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DJ-Tech X10 Test

DJ-Tech X-10 ist ein analoger „Zweikanäler“ nach klassischem Vorbild. Dabei hat er es als solch ein Zweikanal-Mixer deutlich schwerer als noch in der letzten Dekade. Verband man den DJ in den 90ern und um die Jahrtausendwende grundsätzlich mit zwei Turntables oder CDJs, die einen Zwei- oder Dreikanal-Mixer flankieren, weht der Wind heute ein wenig anders. In einigen musikalischen Genres gehört der Clubmixer für Track- und Sample-Feuerwerke zur Grundausstattung, Protagonisten ziehen mit Soundkarten bewaffnet und MIDI-Controllern im Gepäck durch die Lande. Oftmals reicht ein All-in-One-Controller zur Beschallung der Lokalität schon aus, sei es Club, Kiezbar oder Hochzeitsveranstaltung. Mal abgesehen von der Scratch-Fraktion scheinen harte Zeiten für den klassischen Battlemixer anzubrechen. Doch vielleicht trügt dieser Schein.

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Das besondere Markenzeichen des analogen „Zweikanälers“ DJ-Tech: In seinem Inneren werkelt ein USB-Audio-Interface und er hat zwei zusätzliche USB-Schnittstellen an Bord, die als HUB für MIDI-Controller oder Sticks dienen können. Er verfügt über umfangreiche Kanal- und Crossfader-Kontrollen für Scratch-Artisten, einen Mikrofoneingang, separat regelbare Master- und Booth-Ausgänge sowie Faderstart-Optionen, was wiederum Mobile- und Working-DJs ansprechen dürfte. Ob sich der kleine Allrounder in der Praxis behaupten kann und das Zeug dazu hat, potenziellen Käufern 335 Euro UVP zu entlocken, muss er jedoch noch unter Beweis stellen.

DETAILS

Bevor es ans Eingemachte gehen kann, ist erst einmal Auspacken angesagt. Der überwiegend schwarz gehaltene Karton fördert eine gut gegen Transportschäden verpackte X10-Einheit, ein USB-Kabel und ein Stecker-Netzteil zutage. Ferner ist dem Mischpult eine verständliche, mehrsprachige (auch deutsche) Bedienungsanleitung und eine DJ-Software in Form von Deckadance LE beigelegt.

Lieferumfang_DJ-TECH_X10

Der Asiate misst 204 x 99 x 246 Millimeter bei einem Gewicht von 1,85 Kilogramm – ein bekanntes Format. Das Innenleben sitzt in einem schwarzen, sauber verarbeiteten und kompakten Metallchassis. Die Lackierung ist korrekt aufgetragen und erweist sich als kratzfest. An den Seiten der Faceplate sind Aussparungen zum Pult- oder Rack-Einbau ausgefräst, doch macht sich der Kandidat auch auf dem Tisch ganz gut. Vier Gummifüße an der Unterseite verhelfen zu einem sicheren Stand, sollte es im Eifer des Gefechtes mal gröber zur Sache gehen. Sämtliche Anschlussbuchsen sitzen fest im Gehäuse, die Potis besitzen Metallachsen. Sämtliche 45-Millimeter-Fader gleiten dem Verwendungszweck entsprechend leichtgängig, ohne dass sie ein sonderliches Spiel aufweisen. Kurz gesagt: Die Bedienelemente hinterlassen im ersten Trockenlauf einen durchaus passablen Eindruck. Nur die grob geriffelten Kunststoff-Potikappen und die Cue-Buttons sind nicht mein persönlicher Favorit.

