Boss Nextone Stage Test

Boss Nextone Stage heißt ein Combo aus der neuen Nextone-Gitarrenverstärkerserie des japanischen Traditionsherstellers, der aus zwei Verstärkern besteht, wobei der zweite unter der Bezeichnung Artist geführt wird. Der Nextone Stage kommt mit 40 Watt Leistung und basiert auf der Tube Logic Technologie, die bereits beim Roland Blues Cube Amp zum Einsatz kommt.

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Laut Beschreibung wartet der Amp mit allerhand interessanten Features auf, neben jeder Menge Eingriffsmöglichkeiten auch mit vier unterschiedlichen Ausgangsstufen, die sich auf die Emulation der Röhrenvarianten 6V6, 6L6, EL84 und EL34 stützen.

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Details

Amp:

Der Comboverstärker macht auf den ersten Blick einen sehr geradlinigen, klassischen Eindruck. Das mit robustem, schwarzem Tolex bezogene 92 x 248 x 427 mm große Gehäuse bringt 13,4 kg auf die Waage und lässt sich dank eines Kunststoffgriffs auf der Oberseite komfortabel transportieren. Einmal abgestellt, ruht es auf vier dicken Gummifüßen, die dem Verstärker einen sicheren Stand verleihen.
Der eingebaute 1×12″ Speaker wird von einer silber-schwarzen Bespannung (Grillcloth) verdeckt, die sich sehr gut in das optische Erscheinungsbild einfügt. Der Verstärker ist in der Lage, 40 Watt an die Umwelt abzugeben. Wem das nicht reicht, kann zum größeren Bruder des Stage greifen, dem Artist mit 80 Watt.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Boss Nextone Stage Combo emuliert in seiner Endstufe vier unterschiedliche Röhrenformate.

Zentrum der Tonerzeugung ist die von Roland/Boss entwickelte Tube Logic Technologie, die auf der Schaltung eines klassischen Röhrenamps basiert. Das dynamische Zusammenspiel zwischen Stromversorgung und Röhren und die Reproduktion der schaltungsspezifischen Abläufe in den entsprechenden Original-Vorbildern spielen eine entscheidende Rolle, auf die der Hersteller im speziellen eingegangen ist und die er mit dem “Tube Logic Design” realisiert hat.

Die Rückseite des Stage beherbergt eine ganze Reihe Anschlussmöglichkeiten. Ganz links befindet sich die Buchse zum Anschluss des mitgelieferten Kaltgerätesteckers. Lüftungsschlitze sorgen für Frischluft im Inneren, weiter rechts wartet ein Effekteinschleifweg, bestehend aus einer Send- und einer Return-Buchse. Die Phones/Rec-Out-Buchse liefert, wie der Name vermuten lässt, ein frequenzkorrigiertes Signal, um auch über einen Kopfhörer spielen zu können. Dieses Signal kann auch für Aufnahmezwecke verwendet werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Gehäuse des Combos ist hinten offen und gibt den Blick frei auf den Speaker.

Sobald die Buchse belegt ist, wird der eingebaute Speaker stummgeschaltet. Eine Line-Out-Buchse darf ebensowenig fehlen wie die Lautsprecher-Anschlüsse. In diesem Fall sind es genau drei, die von unten zugänglich sind, zwei 16Ω (A und B) und eine 8Ω-Buchse. Ab Werk ist der interne Speaker mit der 8Ω-Buchse verbunden. Ist diese verkabelt, sind die beiden 16Ω (A/B)-Buchsen stummgeschaltet. Wird eine externe Lautsprecherbox verwendet, muss demzufolge der Stecker aus der 8Ω-Buchse gezogen werden. Soll die 8Ω-Buchse zum Einsatz kommen, muss die Impedanz der Box gleich oder höher als 8Ω sein, bei den 16Ω (A/B)-Buchsen entsprechend 16Ω oder höher. Der Verstärker stellt auch zwei Anschlüsse für Fußschalter bereit, mit denen zwischen den beiden Kanälen geschaltet und der Boost aktiviert wird, auf den ich gleich noch zu sprechen komme. Über die zweite Buchse werden die Delay-Effekte ein- und ausgeschaltet.

Und last, but not least gibt es einen USB-Anschluss, der die Verbindung zu einem Computer herstellt, wo der Amp in einer DAW als Soundkarte erkannt wird. Dazu muss lediglich ein Treiber von der Herstellerwebsite geladen werden, der PC- wie Mac-User versorgt.

