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DiGiGrid IOS XL Test

Der israelische Plug-in-Gigant Waves hat mit seinem SoundGrid-Netzwerk eine interessante „Audio über Netzwerk“-Lösung im Portfolio. Naturgemäß deckt Waves dabei den Software-Part ab, während die notwendige SoundGrid-Hardware in Kooperation mit unterschiedlichen Herstellern entwickelt wird. Einer dieser Anbieter SoundGrid-kompatibler Hardware ist die Firma DiGiGrid, deren Wurzeln beim englischen Mischpulthersteller DiGiCo liegen. Jedes SoundGrid-System benötigt neben einer SoundGrid-Software zwingend einen SoundGrid-Server, ein SoundGrid-kompatibles Audiointerface und in der Regel auch einen Netzwerk-Switch.

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Ethernet/SoundGrid-Interface und Server: DiGiGrid IOS XL Test


Unser Testkandidat vereint gleich all diese Anforderungen in einem 2 HE großen 19-Zoll-Gehäuse. „Eierlegende Wollmilchsau“ oder ein halbgarer Kompromiss? Wir haben den DiGiGrid IOS XL für euch getestet.

Details

Wie es sich für ein High-End-Gerät gehört, erreicht mich der IOS XL in einem stabilen und aufwendig gestalteten Karton. Zwei massive Schaumstoffblöcke beschützen die Hardware auf ihrem Transportweg. Zudem ist in der Kartonage ein Kabelfach eingearbeitet, in dem gleich drei verschiedene Kaltgerätekabel und ein geschirmtes CAT5e-Netzwerkkabel ein Zuhause gefunden haben. Darüber hinaus notiere ich eine Garantiekarte und einen DiGiGrid-Aufkleber.
Die Hardware aus dem Karton zu befreien, ist nicht ganz so einfach, denn das massive Stahlgehäuse wiegt stolze 6 kg. Klarer Fall, der Anwender erhält mit dem DiGiGrid IOS XL ein sehr hochwertiges Stück Hardware, das allen Eventualitäten „on the road“ gewachsen ist. Schon die massive Frontplatte zeigt, dass DiGiGrid nicht am Material spart. Hier verbiegt sich auch unter höchster Belastung nichts, die inneren Organe sind daher bestens geschützt.
Auf der Vorderseite befindet sich nur eine Handvoll an Bedienelementen. Links sind zwei regelbare Kopfhörerverstärker platziert. Die Volume-Potis fühlen sich sehr hochwertig an, die Ausgänge liegen im 6,3-mm-Klinkenformat vor. So viel sei verraten: Die beiden Kopfhörerverstärker sind komplett unabhängig und lassen sich auf Wunsch mit unterschiedlichen Signalen beschicken.
In der Mitte residiert das IOS-XL-Logo, dessen Bedeutung auf der Hand liegt. Das „IO“ steht für Input & Output, das „S“ für Server. „XL“ ist ein Verweis auf die Rechenleistung des verbauten Servers, die der eines Servers des Typs Waves Extreme V3 entspricht. Unterhalb des Logos ist der Netzschalter eingearbeitet. Rechts daneben befinden sich die SoundGrid-Status-LED und eine achtkanalige Statusanzeige (Signal, Clip und Phantompower) für die acht analogen Audioeingänge des IOS XL. 

Fotostrecke: 4 Bilder Der DiGiGrid IOS XL kommt in einem aufwendig gestalteten Karton

So übersichtlich, wie es auf der Vorderseite des Kandidaten zugeht, so voll bestückt zeigt sich das Heck des DiGiGrid-Flaggschiffs. Ich notiere acht Mic/Line-Eingänge im Combobuchsen-Format. Dazu gesellen sich acht Line-Outs, die als 6,3-mm-Klinkenbuchsen ausgeführt sind. Wer dagegen XLR-Ausgänge bevorzugen würde, der kann diese über die verbaute 25-Pin-Sub-D-Buchse samt passender Auflösung (zum Beispiel Artikelnummer 136612) alternativ abgreifen. Neben analogen Signalverbindungen kann der IOS XL auch mit digitalen Schnittstellen punkten. Der Anwender kann dabei aus den Formaten AES3 und S/PDIF wählen. Dabei stehen jeweils ein Stereoeingang und ein Stereoausgang zur Verfügung. Komplettiert wird die Ausstattung durch eine MIDI- und eine Wordclock-Schnittstelle. Die verbaute USB-Buchse dient lediglich zu Servicezwecken und ist nicht signalführend.
Die Audiosignale werden über vier RJ-45-Netzwerkbuchsen verwaltet. Für den professionellen Einsatz hätte ich Neutrik-EtherCON-Buchsen bevorzugt. Immerhin stammen auch alle anderen verbauten Audio-Armaturen aus dem Hause Neutrik. Der Grund für die Wahl des Formats RJ 45 dürfte sein, dass die vier Netzwerkbuchsen zusätzlich noch als SoundGrid-Switch fungieren und das unkomplizierte Andocken weiterer SoundGrid-kompatibler Hardware erlauben.
Letztes Detail auf der Rückseite ist die Kaltgerätebuchse, die eine Netzversorgung zwischen 100 und 240 VAC akzeptiert. Verbaut ist also ein Weitbereichsnetzteil, was auch die verschiedenen Kaltgerätekabel im Lieferumfang erklärt. Somit steht einer Welttournee zumindest in puncto Stromversorgung nichts weiter im Weg.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Netzschalter ist mittig positioniert

