Die, in Bezug auf die Rockmusik goldenen 70er Jahre waren auch für Ibanez extrem wichtig und hinterließen die ein oder andere Spur im Back-Catalogue. So entwickelte sich die Firma seinerzeit innerhalb weniger Jahre vom Hersteller beliebter Repliken legendärer Gitarren zu einem Unternehmen, das mit eigenständigen Designs einen Erfolg nach dem anderen einfuhr. Eines der wichtigsten und erfolgreichsten Ibanez-Modelle jener Zeit war die Artist, eine Double-Cutaway-Gitarre mit typischen Les Paul Eigenschaften
Doch auch nachdem Ibanez die Modellreihe eingestellt hatte, blieb das Interesse an den Instrumenten ungebrochen. Für Artists aus den 70ern zahlen Sammler heute enorme Summen. In den 90ern entschloss sich Ibanez, die überaus beliebte Baureihe neu aufzulegen. Heute hat man die Wahl zwischen Artist-Varianten für den schmalen, wie für den praller gefüllten Geldbeutel.
Mit der AR200FM-HS haben wir uns für eines der erschwinglicheren Modelle entschieden. Mal sehen, was die Double-Cut Gitarre in dieser Ausstattung zu bieten hat.
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KONSTRUKTION: Zwar setzt Ibanez bei der Artist auf ein bewährtes und eigenständiges Design, doch der üppige Mahagoni-Korpus, die attraktive Riegelahorndecke, die kurze Mensur und die Bestückung mit zwei Humbuckern sprechen eine klare Sprache – hier geht es auf Les Paul Jagd. Der Korpus der AR200FM wurde auf der Rückseite mit einem Shaping versehen, sodass er sich angenehm tragen und spielen lässt.
Die Decke ist mit einem cremefarbene Binding eingefasst und unterstreicht so, in Verbindung mit dem warmen Honey-Sunburst Finish, den edlen Auftritt der Gitarre. Passend dazu sind auch die beiden kräftigen Humbucker (ACH1-S als Hals-PU und ACH2-S an der Bridge) aus dem Hause Ibanez cremefarben gerahmt.
Bei der verbauten Bridge handelt es sich um eine verchromte Tune-o-Matic Version mit Quick-Change-III-Tailpiece, ebenfalls ein Produkt aus Ibanez´scher Manufaktur – besser bekannt unter dem Namen ART-1 Bridge.
Die mit vier transparent honigfarbenen Knöpfen bestückten Potis sitzen am unteren Ende des Korpus und kontrollieren – separat für jeden Pickup- die Funktionen Volume und Tone. Der 3-Wege-Toggle-Switch für die Wahl der jeweils gewünschten Pickup-Kombi befindet sich in angestammter Position oberhalb des Hals-PU´s -und ist somit jederzeit leicht erreichbar. Die Zugänge zu den Elektronik-Fächern verstecken sich auf der Korpus-Rückseite.
HALS
Beim 3-teiligen, eingeleimten Mahagoni-Hals der AR200FM, setzt Ibanez auf ein kräftiges Profil. An seiner dicksten Stelle misst der Hals im 1.Bund 21mm, im 12. Bund sind es immer noch sehr sportliche 24,2 mm. Im Team mit der verwendeten 628mm Mensur, einer Breite von 43,8 mm am Sattel und 53,0 mm im 12. Bund, lässt sich das solide D aber sehr gut bespielen. 22 Medium-Jumbo Bünde, markiert mit Dot-Inlays, finden auf dem Palisander-Griffbrett Platz und sind, dank der beiden großzügigen Cutaways und des ergonomischen Hals/Korpus-Übergangs in Höhe des 15. Bundes, problemlos bis in den letzten Bund spielbar. Der Lack wurde sauber aufgetragen und hat genau die richtige Textur um sicheren Halt zu bieten, dabei aber auch flinkes Navigieren zu ermöglichen.
Das gesamte Griffbrett sowie die leicht nach hinten abgewinkelte Kopfplatte sind in ein cremefarbenes Binding eingefasst. Der Kopfplatte hat man den typischen Reversed-Schnauzer verpasst, Insidern aufgrund seiner treppenförmigen Zinnen, auch als Castle-Silhouette bekannt. In puncto Tunern setzt Ibanez bei der AR200 auf gekapselte Grover-Tuner, die leichtläufig und präzise auf jeden Dreh reagieren.
Wie bereits erwähnt sind die beiden Triebwerke der AR200FM Ibanez- Eigenentwicklungen, die man vor allem aus der seit 2002 bestehenden Ibanez Artcore-Baureihe kennt. Die bewusst gegensätzlich klingend konzipierten Pickups, ergänzen sich erfahrungsgemäß sehr gut. Im Vergleich zu den ACH-Standard PU´s hat man die beiden Tonabbnehmer mit einer Portion mehr Höhen ausgestattet.Der ACH1-S am Hals sorgt für einen klaren, warmen und -dank der ausgeprägten Höhen- auch extra brillanten Klang. Dazu bietet der ACH2-S am Steg, neben einem hohen Output und deftiger Mittenkompression, beste Vorraussetzungen für sägendes, druckvolles Riffing und sattes Sustain sowie schöne Tonformung im Solospiel.
