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Fender Classic Player Baja Tele BK Test

Die Classic Player Serie von Fender gibt es schon seit einigen Jahren, erfreut sich aber nach wie vor größter Beliebtheit. Und das ist auch nicht weiter verwunderlich, schließlich hatten die Designer aus dem Custom-Shop bei der Konzeption der Serien-Modelle quasi „Narrenfreiheit“ und konnten, angelehnt an klassische Fender-Instrumente, ihren Ideen freien Lauf lassen.

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Die Ergebnisse dieses kreativen Freifahrtscheins wurden dann etwas kostengünstiger im Werk in Mexiko gefertigt, und so erhält der Endkunde echtes Custom-Shop-Design zu einem erstaunlich günstigen Kurs. Stellt sich die Frage: Wie viel Custom-Shop steckt tatsächlich in den Gitarren der Serie! Um dies zu überprüfen, haben wir uns exemplarisch eine schwarze Baja Telecaster schicken lassen und sie über den steinigen bonedo Test-Parcour gescheucht.

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DETAILS

Korpus
Auf den ersten Blick sieht man kaum einen Unterschied zwischen der Baja Tele und den üblichen Telecaster-Modellen. Der Korpus besteht aus Esche und ist bei unserem Testmodel komplett schwarz lackiert. Das ebenfalls schwarze, einschichtige Schlagbrett fällt so fast gar nicht auf. Auch bei der Tonabnehmer-Bestückung ist man der Tradition treu geblieben und hat zwei Single-Coils im typischen Tele-Design verbaut. Kontrolliert werden die Pickups über gemeinsame Volume- und Tone-Regler, die mit verchromten Kappen versehen sind. Der Pickup-Wahlschalter parkt auf einer Metallplatte auf angestammter Position. Der Gurtpin und die Anschlussbuchse sind an der Zarge angebracht.
Und auch der Steg ist ein Klassiker und kommt mit drei Messing-Saitenreitern, die mit kleinen Schlitzschrauben an beiden Seiten in der Höhe verstellt werden können. Die Saiten werden durch sechs Hülsen von der Rückseite des Korpus aufgezogen. Da je ein Reiter für zwei Saiten zuständig ist, ist das Einstellen der Oktavreinheit hier in der Regel ein Kompromiss. Erfahrene Vintage-Tele-Spieler kennen das Problem und bemühen sich eine etwas unsauber justierte Oktavreinheit während des Spiels durch leichte Bendings nachzukorrigieren. Wer total pingelig ist und keine Lust auf derartige Zusatzleistungen hat, der hat immer noch die Option die Bridge gegen eine Variante mit sechs separaten Reitern auszutauschen. Glücklicherweise war das Setting der Testgitarre aber optimal, sodass es hier nichts zu bemängeln gibt.
Auf den ersten Blick also nichts wirklich Neues. Doch die Feinheiten liegen im Detail und die wollen wir uns jetzt einmal etwas genauer anschauen.

Pickups
Da wären zunächst die Pickups, die sich etwas von denen der Standard-Teles unterscheiden. Bei der Baya Tele hat Fender einen Custom Shop „Twisted“ Tele-Single-Coil in der Halsposition und einen Custom Shop Broadcaster-Pickup in der Stegposition verbaut. Das ist natürlich schon mal ein sehr willkommenes Upgrade. Es geht aber noch weiter, denn auch für die Schaltung der Tonabnehmer haben sich die Herren Designer etwas Besonderes einfallen lassen und so gibt es eine zusätzliche Schaltoption, die über den verwendeten Vierfach-Schalter zur Verfügung steht. Somit sind folgende Kombinationen möglich:

1. Hals- & Steg-Pickup (seriell geschaltet)
2.  Hals-Pickup
3.  Hals- & Steg-Pickup (parallel geschaltet)
4.  Steg-Pickup