Waves SoundGrid kurz erklärt!

SoundGrid ist relativ ähnlich zum bekannten DANTE-Protokoll. Beide Anwendungen nutzten die Computer-Netzwerkarchitektur, um Audiodaten mittels Netzwerkkabeln und Netzwerkswitches zu verteilen. Allerdings sind DANTE und SoundGrid von ihrer Software-Seite aus nicht kompatibel. Fast alle Waves SoundGrid-Applikationen benötigen einen speziellen Waves-Server, der für die Berechnung der Waves Software-Plug-Ins zuständig ist. SoundGrid ist ein proprietäres Protokoll und zählt zu den „Audio-über-Ethernet-Technologien“ (wie DANTE oder AVB). SoundGrid erlaubt es, bis zu 128 Kanäle mit sehr niedriger Latenz (0,8 ms) innerhalb des SoundGrid-Netzwerks zu verarbeiten.

Welche Programme setzten eigentlich auf die SoundGrid-Architektur?

Waves hat so einiges im Portfolio wie den Software-Mixer „eMotion LV-1“, den Plug-In-Host „SuperRack“ für Live-Anwendungen mit diversen Digitalmixern und „SoundGrid Studio“, das es Tonstudio-Betreibern erlaubt, CPU-hungrige Waves Plug-Ins über das SoundGrid-Netzwerk auszulagern und von Waves-Servern berechnen zu lassen. Audiosignale lassen sich zwischen SoundGrid-fähigen Gerätschaften routen, wenn sie sich im gleichen Netzwerk befinden. Die Signale werden mit der Hilfe geschirmter CAT5e-Kabel über ein 1-Gb-Netzwerk gesendet und vorzugsweise mit SoundGrid zertifizierten Netzwerk-Switches verteilt.
Es ist wichtig zu wissen, dass jedes SoundGrid-Netzwerk einen Host-Rechner benötigt, auf dem die SoundGrid-Host-Applikation läuft und die Waves Plug-Ins installiert sind sowie einen Waves-Server für die Audioberechnung. Server gibt es in unterschiedlichen Leistungs- und Preisklassen. Der günstigste Server ist der „Impact Server”, das Topmodell ist der „Extreme Server”. Was die Ein- und Ausgänge betrifft, benötigt man zusätzlich SoundGrid-kompatible Stageboxen (z.B. von DiGiGirid, DSPro oder STG) oder alternativ eine passende Waves-Optionskarte für den Digitalmixer der Wahl.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Ein- und Ausgangssektion
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Praxis

