Casio MZ-X500 Test

Mit den Arranger-Keyboards der neuen MZ-X Serie wagt Casio einen neuen Angriff in der unteren Keyboard-Mittelklasse. Um die etablierte Konkurrenz von Yamaha, Korg und Co. das Fürchten zu lehren und vielleicht auch ein wenig, um das etwas angestaubte Image dieser Instrumentengattung abzuschütteln, hat der Hersteller den neuen Keyboards MZ-X500 und MZ-X300 einige Features mit auf den Weg gegeben, die man eher mit Loop-basierten Workstations wie Ableton Live verbinden würde. Die Keyboards wenden sich also ausdrücklich nicht nur an klassische Entertainer, sondern auch an die Sampling- und Loop-Fraktion. Das hier getestete Casio MZ-X500 ist das Flaggschiff dieser Produktreihe und ist mit knapp 1000€ ungefähr 200€ teurer als der kleine Bruder MZ-X300. Beide Instrumente besitzen eingebaute Lautsprecher, ein farbiges Touch-Display und eine Unmenge an Sounds und Styles.

Mit dem MZ-X500 startet Casio eine neue Offensive in der Mittelklasse.


Während Casio bei den Einsteiger-Keyboards seit Jahrzehnten eine feste Größe ist, hat der Hersteller in den höheren Spielklassen bisher nie so richtig den Fuß in die Tür bekommen. Die drei großen Marken Yamaha, Korg und Roland haben diesen Markt fest im Griff und verfügen über jahrzehntelange Erfahrung und riesige Bibliotheken mit Styles und Sounds. Also hat Casio bei der neuen MZ-X-Serie Features eingebaut, die aufhorchen lassen: Es gibt ein farbiges Touch-Display, eine Drawbar-Simulation, Sampling und nicht zuletzt viele anschlagdynamische Pads, die an die guten alten MPC-Hardware-Sequencer aus dem Hause Akai und an moderne Pad Controller erinnern. Dank der Hex-Layer-Klänge ist es theoretisch möglich, bis zu 24 Sounds übereinanderzulegen. In diesem Test nehmen wir das MZ-X500 unter die Lupe und wollen wissen, ob Casio mit dem neuen Keyboard eine interessante Alternative zu den etablierten Modellen der Konkurrenz gelungen ist.

Details

Aufbau

Das Casio MZ-X500 ist leicht! Mit 7,6 kg hebt man sich wirklich keinen Bruch. Das Keyboard ist auch recht kompakt in den Abmessungen. Das Gehäuse besteht komplett aus blauem Kunststoff, wobei die Lautsprecher in schwarz gehalten sind. Einige Bedienelemente des Frontpanels wie das Display und die 16 Pads sind mit einer glänzenden Kunststoffplatte in Blau Metallic unterlegt. Zusammen mit der ebenfalls blauen Beleuchtung der Pads und vieler Taster ergibt das ein auffälliges, selbstbewusstes Äußeres – man sieht dem Keyboard schon an, dass es nicht einfach die x-te Style-Schleuder sein möchte.
Das Bedienfeld mit den Lautsprechern ist angewinkelt, was der Ergonomie zugute kommt und dafür sorgt, dass die Lautsprecher wie Monitore in Richtung Ohren abstrahlen. Auf der Rückseite befinden sich die Bassreflex-Öffnungen der Speaker. Ein mitgelieferter Notenständer kann in einen Schlitz an der Oberkante des Bedienfeldes eingesteckt werden. Er ist allerdings sehr klein, wackelig und instabil und bietet bereits mittelschweren Notensammlungen keinen sicheren Halt.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Design des Keyboards wirkt futuristisch.

