Waves SuperRack LiveBox DANTE Test

Mit der SuperRack LiveBox DANTE stellt die Software-Schmiede Waves erstmalig ein Produkt vor, das neben Waves-Plugins auch die Verwendung von VST3-Plugins anderer Hersteller erlaubt. Der installierte VST-Host „Waves SuperRack Performer“ verwaltet die Plugins im Live-Einsatz, als Audioschnittstelle kommt eine DANTE PCIe-Karte des deutschen Hersteller Marian zum Einsatz.

Das Betriebssystem ist ein angepasstes Windows 10 LTSC. Diese Kombination soll einen stabilen Betrieb bei niedrigen Latenzen erlauben. Das haben wir uns natürlich genauer angesehen.

Waves SuperRack LiveBox DANTE Test

Waves SuperRack LiveBox DANTE – das Wichtigste in Kürze

  • 2 HE/19-Zoll-Computer mit DANTE PCIe-Karte
  • kommt mit Waves „SuperRack Performer“ und „Live“ Plugin-Bundle
  • optimiertes OS und Hardware für zuverlässigen Live-Betrieb
  • 128 Kanäle
  • niedrige Systemlatenz
  • 24/7 Waves Support via TeamViewer

Was ist im Lieferumfang?

Die Lieferung erfolgt in einem unscheinbaren Karton. Darin enthalten ist ein zweiter Verkaufsraumkarton mit aufwändigem Design. Schaumstoffeinlagen soll die Hardware auf dem Transportweg schützen, was bei meinem Testgerät nicht ganz funktioniert hat. Die SuperRack LiveBox DANTE ist mit zwei Wechsel-PSUs ausgestattet, deren Griffe leicht verbogen sind. Davon abgesehen präsentiert sich die LiveBox im besten Zustand. 

Neben der eigentlichen Hardware befindet sich noch der übliche Papierkram im Lieferumfang, zusammen mit der größten Kollektion an Kaltgerätekabeln, die ich jemals bei einem Testgerät gesehen habe. Damit steht zumindest in puncto Stromkabel einer Welt-Tour nichts im Wege. 

Neben der Hardware ist auch Software im Preis enthalten. Was die Registrierung und weiteres betrifft, hilft ein Beipackzettel mit entsprechenden Anweisungen weiter. Der Käufer erhält zur LiveBox eine Lizenz für den „SuperRack Performer“ Plugin-Host und das 55 Plugins umfassende Live-Bundle.

Fotostrecke: 2 Bilder Die LiveBox kommt mit einer großen Sammlung an Netzkabeln
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Das Gehäuse der Waves SuperRack LiveBox DANTE

19 Zoll und 2 HE, das ist der Formfaktor der LiveBox. Mit einem Gewicht von satten 7 kg handelt es sich um ein seriöses Stück Hardware. Das erkennt man auch daran, dass Waves kein Standard PC-Gehäuse für die LiveBox verwendet. Das Chassis ist eine Spezialanfertigung und wirklich gut verarbeitet. Auf der Vorderseite befinden sich zwei durchgängige Lüftungsschlitze nebst Power-Taste und zwei USB2-Ports. Im laufenden Betrieb leuchtet das Waves Logo weiß auf, sodass man mit einem Blick die Betriebsbereitschaft erkennen kann.

Spannender geht es auf der Rückseite zu. Hier gibt es gleich zwei Server-Netzteile zu bestaunen, die sowohl einen redundanten Betrieb erlauben, also auch einfach zu tauschen sind. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die Rückseite der LiveBox

Rechts daneben sind die Anschlüsse des verbauten Gigabyte Mainboards platziert. Neben vier USB2- und zwei USB3-Anschlüssen notiere ich einen Netzwerkanschluss mit RJ45-Buchse und eine Vielzahl an Monitoranschlüssen. 

Zu dem oldschool anmutenden VGA-Anschluss gesellen sich ein HDMI-Ausgang und zwei Display-Port-Buchsen, was den Anschluss von insgesamt vier Monitoren an die LiveBox erlaubt. Die obligatorischen Miniklinkenbuchsen (Mic In/Line In/Line Out) sind mit Blindkappen verschlossen. Rechts daneben residieren zwei RJ45-Netzwerkbuchsen (Primary & Secondary) für die verbaute DANTE PCIe-Karte. Werfen wir einen Blick ins Innere.