Schon im unverstärkten Zustand lässt sich erahnen, welch sattes Sustain die Kleine zu liefern imstande ist. Klein ist dabei aber vielleicht etwas untertrieben, denn immerhin bringt das gute Stück knappe vier Kilo auf die Waage und somit an die Schulter. Aber da es sich um eine E-Gitarre handelt, wollen wir nicht lange am Unverstärkten herumprognostizieren, denn schließlich sind die restlichen Vorboten wie z.B. homogen mitschwingende Hölzer, ebenfalls Zeichen für einen grundsätzlich gesunden Aufbau. Am mitgelieferten Gurt lässt die AR ein wenig den Kopf hängen. Was im Sitzen noch kein wirkliches Problem darstellt, muss im Stehen mit etwas mehr Aufwand ausgeglichen werden. Die Saitenlage ist ab Werk recht flach eingestellte und vermittelt, in Kombination mit dem satten D-Profil, ein äußerst komfortables Spielgefühl.
Angeschlossen an einen Fender-Combo, fordere ich erst einmal den Hals-Pickup zum Duell. Aufgrund der sehr präsenten Höhen ergibt sich im Vergleich zu vielen anderen Hals-PU´s ein recht heller Ton, der dennoch satt, offen und warm klingt und alles bedient, was Chords und saftige Blueseinlagen wünschen. Ein sehr schön ausgewogenes Obertonverhalten und ordentlich Sustain unterstützen den kraftvollen Ton, der zudem zügig anspricht und gleichmäßig ausklingt.
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Neck CleanNeck Clean | Solo
Der Bridge-PU ist da schon etwas aggressiver und überzeugt mit scharfem Biss und einem Never-Ending-Sustain. Hier ist, neben den klar gezeichneten Höhen, auch ein ausgeprägter Mittenanteil auszumachen, der dafür sorgt, dass einem dieser Sound wirklich direkt im Gesicht sitzt und sich gut durchzusetzen vermag.
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Bridge PU Clean
Die Kombi aus beiden Pickups vermischt sich zu einem absolut runden Klang. Der höhere Bassanteil des Hals-PU´s und die enorme Präsenz des Stegabnehmers sorgen für kristallklare und frische Sounds, die auch mit der Zugabe von Verzerrung extrem gut klarkommen. Super Crunch-Sounds und leicht angezerrte Arpeggien machen in dieser Position absolut Spaß.
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Mid PU CrunchMid PU Clean | Rhythm
Um den beiden Pickups im Overdrive-Modus auf den Zahn zu fühlen, bringe ich meinen Marshall JCM-800 an den Start. Der Hals-PU macht eine sehr gute Figur, wenn es um Single-Note Passagen oder Leads geht. Der volle Ton kommt extrem satt und kräftig rüber und zeichnet sich dabei durch eine luftige Transparenz aus. In Verbindung mit dem singenden Sustain und dem beachtlichen Schub ist dies die ideale Position für alles, was auch untenrum ein bisschen mehr haben darf.
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Neck Dist | Solo
Am Steg geht´s dann auf Powerchord-Jagd, die unglaublich schnell und flink aus den Boxen pusten. Das Frequenzspektrum eignet sich ideale für unaufdringliche, aber dennoch präsente Rhytmusarbeit und besticht durch seine ausgeprägten Höhen und komprimierten, bissigen Mitten.
Auch in den Soli geht´s hier richtig zur Sache. Man möchte denken da sitzt ein Tiger, der auf Biegen und Brechen versucht aus seinem Käfig auszubrechen. Und je länger das Sustain anhält, umso näher kommt er seinem Ziel. Der Ton zeichnet sich durch Tiefgang, Eigenständigkeit und Charakter aus. Die Gitarre singt, singt und singt. Spätestens hier dürfte klar sein, dass trotz des humanen Preises, ein absolut schlüssiges Endergebnis erreicht wurde.
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Bridge PU Dist | ChordsBridge PU Dist | Solo
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FAZIT
Die Ibanez AR200FM verkörpert ein absolut rundes Konzept und zeigt einmal mehr, das die Entscheidung die Artist Serie neu zu beleben, definitiv die richtige war. Um in der Preisklasse von round about 500 Euronen mitspielen zu können, hat man sich bei diesem „Made in China“-Instrument nicht sämtlicher Details des Originals bedient. Der Spagat zwischen Preis- und Leistung ist aber absolut gelungen. Die Gitarre klingt einfach um Ecken besser als man es von einem Instrument in dieser Preisklasse erwarten würde. Neben makelloser Bespielbarkeit und sauberem Klangverhalten ist auch die übrige Verarbeitung wirklich bemerkenswert. Die Pickups erledigen einen über alle Maßen guten Job und geben der Gitarre durch ihr gut abgestimmtes Frequenzspektrum und den kräftigen Punch eine enorme Durchsetzungskraft und Eigenständigkeit mit auf den Weg. Lediglich die Kopflastigkeit erweist sich im Spielbetrieb als etwas unkomfortabel und muss permanent ausgeglichen werden. Unterm Strich handelt es sich bei der AR200FM-HS um ein – im positiven Sinne – sensibles Kraftpaket, das es sicher schwer haben dürfte, in seiner Liga ernsthafte Konkurrenz zu finden.
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