Tastatur und Bedienfeld

Die 5-Oktaven-Klaviatur hat wie bei den kleineren Casio-Keyboards die Optik einer Klaviertastatur, ist allerdings auch hier nur leicht gewichtet. Die Tastatur empfinde ich als etwas gewöhnungsbedürftig, leider kommt sie recht schwammig daher und kann in meinen Augen nicht wirklich mit den Klaviaturen der Konkurrenz in dieser Preisklasse mithalten. Links davon sind Räder für Pitch Bend und Modulation angeordnet. Auch hier hätte Casio für meinen Geschmack etwas hochwertigere Bauteile einsetzen können.
Im linken Bereich des Bedienfelds sind neun kleine Schieberegler zu finden. Sie dienen zum Einen dazu, die integrierte Zugriegel-Simulation für Orgelsounds zu nutzen, zum Anderen kann mit diesen Reglern auch der Gesamtsound gemischt werden. Unterhalb des angewinkelten Bedienfeldes liegen alle Taster zur Steuerung der RHYTHMs, so nennt Casio die Styles des Arrangers. Daneben liegen die REGISTRATION-Taster zum Aufrufen und Abspeichern von Kompletteinstellungen des Keyboards. Rechts unterhalb des Lautsprechers findet man die Steuerung des MIDI- und Audio-Recorders sowie Tasten für TRANSPOSE, OCTAVE und FREEZE.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Bedienfeld das Casio MZ-X500

In der Mitte des schrägen Frontpanels befindet sich das farbige 5,3”-Touch-Display, über das sich alle Einstellungen des Keyboards vornehmen lassen. Darunter liegen drei Endlos-Drehregler, von denen die beiden rechten frei zuweisbar sind. Der linke Regler dient zur Parameter-Änderung und ist mit VALUE beschriftet. Man kann die im Display angewählten Parameter allerdings auch mit den beiden kleinen Tastern NO/- und YES/+ verstellen. Links vom Display liegt der Ein/Aus-Taster, darunter der Lautstärke-Regler und daneben viele kleine Taster zur direkten Anwahl der Klangfamilien bzw. Style-Kategorien. Die TONEs sind in acht Gruppen unterteilt, von PIANO bis VARIOUS. Bei den RHYTHMs kann man auch aus acht Bereichen auswählen, von POPS bis PIANO RHYTHMS. Eigentlich bräuchte man diese Auswahltaster kaum, denn die Auswahl lässt sich ja auch direkt über den Touchscreen vornehmen. Aber ein bisschen Redundanz hat ja noch nie geschadet.
Direkt links neben dem Display liegen Tasten zur Einstellung des Tempos und des Metronoms. Überaus wichtig sind die darunterliegenden Taster TONE und RHYTHM, denn damit kommt man jeweils in ein Menü, das wichtige Parameter enthält und in die tiefergehenden Untermenüs zur Editierung der Sounds und Styles führt. Rechts vom Display sind schließlich die 16 großen, randbeleuchteten, anschlagdynamischen Pads zu finden, mitsamt ein paar kleinen Tastern für ihre Konfiguration.

Fotostrecke: 5 Bilder Die meisten Anschlu00fcsse liegen auf der Ru00fcckseite.

