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Dave Smith Instruments Poly Evolver Rack Test

PRAXIS

Tja, das ist schon ein anderer Schnack. Letzte Woche hatte ich noch das Poly Evolver Keyboard vor mir stehen, die Klangschrauber-Spielwiese mit unzähligen Potis und Encodern. Nun sitze ich vor einem ernüchternden 1-HE-Modul, das ich in mein Studiorack eingebaut habe. Viele Klänge kommen mir noch sehr vertraut vor, es sind ja auch die selben Presets wie beim „Großen“. Aber der Zugang zum Instrument will nicht so richtig in die Gänge kommen. Tast- und Sehsinn werden nicht gerade gebauchpinselt, und von direktem Zugriff auf die Klangerzeugung kann hier nicht die Rede sein. Ich sehe mich mit Tastern, Value Encodern und Display auf der Parameterebene umgeben. So viel sei gesagt: Es ist möglich, den hochkomplexen Poly Evolver mit diesen wenigen Armaturen zu editieren, die simple und lineare Menüführung führt einen überall hin, beherztes Encoder-Kurbeln und Aufs-Display-Starren vorausgesetzt. In manchen (Not)Fällen kann das sicherlich auch von Vorteil sein, aber unter Programmierspaß und Workflow verstehe ich etwas völlig anderes! Deswegen will ich mich gleich dem Software Editor zuwenden. Im Handbuch ist von einer Installations-CD die Rede, die aber leider nicht mit im Karton war. Ich versuche Hilfe auf der Dave Smith Instruments Website zu finden und werde dort zum Anbieter support@davesmithinstruments.com schreiben. Von diesem Prozedere steht leider weder etwas im Handbuch, noch findet man auf den beiden Hersteller-Webseiten Informationen dazu. Dies sei aber der „normale Weg“, den Software Editor als Käufer eine Poly Evolver Racks gratis zu kommen, sagte man mir dort. Man hat es hier ganz offensichtlich nicht mit einem in allen Bereichen durchgestylten Global Player des Synthesizermarktes zu tun. Muss ja aber auch nicht immer.
Kommen wir zum Praxiseinsatz. Der Editor ist schnell installiert. Seine Oberfläche ist sicherlich nicht als grafische Meisterleistung zu bewerten, aber er funktioniert ganz ordentlich. Nicht immer gelingt es mir, mit der Maus präzise Werte einzustellen. Abhilfe kann dann aber das fein auflösende Mausrad leisten. Denn auch damit lassen sich die virtuellen Potis steuern. Editiert man, während man auf dem Evolver spielt, entstehen oft kurze Stotter- oder Glitchklänge, als ob sich er der Synth sich an den vom Editor gesendeten Daten kurz verschluckt hätte.
Insbesondere den Sequencer grafisch zu bedienen gefällt, Übersicht ist alles! Und auch das Feature, sich Sequencer-Patterns auf dem Rechner abzuspeichern bzw. von dort laden zu können, kann einem das Programmieren versüßen!

Auch Einstellungen bezüglich Control Changes lassen sich schnell erstellen bzw. ablesen. So kann man die Encoder seines Masterkeyboard oder seine DAW schnell zum Steuern einzelner Parameter einbinden. Leider tritt bei den dreistelligen CC (also ab CC100) ein grafischer Bug auf, die Nummern lassen sich nur erahnen.

Gute Extras des Editors sind „Snapshot“ oder das Menü der „Program Genetics“. Mit Snapshot kann man bestimmte Szenarien einer Soundprogrammierung abspeichern. Nicht selten soll es ja vorkommen, dass man sich beim „Schrauben“ vergaloppiert. Legt man sich jedoch in den Kreativsessions immer schön ein paar „Snapshots“ an, kann man – ähnlich wie bei einer Undo-Liste – jederzeit zu früheren Zuständen zurückkehren.

Unter „Program Genetics“ werden vier Modi angeboten, neue Sounds (Kids) aus zwei bestehenden Programmen (Mommy&Daddy) abzuleiten. Wie süß! Wer möchte, kann dabei sogar noch in die Zeugung eingreifen und bestimmte Parameter von den Metamorphosen ausschließen. Hier ein Beispiel mit dem Modus „Morph“: Erst hört man Mommy, dann Daddy, dann eines von vielen „Kids“, das aus den Parameter-DNAs der Eltern erzeugt wurde.

Audio Samples
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Familienplanung

In den folgenden Audiobeispielen ist zunächst eine Filterfahrt mit einem externen Drumloop zu hören, sämtliche Effekte des Poly Evolvers kommen zum Einsatz. Als zweites zeige ich einen Chorus Effekt, den man durch langsam modulierte Delayzeiten erreicht (per LFO mit Dreiecksschwingung). Die Modulationsintensität nimmt im Verlauf des Audiobeispiels stetig zu. Als Drittes hört man eine Modulation des Hochpassfilters und des Distortion-FX durch die 3. Hüllkurve. Beim Envelope3 habe ich eine Einsatzverzögerung und eine lange Attack-Zeit gewählt, sodass der hörbare Effekt immer erst etwas verzögert einsetzt. Im Verlauf des Audiobeispiels verändere ich die Parameter der Hüllkurve.

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external Drumloop Chorus Hochpassfiltermodulation
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