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DSM & Humboldt Simplifier DLX Test

Beim DSM & Humboldt Simplifier DLX handelt es sich um eine extrem erweiterte Version des kleinen Simplifiers, der hier bereits Gegenstand eines Tests war. Eine der Besonderheiten an den Geräten der Simplifier-Reihe, die auch gerne Zero Watt Amplifier genannt werden, ist die Zielgruppe, die der chilenische Hersteller ins Auge gefasst hat. Es sind Gitarristen, die mit kleinem Gepäck zum Gig kommen, auf analoge Signalwege setzen und für die deshalb digitale Modeler bzw. Cabinet-Simulationen keine Option sind.
Dieser Klientel bietet DSM & Humboldt mit dem Simplifier eine flexible DI-Lösung und eigenständige Alternative zu den Platzhirschen wie dem ACS1 von Walrus Audio, dem Strymon Iridium

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…die auch Zero Watt Amplifier genannt wird und voll gespickt mit allerlei praxistauglichen Zutaten ist.

und natürlich der ganzen Riege an Impulse-Response-basierten Multi-Einheiten an. Wie der kleine Bruder kommt der Deluxe Simplifier DLX in einer Stereoausführung, punktet jedoch mit zwei getrennt regelbaren Preamp-Einheiten, hat einen Reverb an Bord und wird sogar mit einem kleinen Fußschalter geliefert, der die Kanäle und den Hall schalten kann. Wie sich das Kästchen gegen die Konkurrenten schlägt und ob die Erweiterungen gegenüber dem Vorgänger den höheren Preis wert sind, gibt es hier zu lesen.

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Details

Gehäuse/Optik

Der Simplifier DLX zeigt sich in einem robusten, schwarz lackierten Metallgehäuse mit den Maßen 130 x 95 x 60 mm. Beim ersten Blick fällt sofort die unfassbar üppig bestückte Oberfläche auf, die mit 18 Kunststoffpotis, 8 Schaltern und drei LEDs ausgestattet ist. Aber das ist noch lange nicht alles, denn jede Seite des kleinen Kästchens ist nur so gespickt mit Anschlüssen und weiteren Bedienelementen. An der dem Spieler zugewandten Seite befinden sich ein Poti für die Kopfhörerlautstärke, der Anschluss für den im Lieferumfang enthaltenen Fußschalter sowie Spread-, Reverbmode- und Channel-Schalter, auf die ich weiter unten noch eingehen werde. An der Stirnseite warten zwei asymmetrische Monoklinken-Outs sowie zwei Schalter, mit denen die Cabinet-Simulation für beide Kanäle getrennt deaktiviert wird. Auch der Eingang für das optional erhältliche Netzteil, das 9 Volt und mindestens 150 mA bereitstellen muss, ist hier platziert.

Fotostrecke: 5 Bilder Hinter der Bezeichnung DSM & Humboldt Simplifier DLX verbirgt sich eine flexible DI-Lösung,…

Die linke Außenseite des Zero Watt Amplifiers wartet mit zwei XLR-Outs, einem Auxiliary-Input, dem Kopfhörerausgang sowie einem Groundlift-Schalter auf, wobei Letzterer etwaige Brummprobleme beheben soll. Rechtsseitig befinden sich die Hauptanschlüsse in Form einer Stereo-Eingangsbuchse, eines Stereo-Thru-Anschlusses, eines Send-Ausgangs und zweier Return-Eingänge für links und rechts. Unter dem Anschlussfeld sind vier Schalter angebracht, deren Funktionen im späteren Verlauf noch genauer erläutert werden.

Fotostrecke: 2 Bilder An der linken Seite sitzen zwei XLR-DI-Buchsen mit vergoldeten Kontakten und einem Ground-Lift-Schalter.

Fußschalter
Mit im Gepäck ist ein schwarzer Metallfußschalter im quer ausgerichteten Minipedalformat mit den Maßen 93 x 52 x 48 mm. Die beiden Schalter auf der Oberseite sind für die Kanalumschaltung und das Aktivieren des Reverbs zuständig. Die Aktivierung des jeweiligen Kanals und des Halls wird über die drei LEDs deutlich angezeigt.