Anschlüsse

Die meisten Anschlüsse des MZ-X500 findet man auf der Rückseite. Da ist zunächst ein USB-to-Host-Anschluss, über den man MIDI-Daten mit einem Computer austauschen kann. Klassische Buchsen für MIDI In und Out findet man gleich daneben. Man kann zwei Pedale anschließen, die frei zuweisbar sind. Dabei kann Pedal 2 auch ein Expression-Pedal sein. Die Buchsen LINE IN R/L sowie MIC IN dienen dazu, externe Klangquellen bzw. ein Mikrofon anzuschließen und ggf. zu sampeln. Die Eingangsempfindlichkeit des Mikrofon-Eingangs ist mit einem kleinen Regler einstellbar. Diese Eingangssignale durchlaufen auch die Effektsektion des MZ-X500 und werden durch die eingebauten Lautsprecher wiedergegeben. Mit der eingebauten Sampling-Funktion können Audio-Signale aufgenommen, auf Pads gelegt, geloopt und in die Performance integriert werden. Neben dem Anschluss für das mitgelieferte 24V-Netzteil befindet sich ein weiterer Audio-Eingang AUDIO IN, der dazu dient, Musik von einem Smartphone oder MP3-Player einzuspeisen und dazu zu spielen. Auch hier ist die Eingangsempfindlichkeit mit einem kleinen Poti regelbar. Dieses Signal wird unverändert dem Ausgangssignal zugemischt.
Dieses Ausgangssignal ist durch die eingebauten Lautsprecher zu hören, kann aber auch durch die Ausgänge LINE OUT L/R ausgegeben und verstärkt werden. Einen Kopfhörer kann man praktischerweise auf der Vorderseite des Keyboards anschließen. Weniger sinnvoll ist die USB-Device-Buchse positioniert: Sie befindet sich völlig ungeschützt an der rechten Seite des Gehäuses. Im Livebetrieb könnte ein hier angeschlossener USB-Stick leicht abgebrochen werden. Über diesen USB-Port werden Daten eingeladen und archiviert, außerdem können Audio-Aufnahmen im WAV-Format direkt auf dem USB-Stick durchgeführt werden.

Praxis

Bedienung

Nach dem Druck auf den Ein/Aus-Taster fährt das Casio MZ-X500 in ungefähr 15 Sekunden hoch. Zum Ausschalten des Keyboards muss man den Power-Taster länger drücken. Nach vier Stunden ohne Bedienung wird das Gerät automatisch ausgeschaltet. Diese Funktion kann deaktiviert werden.
Als erstes erscheint nach dem Einschalten ein Fenster, in dem alle wichtigen Menüs auf zwei Seiten aufgelistet sind. Das Touch-Display hat auf der rechten Seite eine senkrechte schwarze Leiste, die immer sichtbar bleibt und drei wichtige Touch-Funktionen enthält. Berührt man diese “Schnellpalette” oben (MENU), so erreicht man den eben erwähnten Menü-Bildschirm, der auch beim Einschalten erscheint, Ein Tippen auf die Mitte (MAIN) führt zum Hauptfenster, in dem alle wichtigen Grundeinstellungen des Keyboards dargestellt sind und geändert werden können. Berührt man die Schnellpalette unten (EXIT), so schaltet das Gerät zum vorherigen Bildschirm zurück. Dieser Navigationsbereich ist recht schmal – man muss schon genau tippen und manchmal geht´s auch daneben. Das Display könnte generell einfach gern noch etwas größer sein. Ansonsten geht das Navigieren in den Menüs aber recht flüssig von der Hand und das Display reagiert schnell. Die meisten Funktionen hat man schnell herausgefunden und man kommt intuitiv zum Ziel.
Die Struktur des Bedienfeldes ist klar und logisch. Die Taster sind zwar zum Teil recht klein, aber griffig und mit klarem Druckpunkt. Die größeren Taster und die Pads zeigen ihre Aktivität durch blau beleuchtete Ränder an.

Die Navigationsleiste am rechten Displayrand ist praktisch.

Lautsprecher

Das eingebaute Lautsprechersystem mit 2x 20 Watt erzeugt bei moderaten Lautstärken einen ausgewogenen Klang. Ich hatte den Lautstärkeregler nur selten zu mehr als 30 Prozent aufgedreht, mehr ist für den Hausgebrauch nicht nötig. Bei hohen Lautstärken beginnen die Speaker dann auch doch ein wenig zu verzerren.

