5 Tipps zum Aufnehmen einer Snare

Snare-Drum abnehmen mit einem oder mit zwei Mikros: Hier bekommt ihr Tipps zum Aufnehmen einer Snare im Proberaum, im Homerecording-Studio oder für das Mikrofonieren der Snare beim Live-Gig.

RecodingTipps_Snaredrum_03

Schließlich ist ein guter Snare-Sound wichtig für den gesamten Mix – und mit unseren Ratschlägen einfach und schnell erreicht.      

Tipp 1: Richtiges Top-Mikrofon für die Snare auswählen

Das Top-Mikrofon nimmt die Snare von der Schlagfellseite aus auf. Welches Mikrofon nimmt man? Nun, meist werden dynamische Mikrofone eingesetzt, da die meisten einen hohen Schalldruck verkraften und auch mal einen Drumstick abbekommen dürfen. Und meist sind es Nieren- oder Super-/Hypernierenmikrofone. Absolute Klassiker der Snaredrum-Abnahme sind das Shure SM57 oder das Sennheiser MD 421. Auch das Shure SM7B, das Electro-Voice RE-20 oder das Beyerdynamic M 88 kommen in Frage. Doch auch unter 100 Euro findet ihr passende Mikrofone. Oder ihr probiert einfach das (Live-)Gesangsmikrofon eures Sängers – das geht meist auch sehr gut.

Die Wahl des Mikrofons, besonders aber seine Position bestimmen den Sound der Snare bei der Aufnahme.
Die Wahl des Mikrofons, besonders aber seine Position bestimmen den Sound der Snare bei der Aufnahme.

Tipp 2: Position des Snaremikrofons variieren

Als Faustregel für die Positionierung gilt: Geringer Abstand und steiler Winkel zum Snarefell bedeuten viel Attack, größerer Abstand und flacherer Winkel bringen einen weicheren Sound mit mehr „Körper“. Versucht zunächst einen Abstand von 5 cm zum Fell, eine Neigung von 45° und lasst das Mikrofon auf einen Bereich 1-2 cm vom Spannreifen der Snaredrum entfernt zeigen. Von dort ausgehend könnt ihr variieren. Und egal wie gut die gefundene Position es klingt: Der Trommler muss sich uneingeschränkt bewegen können! Oft ist zwischen hoher Tom und Hi-Hat genug Platz.  

Tipp 3: „Bottom“-Mikrofon unter der Snare verwenden

Um den charakteristischen Schnarr-Sound als einzelnes Signal zu erhalten, solltet ihr ein zweites Mikrofon unten am Snare-Teppich aufstellen – das sogenannte „Bottom“-Mikrofon. Hier verwendet man in der Regel Großmembran-Kondensatormikrofone, besonders solche mit umschaltbarer Richtcharakteristik. Diese Mikrofone sind sehr teuer, deshalb tut es manchmal auch ein dynamisches Mikrofon. Ihr habt ein Kleinmembran-Kondensatormikro? Das kann auch gut klingen, probiert es aus!

Die Resonanzfellseite der Snare klingt deutlich anders als die Schlagfellseite.
Die Resonanzfellseite der Snare klingt deutlich anders als die Schlagfellseite.

Der Abstand des Mikros zum Snare-Teppich sollte zunächst ca. 10-15 cm betragen, oft wird ein steilerer Winkel verwendet als beim Schlagfell. Auf der Bühne wird oft auf ein zweites Mikro verzichtet und nur mit einem Top-Mikro gearbeitet.  

Tipp 4: Übersprechen anderer Instrumente auf das Snare-Signal verringern

Besitzt euer Snare-Bottom-Mikrofon eine umschaltbare Richtcharakteristik, dann stellt diese ruhig auf „Acht“. Die Achter-Charakteristik bietet sich deswegen an, weil das Mikrofon damit seitlich unempfindlich ist und somit die Bass-Drum, die sich ja in direkter Nachbarschaft befindet, größtmöglich ausblendet. Arbeitet ihr mit einem nicht umschaltbaren Mikrofon, dreht das Mikro einfach etwas von der Bassdrum weg. Und ganz generell: Mikrofoniert die Unterseite der Snare möglichst in der Nähe des Drumhockers, nicht  der Bass-Drum. Das Top-Mikrofon sollte von der Tom und der Hi-Hat weg zeigen, was leider in der Praxis oft nicht gut möglich ist. 

