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Ibanez Artcore AMF 73 TF Test

Unüberschaubar ist inzwischen die Zahl der Instrumente, die Ibanez im Laufe der Jahrzehnte auf den Markt geworfen hat. Darunter nicht wenige, die Trends setzten und die Entwicklung besonders bei den Elektrogitarren erheblich beeinflussten oder sogar zum Kult wurden. Der Gitarrenbau-Gigant aus dem fernen Japan gehört übrigens zur Hoshino Gakki Group, unter deren Dach auch die Schlagzeugmarke Tama zu Hause ist.

Spätestens mit der Vorstellung der ersten siebensaitigen Steve Vai Gitarre 1987 befreite sich Ibanez vom Ruf eines hervorragenden Kopierers, und eroberte als eigenständiger Hersteller den Markt, obwohl schon damals besonders die halb- und vollakustischen Instrumente der Marke einen hervorragenden Ruf genossen und bei diversen Größen der Jazzwelt erste Wahl waren. Die Artcore-Serie wurde 2002 aus der Taufe gehoben und legt seitdem in regelmäßigen Abständen neue Kohen ins Feuer. Die Instrumente zeichnen sich durch ihre halbakustische Konstruktionen aus und sind bis heute zu einer stattlichen und vielseitigen Serie herangewachsen, unter ihnen die teuren, in Japan gefertigten Signature-Modelle von Jazzern wie George Benson, Pat Metheny und John Scofield.

Der aktuelle Neuzugang, die in China produzierte AMF73, empfiehlt sich durch ihre flache, leichte und „normal dimensionierte“ Bauweise eher für die rockende Fraktion und siedelt sich im unteren Preissegment an.Ibanez betont ebenfalls die leichte und größenmäßig reduzierte Bauweise dieser Gitarre, die sich somit für kleinere Spieler eignet, die nicht auf die Vorzüge einer Artcore verzichten wollen.

Was in ihr steckt und ob sie auch wirklich rocken kann, das erfahrt ihr im folgenden bonedo-Test.

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DETAILS

Der Semi-Hollow Body ist eine Lightweight-Konstruktion aus schön gemasertem Ahorn und wesentlich flacher und leichter als ihre Brüder und Schwestern aus der gleichen Serie. Tobacco Flat heißt das Finish, das der Gitarre ihren rustikalen und erdigen Retro-Look verleiht. Einblick in die Hohlkammer erhält man durch das schwarz konturierte, segelförmige Schallloch, und damit auch den Beweis einer insgesamt tadellosen Verarbeitung. Leimstellen, Zargen und Holzschliff sind akkurat ausgeführt.

Eine ART1-Bridge in Chrom-Optik erlaubt das Einstellen der Oktavreinheit pro Saite und führt jede einzelne zielgerichtet Richtung Griffbrett.  Verzichtet wird auf die schönen Saitenhalter der großen Artcore-Instrumente. An deren Stelle sitzt eine bogenförmige String-through-Body Konstruktion. Das einlagig weiße, recht dicke Schlagbrett deckt die ganze untere Korpushälfte ab.

Unterhalb des Hals-Pickups sitzt der 3-Wege-Toggle-Switch, am anderen Schlagbrettende die vier Steuerräder für die Pickup-Elektronik. Vier Chickenhead-Potis, die man so im Normalfall an einer Gitarre nicht erwartet und die man eher von Verstärker-EQs kennt, sollen der AMF73 einen heimeligen 60’s Charme verleihen. Zuständig sind sie für je einmal Tone und einmal Volume pro Pickup.

Die in schwarze Einbaurähmchen eingefassten Pickups sind ein ACH1-S in Halsposition und ein ACH2-S in Bridgeposition – jeweils mit Keramikmagneten ausgestattet. Grundsätzlich wird uns wegen der Konstruktion ein etwas wärmerer Ton als bei einer Solidbody-Gitarre versprochen.