Tones

Mit 1100 Tones ist das Casio MZ-X500 üppig ausgestattet. Das 128-stimmig polyphone Keyboard hat vier live spielbare Parts: Upper 1/2 und Lower 1/2. Die Zuordnung zu den Tastaturzonen ist aber frei wählbar, sodass bei Bedarf auch alle vier Parts übereinander gelegt werden können. Werden dann noch jeweils sogenannte Hex-Layer-Tones gewählt, die ihrerseits aus bis zu sechs gelayerten Sounds bestehen können, so ergibt sich tatsächlich eine maximal mögliche Zahl von 24 geschichteten Klängen. Diese aus dem XW-P1 Synthesizer und dem PX-5S Stagepiano bekannten Hex-Layer-Tones sind ein wichtiger Bestandteil der Klangerzeugung des MZ-X500, wie sich bald herausstellen wird.
Hören wir uns aber zunächst die “normalen” Klänge des MZ-X500 an. Leider stellt sich bald heraus, dass das Casio-Keyboard klanglich in dieser Klasse nicht rundum überzeugen kann. Die akustischen Pianos sind recht dünn. Da hätte man sich ein etwas aufwändigeres Sample gewünscht, zumal Casio gerade im Bereich Digitalpianos zuletzt viel Know-how und Prestige hinzu gewinnen konnte. In Verbindung mit Effekten und unterlegt mit Hex-Layer-Pads entsteht aber eine interessante Schichtung. E-Pianos stehen in unglaublicher Anzahl zur Verfügung, doch auch hier ist die Qualität eher durchschnittlich.

Audio Samples
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Grand Piano Concert Delay Piano E-Piano 1 Digital EP 6

Bei den Orgeln steht neben gesampelten Sounds auch eine Drawbar-Simulation mitsamt Leslie-Effekt zur Verfügung. Mit den neun kleinen Schiebereglern kann man den Klang wie bei einer Zugriegelorgel verstellen, links daneben findet man Buttons für den Rotary-Effekt und die Percussion. Im entsprechenden Menü lässt sich der Sound in vielen Details einstellen. Obwohl die sehr kurzen Fader kaum richtiges Drawbar-Feeling aufkommen lassen und es natürlich noch viel authentischere Simulationen gibt, klingt die Zugriegelsimulation für ein Arranger-Keyboard der unteren Mittelklasse gar nicht mal so übel:

Audio Samples
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Drawbar Organ Pipe Organ 2

Die übrigen akustischen Sounds des MZ-X500, wie Gitarren, Bässe, Streicher und Bläser können allerdings höchstens als durchschnittlich bezeichnet werden. Die Klangqualität reicht in vielen Bereichen nicht an das Niveau heran, das man in diesem Preisbereich von der Konkurrenz inzwischen gewohnt ist, und erinnert für mein Empfinden etwas zu sehr an die günstigeren Casio-Keyboards.

Audio Samples
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Nylon Guitar Flanger Clean Guitar Bass Mix Accordion French Stereo Strings Brass Section Solo Trumpet Solo Tenor Sax Pad Mix

Synth Sounds und Hex Layer

Während die akustischen Klänge also etwas enttäuschen, kann das MZ-X500 bei den Synthesizer-Sounds umso mehr überzeugen. Schon viele Tones, die nur aus einzelnen Wellenformen bestehen, sind recht brauchbar:

Audio Samples
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Saw Lead 3 80s Synth Brass VA Synth Seq Bass 4

Eine Untergruppe der Synthesizer-Kategorie beheimatet beim MZ-X500 die schon erwähnten Hex-Layer-Klänge, die es beim kleineren MZ-X300 nicht gibt. Hex-Layer ermöglicht das Schichten von bis zu sechs Elementen, die entweder simple Synthesizer-Wellenformen oder PCM-Samples sein können und sich mit einer kompletten Synthesizer-Engine mit Filtern, Envelopes und LFOs bearbeiten lassen. Dadurch entstehen vielschichtige, druckvolle Synth-Sounds aber auch ausdrucksstarke, komplexe Flächen. Auch die Tones der letzten Untergruppe “Synth-Bass” besteht aus Hex-Layern, wobei bei diesen Presets oft einfach dieselbe Wellenform mehrfach übereinandergelegt wurde, um den Sound fetter und druckvoller zu machen. Wählt man beim Spielen einen Tone an, so kann die Schichtung mit Hilfe der kleinen Schieberegler gemixt werden. Bei den ersten beiden der folgenden Klangbeispiele habe ich das gemacht, sodass die einzelnen Layer hörbar werden.