Fotostrecke: 2 Bilder Mit dem mitgelieferten DLX Footswitch lassen sich die Kanäle und der Reverb fernbedienen, der Status wird über LEDs angezeigt.

Zum weiteren Lieferumfang gehören das Stereo-Miniklinkenkabel für den Fußschalter und ein Adapterkabel, das zwei Monoklinkenbuchsen auf einen Stereoklinkenstecker routet. Schlauerweise wurden die beiden Buchsen mit “Ring” und “Tip” beschriftet, was die richtige Belegung für den User vereinfacht.
Ein kleines Falt-Manual liegt ebenfalls bei, allerdings ist eine umfangreiche Bedienungsanleitung auch auf der Website zum Download verfügbar. Insgesamt wirkt das ganze Paket sehr liebevoll geschnürt und in puncto Verarbeitung und Wertigkeit der Bauteile macht der Simplifier samt Zubehör einen sehr soliden Eindruck.

Bedienung

Der Simplifier DLX ist als analoger, zweikanaliger Vorverstärker-, Endstufen- und Boxensimulator konzipiert, der sogar noch einen mehrstufigen Hall an Bord hat. Die Oberfläche ist sehr anschaulich in vier Segmente eingeteilt, nämlich den Preamp-, Reverb-, Poweramp- und Cabinet-Sektor.

Preamp
Der Preamp-Bereich beinhaltet zwei getrennte Kanäle namens “Normal” und “Pushed”, beide mit identischer Potibestückung. Diese besteht aus einem Level-Regler für die Lautstärke, einem Gain-Regler für die Verzerrung und einem Dreiband-EQ mit Bass-, Mid- und Treble-Regler. Beide Kanäle lassen sich individuell zwischen drei verschiedenen Amp-Charakteristika umschalten, nämlich “AC Brit” für Vox-artige Sounds, “American” für Fender-artige Klänge und “MS Brit” für Marshallsounds. Darüber hinaus stehen die drei Modi Lead, Clean und Crunch bereit, die die grundlegende Zerrstruktur definieren. Der Gain-Regler aktiviert in den letzten 10 % seines Regelwegs einen Midboost, wenn der Lead-Modus aktiviert ist.
Auch wenn sich beide Kanäle in niedrigen Gainsettings sehr ähnlich sind, so weist der “Pushed” Channel A eine etwas aggressivere Grundstruktur auf, während der “Normal” Channel B etwas runder und ausgewogener klingt.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Preamp-Sektionen A und B sind identisch aufgebaut und verfügen über einen Dreiband-EQ, Level-Regler und Amp-Switch,…

Reverb
Im Reverb-Block besteht die Auswahl aus drei verschiedenen Halltypen, die jedoch einheitlich für beide Kanäle bestimmt werden müssen, allerdings lässt sich über die Mix-Regler der Effektanteil für jeden Kanal individuell bestimmen.
Der Room-Modus liefert ein kurzes und warmes Decay und entspricht dem Hall eines kleinen Raumes, Ether hingegen kreiert große und “spacige” Hallräume, die sich für atmosphärische Ambience-Effekte eignen. Der Plate Reverb schließlich bringt ein Decay in mittlerer Länge, was in etwa der Hallfahne eines kleinen Clubs entspricht.

Im Reverb-Block stehen drei verschiedene Halltypen zur Auswahl, der Effektanteil lässt sich für jeden Kanal individuell bestimmen.
Im Reverb-Block stehen drei verschiedene Halltypen zur Auswahl, der Effektanteil lässt sich für jeden Kanal individuell bestimmen.

Poweramp
Die Poweramp-Sektion bietet ebenfalls zwei getrennte Kanäle, in denen der Resonance-Regler für die Basswiedergabe und der Presence-Regler für die Höhen bereitstehen. Die Charakteristik der Endstufensounds lässt sich über das Umschalten der virtuellen Poweramp-Röhrenbestückung definieren, wobei hier KT88-, EL34- und 6L6GC-Typen zur Verfügung stehen. KT88- und EL34-Röhren kennt man von Marshall, während die 6L6 für den typischen Fender Deluxe Reverb-Sound steht.