Fotostrecke: 2 Bilder Die LiveBox verfügt über viele Lüftungsschlitze

Unter der Haube der Waves SuperRack LiveBox

Damit die SuperRack LiveBox DANTE stets einen kühlen Kopf behält, nimmt es Waves mit der Kühlung der Komponenten sehr ernst. Das ist auch gut so, denn die verbaute Intel CPU (i7 – 14700) der 14. Generation erzeugt generell reichlich Abwärme. Daher werkelt als CPU-Kühler ein entsprechend großzügig ausgelegter Lüfter das renommierten Herstellers Noctua. Dieser wird von gleich vier weiteren Gehäuselüftern unterstützt. 

Die interne Verkabelung könnte man schon filigraner vornehmen, dafür sind alle kritischen Steckverbinder zusätzlich mit einer silikonartigen Masse gesichert. Positiv erwähnen möchte ich die Stabilität des Gehäuses. Auch ohne Deckel ist es komplett verwindungsfrei, sprich: Hebt man eine Ecke an, dann hebt sich das ganze Gehäuse. Sehr gut! Weiter mit der Computer-Hardware. Verbaut sind 32 GB Kingston Fury RAM und eine 512 GB große SSD von Transcend, bei der noch 417 GB frei sind.

Fotostrecke: 2 Bilder Text: Die LiveBox ohne Deckel

DANTE-Karte

Die  Karte für die DANTE-Schnittstelle kommt vom deutschen Hersteller Marian. Verbaut ist die Marian Clara E Karte, diese soll laut Hersteller „bis zu 1024 Kanäle“ unterstützen? Warum gibt Waves dann „nur 128“ Kanäle an? Ein limitierender Faktor ist Waves SuperRack Performer, da der Host maximal 64 Stereo-Racks (= 128 Kanäle) verwalten kann. 

Die Karte selbst ist über einen Riser an das Motherboard angekoppelt und wird durch mehrere Abstandshalter fest mit dem Gehäuse verschraubt, damit sie sich nicht während des Transports losrappeln kann. Die gesamte Konstruktion ist durchdacht und stabil. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die LiveBox verwendet eine Clara E DANTE Karte des Herstellers Marian
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Marian Clara E
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Windows aus dem Tuning Shop

Windows als Betriebssystem kann wirklich viel. Was es von seiner Architektur her nicht wirklich gut kann, ist Realtime-Audioanwendungen supporten. Linux ist in dieser Hinsicht deutlich performanter, hat aber einen entscheidenden Nachteil: Audiotreiber sind rar gesät und die Verwendung von VST3-Plugins nur sehr eingeschränkt möglich. 

Da Waves für seinen SoundGrid Host-Computer „Axis One“ auch auf Windows setzt, liegt es nahe, dass die LiveBox ebenfalls auf das Microsoft Betriebssystem setzt. Allerdings ist die verwendete Version speziell für den Betrieb der verbauten Audio-Hard- und Software-Komponenten von Waves optimiert, um eine maximale Performance und niedrige Latenzen zu garantieren. 

Das Betriebssystem nutzt eine sogenannte „Long Term Service Channel“ Version von Microsoft. Genauer: Windows 10 Enterprise LTSC 2019 – Version 1809. Aus Sicht eines IT-Nerds ein steinaltes Betriebssystem, das allerdings extra für den Langzeitbetrieb kritischer Hardware konzipiert ist. Waves hat an diesem System noch einige Änderungen in den Einstellungen vorgenommen, damit es maximal stabil performt. Ob das gelungen ist, sehen wir später im Praxisteil. Schauen wir zunächst, was dort eigentlich installiert ist.

Die Software

Überschaubar ist die vorinstallierte Software auf der SuperRack LiveBox DANTE. Neben den Treibern für die DANTE-Karte und die Controller-Anwendung sind bereits alle Waves Plugins in der V14 Version und SuperRack Performer installiert. 

Wie immer bei Waves, werden Produktlizenzen, Updates und Wartungsabreiten über die Anwendung „Waves Central“ verwaltet, für die der Anwender einmalig einen kostenlosen Account erstellen muss. 