Hals
Das nächste auffällige Merkmal der Baya Tele ist ihr Hals, dessen Abmessungen klar in Richtung der traditionellen Baseballschläger-Tele-Hälse tendieren. Aber keine Angst: Das aus Ahorn gefertigte Teil mit der leichten V-Form liegt wirklich gut in der Hand. Vor allem ist der Hals am Sattel um fast zwei Millimeter schmaler (41,3 mm ) als zum Beispiel die üblichen Gibson-Halsformen (43 mm am Sattel). Das macht dann schon einiges aus, gerade wenn man nicht mit den längsten Fingern bestückt ist. Ein dicker Hals ist natürlich auch ein Garant für einen satten Ton – und das ist natürlich auch nicht übel!
Auch das Griffbrett besteht aus Ahorn und ist mit glänzendem Urethan lackiert. 21 Medium-Jumbo-Frets  unterteilen die lange Mensur (648mm) in „musikalische Abschnitte“. Sie sind sauber abgerichtet und poliert,  und in Verbindung mit dem glatt lackierten Griffbrett sind butterweiche Bendings und dezente Vibrato-Einlagen ein absolutes Kinderspiel.
Bezüglich Saitenlage und Oktavreinheit ist die Gitarre ab Werk gut eingestellt. Hier schnarrt nichts, trotzdem ist die Saitenlage für eine „Dickhals-Tele“ recht flach. Die Bespielbarkeit ist optimal, der „Ast“ liegt perfekt in der Hand, und man fühlt sich sofort wohl. Dank des Cutaways und des Hals-Korpus-Übergangs am 16. Bund sind die oberen Lagen ohne große Verrenkungen der Hand/Finger erreichbar. Für die nötige Orientierung sorgen schwarze Dots auf dem Griffbrett und etwas kleinere Marker an der Halsleiste. Die Saiten laufen geradlinig über einen weißen Kunststoffsattel (das verwendete Material nennt Fender „synthetischen Knochen“) zu den Vintage-Style-Stimm-Mechaniken – diese verrichten ihre Arbeit sehr zuverlässig ohne Spiel und tote Punkte. An der Kopfplatte findet man neben dem Spaghetti Logo und der Typenbezeichnung noch einen runden Saitenniedrighalter für die E- und B-Saite.

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PRAXIS
Die Baja Tele, übrigens benannt nach dem nördlichsten mexikanischen Bundesstaat Baja California, kommt in einem robusten Standard-Gigbag – weiteres Zubehör ist nicht an Bord. Trocken angespielt zeigt die Gitarre einen guten Attack. Der Esche-Korpus reagiert in Verbindung mit dem Ahorn-Hals sehr schnell und präzise – genau so, wie man das von einer Telecaster erwartet.

Clean-Sound
Wir hören uns jetzt wie immer zuerst die unverzerrten Grundsounds der vier Tonabnehmer-Kombinationen an. Hier sind sie der Reihe nach:

Audio Samples
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Neck-Bridge Serial Neck Neck-Bridge Parallel Bridge

Die zusätzliche Kombination wartet in der linken Position (zum Hals hin), dann geht es wie gewohnt mit dem Hals-Pickup, beiden Pickups in Kombi und dem Steg-Pickup weiter. Die erste Position mit der seriellen Verschaltung beider Tonabnehmer klingt sehr fett und geht fast schon in Richtung Strat. Der Bassbereich fällt hier wesentlich dominanter aus als bei den anderen Settings, die den eher dünnen Standard-Sound der Tele an die Luft setzen. Das ist natürlich eine willkommene Zugabe, denn viele Gitarristen vermissen bei einer Telecaster ab und zu mal einen etwas kräftigeren Ton mit stärkeren Bässen.
Die schlanken Sounds eignen sich extrem gut für messerscharfe Grooves. Bei hartem Anschlag bekommt man einen perkussiven, knackigen Sound, der meines Erachtens von keiner Gitarre besser geliefert wird als von einer Tele – und in dieser Kategorie gibt es für die Baja Telecaster Bestnoten. Im folgenden Beispiel hört ihr auf der linken Seite den Hals-Pickup und auf der rechten Seite die Kombination Hals und Steg parallel geschaltet.