Audio Samples
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Hex Layer: Midnight Sun Hex Layer: Herbies Roadz Hex Layer: Flange Bass Hex Layer: Synth Bass Mix

Rhythms

Wie jedes Arranger Keyboard besitzt das MZ-X500 viele Styles, von Casio “Rhythms” genannt. Das MZ-X500 wartet mit 330 Rhythms auf, beim kleinen Bruder MZ-X300 sind es 280. Jeder Rhythm besteht aus bis zu acht Instrumenten-Parts (Drums, Percussion, Bass und Akkord 1 bis 5) sowie 12 Begleitungsmustern (Intro 1 und 2, Variation 1 – 4, Fill 1 – 4 sowie Ending 1 und 2 ). Bei den folgenden Audio-Beispielen habe ich jeweils die mittels der ONE TOUCH-Funktion vorgeschlagenen Tones gespielt.

Audio Samples
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90s Pop Rock Bossa Nova 1 Disco Funk Modern Ballad Mid Big Band Rap Ru0026B Trance

Ich war beim Anspielen der Rhythms nicht gerade begeistert, hier kann Casio im Vergleich zur Konkurrenz nicht wirklich überzeugen. Die meisten Rhythms klingen recht statisch und sind nicht sonderlich einfallsreich programmiert. Im Vergleich wirken die Styles der Konkurrenzmodelle von Yamaha und Korg wesentlich lebendiger und musikalischer. Die Taste “Break” erzeugt beim MZ-X500 übrigens einfach einen Takt absoluter Stille, wie im Audiobeispiel “ModernBallad” deutlich zu hören. Das ist symptomatisch für die etwas lieblose und wenig inspirierende Programmierung des Arrangers.
Allerdings lassen sich Rhythmen bearbeiten, wodurch man noch einiges aus dem Arranger herausholen kann. Für die Editierung der Begleitspuren ist ein komfortabler Pattern-Sequenzer an Bord. Die vorhandenen Rhythms lassen sich recht schnell an den persönlichen Geschmack anpassen. So kann man beispielsweise aus einem unbefriedigenden Rock-Style in wenigen Schritten einen gut klingenden Electro-Rhythm basteln. Die guten Electro-Drums und Synth-Sounds machen’s möglich! Es gibt sogar die Möglichkeit, MIDI-Files zu importieren und als Elemente von User-Rhythmen zu verwenden. Mit ein bisschen Geschick und Geduld kann man sich auf diese Weise also eigene Begleit-Styles basteln.

Pads und Sampling

Es fällt auf, dass die 16 anschladynamischen Pads einen Großteil des Bedienfelds ausmachen. Das zeigt, dass diesem Bereich eine große Bedeutung im Gesamtkonzept des MZ-X500 zukommt. Die Möglichkeiten, diese Pads einzusetzen, sind ausgesprochen vielfältig: Man kann sie mit Samples, MIDI-Phrasen und/oder Akkord-Informationen für den Arranger belegen. Es sind auch Kombinationen dieser drei Funktionen möglich. Samples können über den LINE IN – bzw. MIC IN – Eingang in das Instrument gespielt werden und werden auf User-Speicherplätzen abgelegt. Bei der Sampling-Zeit unterscheidet das Keyboard zwischen langen Samples von maximal neun Sekunden Länge (hiervon lassen sich intern vier speichern) und bis zu 32 kurzen Samples von je drei Sekunden Länge. Damit ist die Sampling-Kapazität überschaubar, reicht aber für das Experimentieren mit ein paar Loops und One-Shot-Samples aus. Bei Bedarf lassen sich aufgenommene Samples und Pad-Settings auf einem USB-Stick sichern und von dort wieder laden (jedoch nicht direkt vom USB-Stick abspielen).
Größter Schwachpunkt der Sampling-Funktion ist aber, dass man leider keine Samples im WAV-Format einladen kann. Es funktioniert nur der Weg über den analogen Line-In-Eingang, es muß also immer “von Hand” gesampelt werden. Die Samples können einfach abgespielt oder geloopt werden, wobei viele Parameter zur Steuerung dieser Funktion zur Verfügung stehen. Im folgenden Beispiel habe ich mit einem kleinen Headset-Mikrofon recht unkompliziert vier Sprachsamples aufgenommen und auf verschiedene Pads gelegt. Man könnte die Samples synchron zum Arranger einstarten, ich habe sie manuell “eingeflogen”.

