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Evans `56 Calftone, Emad & EQ4 Bassdrum Felle Test

Die Ära der Trommelfelle aus Kalbshaut fällt in die goldenen Zeiten der Swing- und Bigband-Musik und dauerte bis zu Beginn der 1960er Jahre an, nachdem ein gewisser Chick Evans einige Jahre vorher in Dodge City, Kansas das erste synthetische Trommelfell der Weltöffentlichkeit vorstellte und damit den Grundstein für seine Firma legte. 60 Jahre später verspricht Evans mit seiner Calftone `56 Fellserie den legendären Ton ohne die ebenso berühmte Anfälligkeit gegen Witterungsschwankungen. 

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Drei Calftone `56 Modelle bietet der Hersteller für die Bassdrum an, und alle haben den Weg ins bonedo Testlabor gefunden. Ganz neu ist die Idee, den Look und Sound der originalen Kalbsfelle mit modernen Fertigungsmethoden und Materialien nachzubilden, nicht – man denke an Remos Fiberskyn Serie –, aber im Hause Evans ist dies ein Novum, und glaubt man den Werbeversprechen, sollen die neuen Felle auf ganzer Linie überzeugen. Wir wollten es genau wissen und haben die drei Häute aufgespannt.

Details

Optik von gestern, Technik von heute

Optisch sind die Calftone Felle wirklich kaum von den originalen Kalbsfellen zu unterscheiden, was durch den leicht gelblichen Farbton und natürlich die speziell strukturierte Oberfläche begründet ist. Ganz so rauh wie man auf den ersten Blick meinen möchte, fühlt sich die Oberfläche dann zwar doch nicht an, aber im Gegensatz zu einem glatten, transparenten Fell ist dennoch ein deutlicher Unterschied zu spüren. Ebenso vintage wie die Optik fällt das geschwungene Firmenlogo aus, das dezent am oberen Rand aufgedruckt ist. Die Zahl `56 deutet auf das Gründungsjahr der Firma Evans hin, die sich seitdem zu einem der beiden etabliertesten Fellhersteller weltweit gemausert hat. Alle drei zum Test vorliegenden 22 Zoll großen Felle unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Stärke nicht voneinander. Es handelt sich beim Grundmaterial um eine Polyesterfolie, auch Mylar genannt, mit einer Stärke von 12 mil, was etwa 0,3 Millimetern entspricht. Damit fällt die Folie 20 Prozent stärker aus als bei den transparenten oder weiß bzw. schwarz beschichteten einlagigen Bassdrum-Fellen aus dem Evans Programm. 

Fotostrecke: 2 Bilder Der gelbliche Farbton sorgt in Kombination mit der strukturierten Oberfläche für den richtigen Look…

Die Dämpfung macht den Unterschied

Während das schlicht „Calftone“ genannte Fell keine konstruktiven Besonderheiten aufweist, finden wir sowohl beim Calftone EMAD (Externally Mounted Adjustable Damping) als auch beim Calftone EQ4 Dämpfungssysteme in unterschiedlicher Ausführung vor. Das EQ4 verfügt über einen auf der Innenseite des Fells aufliegenden, sechs Zentimeter breiten, transparenten Dämpfungsring, während beim EMAD Fell die Sache etwas aufwändiger gestaltet wurde. Ein auf der Außenseite aufgebrachtes und mit einer hauchdünnen Schaumstoffschicht unterlegtes Kunststoffprofil dient als Träger der beiliegenden zwei Schaumstoff-Dämpfungsringe mit einer Breite von zwei und vier Zentimetern. Das Profil ist so gefertigt, dass die Ringe lediglich eingeschoben werden müssen und anschließend vollflächig auf dem Fell aufliegen. Eine optimale Auflage verspricht auch die „Level 360“-Technologie, die durch eine der Fellauflagekante exakt angepasste Krümmung für den bestmöglichen Kontakt zwischen Fell und Kessel sorgen soll.
Hinsichtlich der Verarbeitung aller drei Felle gibt es nichts zu bemängeln. Der mit Epoxidharz gefüllte U-förmige Aluminiumring ist sauber gefertigt und an seiner Nahtstelle zum Schutz vor Verletzungen, aber auch aus optischen Gründen, mit einem chromfarbenen Klebestreifen ummantelt. 

Fotostrecke: 5 Bilder Der schwarze Kunststoffring ist das Erkennungsmerkmal der Evans EMAD Felle.
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Praxis

Mit dem alten Ludwig Holzreifen gibt es Anpassungsprobleme

Für die Aufnahmen kommt eine 22“x16“ Ludwig 6-ply Maple/Poplar Classic Bassdrum aus den 1980er Jahren zum Einsatz, deren Holzreifen leider etwas unsanft über den Fellkragen „gewürgt“ werden muss, da er kleiner ausfällt als beispielsweise der zum Vergleich herangezogene Reifen einer 2014er Gretsch Catalina Club Bass Drum. Das vorher montierte Konkurrenzprodukt aus dem Hause Remo verhielt sich hier übrigens gutmütiger. 
Direkt vor dem sechs Zoll kleinen Loch des einlagigen, mit einem kleinen Tuch gedämpften Resonanzfells ist ein Beyerdynamic TG D70d Mikrofon platziert, zusätzlich im Inneren des Kessels, etwa zehn Zentimeter vom Schlagfell entfernt, ein Sennheiser MD421, um genügend Attacksound einzufangen. Der Schlägel der Fußmaschine ist mit einer Filzfläche bestückt.

Das Aufnahme-Setting mit einer 30 Jahre alten Ludwig Bassdrum.
Das Aufnahme-Setting mit einer 30 Jahre alten Ludwig Bassdrum.