Im Power-Amp Bereich lassen sich Resonance und Presence justieren und per Tubes-Switch drei Röhrenversionen auswählen.
Im Power-Amp Bereich lassen sich Resonance und Presence justieren und per Tubes-Switch drei Röhrenversionen auswählen.

Cabinet
Der Cabinet-Block erlaubt das Ändern der Position des idealisierten Mikrofons flexibel zwischen On-Axis in der maximalen und Off-Axis in der minimalen Position. Das Boxengehäuse kann ebenfalls virtuell für jeden Kanal getrennt zwischen Combo (1×12″), Stack (4×12″) und Twin (2×12″) umgeschaltet werden.

Verbindungen
Die Routing- und Anschlussoptionen des Simplifier DLX sind mehr als nur großzügig und offenbaren eine Fülle an Verbindungsmöglichkeiten. Das kleine schwarze Kästchen bietet einen Stereoeingang im 6,3 mm Klinkenformat und einen Stereoausgang, der einerseits asymmetrisch mit zwei Klinkenbuchsen oder aber symmetrisch über zwei XLR-Buchsen samt Groundlift verbunden werden kann. Beim Klinkenausgang lässt sich die Cabinet-Simulation per Schalter deaktivieren.
Der Input-Mode hat nun über die Stereoauslegung und den kleinen darunter angebrachten Schalter ein paar Finessen mehr auf Lager als der Vorgänger. Einerseits kann das Pedal ganz regulär mit einem Monosignal gespeist und dann an beide Amps weitergeleitet werden, wenn der Schalter auf Mono steht. Setzt man diesen auf Stereo und stöpselt ein Stereokabel ein, so wird das Tip-Signal an Channel A und das Ring-Signal an Channel B geleitet, wenn gleichzeitig der Kanalschalter auf A gesetzt wurde. Steht dieser auf B, werden beide Signale auf Amp B gemischt.
Dieses Setup kann z. B. gewünscht sein, wenn man einen Stereoeffekt davorschalten und das Signal schließlich an zwei getrennte Kanäle ausgeben will.

Fotostrecke: 3 Bilder Hier stehen ein Minipoti, drei kleine Schalter und eine 3,5mm Stereobuchse zum Einsatz bereit.

Zusätzlich bietet der Simplifier eine Thru-Buchse, die z. B. dann gewählt wird, wenn man das Gitarrensignal trocken und direkt zu einem Amp routen, aber ein frequenzkorrigiertes Signal über die XLR-Outs an DAW oder FOH weitergeben will, oder aber, wenn man zu Reamping-Zwecken ein Direktsignal aufnehmen möchte.

Fotostrecke: 3 Bilder Über fünf weitere Klinkenbuchsen lassen sich zusätzliche Geräte einbinden.

Analog zu einem echten Amp-Setup verfügt der Simplifier über einen Einschleifweg, der mit zwei Returnbuchsen für den Stereobetrieb und sogar einer einzelnen Stereobuchse für den Send bewaffnet ist. Letztere besitzt einen Schalter, um entweder an der Tip- oder der Ringbelegung des Kabels den Preamp zu deaktivieren. Da die Send-Buchse hinter der Preamp-Einheit anliegt, kann sie damit sowohl als DI-Out, als Preamp-Out, und beim Verbinden eines Stereokabels sogar für beides simultan eingesetzt werden. Die beiden Returnbuchsen sitzen hinter dem Preamp-Block, aber vor der Reverb-, Poweramp- und Cabinet-Einheit. Werden beide Eingänge belegt, so führt Return A durch den Signalweg A und Return B parallel durch den Signalweg B. Ist die linke Return-Buchse belegt, bietet der darunter angebrachte Schalter zwei Optionen:
Im “2-Channel Amp”-Modus wird der Simplifier als 2-Kanal-Verstärker mit Stereo-Poweramps eingesetzt. Im “Parallel”-Modus hingegen erhält man einen Stereo-Signalweg bzw. zwei Amp-Modelle parallel. Ist ein Stecker an die linke Returnbuchse angeschlossen, hat dieser Schalter keine Funktion.
Der Kopfhörerausgang und der Auxiliary-Eingang im Miniklinkenformat qualifizieren den Simplifier DLX auch als Übe-Amp, wobei für die Kopfhörerlautstärke frontal ein Volume-Poti angebracht wurde.
Ebenfalls frontseitig befindet sich, wie schon beim Vorgänger, ein “Spread”-Switch, über den auch in einem Mono-Setup ein Pseudo-Stereobild erzeugt wird, bei dem manche Frequenzen minimal zeitverzögert werden und eine Phasenverschiebung zum Originalsignal erzeugen.