Tipp 5: Bei Snare-Abnahme Filter und Pad aktivieren  

An der der Snaredrum entstehet je nach Spielweise und Instrument ein sehr hoher Schalldruck. Besonders Kondensatormikrofone auf der Unterseite können dann schnell zerren. Mit „Pad“, das ist eine Vordämpfung, lassen sich einige Mikros weniger empfindlich einstellen. Probiert es Schritt für Schritt, wenn das Kondensatormikro verschiedene Pad-Stufen bietet. Also erst -10 dB Dämpfung, dann -20 dB. 

Vor allem beim Bottom-Mikrofon gerne genutzt: Vordämpfung (hier sind es 12 dB) und Hochpassfilter (im Bild auf eine Grenzfrequenz von 80 Hz eingestellt).
Vor allem beim Bottom-Mikrofon gerne genutzt: Vordämpfung (hier sind es 12 dB) und Hochpassfilter (im Bild auf eine Grenzfrequenz von 80 Hz eingestellt).

Vor allem um die Bassdrum aus dem Signalweg zu bekommen, hilft auch das Aktivieren des Hochpassfilters („HPF“, auch „Tiefensperre“ oder „Low Cut“). Euer Mikrofon hat so etwas nicht? Na, dann sucht mal an eurem Mikrofon-Vorverstärker, da findet ihr so etwas auch oft. In der Regel kann man bei variabel einstellbaren Filtern die Frequenz recht hoch ansetzen. Zwar raubt man auch dem Snare-Signal damit Energie, aber beim Bottom-Mikrofon ist das meist sogar ganz praktisch, denn man will ja sowieso den höheren Snare-Sound einfangen.    
Experten-Tipp Signalinvertierung: Nun gibt es eine weitere Besonderheit: Da bei Doppelmikrofonierung die beiden Snare-Mikros in genau entgegengesetzte Richtungen „zeigen“, können sich Signalanteile teilweise auslöschen: Mischt man sie zusammen, können „Löcher“ entstehen, wodurch die Snare dünn, blechern oder „löchrig“ klingen kann. Probiert also in jedem Fall aus, wie es klingt, wenn ihr bei dem unteren Mikrofon die Phase invertiert. Dies lässt sich entweder am Mischpult/Preamp oder mit der Recording-Software erledigen und nennt sich meist „Inv“, „Pha“ oder „180“.

Bei der Snare-Abnahme gilt natürlich das Gleiche wie bei der Aufnahme der Bassdrum: Experimentieren ist gewünscht und sinnvoll – wenn die Zeit dafür da ist. Tauscht Mikros und Preamps, ändert Positionen, versucht verrückte Sachen. Alles ist erlaubt, manchmal sind es die ungewöhnlichen Snare-Sounds, die einem ganzen Album einen gewissen Reiz geben!
Viel Spaß beim Probieren!

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Profilbild von Tamaman

Tamaman sagt:

#1 - 15.05.2015 um 17:10 Uhr

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coole info für die anfänger. aber zwei fragen was sind das für mikes auf dem bild oben umd was ist das für ein geil aussehendes sonor drumkit.

Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

Nick (Redaktion Recording) sagt:

#2 - 15.05.2015 um 18:08 Uhr

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Hallo Tamaman,dankeschön.Die Mikrofone sind beide dynamische Vintage-Mikros. Oben ist ein AKG D19. D19c, D19s und D20 (alle sehr ähnlich) wurden u.a. bei Beatles-Aufnahmen in der Abbey Road eingesetzt, für Drums, Klavier und viele andere Aufgaben. Das untere Mikro ist eigentlich ein Sprecher-/Durchsagemikrofon: Beyerdynamic MC640N – spitze auch für Gitarrenlautsprecher und absolut winzig. Beide Mikros haben aber die alten Kleintuchel-Anschlüsse.Das Drumset ist kein Sonor, das Sonorzeichen kommt von dem Snare-Stativ. Auf dem steht eine Gretsch Reknown Maple. Mit "geil aussehend" meinst Du sicher das Shellset. Ich bin völlig Deiner Meinung: Das ist ein 1997er Premier Genista (dünne Birke) in Türkis. Das schönste Finish der Welt und die schönsten Böckchen der Welt. :-) Sowohl die Mikros als auch das Drumset kann man in diesem Test hier bewundern: http://www.bonedo.de/artike...Beste Grüße,
Nick

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