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Vorderseite
Das vordere Anschlussfeld entpuppt sich als wahres Mekka für Deejays mit notorischem Kurven-Fummelzwang. Vier extragroße Drehregler dirigieren die Flankencharakteristika der Flachbahnregler. Für den Crossfader lassen sich beide Blendrichtungen separat zwischen Punch und Fade variieren, zudem ist ein Hamster-Switch nebst Status-Lämpchen für den Reverse-Betrieb verbaut. Den Kanälen A und B stehen ebenfalls getrennte Kurven-Potis zur Auswahl, sodass sich der Lautstärkenzuwachs in Abhängigkeit der Fader-Position für beide Busse auch asynchron einstellen ließe. Auch die Channelfader sind mit einer Reverse-Funktion bedacht, die auf der zugehörigen Seite mittels Tastendruck eingeschaltet wird. Bedeutet: Fader oben, Sound aus. Eine rote LED liefert hierzu ein optisches Feedback. Großes Kino in dieser Baugruppe, also.  
DJ-Tech verbaut Alpha-VCA-Fader, die einen entkoppelten Spannungsregler zur Steuerung der Kanallautstärke und des Crossfades verwenden. Der Überblendregler lässt sich austauschen, jedoch ist hierzu die Faceplate abzunehmen und demzufolge zuvor drei Fadercaps und sechs Schrauben. Dauert keine zwei Minuten und schon liegt der Bursche frei und kann im Falle eines Defektes ersetzt werden.

Maximal zwei Kopfhörer klinken sich am Frontpanel ins laufende Geschehen ein, wahlweise als 6,3 mm oder Miniklinke. Einen Pegelabfall im Betrieb mit zwei Einheiten konnte ich nicht feststellen. Das Kopfhörersignal ist klar ohne einen bestimmten Frequenzanteil überzubetonen. Der Ausgang verfügt über ausreichend Saft für kleinere Clubs, die mobile Diskothek oder die Kiezbar. Mikrofone kommen über eine etwas dünn umrandete XLR-Kombo-Buchse (ohne Haltefeder) ins Spiel.    
Hinten
Links sitzt die Aufnahme für das Stecker-Netzteil mit samt zugehörigem Einschaltknopf. Zwei Faderstart-Buchsen ermöglichen die Fernsteuerung kompatibler Geräte per Cross- oder Linefader. Jeder der beiden Mixerkanäle ist in der Lage, eine von zwei extern zugeführten Audioquellen in den Mix zu integrieren. Am hinteren Anschlussfeld befinden sich zu diesem Zweck jeweils ein Block mit Cinch-Anschlüssen für je einen CD-Spieler sowie eine Line-Quelle oder einen Plattenspieler via optional zuschaltbarem Phono-Vorverstärker. Eine Erdungsschraube steht an jedem Kanal gesondert zur Verfügung. Alternativ kann das Signal der DJ-Software über das interne Interface ausgegeben werden.  
In der oberen Mitte haben drei USB-Ports Platz gefunden. “To Computer” bezeichnet eine Typ-B-Schnittstelle zur Verbindung mit dem „Rechenknecht“. USB1 und USB2 sind vom Typus A und nehmen USB-Gerätschaft in Empfang. Dazu mehr im Praxisteil. Ausgangseitig stehen ein geklonter Master (symmetrische Klinke/Cinch) und ein Cinch-Booth für die heimische Stereo-Anlage, aktive Monitorboxen und PAs bereit. Man ist also für die meisten Fälle gut aufgestellt. Der Sound ist ausgewogen und zudem recht druckvoll.

Bedienoberfläche
Übersichtlich und aufgeräumt gibt sich die Bedienoberfläche. Sie beginnt auf der linken Seite mit dem rot markierten Booth-Knopf (der Master ist auch rot). Es folgt eine Mikrofonsubgruppe, die neben dem obligatorischen Level-Regler einen zweibändigen Treble-Bass-EQ vorweisen kann, dessen Cut/Boost standesgemäß bei plusminus 12 dB für beide Bänder liegt. Der Klang ist als natürlich und ziemlich rauscharm einzustufen und lässt sich mit dem EQ an die Umgebungsanforderungen anpassen. Recht so. Ferner ist ein Kippschalter verbaut, der das Mikrofonsignal störfrei der Summe zufügt und in Stellung Talkover die Musik um zwanzig Dezibel absenkt, wenngleich dies recht abrupt passiert. Wer zur Moderation neigt, findet also alle nötigen Features vor, um nicht bei jeder Ansage aufs Neue ein- und auszupegeln. Talkover an, Ansage, Faderstart. Ab dafür. Eigentlich schade, dass keine Effekte oder ein Filter mit an Bord sind.