Audio Samples
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Pad mit Samples

Die CHORD-Funktion ist praktisch für Anwender, die Musik machen möchten, ohne über das harmonische Grundwissen zu verfügen. Bei entsprechender Einstellung kann man die Akkordwechsel des Arrangers über die 16 Pads steuern. Auch komplette Akkordfolgen können auf ein Pad gelegt werden. Es gibt einen großen Fundus an Werks-Presets, es kann aber auch frei programmiert werden. In Kombination mit der Möglichkeit, Melodie-Phrasen auf die Pads zu legen, die dann von den gewählten Live-Parts abgespielt werden, sind der Fantasie hier keine Grenzen gesetzt. Eine solch flexible Pattern-orientierte Möglichkeit der Komposition oder Live-Performance sucht man bei anderen Arranger-Workstations bislang vergebens. Ein Vergleich mit Ableton Live ist naheliegend – natürlich bietet die DAW insgesamt viel mehr Funktionen, aber das Prinzip ist vergleichbar.
Dem Testgerät war ein USB-Stick beigelegt, der ein Installations-Pack enthielt, das man problemlos in den internen Speicher überspielen konnte. Ich vermute, dass dieser Stick jedem Neugerät beiliegt und die Möglichkeiten veranschaulichen soll, die im Keyboard stecken. Dabei wird deutlich, dass die Stärken des MZ-X500 vor allem im Bereich Electro-Beats und Synthesizer-Sounds liegen. Programmiert wurden die Registrierungen vom Keyboarder Ralph Maten, der für Casio tätig ist. Bei den folgenden Beispielen wurden drei verschiedene Kompletteinstellungen angewählt und jeweils durch spontanes Benutzen der Pads, des Arrangers und der Tastatur improvisiert.

Audio Samples
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Maten 1 Maten 2 Maten 3

Registrierungen und Music Presets

Im Registrierungsspeicher können Komplett-Setups (Klangfarben, Rhythm, Pads usw.) gespeichert und bei Bedarf wieder abgerufen werden. Intern stehen 12 Bänke mit jeweils acht Registrierungen, also insgesamt 96 Speicherplätze zur Verfügung. Auch hier kann der Speicherinhalt bei Bedarf auf einem USB-Stick archiviert werden. Sehr wertvoll für den Live-Betrieb ist die Möglichkeit, eine vorher programmierte sogenannte Registrierungs-Abfolge per Fußpedal nacheinander umzuschalten. Das ist praktisch, wenn man die Hände beim Spielen auf der Klaviatur lassen muss und nicht über die Taster umschalten kann.
Ähnlich der Music Finder Datenbank bei Yamaha gibt es beim MZ-X500 eine Funktion namens MUSIC PRESET, mit der Einstellungen für Klangfarbe, Style und sogar Akkordfolge optimiert auf bestimmte Genres und Songs gespeichert werden können. Einige Music Presets sind bereits werksseitig vorprogrammiert, bis zu 100 User-Presets kann man sebst erstellen.