Wie bereits beschrieben, lässt sich der IOS XL mit allen Waves-SoundGrid-Applikationen wie eMotion LV-1, SuperRack oder SoundGrid Studio verwenden. Dazu benötigt der Anwender neben der Software-Applikation einen Waves Server und mindestens ein SoundGrid-IO-Device. Unser Testkandidat erfüllt diese Minimalanforderungen problemlos. Für den Praxistest verbinde ich den IOS XL mit einem CAT5e-Kabel mit dem Host-Computer. In unserem Fall ein Intel NUC Hades Canyon, auf dem der Waves eMotion LV-1 Softwaremixer installiert ist. Die Einrichtung ist denkbar einfach. Man startet den LV-1 Mixer und öffnet über die Setup Page das „System Inventory“. Hier lassen sich alle Hardware-Gerätschaften eines SoundGrid-Setups von Hand hinzufügen. Alternativ nutzt man die Auto-Konfiguration. Diese Funktion scannt automatisch das gesamte Netzwerk und fügt selbstständig alle SoundGrid-fähigen Geräte dem Netzwerk hinzu. Das klappt in der Tat auf Anhieb.
Generell zeigt sich, dass SoundGrid sehr bedienerfreundlich angelegt ist. Das Netzwerk erkennt beispielsweise automatisch, ob die Firmware bei einem oder mehreren SoundGrid-Geräten in puncto Firmware veraltet sind, und bietet in diesem Fall ein automatisches Firmware-Update mit nur einem Mausklick an. Komfortabel und schnell! Mein eMotion LV-1 Mixer befindet sich auf dem aktuellen Firmware-Stand und moniert daher bei dem IOS XL eine veraltete Firmware. Mit einem Mausklick auf das kleine „FW“-Icon wird die Firmware aktualisiert, und die Hardware initialisiert sich nach erfolgreichem Update selbstständig. Wir sind einsatzbereit.
Für den IOS XL gibt es in der „System Inventory“ gleich zwei Einträge. Einmal als „IOS-XL-1“ unter Rack I/O Devices und einmal als „SG Server“ unter der Rubrik Server. Als nächsten Schritt wählt man die passende Samplerate und wechselt eventuell noch das Gerät, das die Master Clock vorgibt. In der Auto-Konfiguration vergibt der Waves LV-1 die Master Clock immer an das I/O Device, das als erste im Device Rack gelistet ist. Das lässt sich allerdings mit einem Mausklick ändern. Nun braucht man nur noch die Ein- und Ausgänge über das Patch-Fenster zu routen und das System ist betriebsbereit. 

Fotostrecke: 4 Bilder Der IOS XL erzeugt gleich zwei Einträge in der System Inventory

Im Inneren das IOS XL werkelt ein Extreme Server, der aus Standard-PC-Bauteilen besteht. Allerdings ist es DiGiGrid beim IOS XL gelungen, die Lüftergeräusche auf ein Minimum zu reduzieren und trotzdem eine hohe Kühlleistung zu garantieren. Selbst unter Volllast bleibt der Kandidat ruhig und die Temperaturanzeige der CPU zeigt erfreulich niedrige Werte an. Ein weiterer Beweis für die uneingeschränkte Road-Tauglichkeit der DiGiGrid-Hardware.
Die Leistungsfähigkeit der Server-Einheit ist identisch mit einem regulären Waves V3 Extreme Server. Somit kann der Anwender selbst die 64-Kanal-Version des Waves eMotion LV-1 Mixers mit reichlich Plug-ins nutzen, ohne sich Gedanken über den CPU Headroom zu machen. Eng wird es nur, wenn die 64-Kanal-Version mit 96 kHz laufen soll und neben den Standard-Plug-ins noch mehr als zwei, drei Instanzen besonders CPU-hungriger Plug-ins zum Einsatz kommen. Besonders die Abbey Road Plates und das Waves H-Reverb verlangen der verbauten i7-CPU deutlich mehr ab als die übrigen Waves-Plug-ins. Wer mit diesen beiden Plug-ins sparsam umgeht, dürfte in der Praxis kein Performance-Probleme im 96-kHz-Betrieb haben. Die Server-Last wird als Balkenanzeige mit Ampel-Farbkodierung (grün, gelb, rot) angezeigt. In der Praxis zeigt sich, dass der Server dauerhaft im gelben Bereich mit kurzen roten Peaks betrieben werden kann, ohne dass es zu Artefakten oder gar Aussetzern kommt. 

Fotostrecke: 4 Bilder Der Waves eMotion LV-1 Mixer ist nur eine SoundGrid-Applikation, die der IOS XL verwalten kann