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Audio Samples
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Mikrofonvorverstärker X10

Im Zentrum des Mixers sehe ich die üblichen Werkzeuge zur klanglichen Anpassung der Hauptkanäle sowie zum Blenden, Cutten und was man sonst noch mit dem X10 anstellen möchte. Ein Kanalzug beginnt mit Gain gefolgt von einem Dreiband EQ, welcher mit einer maximalen Absenkung von 26 dB und einer größtmöglichen Anhebung von 12 dB arbeitet. Eine Kill-Funktion ist nicht implementiert. Wirft man einen Blick auf alte Haudegen und aktuelle Konkurrenten (Xone22, DJM-250, M207, VMC002) wird manchem Anwender die Positionierung der Aufholverstärkung neben dem Hi-Q etwas ungewöhnlich erscheinen. Auch die Kanalwahlschalter und Cue-Tasten zum Vorhören befinden sich nicht wie so oft in einer vertikalen Achse zum EQ, sondern sind unter dem Gain positioniert, was allerdings im Nu verinnerlicht ist. Wir haben nachstehend die Equalizer bei der Arbeit aufgezeichnet.

Audio Samples
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EQ High EQ Mid EQ Low

Der zugegebenermaßen etwas kleine Stellschalter zur Anwahl der Signalquellen kennt drei Positionen für Phono, CD und Computer, welche im laufenden Betrieb nach „gut Dünken“ gewechselt werden können. Die Monitoring-Sektion präsentiert sich gut ausgestattet, bietet sie doch neben umschaltbaren zehnschrittigen, ampelfarbenen Pegelmetern (Master/Channel) gleichfalls ein stufenloses Cuemix-Poti und eine Split-Cue-Option. Da könnte sich mancher MIDI-Controller eine Scheibe von abschneiden. In Stellung „Ch1/2“ werden die Signalpegel der Eingangsquellen (pre-Fader/post-EQ) angezeigt, in Stellung „Master“ wird der Pegel post-Fader ausgegeben und ist zudem von der tatsächlichen Ausgangslautstärke gemäß Master-Poti beeinflusst. So soll es sein. Die Farbcodierung lautet sechsmal grün, zweimal gelb, zweimal rot. In Mittenstellung aller Regler dringt das Phono/Line-Signal in den orangenen Bereich zwischen null und fünf vor. Der nachfolgende Praxistest zeigte auf, dass hier durchaus noch ein paar dB mehr drin sind, bevor es hörbar übersteuert.

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PRAXIS

Für die anstehende Mixsession wandert der X10 auf den DJ-Tisch, wo er mit den Turntables, einem CD-Player und dem iPad verbunden wird. Die Anschlussbuchsen und Bedienelemente zeigen eindeutige Funktionsbeschreibungen, sodass sich auch absolute Greenhorns schnell zurechtfinden sollten. Dann noch die symmetrischen Klinkenausgänge mit der PA verkabelt und ab geht´s. Unser Proband punktet mit einem übersichtlichen Layout und ist intuitiv zu bedienen. Ferner stellt er für viele Tasten und Schalter kleine Status-LEDs bereit, die eine visuelle Kontrolle ermöglichen. Anwender, die mit elementaren Mix- und Scratch-Kontrollen arbeiten wollen und durch eine Horde Effektregler und integrierte Sampler oder XY-Pads eher irritiert sind, werden dies zu schätzen wissen. Das Platzangebot dürfte dem europäischen Durchschnittsfinger Rechnung tragen. Was mich jedoch ein wenig stört, ist die vergleichsweise hohe Vehemenz, mit der ich den Cue-Buttons zu Leibe rücken muss. Die Position des Gain-Reglers ist nicht mein Fall, aber jeder Jeck ist ja bekanntlich anders.