Fotostrecke: 3 Bilder Zwei Klinkenbuchsen bilden das Ausgangspaar,…
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Praxis

Für die Soundfiles stöpsele ich mich zunächst direkt in das Pedal und gehe über den Output in Stereo in mein Audiointerface, ein RME Fireface UFX.
Zu Beginn höre ich mir die einzelnen Module an. Hierzu schalte ich den Reverb auf das Room-Setting und dessen Mix auf 9 Uhr. Ihr hört den Normal Channel bzw. Amp A, wobei ich für den AC Brit und den American Amp eine Strat, für den MS Brit eine Les Paul wähle.
Den Anfang macht der AC Brit und ich schalte die Speakersimulation auf “Combo”, was der 1×12″ Belegung entspricht. Interessanterweise liefert die Auswahl der Röhren keine EL84, aber die KT88-Variante harmoniert sehr gut mit dem Amp-Modell. Bei halbwegs mittigen Settings erhält man ein tadelloses glasiges Cleansignal mit den typischen Vox-Mitten, das in einen schönen Break-Up fahren kann. Der Sound ist dabei sehr transparent, definiert und durchsetzungsfähig, wobei das Spielgefühl sehr direkt wirkt.
Für den American Amp wähle ich die Twin-Bestückung des Cabs und setze auf die 6L6-Röhren. Übrigens verträgt sich jedes Amp-Modell mit jeder Röhren- oder Cab-Bestückung einwandfrei und da über die nachempfundenen Speaker keine genauere Aussage getroffen wird, lohnt das Experimentieren definitiv. Das Fender-Modell besticht durch den klassischen amerikanischen Cleansound mit etwas ausgehöhlten Mitten, kann jedoch auch durchaus in eine angenehme Zerre fahren, die Classic-Rocksounds überzeugend umsetzt.
MS Brit steht natürlich für den Marshall-Sound, bei dem logischerweise das 4×12″ Cab und die EL34-Röhren herhalten müssen. Hier liefert der Cleankanal bereits ordentliche Zerrreserven und im Lead-Modus landet man schließlich im Gain-Nirvana für singende Sololines.
Alle Ampsounds klingen voll überzeugend und vermutlich würde im Mix kaum auffallen, dass es sich hier um eine rein analoge Speakersimulation des Signals handelt. Trocken gespielt kann der Simplifier seine Bauweise nicht ganz leugnen und hat doch etwas von dem typischen DI-Sound, den man von analogen Frequenzkorrekturen wie z.B. vom SansAmp o.ä. kennt. Das meine ich vollkommen wertungsfrei, denn der Sound ist vor allem im funky Cleanbereich klasse, nur eben eigen und fällt für mich in eine bestimmte Kategorie. Ich für meinen Teil finde das Ergebnis durchaus inspirierend, auch wenn ich persönlich zugegebenermaßen Cab-Simulationen auf Faltungsbasis vorziehe.