Schauen wir uns nun die Oberseite einmal etwas genauer an.
Ganz links ist die Eingangsbuchse zu finden, direkt darüber ein Taster, mit dem zwischen den beiden Kanälen des Amps geschaltet wird, Clean und Lead. Dieser Taster ist ab Werk mit einer weiteren Funktion versehen, denn drückt man ihn länger als zwei Sekunden, aktiviert er einen Tremolo-Effekt. Rechts daneben wartet der Boost- und direkt darunter der Tone-Taster, der im cleanen Kanal die mittleren und hohen Frequenzen betonen soll. Im Lead-Kanal soll eine höhere Klangdichte erzeugt werden. Ich bin schon gespannt, wie sich das im Klang äußert, dazu aber später mehr im Praxisteil.
Der Clean-Kanal besteht lediglich aus einem Volume-Regler, der Lead-Kanal besitzt zudem noch ein Gain-Poti. Beide greifen auf die Dreiband-Klangregelung zu, die aus Bass, Middle und Treble besteht.
Weiter geht es mit der Effekt-Sektion, die ein Delay, ein Reverb und ein Tremolo bereitstellt. Das Delay lässt sich ein- bzw. ausschalten und verfügt über einen TAP-Taster, mit dem sich das Tempo der Wiederholungen einstellen lässt. Die mit Reverb und Delay beschrifteten Potis bestimmen die Lautstärke des jeweiligen Effektes. Das eingangs erwähnte Tremolo wird mit dem Delay-Regler feinjustiert. Weiter rechts befinden sich Presence- und Master-Regler.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Boss Nextone ist als Toploader ausgelegt, die Bedienelemente sind von oben zugänglich.

Spannend wird es in der folgenden Sektion, denn der Nextone Stage ermöglicht ein Anwählen von vier unterschiedlichen Ausgangsstufen. Zur Auswahl stehen:

  • 6V6 – Der Sound eines amerikanischen Verstärkers, der bereits bei geringen Lautstärken leicht übersteuert bzw. verzerrt und einen “Crisp”-Sound erzeugt.
  • 6L6 – Der Sound eines amerikanischen Verstärkers für Cleansounds mit einer besonderen Betonung der Mittenfrequenzen. Dieser Sound wird auch in High-Gain-Stack-Verstärkern verwendet.
  • EL84 – Overdrive-Sound mit vielen Obertönen. Eine typisch britische Amp-Emulation mit einer leichten Übersteuerung bei geringer Ausgangslautstärke.
  • EL34 – Warmer und dichter Sound mit einer leichten Verzerrung. Das Erhöhen des Gain-Pegels erzeugt den Sound einen Brit-Amps, der sich im Klangbild sehr gut durchsetzt. Dieser Sound wird häufig in Stack-Verstärkern verwendet.

Das sagt zumindest die Bedienungsanleitung. Auch hier bin ich schon sehr gespannt, wie es in der Praxis aussieht.
Fehlt eigentlich nur noch der mit Power Control beschriftete 4-Wege-Schalter, der ein Umschalten des Ausgangspegels des Verstärkers erlaubt. In der Stellung Standby wird der Sound stummgeschaltet, ohne dass der Verstärker ausgeschaltet werden muss. Außerdem zur Auswahl stehen 0,5 Watt, Half und Max.

Nextone Editor Software

Wird der Verstärker mit einem Rechner via USB verbunden, erweitern sich die Regelmöglichkeiten durch die Nextone-Editor-Software, die von der Herstellerwebsite geladen werden kann.

Boss Nextone Preamp Sektion
Boss Nextone Preamp Sektion

In der Preamp-Sektion lässt sich beispielsweise der Boost mit vier unterschiedlichen Optionen belegen. Dazu gehören Clean Boost, Mid Boost, Treble Boost und Comp. Oder der Dreiband-EQ, der mit American oder British belegt werden kann. Aber auch die Positionierung des EQs lässt sich bestimmen, er kann vor oder hinter dem Preamp positioniert werden. In der Power-Amp-Sektion werden die jeweils angewählten Endstufen feinjustiert.