Im analogen Zuspieler-Mix ist festzustellen: Erwartungsgemäß fällt das iPad aufgrund seiner sehr geringen Ausgangsleistung zurück, was natürlich nicht dem X10 anzulasten ist, denn dessen Vorverstärkerstufen sind passend aufeinander abgestimmt und zeigen keine nennenswerten Pegelunterschiede, wenn man zwischen den externen CD- und Plattenspielern umschaltet. Das über die symmetrischen Buchsen ausgespielte Signal präsentiert sich druckvoll und ausgewogen. Der Klang der optionalen Phono-Preamps mag im direkten Vergleich zu Hi-Class-Modellen vielleicht ein klein wenig dumpfer sein, in seiner Preisliga kann sich der Kandidat aber locker behaupten.

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Audio Samples
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X10 Phono Preamp Nox-202 Phono Preamp DJM-250 Phono Preamp

Keine Frage, der umfangreiche Kurvenzugriff in Kombination mit der Reverse-Funktion und die einhergehenden Mix-/Blendoptionen sind ein Highlight am X10. Meine Prüfung ergab, dass in Cut-Stellung kaum mehr als ein Millimeter Regelweg zurückzulegen ist, bis der Fader voll öffnet. Ich bin wahrlich kein Hardcore-Scratcher, aber ich finde, hier wurde respektable Arbeit geleistet.

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Zwei richtige Killerfeatures in der Kategorie „Battle-Mixer“ unter 300 Euro sind das 4-Kanal-Audio-Interface und der USB-Hub. Die Soundkarte arbeitet mit 16-Bit-Auflösung und einer maximalen Samplerate von 48 kHz, was in Anbetracht von Preisklasse und Verwendungszweck in Ordnung geht. Windows- und Mac-Treiber sind Bestandteil des Lieferumfangs und befinden sich auf der Software-CD. Diese beinhaltet zudem Manuals für Deckadance und den X10 sowie für viele andere Produkte von DJ-Tech. Auch der Installer von Deckadance LE ist hier zu finden. Die Software aus dem Hause Image Line nimmt einen Festplattenplatz von knapp 250 MB inklusive Samples in Anspruch und ist innerhalb weniger Klicks nach Eingabe der Seriennummer startklar.
Deckadance 1.8 ist ein DJ-Programm mit modernen Features. Neben zwei virtuellen Abspieleinheiten mit Titel- und Tempoinformationen, Pitch-, Transport, Cue und Loop-Tasten und frequenzcolorierten Wellenformen sind dies: Virtuelle Cross- und Linefader mit Phasenmeter, Beat-Indikator und wahlweise Peak- oder Spektralanzeige. Dazu gesellen sich Equalizer, vier Master-Effekte und ein synchronisierbarer Acht-Slot-Sampler. Positiv fällt auch die Musikbibliothek mit einer Automix-Funktion, Playlisten, iTunes-Integration und einem separaten Song-Manager-Fenster auf. Sieben Effekte (davon vier Filter) samt XY-Pad sorgen für Abwechslung in der Session. Drei Relooper zerstückeln den Audiopuffer nach allen Regeln der Kunst in 16 Samples mit je vier Unterteilungen, die wahlfrei neu arrangiert werden dürfen. Der Shuffle-Modus der Vollversion viel jedoch fiel dem Rotstift zum Opfer. Echt schade.