Audio Samples
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AC Brit -Clean AC Brit – Crunch
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
12:0012:0012:0012:00AC Brit11:00Clean/Crunch/Lead
Audio Samples
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American – Clean American – Crunch American – Lead
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
12:0013:0012:0012:00American13:00Clean/Crunch/Lead
Audio Samples
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MS Brit – Clean MS Brit – Crunch MS Brit – Lead
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
12:0013:0014:0012:00MS Brit13:00Clean/Crunch/Lead

Vergleicht man den normalen Channel A mit dem Pushed Channel B fällt auf, dass Letzterer bei identischen Potis deutlich lauter, mittiger und durchsetzungsstärker daherkommt. Auch bei niedrigen Gainsettings gibt es hier bereits ein gewaltiges Rhythmus- bzw. Solobrett. Für das folgende Beispiel scoope ich die Mitten und drehe den Resonance-Regler etwas zurück, da dieser den Bassbereich etwas weniger wuchtig gestaltet. Auch hier wähle ich im Cab-Block das 4×12″ Stack und die EL34-Röhren.

Audio Samples
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Normal vs. Pushed Channel
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
9:0013:009:0011:00MS Brit15:00Lead
Alle Ampsounds klingen voll überzeugend und es würde im Mix kaum auffallen, dass es sich hier um eine rein analoge Speakersimulation des Signals handelt.
Alle Ampsounds klingen voll überzeugend und es würde im Mix kaum auffallen, dass es sich hier um eine rein analoge Speakersimulation des Signals handelt.

Kommen wir zur Cab-Simulation und deren Unterschiede. Ich gehe auf das AC Brit-Modell und schalte von Combo zu Stack und schließlich zu Twin. Die Unterschiede werden gut herausgebildet und so klingt der Combo etwas quäkiger im Mittenbereich, das Stack kommt voll und bassig, während das Twin-Cabinet klare prägnante Mitten, aber auch einen stärkeren Bassanteil als der Combo besitzt.
Das Drehen des Mic-Position-Reglers führt, wie erwartet, von einem bedeckten Sound in der Minimalstellung zu einem extrem höhenreichen Klang in der Maximalposition auf 17 Uhr. Beide Extreme werden sicherlich selten Anwendung finden und der Sweetspot liegt je nach sonstigem Equipment irgendwo zwischen 10 und 14 Uhr.

Audio Samples
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Cabsim Cabs Cabsim Mic Position – Twin Cab
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
9:0013:0013:0011:00AC Brit12:00Crunch

Nun betrachte ich die Betriebselemente der Endstufensektion. Der Wechsel der imaginären Röhren äußert sich gut hörbar und so klingen die 6L6 und KT88 höhenreich und luftig, wobei Erstere schlankere Bässe aufweisen. Die EL34 hingegen zeigen sich etwas bedämpfter in den Höhen und tighter. Resonance- und Presence-Regler arbeiten ebenfalls sehr effektiv und gerade für Metal-Sounds kann erstgenannter für Klarheit und “Matschfreiheit” auf den tiefen Saiten sorgen, während Presence die hohen Frequenzen aufklart.

Audio Samples
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Poweramp – Tubes 6L6 – EL34 – KT88 Poweramp – Resonance Min-Max Poweramp – Presence Min – Max
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
10:0013:0013:0011:00MS Brit10:00Crunch

Jetzt sind die einzelnen Reverb-Typen an der Reihe und ich setze dazu den Mixregler auf 12 Uhr. Die Auswahl der drei Gattungen wurde aus meiner Sicht sehr sinnvoll gewählt, denn Plate und Room eignen sich gut für zwei verschiedene Brot-und-Butter-Reverb-Alternativen, während man mit Ether richtig große Räume aufmachen und spacige Ambience-Sounds ermöglichen kann. Logischerweise sind die Eingriffsmöglichkeiten etwas beschränkt, aber um das Signal mit einem brauchbaren Raumklang zu versehen, reicht es allemal.