Im folgenden Video hört und seht ihr nacheinander alle drei Felle, wobei die EMAD-Variante mit dem kleineren der beiden Dämpfungsringe ausgestattet ist.

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Auch klanglich dicht am Original: Das Calftone `56 ohne Dämpfung

Wenngleich der im allgemeinen als warm und fokussiert beschriebene Klangcharakter der originalen Calfskins vergangener Zeiten nur mit ebensolchen reproduziert werden kann, erreicht man mit den synthetischen Evans Calftone `56 Bassdrum-Fellen immerhin die größtmögliche Annäherung, besonders deutlich zu hören bei der Basisversion ohne Dämpfungsring. Die spezielle Materialstruktur sorgt, in Kombination mit der gegenüber dem Standardfell leicht erhöhten Stärke, für einen relativ dunklen, Attack-armen, tonalen und dabei sehr angenehmen Sound mit rundem Ausklang – perfekt geeignet für Jazz oder Akustik-Sessions, in denen die Bassdrum genügend Raum hat, sich zu entfalten. 

Audio Samples
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22″ Calftone – solo 22″ Calftone – im Set

Kontrollierter Sound dank wechselbarer Dämpfungsringe: Das Calftone EMAD

Das Calftone EMAD Fell zeigt grundsätzlich eine ähnliche Charakteristik wie das Standardmodell, klingt aber selbst ohne installierten Dämpfungsring trockener und kontrollierter. Grund dafür ist das Kunststoffprofil, das bereits für einen leichten Dämpfungseffekt sorgt. Auch beim Calftone EMAD ist der Attack, im Vergleich zu einem transparenten EMAD Fell, nicht sonderlich stark ausgeprägt, dennoch entwickelt es gegenüber dem Calftone aber mehr Punch und ist damit musikalisch sehr vielfältig von Funk/Soul über Blues bis hin zu klassischem Rock einsetzbar. Mit den Dämpfungsringen kann man die Obertöne nach Belieben noch stärker dämpfen, wobei meines Erachtens der breite Ring schon zu viel vom Charakter des Calftone Fells raubt. 

Audio Samples
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22″ Calftone EMAD (ohne Ring) – solo 22″ Calftone EMAD (2cm Ring) – solo 22″ Calftone EMAD (4cm Ring) – solo 22″ Calftone EMAD (2cm Ring) – im Set

Fast schon modern: Das Calftone EQ4

Wer auf einen moderneren Sound steht, dabei aber auf eine gewisse Wärme nicht verzichten möchte, ist mit dem Calftone EQ4 am besten bedient. Hier ist der Attack gegenüber den beiden anderen Testkandidaten etwas stärker ausgeprägt, und durch das leicht reduzierte Mittenspektrum ist subjektiv auch untenrum mehr Druck wahrnehmbar. Durch den Dämpfungseffekt des integrierten Fellrings sind weitere Maßnahmen wie Decken oder Kissen absolut nicht notwendig. Auch wenn die Calftone Felle nicht für lautere Musikrichtungen vorgesehen sind, empfiehlt sich das EQ4 auch in diesem Bereich, da – wie bei den anderen Calftone Fellen auch – durch die erhöhte Materialstärke eine gute physische Belastbarkeit gewährleistet ist.

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22″ Calftone EQ4 – solo 22″ Calftone EQ4 – im Set
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Fazit

Es gäbe gute Gründe, die Evans Calftone `56 alleine aufgrund ihrer tollen Retro-Optik aufzuspannen, aber auch die klanglichen Qualitäten überzeugen vollends. Durch eine gegenüber den herkömmlichen, einlagigen Evans Bassdrum-Fellen leicht erhöhte Folienstärke und die speziell behandelte Oberfläche ertönt ein verhältnismäßig dunkler, angenehmer Sound, der überall dort eine gute Figur macht, wo ein klassischer, zeitloser Bassdrum-Sound ohne den vorwiegend bei Metal-Produktionen zu hörenden überbetonten Attack gefragt ist. Je nach Ausführung eignen sich die Felle für ein breites Spektrum von Jazz bis hin zu Vintage Rock. Die Verarbeitung steht der Optik und dem Sound in nichts nach, wodurch die Preise für die Calftone Felle absolut in Ordnung gehen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Tolle Retro-Optik
  • Warmer, angenehmer Klangcharakter
  • Erstklassige Verarbeitung
Contra
  • Felldurchmesser etwas zu groß für bestimmte ältere Holzreifen
Artikelbild
Evans `56 Calftone, Emad & EQ4 Bassdrum Felle Test
Für 63,00€ bei
Aller guten Dinge sind drei: Die Calftone `56 Felle in allen erhältlichen Varianten.
Aller guten Dinge sind drei: Die Calftone `56 Felle in allen erhältlichen Varianten.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Evans
  • Kategorie: Calftone `56 Bassdrum Felle
  • Material: Polyesterfolie (Mylar)
  • Erhältliche Größen: 16“ bis 26“
  • Besonderheiten: spezielle Beschichtung in Naturfell-Optik
  • Konstruktion:
  • Calftone – 1 Schicht Folie (12 mil)
  • Calftone EQ4 – 1 Schicht Folie (12 mil) mit Dämpfungsring auf der Innenseite
  • Calftone EMAD – 1 Schicht Folie (12 mil) mit externem EMAD Dämpfungssystem
  • Herkunftsland: USA
  • Preise (Verkaufspreise):
  • 22“ Calftone `56 (BD22CT): EUR 45,90
  • 22“ Calftone `56 EQ4 (BD22GB4CT): EUR 49,90
  • 22“ Calftone `56 EMAD (BD22EMADCT): EUR 62,90

Seite des Herstellers: evansdrumheads.de

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Aller guten Dinge sind drei: Die Calftone `56 Felle in allen erhältlichen Varianten.

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