Boss Nextone PowerAmp Sektion
Boss Nextone PowerAmp Sektion

Die Effects-Sektion zeigt sich recht einstellfreudig, hier darf aus verschiedenen Reverb-und Delay-Effekten gewählt und diese dann feinjustiert werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Boss Nextone Effects 1

Weitere Einstellmöglichkeiten sind unter anderem das Justieren des Send- und Return-Levels, die globale EQ-Einstellung, das Festlegen des Eingangspegels und einiges mehr.
Allerdings sollen im folgenden Praxisteil natürlich nicht die Software, sondern der Verstärker im Mittelpunkt stehen.

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Profilbild von Joerg Schlenger

Joerg Schlenger sagt:

#1 - 29.01.2019 um 17:50 Uhr

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Ich glaube nicht, dass sich die Qualität und das volle Potential des Nextone jemandem erschließt, der den Amp im Laden "einmal anspielt". Erst bei intensiver Beschäftigung mit der Software wird gänzlich hör- und fühlbar, was in dem Amp steckt. Im Artikel bleibt unerwähnt, dass BOSS 12 Presets im Editor erstellt hat, die die tonale Bandbreite der 4 Röhren-Endstufen-Emulationen (nebst differenzierten Bias- und Sag-Einstellungen) veranschaulichen. Dazu empfiehlt das Manual sogar spezifische Einstellungen der EQ-Regler sowie Gain, Volume und Master. Wer das umsetzt, kommt schnell in den Genuss weitreichender tonaler Differenzierungen, die sich mit einem BOSS Katana so nicht erreichen lassen. Ich besitze beide Amps. Im Vergleich zum Katana fällt erst einmal negativ auf, dass sich nur ein Preset (mit zwei Kanälen) am Amp selber speichern läßt. Deshalb sind auch die Funktionen des GA-FC (Zubehör) hier deutlich eingeschränkter. Tonal jedoch weiß der Nextone im Spektrum von Clean und Crunch/Classic Rock besser zu gefallen. Ich habe den Serien-Speaker gegen einen Jensen C10"R (mit Adapter) getauscht, um clean (und bei Zimmerlautstärke) klanglich näher an einen Fender Princeton zu kommen. Für die rockigeren Klänge schließe ich alternativ eine 1x12" Celestion V 30 bestückte Box an.

Profilbild von Skinner

Skinner sagt:

#2 - 17.05.2023 um 07:01 Uhr

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Ein Boost macht für mich nur vor einem Röhrenamp Sinn. Bei einem Solid State nehme ich einen EQ, denn ich aber auch sonst präferiere. Im Test fand ich mal ganz gut, dass immer die gleichen Soundbeispiele genutzt wurden. Trotzdem nervt mich auch hier der Einsatz von Hall und Echo darin. Hall solo wurde gar nicht getestet. Der Amp ist für mich nicht Stage, denn er lässt sich komplett am Gerät einstellen und leidet unter Mehrfachbelegung von Tasten. Einen Tuner gibt es auch nicht. Fußschalter ist nicht im Preis inbegriffen. Ich finde es schon ein Übel von nicht wenigen Herstellern, die meisten Funktionen nur über eine App und noch zu erwerbenden Computer zu ermöglichen. Da der Amp kein Blue Tooth hat braucht man noch mal 10m USB Kabel über die Bühne. Wer will das!? Nur zwei Effekt ist ziemlich mauh. Das Tremelo klingt ziemlich unterirdisch. Ich finde der Fender Mustang GTX 100 hat da sehr viel mehr zu bieten, wie ein Farbdisplay mit einer Vielzahl von gut klingenden Effekten die kinderleicht und schnell zu editieren sind. Fußschalter und Looper inklusive. Alles am Gerät ist ohne Software bedienbar und sieht chic aus. Warum der Kopfhöreranschluss am Boss auf der Rückseite ist, ist nicht nachvollziehbar und dämlich. Echt, wer denkt sich so einen Schwachsinn aus? Ist hier niemanden aufgefallen. Die Unterschiede zu den vier angeblich Röhrentypen sind für mich kaum spürbar und wohl mehr Voodoo bzw. meßtechnischer Natur. Insgesamt bekommt man beim Fender sehr viel mehr an Sound, Effekten, Vielseitigkeit, Optik, Bedienungsfreundlichkeit, Ausgangsleistung für das gleiche Geld (denn Fußschalter muss man beim Boss noch dazukaufen und wenn man keinen Laptop hat, wirds richtig teuer) geboten. Btw. Der Katana hat für mich von Sound und Dynamic aber sehr viel mehr zu bieten. Der Nextone kommt da gar nicht aus dem Quark für mein Geschmack.

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