Audio Samples
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Reverbtypen
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
10:0013:0013:0011:00MS Brit8:00Crunch

Es bleibt beim Mono-Input, aber ich wähle für die nächsten Beispiele das “Parallel Amps”-Setting. Dieser Button ist unter dem Return zu finden, was sicherlich zu Missverständnissen führen kann, da die Returnbuchse gar nicht belegt ist, der Schalter aber dennoch das interne Routing beeinflusst. Breite Stereosounds und dichte Gitarrenwände sind nun möglich, indem ich zwei unterschiedliche Amps auf den rechten und linken Kanal lege:

Audio Samples
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Stereo Amp Setup
CHANNEL A
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
12:0013:009:0011:00AC Brit13:00Crunch
CHANNEL B
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
12:0013:0011:0013:00MS Brit11:00Crunch
Ganz schön viel los hier, jede Menge Schalter und Regler lassen ein individuelles Bearbeiten des Signals zu.
Ganz schön viel los hier, jede Menge Schalter und Regler lassen ein individuelles Bearbeiten des Signals zu.

Der Spread-Regler kreiert einen Pseudo-Stereoeffekt, der eine Verlagerung des Monosignals vom Center auf ein hartes Links-Rechts-Pan vollzieht. Die daraus resultierende Klangveränderung ist ein toller Effekt, allerdings liefert die Stereoauslegung unseres Kandidaten hier aus meiner Sicht überzeugendere Ergebnisse.

Audio Samples
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Spread Off – On
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
13:0013:0012:0013:00American11:00Clean

Als Nächstes hört ihr den Simplifier als reine Endstufen- und Cab-Simulation und ich verbinde einen Maxon OD808 Overdrive mit dem Return des Kästchens. In meinem Fall hört ihr zwar ein Monosignal, aber auch der Stereobetrieb mit unterschiedlichen Settings für links und rechts ist theoretisch möglich. Auch hier überzeugt der Zero Watt Amplifier und dank der klanglich flexiblen Endstufensektion kann man bedenkenlos jedes Pedalboard vor den Simplifier hängen, wenn es mal direkt ins Pult gehen soll.

Audio Samples
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Overdrive vor Simplifier
Mic PositionCabResonanceTubePresenceMixReverb
15:00Combo12:006L613:009:00Plate

Nun ist der umgekehrte Weg angesagt und ich benutze den Simplifier lediglich als Preamp-Einheit. Vom Send gehe ich nun in den Return eines Amps, in diesem Fall eines Mesa Boogie MkV, und belege das Speaker-Out-Signal mit einer 4×12″ Celestion GB Faltung. Nun hat lediglich der Preamp-Block Bedeutung. Im Gegensatz zum einfachen Simplifier ist der Send der DLX-Version vor der Endstufe angesiedelt, sodass Resonance und Presence keine Auswirkungen haben. Das Ergebnis ist auch hier ein toller Vorstufensound, wobei aus meiner Sicht die DAW-interne Faltung das Niveau der Speakersimulation noch einmal ein wenig anheben kann.

Audio Samples
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Simplifier über Send in Amp Return
LevelTrebleMiddleBassAmpGainMode
13:0011:0013:0014:00MS Brit15:00Clean
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Fazit