Hals:

Der Mahagoni-Hals ist mit einem sauber gearbeiteten Übergang in die tiefe Korpustasche eingeleimt, ein Feature, das für eine optimale Schwingungsübertragung und ein amtliches Sustain sorgt.

Das Mahagoni hat einen etwas rötlicheren Grundton, der hier durch das TF-Finish hindurchschimmert. Der Hals ist in ein schwarzes Binding eingefasst, mit 22 perfekt abgerichteten Large Frets auf einem Palisander Griffbrett ausgestattet und einem großzügigen 305 mm Radius versehen. Das Halsprofil selbst beschreibt ein sattes U. Zur besseren Orientierung wird auf Pearl-Dot-Inlays gesetzt. Die Mensur liegt bei 628 mm, die Sattelbreite bei 43 mm.

Hinter dem schwarzen, sauber verarbeiteten Sattel liegt der Zugang zur Halsschraube. Dieser wird durch eine kleine Plastikklappe verdeckt, die sich leichtgängig wegdrehen lässt und dann ungehinderten Zugang zum Truss-Rod-Kanal bietet. Genauso ungehindert lassen sich die oberen Bünde bespielen, die dank des Double-Cutaways am Korpus wunderbar zugänglich sind. Das Pfund in der Hand ist schon ordentlich und unterstützt das rustikale Auftreten der AMF73 standesgemäß. Am oberen Ende sitzt die Kopfplatte mit den leicht laufenden Die-Cast-Locking-Tunern in Chrom-Optik.

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Das unverstärkte Anspielen wird bei einer Semi-Hollow-Konstruktion von Natur aus mit einem etwas lauteren Signal belohnt. Die luftige Bauweise zahlt sich also wirklich aus. Die Ansprache ist gut, jedoch lässt sich der Ton schon ein wenig Zeit mit der Entfaltung. Das ist aber alles noch im Rahmen. Er schwingt lange aus, bedient einen wohligen Bassanteil und ist dennoch präsent in den Höhen. Das Holz schwingt gleichmäßig und kräftig mit, nicht zuletzt, weil kein fester Lack die Oberfläche ziert, sondern ausschließlich auf Beize gesetzt wurde. Auch die Balance am Gurt ist super. Trotz des leichten Bodys und des massiven Halses macht sich nur eine minimale Kopflastigkeit bemerkbar, die sich ohne Anstrengung während des Spiels ausgleichen lässt.

Der cleane Sound der AMF73 ist in Halsposition entgegen dem Versprechen eines überdurchschnittlich warmen Sounds im unteren Frequenzbereich ein wenig sparsam ausgestattet, besitzt dafür aber ein klares und direktes Klangbild.

Audio Samples
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Neck-Pickup Clean Neck-Pickup Overdrive

Dieses wird mit Unterstützung des Keramikmagneten immer leicht angezerrt bleiben und spielt so der gewollten Retro-Manier der Gitarre sehr dienlich zu.
Die typischen Jazzsounds ihrer großen Geschwister der Artcore Reihe bedient diese Pickup-Positionen nicht, aber sie nutzt ihre Ressourcen dennoch gut und kann sich sauber artikulieren. Im Vordergrund steht ein schmatzender und satter Ton, dessen Zugabe aus der Hohlkammer einen höhenbetonten Sound liefert.

Umgeschaltet auf den Bridge-PU zeigt sich ebenfalls ein höhenlastiger Sound, der zudem noch eine gute Portion Biss und Schärfe mitbekommen hat. Das Sustain liegt im oberen Durchschnitt, sodass auch die hohen Lagen sehr präsent und druckvoll übertragen werden. Leads und Solo-Sounds bekommen so die Chance, kraftvoll und singend aus den Boxen zu fliegen.