Deckadance_LE

Auf dem Apfel stellte sich Deckadance als verhältnismäßig leistungshungrig heraus. Zumindest lief das gesamte System zäher als bei anderen Kandidaten, obgleich die Hardwareanforderungen mit OSX v10.4, G4 1.5 GHz oder Intel Core Duo und 512 MB RAM für Image-Lines DJ-Applikation vergleichsweise moderat ausfallen. Leider gelang es mir nicht, meinen SCS3D in das Setup zu integrieren, obwohl der Controller in der Software ausgewiesen wurde und als MIDI-Schnittstelle angegeben werden durfte. Allerdings stand das Piktogramm zur Mapping-Auswahl nicht bereit, so wie man es von der Vollversion kennt. Die Anwahl und Konfiguration einer Steuerkonsole kann also nur mit einer Vollversion erfolgen. Auch trübten unvermittelte Software-Crashs das Spielvergnügen auf dem Apfel-Rechner mit OSX 10.7.
Als Nächstes sollte der PC zum Zug kommen. Nach Aufspielen der ASIO-Treiber sollen Timecodes zur Steuerung der Decks herhalten, schließlich spricht die Verpackung von „easily connect your DVS-Software“. Trotz eines „External Control“-Fensters in Deckadance LE mit verheißungsvollen Vinyl-Control-Tellern ist es nicht möglich, die Timecode-Funktion zu nutzen. Einen Hinweis gibt es dazu im Handbuch. Wir halten fest: Jegliche Art von Fernsteuerung (außer Maus/Tastatur) bedarf also eines Updates auf die Vollversion, was sich bei einem Preis von knapp 112 Tacken für die Club-Edition (DVS) oder 52 Euronen für die House-Edition (MIDI-Controller-Support und Learn, ohne DVS) durchaus lohnen könnte, denn in der Softwareoberfläche stehen eine Menge interessante Features für kreative Mixeinlagen bereit. Deckadance hat einiges zu bieten, nur ist der Spaßfaktor ohne haptische Controller sehr begrenzt. Ein Update bringt in dieser Hinsicht deutlich spannendere Features hervor. Was aber, wenn das Budget nach Anschaffung des Mixers erst einmal ausgereizt ist? – Nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, sondern vielleicht mal ein Auge auf „Mixxx“ werfen.
Das quelloffene Programm bietet zwei Decks mit Auto-Sync, Cuepoints, Loops und Effekten. Die Musikbibliothek importiert iTunes und Traktor-Libraries, es gibt Wiedergabelisten, virtuelle Plattenkisten und eine Auto-DJ-Funktion. Ferner werden MIDI-Controller und Serato/Traktor Timecodes unterstützt. Selbst eine Broadcast-Funktion zur Live-Übertragung ist implementiert. Und das Beste: Es kostet keinen Cent.

Unser Test unter Mixxx verlief erfolgreich. Sowohl das Serato Timecode Vinyl als auch die Timecode-CD wurden auf Anhieb erkannt und ließen sich zur Steuerung der Tracks einsetzen. Die Bedienoberfläche hinkt zwar teilweise etwas hinter der tatsächlichen Pitch-Position hinterher, aber die Geschwindigkeitsanpassung erfolgt korrekt und die Audioübertragung stimmt. Beim Scratchen und Abfeuern von Effekten und Loops kam es nicht zu Performance-Einbrüchen. Ich möchte an dieser Stelle dennoch betonen, das Mixxx in den Punkten Bedienkomfort, Features und der Gesamtperformance nicht mit den kommerziellen Platzhirschen gleichziehen kann und sicherlich an einigen Stellen ein Codelifting benötigt. Für all diejenigen, die das Controller- oder Timecode-Deejaying mit dem X10 jedoch zunächst einmal ausprobieren wollen, ohne weitere Kohle für ein Software-Update zu berappen, ist Mixxx definitiv eine Option. Wer bereits eine Virtual DJ, Mixvibes, Deckadance oder Traktor Pro Vollversion hat, kann diese natürlich auch nutzen. Ebenso können Traktor-Scratch und Serato-Interfaces angeschlossen werden. Wer nicht so weit gehen möchte und lediglich seinen Winamp-Player oder iTunes zur Beschallung von Tante Trudes siebzigsten einsetzen will, kann alternativ direkt ausgeben.