MIDI- und Audio-Recorder

Der recht üppig ausgestattete MIDI-Recorder des MZ-X500 kann bis zu 100 Songs zu je 17 Spuren verwalten und bietet damit genügend Kapazität für umfangreiche Aufnahme- und Produktions-Sessions. Audio-Aufnahmen lassen sich direkt auf einem USB-Stick durchführen, hier liegt die maximale Kapazität bei 100 Dateien bis zu einer Länge von je 90 Minuten (je nach Kapazität des USB-Sticks). Aufnahmen werden im WAV-Format mit 16 bit und 44,1 kHz gemacht. Alle Hörbeispiele in diesem Test wurden auf diese Weise aufgenommen.

Fazit

Was ist das Casio MZ-X500 eigentlich? Natürlich zunächst ein Arranger Keyboard, aber die Stärken des Instruments liegen eher nicht im konventionellen Entertainment-Bereich. Einen Walzer oder Schlager wird man besser mit einem Keyboard der Konkurrenz begleiten, das steht fest. Die werksseitigen Standard-Styles des MZ-X500 klingen im Vergleich einfach zu statisch und auch klanglich hat Casio in dieser Klasse vor allem bei den Naturinstrumenten noch ein bisschen Nachholbedarf, trotz Lichtblicken wie den vielschichtigen Hex-Layer Tones. Interessant ist aber, wie Casio mit den Keyboards der MZ-X Serie den Begriff eines Arranger Keyboards erweitert und die heutigen Methoden der Musikproduktion integriert. Über die anschlagdynamischen Pads kann man mit Patterns, Clips und Loops arbeiten, hinzu kommt eine Sampling-Funktion (die aber leider keine Samples direkt importieren kann). Das Gute am Konzept des MZ-X500 sind vor allem die flexibel einsetzbaren Pads in Verbindung mit einem Arranger, der tiefgreifend editiert werden kann. Wer elektronisch klingende Beats mit fetten Synth-Bässen und sphärischen Synthesizer-Flächen mag und dazu eigene Samples in die Performance einbauen will, der kommt hier schnell zum Ziel und könnte Gefallen am MZ-X500 finden. Mit dem Keyboard kann looporientierte moderne Musik relativ einfach auf semiprofessionellem Niveau umgesetzt werden. Wer eher ein klassisches Arranger Keyboard mit einem Schwerpunkt auf gut klingenden Naturinstrumenten und authentischen Styles vieler Stilrichtungen sucht, wird mit einem der Konkurrenten wahrscheinlich glücklicher.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • gute Synthesizer-Sounds
  • flexibel einsetzbare Pads
  • sehr gute Hex-Layer-Tones
  • Sampling
  • sehr umfangreiche Editiermöglichkeiten
Contra
  • Einzel-Tones von mäßiger Qualität
  • schwammige Tastatur
  • Sound des Arrangers kann in dieser Klasse nicht mithalten
  • kein Import von Samples
Artikelbild
Casio MZ-X500 Test
Für 719,00€ bei
Mit dem MZ-X500 startet Casio eine neue Offensive in der Mittelklasse.
128-stimmige Tonerzeugung
  • 61 Tasten, anschlagdynamisch
  • 1100 Sounds
  • 330 Styles
  • Split- und Layer-Funktionen
  • Metronom
  • interner MIDI- und Audiorecorder
  • 5,3″ LCD-Touchdisplay, farbig
  • 16 anschlagsdynamische Pads für Samples und Phrasen
  • Anschlüsse: Kopfhörer-Anschluss, Line Out (R/L Klinke), Line In (R/L Klinke), Mic In (Klinke), Aux In (Stereo Miniklinke), zwei Pedal-Anschlüsse, MIDI In und Out, USB to Host, USB to Device
  • 2x20W Lautsprechersystem
  • Abmessungen: 950 (B) x 400 (T) x 151 (H) mm
  • Gewicht: 7,6kg
  • mitgeliefertes Zubehör: Notenständer, Netzteil
PREIS
  • Verkaufspreis incl. MwSt.: 999,00€
Kommentieren
Profilbild von Christiane Held