Die Clara E DANTE Karte ist per default als Audio Source in SuperRack ausgewählt

Das einzig zusätzliche Programm ist TeamViewer. Dieses ermöglicht dem Waves Support, eine Fernwartung vornehmen zu können. Der Waves Support genießt unter Waves Usern einen guten Ruf und gerade auf Tour ist es gut zu wissen, dass der Waves Support via Fernwartung bei Problemen direkt helfen kann. 

Über den DANTE Controller werden alle Ein- und Ausgänge verbunden

Waves SuperRack LiveBox DANTE – mögliche Alternativen

An dieser Stelle würde normalerweise eine Tabelle mit Alternativprodukten stehen. Fakt ist: Es gibt zur Waves LiveBox im Grunde nur eine Alternative, die meines Wissens aber nur im B2B-Handel zu beziehen ist und zwar die „transform.engine“ von FourierAudio. Das Konzept ist ähnlich: Eine Plugin Host-Software, ein dedizierter PC im 2 HE, 19 Zoll Format und eine eingebaute DANTE Karte. Wer den stolzen Preis der Waves SuperRack LiveBox DANTE oder der transform.engine scheut, der kann natürlich sich ein ähnliches Konstrukt mit einer DANTE oder MADI PCIe-Karte, einen 19 Zoll Rechner und einem Plugin-Host wie Waves SuperRack Performer oder LiveProfessor2 als DIY-Projekt bauen. 

Allerdings benötigt man dazu solide IT-Kenntnisse und Zeit. Wer es stabil und zeitnah haben möchte, greift dagegen zu einen der beiden professionellen Lösungen, die derzeit erhältlich sind. Die Waves SuperRack LiveBox soll demnächst alternativ auch mit einer MADI-Karte (von RME) erhältlich sein.

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Markus sagt:

#1 - 14.09.2024 um 11:03 Uhr

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Was ist bei der ganzen Sache nicht verstehe: Es wird für die Waves SuperRack LiveBox ein Intel-Computer genutzt, der, schaue ich mir die Komponenten an, ohne Probleme für einen deutlich geringeren Preis zusammengestellt werden könnte. Die DANTE-Karte ist auch einzeln erhältlich. Dieser Computer läuft mit Windows, wenn auch optimiert. Das sollte bei Musikcomputern ohnehin der Fall sein. Auf diesem Computer läuft SuperRack und die Berechnung der Plugins findet auch dort statt. Auf den SoundGrid-Servern wie dem Extreme Server-C läuft auch nur eine Intel Core-i7-10700 CPU. Das Teil hat sogar nur 8 GB. Hier sollen die Latenzen aufgrund des proprietären SoundGrid Audio-over-Ethernet Formats super gering sein. Es wird dann aber noch ein zweiter Rechner für die Host-Software benötigt. VST3-Plug-ins sind hier nicht möglich. Warum? Das ist doch eine von WAVES selbst geschaffene Limitierung. Und darüber hinaus hätte man in die LiveBox auch genauso gut SoundGrid zusätzlich installieren können. Es ist ein PC. Nicht mehr. Es ist in beiden Fällen noch nicht einmal ein DSP wie z. B. beim Universal Audio X16D Audiointerface mit Dante, mit dem ich die UAD2 Plug-ins live einsetzen kann und das im Vergleich deutlich günstiger ist. Hier kann ich verstehen, dass VST3 Plug-ins aufgrund des nicht für den DSP kompilierten Codes nicht laufen. Aber beim SoundGrid-Server? Oder übersehe ich da was? Würde ein Hersteller wie Behringer für das X32 oder Wing eine Thunderbolt-Karte für einen aktuellen M3/M4 Mac veröffentlichen oder eine AVB-kompatible Karte (der Mac unterstützt AVB nativ), würde sich das deutlich günstiger verwirklichen lassen und mit weniger Aufwand. Man bekommt irgendwie den Eindruck, dass hier absichtlich von WAVES die Preise hochgehalten werden und zusätzliche Hardware verkauft wird, die man eigentlich überhaupt nicht benötigt. Am Ende ist es nur die Schnittstelle am Computer und am Digitalpult, die den Ausschlag gibt. Ist diese schnell genug und sind die Treiber performant, sind geringe Latenzen kein Problem. RME zeigt das immer wieder und im Videobereich arbeiten die mit ganz anderen Datenmengen in Echtzeit. Auch dort ist das möglich. Vielleicht ist einfach der Markt noch nicht groß genug für so eine Sache. Fehlt die Konkurrenz, bleiben die Preise hoch.

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