Der DSM & Humboldt Simplifier DLX überzeugt wie sein kleiner Bruder durch eine intelligente Konzeption, Flexibilität und einwandfreie Verarbeitung. Für Freunde von DI-Sounds oder User, die eine Backup-Lösung oder einen Miniamp für unterwegs suchen, bietet der Zero Watt Amplifier eine Art Schweizer Taschenmesser für alle erdenklichen Szenarien und das sogar in Stereo und mit Fußschalter. Ob als DI-Box, Preamp, Speakersimulation oder Amp-Ersatz: Dank der überragenden Vielfalt der Routingoptionen gibt es kaum Grenzen des Einsatzbereichs. Der Sound ist, wie auch beim Vorgänger, im Preamp- und Poweramp-Segment hervorragend, outet sich aber bei der Cabsimulation ganz klar als analoge Frequenzkorrektur, die eben einen etwas spezielleren Sound hat. Diese klingt ohne Frage extrem gut, fällt für mich aber hinter IR-basierte Lösungen klar zurück. Vergleiche mit Konkurrenzprodukten fallen mir schwer, denn auch wenn ein Walrus Audio ACS-1 beispielsweise ebenfalls den Stereobetrieb erlaubt und einen Reverb an Bord hat, so ist dieses Maß an Konnektivität beim Simplifier DLX sicherlich nahezu einzigartig. Der Thekenpreis, lässt sich durch die Routingoptionen und die tolle Verarbeitung möglicherweise rechtfertigen, dennoch sollte man bedenken, dass er über den IR-basierten Konkurrenzprodukten liegt. Ist man sich über Einsatzbereich und den Sound des Simplifier DLX jedoch im Klaren, erhält man hier ein rundum solides und empfehlenswertes Produkt!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • sehr guter analoger DI-Sound
  • breiter Einsatzbereich
  • einschließlich Fußschalter und Adapterkabel
  • flexible Stereo-Optionen
  • flexible Routing-Optionen
  • großzügige Eingriffsmöglichkeiten
Contra
  • Amp- und Cab-Grundsound klingen nach analoger DI-Lösung
  • relativ hoher Preis
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DSM & Humboldt Simplifier DLX Test
Für 399,00€ bei
Der DSM & Humboldt Simplifier DLX überzeugt ist eine Art Schweizer Taschenmesser für alle erdenklichen Szenarien.
Der DSM & Humboldt Simplifier DLX überzeugt ist eine Art Schweizer Taschenmesser für alle erdenklichen Szenarien.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: DSM & Humboldt
  • Name: Simplifier DLX
  • Typ: analoge Amp- & Speakersimulation
  • Herstellungsland: Chile
  • Anschlüsse: Input, 2x Output Klinke, 2x XLR Out, Thru, Send, 2x Return (jeweils 6,3 mm Klinke), Aux In, Phones Out, Footswitch In (je Miniklinke), Netzteil
  • Regler: Gain L&R, Volume L&R, Bass L&R, Mid L&R, Treble L&R, Presence L&R, Resonance L&R, Mic Position L&R, Reverb Mix L&R, Phones Level
  • Schalter: 2x Amp, 2x Mode, 2x Cab, 2x Tubes, Spread, Reverb, Channel, GND-Lift, 2x Preamp Bypass, Parallel Amp Switch, Input Mode Switch, Cabsim Bypass
  • Stromversorgung: 9 V-Netzteil (nicht im Lieferumfang enthalten)
  • Stromverbrauch: 150 mA (empfohlen:
  • Abmessungen (L x B x H): 130 x 95 x 60 mm
  • Gewicht: 490 g
  • Zubehör: Fußschalter mit Anschlusskabel, Adapterkabel
  • Ladenpreis: 468,00 Euro (August 2021)
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Profilbild von Christoph Arndt

Christoph Arndt sagt:

#1 - 11.10.2022 um 13:02 Uhr

1

Zum zweiten Mal vergibt Autor Haiko Heinz weniger als 5 Sterne für einen Humboldt Simplifier: erst 4 Sterne für den "kleinen" original Simplifier, jetzt für den großen Bruder DLX. Mein persönliches Fazit: Beide Simplifier spielen klanglich JEDE IR-basierte Alternative an die Wand, und zwar in punkto Frische, Lebendigkeit, Latenzfreiheit, Unmittelbarkeit ... ich könnte noch mehr Attribute nennen, aber die Idee sollte jetzt klar sein. Ich habe viele namhafte IR-basierte Lösungen ausprobiert und wenn ein Gerät auch 100 oder gar 300 Speicherplätze bietet wie das Strymon Iridum, ist das doch alles nix wert, wenn jedes einzelne Preset künstlich, steril und kalt klingt. Dann lieber keinen einzigen Speicherplatz - man denke nur an den Minimoog, der hatte auch keine und man musste live ständig schalten und schrauben, um die gewünschten Sounds zu erzeugen. Wer sich darüber beschwert, sollte eben mit schlechterem Sound und höherem Komfort glücklich werden. Jedem das Seine. Wie man aber wie der Autor eine DI-Lösung, die analog klingt (weil sie es ist) dafür kritisiert, bleibt mir ein Rätsel. Ich habe noch keine digitale Alternative gefunden, die mich klanglich befriedigt hätte. Und wenn man dann erst wieder in Schachtelmenüs die Unmenge an vorhandenen Parametern ergründen und verändern darf, nur um festzustellen, dass sich zwar stets was ändert, jedoch nie as Gutes dabei rauskommt, der wird mit den Humboldt Simplifiern ein Gefühl von Glückseligkeit und Befreiung erfahren. Zum Thema hoher Preis: Das ist ja wohl ein Witz! Erstens stammt das Gerät aus Chile, was hohe Transportkosten, Einfuhrzoll usw. bedingt, zweitens wäre das Teil für die gebotenen Klang- und Bedienmöglichkeiten auch problemlos das Doppelte wert für digital-frustrierte Musiker (wir geben tausende Euro für geile Klampfen aus, ohne mit der Wimper zu zucken - und jetzt soll plötzlich beim Sound gegeizt werden? Never! Und drittens sollte man sich mal fragen, was ist der Händler-EK, wie hoch ist die Gewinnspanne für die Händler? Da muss man erst mal kräftig schlucken. Denn der Einzelhandel genehmigt sich die höchste Gewinnspanne von allen in der Lieferkette. Auch die 19 % Mehrwertsteuer verteuern unser Equipment erheblich, denn Vater Staat langt bei JEDEM unserer Käufe kräftig zu und sahnt schamlos ab. Wo ist denn übrigens dieser Mehrwert versteckt? Résumé: Alle im Test von Haiko Heinz genannten Pluspunkte treffen voll zu, die genannten Minuspunkte keinesfalls. Kaufen und endlich glücklich sein. Henry Ford sagte mal "Quality exists when the price is long forgotten." Wie wahr. PS: Das Preis-Leistungsverhältnis ist beim DLX mit seinen 2 Kanälen und einer hervorragenden Hallsektion noch besser als beim kleinen Bruder. Unfassbar - so viel Qualität und Möglichkeiten für so wenig Geld. Hallelujah!

    Profilbild von Haiko (Bonedo)

    Haiko (Bonedo) sagt:

    #1.1 - 12.10.2022 um 10:14 Uhr

    0

    Hallo Christoph, freut mich, dass du mit deinem Simplifier zufrieden bist! Grundsätzlich sind 4 Sterne eine sehr gute Bewertung und diese unterscheidet sich im Falle der DSM & Humboldt Tools auch nur um eine halbe Bewertungseinheit vom Iridium und dem ACS-1 (jeweils 4,5 Sterne). Ziel einer solchen Gerätschaft ist es einerseits, den Sound eines Röhrenamps mitsamt seiner Dynamik, Break-Up Verhalten etc. zu emulieren. Das gelingt digitalen Modelern nur begrenzt, Transistoramps (wie im Falle des Simplifers) allerdings genauso wenig. Für mich persönlich klingen hochwertige digitale Lösungen zwar minimal weniger befriedigend als Röhrenamps, aber auch besser oder zumindest gleichauf mit Solid State Lösungen. Das zweite Ziel ist die Emulation des gemikten Speakers. Der Ausdruck "Analoger DI" Sound bezieht sich auf eine analoge Frequenzkorrektur, die im Gegensatz zu digitalen Faltungen nur wenige Frequenzbänder bearbeiten kann und demnach baubedingte Einschränkungen hat. Das dürfte auch der Grund sein, warum im Profibereich Modeler oder zumindest digitale Cabsimulationen vom UA OX, BluBox über Kemper bis zum AXE FX weiter verbreitet sind als analoge DI Lösungen. Das Problem der Latenz ist für mich, solange sich diese in einem solch niedrigen Bereich wie ca. 2ms abspielt, kein Thema mehr, denn die erhält man auch wenn man ein paar digitale Pedale wie Delay oder Reverb in seiner Signalkette hat oder 1m neben seinem Amp steht. All diese Punkte gepaart mit einem höheren Thekenpreis (Margen und MwSt. treffen ja auf WA und Strymon ebenfalls zu) rechtfertigen für mich die Differenz von einem halben Punkt und resultieren mit 4 Sternen in einer immer noch positiven Bewertung.

    Antwort auf #1 von Christoph Arndt

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