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Dreadbox White Line Module Test

Praxis

Das komplette System aus den White Line Modulen und dem Case ist mehr als die Summe seiner Einzelteile. Man bekommt hier ein gut durchdachtes System, das alle wichtigen Standardfunktionen eines modularen Synthesizers beinhaltet. Die Module sind mit die preiswertesten am Markt. Das ist einerseits erfreulich, weil gerade Einsteiger hier viel für ihr Geld bekommen. Andererseits spiegelt sich der günstige Preis zum Teil leider auch in der Soundqualität, dem Funktionsumfang und der Verarbeitung wieder. Wo einige Module durchaus vernünftig klingen, wie z.B. der Oszillator, der Phaser und Drive, und mit anderen preiswerten Modulen mithalten können, verhalten sich andere eher seltsam. Das Filter verringert stark den Pegel des Eingangssignals, auch bei voll aufgedrehtem Cutoff und zugedrehter Resonanz, und das Reflector-Modul erzeugt ziemlich laute und unmusikalische Störgeräusche. Klassische subtraktive Patches klingen dementsprechend eher mittelmäßig. Da das System aber viele Funktionen und Effekte bietet, lädt es eher dazu ein, es für experimentelle Patches zu verwenden. Da fängt es auch an Spaß zu machen und kann klanglich oft positiv überraschen. 

Audio Samples
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klassischer subtraktiver Patch mit Sägezahn klassischer subtraktiver Patch mit Rechteck und Pulsweitenmodulation klassischer subtraktiver Patch mit Dreieck und Clock Divider für Sub klassischer subtraktiver Patch mit Rechteck und Echo als Effekt experimenteller Patch mit Filter als Klangquelle (ohne Oscillator) experimenteller Patch mit Oscillator experimenteller Patch mit Phaser als Klangquelle (ohne Oscillator und Filter)

Die Module sind vom Funktionsumfang her eher einfach gehalten und CV-Eingänge haben in der Regel keine Abschwächer. Dafür bekommt man eine Anzahl an Abschwächern als kleine Module und fest im Case verbaut. Damit geht die Rechnung schon auf, nimmt aber mehr Platz ein und erfordert das Case, welches aber nicht in der gleichen Preiskategorie liegt wie die Module.
Das Layout der einzelnen Module scheint eher von grafischen und ästhetischen Aspekten geleitet, als auf Benutzbarkeit zu achten. So sind zum Teil halbe Frontplatten leer, während die andere Hälfte mit Reglern oder Buchsen vollgestopft ist. Das 3HE ‚Mixer‘ Modul hat z.B. genau das gleiche Layout wie der ‚Mixer B‘ aus der 1HE Reihe. Da die Module sich in der Regel aber auf wenige Funktionen konzentrieren und dafür nicht so viele Buchsen und Regler benötigen, bleibt das System insgesamt doch gut spiel- und bedienbar. Die grafischen Elemente und Beschriftungen sind aber leider nicht sonderlich intuitiv  – zum Beispiel ist oft nicht sofort ersichtlich, was Ein- oder Ausgang ist und man muss daher am Anfang öfter die sehr spartanisch gehaltenen Bedienungsanleitungen zu Rate ziehen.
Auch die Verarbeitung hinterlässt einen gemischten Eindruck. Alle Drehregler sind mit den Frontplatten verschraubt und auch alle anderen Schieberegler und Kippschalter sind fest und angenehm zu bedienen. Seltsam ist aber, dass nur beim Phaser vier Schrauben verwendet werden, um das Modul im Rack festzuschrauben. Nicht nur aus dem Grund, dass Random genauso breit ist, sondern in erster Linie, weil die Frontplatten aus Platinenmaterial hergestellt und nicht rigide genug für nur zwei Schrauben zur Befestigung sind. Schon ein 8TE Modul verbiegt sich ein bisschen, wenn man einen Stecker, der ganz rechts im Modul steckt, herauszieht. Bei den 10TE- und 12TE-Modulen ist das umso stärker der Fall. Das Case hingegen ist gut verarbeitet und liefert genug Strom für die Größe, wobei es mit knapp unter 500 Euro auch mit den eingebauten Tools nicht mehr in der gleichen Preiskategorie liegt wie die Module.

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