Audio Samples
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Bridge, Overdrive-Solo Bridge, Overdrive Bridge, Clean

Die Mittelposition unterscheidet sich nur minimal vom Sound des Hals-PUs. Ein Quäntchen mehr Mitten ziert das unaufdringliche Soundgewand und bietet besonders attackreicher Rhythmusarbeit eine durchsetzungsstarke und präsente Grundlage. Auch die Anschlagsgeräusche werden sehr gut übertragen und tragen zur Organik des Sounds bei.

Audio Samples
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Middle-Pickup, Funk Middle-Pickup, Overdrive Middle-Pickup, Clean

Der Gesamtsound zehrt von der frischen Brise aus der Hohlkammer, die sämtlichen Pickup-Positionen auch im verzerrten Betrieb eine gute Kelle Brillanz und Perkussivität verleiht.So sitzt die Gitarre auch bei Drop-Tunings stabil und solide im Soundsattel.
Beim Stimmen selbst ist sehr viel Feingefühl gefragt. Die Gitarre verzeiht keinen Cent und ist nicht ganz so stimmstabil, wie man es gern hätte. Als Folge daraus hatte ich es während des Tests mit ständigem Nachstimmen zu tun. Die Bespielbarkeit hingegen ist absolut edel. Der Hals ist mit seinem dicken Profil sehr gut zu handhaben, auch die großzügigen Bünde sind sauber verarbeitet. Das Lob bezüglich des Feedbackverhaltens ist mit Vorsicht zu genießen. Wie und ob die Gitarre pfeift, hat natürlich etwas damit zu tun, mit welcher Lautstärke der Amp rauspustet und wo der Spieler mit der Gitarre steht. Ich hatte während des Test durchaus die für eine Semi-Hollow typische Feedbacksituation. Das ist aber überhaupt nicht schlimm, sondern bleibt bei solch einer Konstruktion nun mal nicht aus.

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Alles in allem hat mich die Gitarre vom spielerischen Aspekt her wirklich überzeugt.
Tolle Bespielbarkeit, frische, druckvolle Sounds und zudem ein wirkliches Leichtgewicht.

Die Chickenhead-Potis an einer Gitarre sind mit Sicherheit für den einen oder anderen gewöhnungsbedürftig, passen sich aber ins optische Konzept ein. Etwas störend empfand ich allerdings das nicht ganz zuverlässige Stimmverhalten. Stilistisch ist die Gitarre ein echter Allrounder und eine sinnvolle Erweiterung der Artcore-Reihe zum kleinen Preis. Als Einsteigerinstrument bietet die AMF73 ein grundsolides Preis-Leistungsverhältnis und ist für diese Zwecke wärmstens zu empfehlen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Klangverhalten / Sounds
  • Bespielbarkeit
  • leichtes Gewicht
  • Preis / Leistung
Contra
  • Stimmstabilität
Artikelbild
Ibanez Artcore AMF 73 TF Test
Für 375,00€ bei
Features:
  • Body: Semi-Hollow / Ahorn
  • Steg: ART-1 Bridge / String-through-Body Konstruktion
  • Hals: Mahagoni, eingeleimt
  • Finish: Tobacco Flat, gebeizt
  • Griffbrett: Palisander
  • Bünde: 22 Large Frets (Medium)
  • Mensur: 628mm
  • Sattelbreite: 43mm / 12.Bund: 53mm
  • Pickups: ACH1-S (Hals) und ACH2-S (Steg)
  • Elektronik: 2x Volume / 2x Tone
  • Preis: 415,- Euro UVP
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Profilbild von Schroeder

Schroeder sagt:

#1 - 25.07.2012 um 13:32 Uhr

0

Mit der Einschätzung und dem Soundbeispiel für den Halstonabnehmer bin ich nicht einverstanden. Ich habe die Gitarre in einem Geschäft angespielt und gerade der Halstonabnehmer klang richtig klasse, eben so wie der Stegtonabnehmer bei Ihrem Test. Beide klingen richtig charakteristisch nach Holz. Ich musste mich schon kräftig am Riemen reißen, die Gitarre nicht gleich mitzunehmen. Das Lager ist aber voll.

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