Audio Samples
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Funk

Crunch-Sound
Auch bei den angezerrten Sounds geht die Sonne auf, vor allem weil die Tele einfach richtig schön dreckig klingen kann. Da sie auch harte Anschläge verträgt, ohne im Tuning zu wackeln, ist die Bandbreite der gelieferten Sounds enorm. Meine persönlichen Favoriten sind Crunchy-Funk-Sounds á la Hendrix oder Chili Peppers.

Audio Samples
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Crunch

Ansprache/Dynamik
In Verbindung mit einem entsprechend reagierenden Amp lässt sich der Verzerrungsgrad mit der Baja Tele sehr gut über die Anschlagsdynamik steuern. Die Pickups übertragen jede Spielnuance ausgezeichnet. Auch die klanglichen Eigenheiten der unterschiedlichen Anschlagszonen werden detailgetreu wiedergegeben. Schlägt man nah am Hals an, liefert der Amp einen warmen und weichen Ton, schlägt man im Steg-Bereich an, wird es sehr brillant. Hier der Beweis (an der Gitarre ist die Kombination Hals/Steg in paralleler Schaltung angewählt).

Audio Samples
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Anschlag

Dank dieser optimalen Wiedergabe kann man den Ton natürlich im wahrsten Sinne des Wortes „aus den Fingern kommen lassen“ – die Pickups übertragen genau das, was man hineingibt. Als Nächstes hört ihr ein Beispiel zur Anschlagsdynamik. Bei leichtem Anschlag ist das Signal fast clean, wenn die Saiten härter bearbeitet werden, gibt es zur Belohnung etwas mehr Verzerrung.

Audio Samples
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Dyna Pick

Den Verzerrungsgrad kann man selbstverständlich auch über das Volume-Poti steuern. Allerdings ist der Regelweg für mein persönliches Empfinden etwas zu ungleichmäßig ausgelegt. Die Lautstärke sinkt im ersten Viertel sehr schnell. Aber das ist natürlich Gewöhnungssache – auf jeden Fall passiert etwas! Nimmt man den Volume-Regler zurück, wird der Ton auch etwas weicher. So kann man bei reduziertem Gitarren-Volume selbst mit einem verzerrt eingestellten Amp problemlos Strumming-Passagen spielen, um anschließend bei aufgedrehtem Poti verzerrte Powerchords abzufeuern.
Beim folgenden Beispiel wurde die serielle Kombination beider Pickups benutzt.

Audio Samples
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Dyna Poti

Mit dem Steg-Pickup lassen sich typischerweise sehr bissige Töne erzeugen. Der Pickup liefert den höhenbetonten, aggressiven Tele-Punch, der bei angezerrten Sounds richtig „ätzend“ (im positiven Sinn!) sein kann. Arbeitet man mit dem Tone-Poti, bekommt man aber auch etwas dezentere Sounds hin. Hier werden die Höhen ab ca. 2 kHz gleichmäßig abgesenkt – und bei komplett zugedrehtem Regler liefert die Baya einen sehr weichen, dumpfen Sound. Hier ist der Regelweg wesentlich harmonischer ausgelegt als beim Volume-Poti – gefällt mir sehr gut.

Audio Samples
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Tone

Hi-Gain-Sound
Aufgrund der etwas geringeren Ausgangsleistung im Vergleich zu Humbuckern fällt die Hi-Gain-Performance bei Gitarren mit Single-Coil-Pickups naturgemäß etwas dünner aus, und Rocksounds braten nicht so fett wie zum Beispiel mit einer Les Paul. Ich muss aber gestehen, dass ich von der Performance der Baja in Verbindung mit einem entsprechend eingestellten Amp wirklich sehr angenehm überrascht war. Dieses Brett hätte ich einer Tele gar nicht zugetraut. Auch die Nebengeräusche halten sich im, für Single-Coils, akzeptablen Rahmen, und so ist die Baja Tele absolut Rock-tauglich! Beim Hörbeispiel habe ich den Steg-Pickup gewählt und den Tone-Regler fast bis zur Hälfte zurückgedreht, um so etwas Biss aus dem Sound herauszunehmen.

