeugung eher bescheiden daherkam, verspricht Break Tweaker einen vollständigen Sample- und Synthese-Baukasten zu liefern, der von einem integrierten, hochspezialisierten Pattern-Sequenzer gesteuert wird. Klingt aufwändig? Ist es auch. Aber keine Sorge, wir haben uns erfolgreich durch die Möglichkeiten dieses außergewöhnlichen Plug-Ins gearbeitet und berichten in diesem Artikel, wer davon zu profitieren vermag (und wer nicht).

iZotope Break Tweaker: Microbreak Designer
iZotope Break Tweaker: Microbreak Designer

Details

Konzept

Auch komplizierte Dinge – und das hier getestete Plug-In fällt eindeutig in diese Kategorie – sollte man zunächst einfach angehen. Im Grunde ist Break Tweaker nämlich nichts anderes als ein Pattern-Sequenzer mit sechs Spuren und integrierter Klangerzeugung. Jede dieser Spuren kann wahlweise mit einem internen Sampler- oder Synthesizer-Modul bestückt werden. Die basale Besonderheit von Break Tweaker liegt aber in der Art und Weise, wie Sounds getriggert werden. Hier haben iZotope nämliche eine Art objektorientiertes Editing umgesetzt, bei dem man für jedes Event separat bestimmen kann, mit welchem Repetitionsfaktor es ausgelöst wird. Dabei reicht die Geschwindigkeit der Wiederholungsimpulse bis weit in den hörbaren Bereich – sprich, die einzelnen Transienten eines Sounds kommen in so schneller Abfolge, dass sie anfangen, tonal zu klingen. Wie das im Detail funktioniert, lest ihr im Praxisteil. Zunächst einmal wollen wir das Plug-In samt Zusatz-Content auf die Festplatte befördern. Schreiten wir also zur:

Installation

Break Tweaker läuft unter Windows (XP, 7, 8) und Mac OS X (>10.6.8) und dockt über alle gebräuchlichen Plug-In-Schnittstellen (AAX, RTAS, VST/VST 3, Audio Unit) an die gastgebende DAW an. Mit 1,5 Gigabyte fällt der Download der Factory-Library zwar nicht gerade klein aus, ist aber dennoch dringend zu empfehlen, denn hier bekommt der User neben unzähligen, teilweise außerordentlich gelungenen Pattern-Sets direkt noch ein sehr zeitgemäß und stilecht klingendes Arsenal von Drum-Sounds frei Haus dazu.

Fotostrecke: 6 Bilder Auf geht’s.

Die Installation selbst verläuft weitgehend unproblematisch. Die Lizenzierung erfolgt am Ende wahlweise über das Challenge/Response-Verfahren (on- und offline) oder via iLok. Ich entschied mich, mit meinem von mir fundamentalistisch vom Internet getrennten PC, für die letztgenannte Methode und musste im Ergebnis einige IT-technische Klimmzüge bewältigen, damit sich Break Tweaker ordnungsgemäß registriert fühlt (Update der iLok-Treiber und -Software, Wechsel des USB-Ports, zweimaliges Eingeben der Registrierungsdaten…). Der alternative Weg über einen Challenge/Response-Code verlief dagegen reibungslos.

Fotostrecke: 4 Bilder Break Tweaker wird wahlweise über Challenge/Response oder iLok registriert.
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Praxis

Direkt nach dem Start begrüßt mich ein (deaktivierbarer) Nag-Screen, der einen Keyboard-Ausschnitt zeigt und damit schon einen wichtigen Hinweis auf das Bedienkonzept von Break Tweaker gibt, denn die ersten sechs chromatischen Tasten ab C1 lösen die Sounds der sechs möglichen Spuren aus. Mit den zwei Oktaven ab C2 feuert man die insgesamt 24 möglichen Pattern via MIDI-Noten-Trigger ab. Der Bildschirm gibt zudem Auskunft darüber, dass ich das Auslöseverhalten zwischen Gate und Latch umschalten kann. Im Gate-Modus laufen Pattern so lange, wie eine MIDI-Note eintrifft (von Anfang bis Ende). Aktiviere ich den Latch-Betrieb, kann ich die Pattern mitten im Takt wechseln, was für eine ganze Reihe zusätzlicher Beat-Variationen sorgt. Ein Preview-Taster gibt einen akustischen Einblick in das aktuelle Rhythmus-Konstrukt, ohne dass man das MIDI-Keyboard bemühen muss. Mit einem weiteren Schalter lege ich fest, ob Break Tweaker mit interner Geschwindigkeit oder angepasst an das Tempo der gastgebenden DAW läuft.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Hauptansicht von Break Tweaker.