Die DiGiGrid-Hardware lässt sich sowohl im Tonstudio (SoundGrid Studio), bei Streams, als auch für Broadcast- und Live-Anwendungen (LV-1, SuperRack) verwenden. Daher auch der auf den ersten Blick etwas ungewöhnliche Mix von unterschiedlichen Anschlussarmaturen. Mit diesem Mix wird DiGiGrid aber den meisten Tasks gerecht, und dank der vier verbauten RJ-45-Netzwerkbuchsen sind zumindest bei kleineren Bühnen und im Studio keine weiteren Switches für die Verkabelung notwendig. So akzeptieren die verbauten Netzwerkbuchsen des IOS XL Kabellängen von bis zu 50 Metern, was in der Praxis in den meisten Fällen ausreichen dürfte. Ansonsten kann ein SoundGrid zertifizierter Switch (Artikelnummer 465947) weitere hundert Meter Signalweg bereitstellen.
Was die Klangqualität der verbauten Mikrofonvorverstärker betrifft, habe ich keine Fragen. Diesen stammen aus der SD-Serie von DiGiGo und arbeiten dementsprechend auf höchstem Niveau. Selbst sehr hohe Eingangspegel (Mikrofon bis +26 dBu, Line bis +36 dBu) sind für den IOS XL kein Problem, auch das Rauschverhalten ist exzellent. Bei leisen Signalquellen und gleichzeitig hoher Verstärkung (z. B. bei Klassik-Aufnahmen) zeigen die DiGiGrid-Mikrofonvorverstärker, was in ihnen steckt. Auf vergleichbarem Niveau operieren auch die verbauten Kopfhörerverstärker. Diese sind bei Bedarf extrem laut und klingen zudem sehr gut, sodass man ihnen getrost das Attribut „Hi-Fi“ anhängen darf.
Dazu passt die geringe Geräuschentwicklung des Kandidaten, wodurch er sich souverän einen exponierten Platz im Regieraum sichert. Egal ob Regieraum oder FoH-Platz, dort machen sich die I/O-Möglichkeiten des Kandidaten bezahlt. Die meisten Eingänge fallen auf der Bühne oder im Aufnahmeraum an, in der Regie oder am FoH reicht dagegen eine Handvoll Eingänge für einzelne Instrumente, Talkback-Mikro, Zuspieler. Der IOS XL bietet zudem zwei Kopfhörerausgänge und kann einen Summenmix entweder analog oder digital übergeben. Das macht ihn zu einer universell einsetzbaren Kompaktlösung im Waves-SoundGrid-Universum.

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Fazit

DiGiGrid IOS XL ist ein Paradebeispiel für die Tatsache, dass die meisten Preisunterschiede in der Pro-Audio-Branche berechtigt sind. Klar, die interessante Hardware-Kombination aus Extreme-Server, Audiointerface und Switch ist kein Schnäppchen. Dafür erhält der Anwender allerdings ein hochqualitatives Gerät, das sowohl mit hervorragender Audioqualität als auch mit einer professionellen Performance überzeugt, die besonders den Server-Aspekt betrifft. Die Verarbeitung ist ebenfalls auf höchstem Niveau, sodass ich im Grunde neben dem stolzen Preis nur die Standard-Netzwerkbuchsen zu kritisieren habe. Verriegelbare EtherCON-Buchsen hätten dem Kandidaten hier gut zu Gesicht gestanden. Ansonsten erweist sich der DiGiGrid IOS XL als Top-Partner für alle Waves-SoundGrid-Anwendungen, sowohl live als auch im Studio, und dürfte sich als Investition auf lange Sicht bezahlt machen.

Ethernet/SoundGrid-Interface und Server: DiGiGrid IOS XL Test
Ethernet/SoundGrid-Interface und Server: DiGiGrid IOS XL Test

Technische Spezifikationen

  • Modell: DiGiGrid IOS XL
  • Sample Rate: 44,1, 48, 88,2, 96 kHz
  • interne Latenz: 0,8 ms
  • MicPre Gain: -20 dB bis +60 dB
  • maximaler Eingangspegel: Mic +26 dBu / Line +36 dBu
  • Harmonic Distortion:
  • Frequenzgang: 20Hz – 20 kHz +/-0.5 dB
  • maximaler Ausgangspegel: +22 dBu
  • Vorderseite: 2 x Kopfhörerverstärker, Netzschalter, 8 x Quick-view-Meter
  • Rückseite:
  • Eingänge: 8 x Mikrofon-/Line-Eingänge, XLR/Klinke-Combo
  • Ausgänge:8 x Line-Ausgänge 6,3-mm-Klinke oder Sub-D25
  • MIDI: MIDI-Ein- und Ausgang
  • Clocking: Wordclock-Ein- und Ausgang
  • digitale Ein- und Ausgänge: S/PDIF-Ein- und Ausgang (coaxial), AES/EBU-Ein-/Ausgang, USB-Port
  • SG-Netzwerk: 4 x Soundgrid-RJ45-Netzwerkanschlüsse
  • Stromversorgung: Kaltgerätebuchse
  • Abmessungen (B x H x T): 482 x 356 x 88 mm
  • Gewicht: 7 kg
  • Preis: 4.930,- (UVP)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • exzellente Klangqualität
  • erstklassige Verarbeitung
  • hohe Rechenleistung
  • sehr gute Kopfhörerverstärker
  • analoge und digitale Audio-Ein- und Ausgänge
  • MIDI-Schnittstelle
  • Wordclock-Schnittstelle
  • 4 x SoundGrid-Ports
  • Samplerate-Optionen (44,1, 48, 88,2, 96 kHz)
  • leise Lüfter
  • Made in UK
Contra
  • keine EtherCON-Netzwerkbuchsen
  • Preis
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DiGiGrid IOS XL Test
Für 4.399,00€ bei
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