Christiane Held sagt:

#1 - 29.06.2016 um 17:38 Uhr

0

Vielleicht sollte man noch erwähnen das Yamaha Styles importiert werden können
und erstaunlich gut klingen.
Im Juli gibt es ein Update. Dann können Samples geladen und auch der Tastatur
zugewiesen werden. Dazu gibt es Software.
Dann kann sich jeder seine "Lieblingstrompete" selber samplen
Das das Piano dünn klingt kann ich so nicht bestätigen, ganz im Gegenteil.
Ich habe im Moment das MZ-X 500 und Das Korg PA-900 und da klingt
das Casio Piano wesentlich voller und runder.Gruß

    Profilbild von andi

    andi sagt:

    #1.1 - 24.07.2016 um 22:27 Uhr

    0

    Das angekündigte Firmware Update ist noch nicht erschienen. Die Möglichkeit des Imports von Yamaha Styles wird in den User Manuals nicht erwähnt. Ich habe ein japanisches Youtube Video gefunden, in dem tatsächlich gezeigt wird, wie es funktioniert. Ich habe das hier einmal mit 3 Styles aus dem Tyros 5 ausprobiert. Wie man hören kann, klingen die Styles im Casio nur mäßig. Yamaha benutzt in den Styles viele spezielle Mega-Voices, die nicht einfach ersetzt werden können.https://soundcloud.com/user...

    Antwort auf #1 von Christiane Held

    Antworten Melden Empfehlen
    +1
Profilbild von Linux Tuxfriend

Linux Tuxfriend sagt:

#2 - 25.12.2016 um 12:30 Uhr

0

Ich finde, man sollte den Test aktualisieren, da nun schon Firmware 1.40 mit zahlreichen Verbesserungen verfügbar ist.

Profilbild von editor

editor sagt:

#3 - 02.10.2018 um 05:05 Uhr

0

Besser man testet selber!

Profilbild von Jusuf

Jusuf sagt:

#4 - 09.02.2019 um 20:40 Uhr

0

Finde den Test nicht gut, das Gerät ist spitze!

Profilbild von Kevin

Kevin sagt:

#5 - 15.02.2019 um 23:02 Uhr

1

Hallo
Wie kann ich das Keyboard auf Deutsch umstellen?
Lg

Profilbild von Andreas

Andreas sagt:

#6 - 08.05.2024 um 17:00 Uhr

0

Es ist nun 2024 und das Casio leider nicht mehr erhältlich. Ich habe eines der letzten in 2020 abgegriffen und finde es hat unheimlich viele Möglichkeiten und meist sehr gute Sounds. Kkavier E-Piano und Orgel sind hervorragend. Orchester und Naturinstrumente sind eher meh., aber einem Aleinunterhalter Keyboard angemessen. Diese Leute spielen nunmal eh eher Schlagerkäse von Goldlöckchen H.F. Ansonsten erinnert es mich von den Möglichkeiten an meine Fantom G Workstation mit Arranger statt Studio Mode. Der einzige wirkliche Kritikpunkt ist die Tastatur, welche auf Dauer keine Freude aufkommen lässt, aber mit etwas Geschick kann man einen dickeren Streifen Dämmstoff einlegen und das aufkommende Klappern eleminieren. Wer das Teil gebraucht unter 600 Euro findet hat ein Schnäpchen gemacht. Updates und Software kann man mit Google immer noch bei Casio im Archiv finden. Schade das CASIO das Bedienkonzept nun wieder wie die Konkurenz mit billigen Displays von 1990 eingeschrumpft hat. Das MZ-X500 ist nun schon wieder Zukunft statt Vergangenheit.

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