Grundsätzlich hat man es innerhalb von Break Tweaker mit zwei Ansichten zu tun, und zwar dem Sequenzer/Pattern- und dem Sound-View. Direkt nach dem Öffnen des Plug-Ins empfängt einen die Pattern-Ansicht. Zentrales Element sind die sechs Spuren samt 32-stufigem Pattern-Grid, dessen Gesamtlänge maximal zwei Takte umfasst. Die Dauer jedes Pattern definiert sich über die jeweils längste Einzelspur, wobei jede einzelne Spur separat skaliert werden darf. So kann ich beispielsweise problemlos eine 6/8-Sequenz gegen eine 4/4-Figur laufen lassen, um ungewohnte rhythmische Verschiebungen zu erzeugen und zudem noch die Abspielgeschwindigkeit für jede Spur einzeln im Bereich von x0,5 bis x3 (mit verschiedenen Zwischenstufen) modifizieren. Die Verlangsamung macht besonders dann Sinn, wenn Samples zum Einsatz kommen, die länger als zwei Takte sind. Vermisst habe ich hier allerdings eine Zoom-Funktion, denn um die letzten beiden Schläge des zweiten Taktes zu sehen, muss ich trotz einer praktischen Übersichtsanzeige händisch Scrollen. Aber was rede ich hier eigentlich: Break Tweaker ist eine Software, die man besser live in Aktion sieht und hört. Und darum wechsele ich jetzt einfach mal das Medium und führe euch Break Tweakers Basics in einem Video vor:

Und weil der Screen-Recorder gerade läuft, nutze ich doch direkt einmal die Gelegenheit, um euch auch über die Möglichkeiten der Klangerzeugung in bewegten Bildern zu informieren:

Soweit sollte klar geworden sein, dass man es hier (in jedem der sechs Kanäle) mit einer wirklich sehr mächtigen und gut klingenden Klangerzeugung zu tun hat. Allerdings fehlt mir die Möglichkeit, einzelne Parameter aus den einzelnen Steps des Pattern-Sequenzers heraus zu automatisieren. Gelegentlich auftretende Aliasing-Artefakte und sporadische CPU-Leistungs-Peaks trüben den Gesamteindruck ebenfalls ein bisschen. Dem gegenüber stehen dann allerdings die wirklich außergewöhnlichen Ergebnisse, die sich erzielen lassen: Zu welchen Sound- und Pattern-Episoden das Programm fähig ist, zeigt die Werks-Library in vorbildlicher Weise, wobei schon beim schnellen Durchhören klar wird, dass die Rhythmen, die Break Tweaker zu liefern imstande ist, eine seltsame Zwischenstellung zwischen reinen Drum-Grooves und vollwertigen Arrangements einnehmen. Kostenpflichtiger Zusatz-Content, wie etwa das hervorragende Add-On „Cinematic Textures“ (ca. 29,- Euro), macht noch deutlicher, dass man mit den sechs Spuren oft ein kleines Stück weit über das reine Drum-Programmierung hinausgeht und durch die tonalen Repetitionen ohnehin melodische Elemente hinzukommen.
Wer eigenes Klangmaterial durch den Tweaker-Hackwolf drehen möchte, darf das aus dem Browser des Sample-Moduls heraus erledigen. Nach einem Klick auf das Ordner-Symbol öffnet sich dann der Standard-Browser des Betriebssystems. Direktes Drag’n’Drop vom Desktop ist allerdings ebenso möglich. Durch ein testweise herangezogenes 3-Minuten-File erfahre ich, dass Samples nur bis zu einer Länge von einer Minute akzeptiert werden, was für den avisierten Einsatzbereich in meinen Augen jedoch völlig ausreichend ist. Hilfe bei der Sound-Auswahl kann sich der ambitionierte Tüftler – eine Internetverbindung vorausgesetzt – auch über den Taster „Discover“ holen. Nach dessen Betätigung erscheinen nämlich, angelehnt an den aktuellen Sound, ähnliche Klangvorschläge aus der Online-Library.

Fotostrecke: 2 Bilder iZotope haben sich die Programmierung eines Dateisystem-Browsers gespart und verwenden den des Betriebssystems.

Für einen komplett arrangierten Track dürften die sechs verfügbaren Spuren dann in der Regel (Sonderfälle wie extrem reduzierte Trap- oder Minimal-Tunes mal außer Acht gelassen) zu wenig sein und man muss zu einer zweiten Instanz von Break Tweaker greifen. Das ist, bis auf den Umstand, dass es beim Wechseln zwischen den Plug-Ins unübersichtlich werden kann, grundsätzlich nicht weiter schlimm. Nur blieb am Ende bei mir das gedankliche Fragezeichen, ob man Break Tweaker nicht eine dynamische Spurverwaltung ohne Begrenzung „auf sechs“ hätte spendieren sollen. Oder, ob es nicht ohnehin das Beste wäre, wenn sich die DAW-Hersteller dazu entschließen könnten, die Break Tweaker Technologie direkt in ihre Software zu integrieren. Mal ganz davon abgesehen, dass das eigentlich Killer-Feature des Plug-ins, nämlich die objektorientierte Bearbeitung für jedes Event, eine ohnehin sträflich vernachlässigte Übung der meisten DAWs ist. Meines Wissens nach war und ist allein Samplitude dazu in der Lage. Konsequent zu Ende gedacht ist das objektorientierte Editing allerdings auch in Break Tweaker nicht, denn ich hätte es beispielsweise gern gesehen, dass ich für jedes eingezeichnete Event auch Parameter der Klangerzeugung automatisieren kann. Aber mit diesem Wunsch muss ich mich wohl noch einige Versionsnummern gedulden. In der Zwischenzeit vergnügen wir uns mit dem, was Break Tweaker bereits kann, und das ist eine ganze Menge, wie die folgenden Klangbeispiele noch einmal verdeutlichen:

Audio Samples
0:00
Cinematic Textures Blackout Cinematic Textures Cave Calls Cinematic Textures Ghosts In Trees Cinematic Textures Last Human Cinematic Textures Unconscious Dubstep Attack Dubstep Firefly Dubstep Gritty Dubstep Wobble Glitch Electro Day Rider Electro Stab Electro Synth Morpher HipHop Trapped Minimal Breaks and Beats Minimal Robotnic Retro Retropolis
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Fazit

Break Tweaker ist eine absolut außergewöhnliche Software, denn anders als viele andere Plug-Ins, die oft der Klangerzeugung oder -verbesserung dienen, will es im Kern nur eins: Nämlich dabei helfen, eine spezifisch neuzeitliche Ornamentik und Ästhetik moderner, elektronischer Musik zu erzeugen. Sprich: Es geht hier in den Kernbereich der Kreativarbeit. Dass Break Tweaker am Ende sehr viel mehr geworden ist, nämlich auch ein (Drum-) Sample-Player, ein potenter Synthesizer und ein eigenständiges Pattern/Grid-System, ist fast schon eine notwendige Konsequenz dieses ambitionierten Vorhabens. Unterm Strich ist die Mission als voller Erfolg zu bezeichnen, denn mit Break Tweaker lassen sich relativ einfach und komfortabel Rhythmen und Breaks erzeugen, für die man mit den Bordmitteln der meisten DAWs wesentlich mehr Aufwand treiben muss. Dabei ist Break Tweaker keineswegs ein besonders einfach zu bedienendes und auch nicht immer besonders elegant programmiertes Werkzeug. Die Liste an Verbesserungen beginnt unter Anderem beim fehlenden Zoom im Pattern-Editor, der Beschränkung auf sechs Spuren, dem Fehlen einer Automatisierung der Klangerzeugung aus den einzelnen Steps heraus und reicht bis hin zur Klangsynthese, die mit ihren hörbaren Aliasing-Artefakten und sporadischen CPU-Überlastungen (derzeit noch) nicht immer berechenbar ist.
Trotzdem muss man dem Plug-In attestieren, für Produzenten, bei denen Frickel-Breaks und Cut-up-Techniken eine zentrale Rolle in der Musik einnehmen, ein absolutes Ausnahmewerkzeug zu sein. Eines, von dem ich mir vorstellen kann, dass es aufgrund der Tiefe seiner Möglichkeiten zu einem ähnlich stilbildenden Faktum wie beispielsweise NIs „Massive“ werden kann. Eine Software eben, in der man sich auch mal einige Nächte lang verlieren kann. Wenn, ja wenn einem der ganze „Frickelkram“ überhaupt liegt. Denn nochmal: Break Tweaker vereinfacht den Weg zu komplexen Sound-Collagen ohne Frage dramatisch und die hervorragende, sehr modern und zeitgemäß klingende Library trägt ihren Teil zu den schnellen Erfolgen bei. Von alleine macht die Software aus dem Hause iZotope das aber nicht (es sei denn, man verwendet die durchweg gelungenen Werks-Pattern). Einen wirklich abgefeimten, gar sensationellen Break-Part zu zaubern, erfordert auch mit Unterstützung von Break Tweaker immer noch eine ganze Menge „Mausschubserei“ und Feintuning. Die möglichen Ergebnisse rechtfertigen diesen Aufwand aber in jedem Fall. Sicher, es dürfte viele Musiker geben, für die das Programm nichts, aber auch gar nichts ist. Diese schauen dann auch bitte mal auf die Contra-Punkte und streichen Break Tweaker in Gedanken ganz viele Sterne aus der Wertung. Andere (so auch der Autor) werden es indes heiß und innig lieben. Zum Glück ist die Demo-Version zehn Tage lang uneingeschränkt lauffähig und bietet so die Möglichkeit, dass ihr euch selber ein Bild – äh, Break – machen könnt.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Innovatives Konzept
  • Umfassende Editiermöglichkeiten
  • Detailtiefe der Klangerzeugung
  • Klangliche Ergebnisse
Contra
  • Stellenweise komplizierte Bedienung
  • Aliasing-Artefakte
  • Objektorientiertes Konzept nicht vollständig implementiert
Artikelbild
iZotope Break Tweaker Test
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von Numinos

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