Ein Szenario, das sich ebenfalls aufdrängt, ist der Betrieb mit Traktor Pro und einem Kontrol X1. In dieser Kombination gilt es lediglich, das Audio-Routing innerhalb Traktors auf External-Mixer mit den Kanälen out 1/ 2 und 3/ 4 zu stellen. Der X1 konfiguriert sich von selbst und der DJ kann sofort loslegen. Das Interface taktet von Haus aus auf 512 Samples ein, was in diesem Fall 10,7 ms Processing und 23 ms Output und somit eine Gesamtlatenz von 30 ms bedeutet, oops! – Im Test konnte ich allerdings gefahrlos 128 Samples mit 2,7 Processing und 11,0 ms Output = 13,7 ms gesamt fahren (Vergleich: Audio 4DJ 8,4 ms bei 5,7 ms Output). Das kommt nicht an Native oder Rane ran, aber deren Interfaces kosten meist mehr als der ganze DJ-Tech Mixer.
Eine bittere Pille musste ich dennoch schlucken. Trennt man am Apple versehentlich das Netzteil und klemmt es anschießend wieder an, ist ein unangenehmes Dauerknacken zu hören. Da war ich froh, den Kopfhörer vorher abgenommen zu haben. Lediglich ein Neustart bringt alles wieder ins Lot. Auf Windows 7 tritt dieser Fehler nicht auf. Das Trennen des USB-Kabels verursacht auf beiden Systemen keine Probleme.

Traktor

Besonders in budgetorientierten Lokalitäten, wie der kleinen Kiezkneipe um die Ecke, oder in Szene-Bars, die ein breit aufgestelltes Musikportfolio präsentieren, könnte sich der Testkandidat als Universaltalent herausstellen. Zwei Turntables, zwei CDJs, ein X10 und der Inhaber ist für alle Fälle gerüstet. Der Mixer bietet dem  Discjockey die Möglichkeit, Silberlinge abzuspielen oder seinen PC anzuschließen und die Software seiner Wahl zu nutzen. Wer mag, kann sogar noch einen USB-Stick mit einem Plattenwunsch anschließen und diesen in seinem Mix-Programm unterbringen. Für die nächste Damenwahl oder sonstige Moderationen wird das Mikrofon ins Spiel gebracht. Vinylfetischisten und Scratch-DJs verwenden die Turntables, letztgenannte freuen sich über ausgefeilte Curvecontrols. Elektro-DJs schließen ihr MIDI-Brett an und mancher nutzt das interne Interface und Timecode-Vinyls, sei es mit Dongle-Box oder ohne. Im DJ-Team bringt jeder seinen Lieblingscontroller mit und man spielt Pingpong. Kompakt genug, um ihn mit auf Reisen zu nehmen, ist er ebenfalls – und sei es, er findet Verwendung als Ersatzgerät für den Stamm-Mixer. Nicht schlecht für unter 300 Euro Straßenpreis…

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FAZIT

DJ Tech X10 ist ein Zweikanal-Allrounder und Battlemixer mit viel Mehrwert. Er trumpft mit guter Verarbeitung und guten Audioeigenschaften auf und hebt sich durch ein integriertes Vierkanal-Audio-Interface nebst USB-Hub von der Konkurrenz ab. Sein umfangreiches Anschlussfeld für externe Zuspieler, optional zuschaltbare Phono-Preamps, eine gut klingende Mikrofon-Sektion inklusive Talkover, sowie ein integriertes Interface für DJ-Applikationen sprechen für breit gefächerte Einsatzszenarien. Deckadance LE ist mit im Gepäck und bietet Maus-Artisten eine vollausgestattete Software, die sich per kostenpflichtigem Update auf Controller und DVS-Funktionalität erweitern lässt. Die USB-Performance ist nicht bahnbrechend, aber solide. Leider trüben ein Refresh-Bug am Mac und die Haptik der Potikappen und der Cue-Buttons den Gesamteindruck ein bißchen. Der Klang sämtlicher Audioschnittstellen ist absolut zufriedenstellend. Punkte sammelt der X10 zudem durch die umfangreichen Monitor- und Fadercurve-Sektionen sowie seine getrennt regelbaren Master und Booth-Ausgänge. Ihm hätten aber auch ein paar Effektprogramme oder ein Filter gut zu Gesicht gestanden. Wer keine Lust auf Interface-Verkabelung hat, einen Allrounder für die rollende Disko oder die Bar sucht und zudem mit dem Budget haushalten muss, sollte den DJ-Tech X10 mal ins Visier nehmen…

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