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Hi-Gain
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FAZIT
Es ist kein Wunder, dass die Classic Player Serie so beliebt ist. Bei unserem Testmodell, der Baja Telecaster gibt es eine sehr gute Performance zu einem erschwinglichen Preis. Die Kombination Custom Shop-Design und Fertigung in Mexiko geht hier voll auf. Die Tele ist gut verarbeitet, und auch die Voreinstellung ist vorbildlich. Der etwas dickere Hals mit dem leichten V-Profil liegt sehr gut in der Hand, der Flachbrettspieler wird sich daran gewöhnen müssen, das ist bekannterweise Geschmacksache. Auf jeden Fall gibt das Instrument einen guten und vor allem attackreichen Ton von sich. Dieser wird von den beiden Custom Shop Pickups optimal und in allen Nuancen übertragen, sodass dem Gitarristen alle Möglichkeiten zur Tongestaltung offen stehen. Im Vergleich zur normalen Tele-Schaltung erhält man hier sogar noch eine Tonabnehmer-Kombination mehr: Die Baja Tele ist mit einem Vier-Weg-Schalter ausgestattet, in dessen zusätzlichem vierten „Stop“ beide Pickups seriell geschaltet werden. Als Ergebnis daraus wird ein etwas dickerer Klang bereitgestellt. Einsetzbar ist die Tele in allen Bereichen der Musik. Auch bei etwas höheren Verzerrungsgraden konnte sie gut mithalten, und aus diesem Grund kann ich die Baja Tele uneingeschränkt für alle weiterempfehlen, die eine Tele oder Single-Coil-Gitarre suchen. Das Preis/Leistungsverhältnis ist ausgezeichnet.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound
  • Verarbeitung
  • Bespielbarkeit
  • Dynamik/Ansprache
Contra
  • Regelweg des Volume-Potis
Artikelbild
Fender Classic Player Baja Tele BK Test
Für 814,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Fender
  • Model: Classic Player Baja Telecaster
  • Finish: Black
  • Korpus: Esche
  • Hals: Ahorn
  • Profil: Soft V Shape
  • Griffbrett: Ahorn
  • Halsbr.Sattel: 41,3 mm
  • Halsbr. 12.Bd.: 51 mm
  • Halsdicke 5. Bund: 25 mm
  • Mensur: 648 mm
  • Bünde: 21 Medium Jumbo Frets
  • Mechaniken: Fender Vintage Style
  • Pickups: Custom Shop „Twisted“ Single Coil (Hals), Custom Shop Broadcaster Single Coil (Steg)
  • Regler: 1x Volume, 1x Tone
  • Steg: Vintage Tele Steg mit drei Messing Saitenreitern
  • Preis: 856,- Euro (UVP), 639,- (Street)
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Kommentieren
Profilbild von Maria Stoeger

Maria Stoeger sagt:

#1 - 06.11.2011 um 00:04 Uhr

1

Ich spiele die Classic Player Baja Telecaster und bin vollauf zufrieden. Sie liegt prächtig in der Hand und hat einen volleren Sound, als dies bei einer Tele sonst üblich ist (vor allem mit der seriellen Schaltung, welche die Tele eigentlich mit einem Humbucker bestückt). Von Country über Blues bis zu Hardrock ist mit dieser Gitarre alles möglich. Und das Tele-Design ist natürlich unübertroffen das schönste im Gitarrenbau ;-)
Maria Stöger

Profilbild von Harry

Harry sagt:

#2 - 12.01.2012 um 16:11 Uhr

0

ich kann mich der maria nur anschliessen....
ich habe das gleiche modell in lake placid blue.
mein 3. tele, und es ist die beste.....für mich

Profilbild von Wolfgang

Wolfgang sagt:

#3 - 23.05.2012 um 16:21 Uhr

1

Dieser Test liegt zwar schon etwas zurück, aber hat die Baja nicht eine S1-Schaltung, die beide Pickups out-of-phase schaltet? Finde ich im Testbericht gar nicht erwähnt, ist aber doch elementar, oder?

Profilbild von J

J sagt:

#4 - 26.10.2013 um 14:06 Uhr

2

Wolfgang hat recht: auf den pics ist deutlich das S1- Poti erkennbar, (auch) diese Baja ist "out-of-phase" zu schalten. Schlampig gearbeitet, Herr Dill?

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