Cort GB64JJ Test

Eine Vielzahl diverser Hersteller aus fernöstlichen Ländern konzentriert sich ausschließlich auf die Nachbildung altbewährter Bass-Designs und variiert die bekannten Modelle im Laufe der Jahre lediglich durch leicht unterschiedliche Features oder Ausstattungsmerkmale. Cort Guitars geht da jedoch erfreulicherweise einen anderen Weg: Die Koreaner entwickeln seit Jahrzehnten eigenständige Designs und sind mit den Bässen ihrer Artisan- und Action-Serien weltweit außerordentlich erfolgreich! Fans von klassisch anmutenden Bässen werden bei Cort allerdings auch fündig. Die GB-Serie bietet zahlreiche an den Fender Jazz Bass angelehnte Modelle mit verschiedenen Pickup-Konfigurationen, die erfreulicherweise sogar zu äußerst moderaten Preisen über die Ladentheke gehen. Mit dem neuesten Modell der GB-Serie wendet sich Cort an preisbewusste Tieftöner, die einen E-Bass mit modernen Features suchen, dabei aber keinesfalls auf eine traditionelle Optik verzichten möchten.

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Details

Der neue Cort GB64JJ erinnert optisch ohne Frage an den typischen Fender Jazz Bass aus den 70er-Jahren – schwarze Block-Inlays, ein eingefasstes Ahorngriffbrett und ein Eschekorpus mit Klarlack-Finish waren damals bereits die Zutaten für den populären Klassiker.
Aufmerksamen Beobachtern wird aber sicherlich nicht entgangen sein, dass sowohl der Hals als auch das Griffbrett des Cort GB64JJ deutlich dunkler gefärbt sind als bei einem üblichen Ahornhals: Cort springt hier nämlich auf einen Trend der letzten Jahre auf und verwendet (wie etwa auch Ibanez oder Music Man) für den Hals und das Griffbrett geröstetes Ahorn. Dem Holz wird durch ein thermisches Verfahren sämtliche Feuchtigkeit entzogen, wodurch es lange gelagertem Holz ähnelt – der Hals sollte also stabiler und resonanter als ein herkömmlicher Ahornhals sein.

Fotostrecke: 4 Bilder Rein optisch und hinsichtlich seiner Features …

Die Block-Inlays und das schwarze Binding wurden beim Cort GB64JJ übrigens nur mit schwarzer Farbe aufgemalt – echt sind hingegen zum Glück die 20 bestens abgerichteten und auf Hochglanz polierten Bünde im Jumbo-Format. Zur stabilen Befestigung der Halskonstruktion am Korpus verwendet Cort vier Schrauben, zudem sitzt der Hals sehr stramm in der exakt gearbeiteten Ausfräsung am Korpus.

Fotostrecke: 3 Bilder Die schwarzen Block-Inlays sind lediglich auf das Griffbrett gemalt.

Der Korpus selbst besitzt eine Jazz-Bass-typische Offset-Form und besteht – wie weiter oben bereits erwähnt – aus schick gemaserter Sumpfesche. Für den klassischen “70’s Look” sorgt schließlich ein dickes Klarlack-Finish und das typische Pickguard in Schwarz.

Auch bei der Hardware für den Cort GB64JJ hält sich Cort an die traditionellen Vorgaben: Auf der Kopfplatte sitzen offene Vintage-Mechaniken mit großen Flügeln und als Brücke kommt eine simple Winkelkonstruktion zum Einsatz.

Fotostrecke: 4 Bilder Auf dem Headstock prangen vier offene …

Die Klangübertragung wird von zwei hauseigene Singlecoil-Tonabnehmer mit der Bezeichnung “Voiced Tone VTB-ST” übernommen. Als modernen Twist für mehr Flexibilität bietet der Cort-Viersaiter eine aktive Elektronik inklusive Zweiband-EQ mit Reglern für Bässe und Höhen. Der Preamp wird am Bass mit einem Lautstärke-Regler, einem Balance-Regler sowie den beiden EQ-Reglern bedient. Wer den Cort lieber passiv spielen möchte, zieht einfach am Push/Pull Lautstärke-Regler und umgeht damit den Vorverstärker.
Hierbei handelt es sich dann sogar lobenswerterweise um echten Passiv-Betrieb – der Cort GB64JJ lässt sich also auch gänzlich ohne Saftspender spielen. Für den aktiven Betrieb wird eine standardmäßige 9-Volt-Batterie benötigt, die in einem separaten Fach mit Schnappdeckel auf der Rückseite des Basses sitzt und blitzschnell ausgewechselt werden kann.

Fotostrecke: 5 Bilder Als Tonabnehmer stehen zwei …

Praxis

Bei vielen Fender Jazz-Bässen aus den 70er-Jahren handelt es sich um regelrechte Schwergewichte und mein Testkandidat gehört mit einem Gewicht von 4720 Gramm ohne Frage ebenfalls zu dieser Kategorie – er hat bedauerlicherweise also nicht nur die Optik von seinem klassischen Vorbild geerbt!
Der schwere Korpus hat aber auch einen Vorteil: Mit seinem Gewicht bietet er nämlich so viel Gegengewicht zum Hals, dass das bei traditionell konstruierten Bässe weit verbreitete Symptom der Kopflastigkeit bei meinem Testbass nicht auftritt. Der Viersaiter hängt also wirklich sehr gut ausbalanciert am Gurt – lediglich bei längeren Gigs wird das hohe Gewicht dann logischerweise irgendwann spürbar.

Fotostrecke: 2 Bilder Wie seine Vorbilder aus den Siebziger-Jahren …

Wirklich klasse finde ich die Haptik des Halses: Das Profil weist schlanke Jazz-Bass-Maßeauf und ist deshalb auch von Tieftönern mit grazilen Händen leicht zu beherrschen. Zudem fühlt sich die Rückseite sehr natürlich an – eigentlich sogar so, als wäre sie komplett unbehandelt. Selbst mit schwitzigen Fingern klebt hier rein gar nichts! Toll finde ich außerdem den abgerundeten Halsansatz, durch welchen die hohen Lagen sehr komfortabel und ungebremst bespielt werden können.

Bezüglich der Werkseinstellung meines Testbasses gibt es Licht und Schatten. Die Halskrümmung war sehr gut einjustiert, bei der Saitenlage musste ich allerdings etwas nachhelfen – die vier Saiten hatten recht unterschiedliche Höhen, sodass der Bass insgesamt eher unkomfortabel zu spielen war. Diese kleine Nachlässigkeit beim Setup konnte ich allerdings mit ein paar Handgriffen beseitigen und aufgrund der sehr exakt gearbeiteten Bundierung war bei meinem Testbass dann auch eine angenehm niedrige Saitenlage ohne Scheppergeräusche möglich.

Beim Thema Setup musste Rainer Wind zunächst nachhelfen - dann jedoch stand dem ungebremsten Spielspaß auf dem Cort-Bass nichts im Wege!
Beim Thema Setup musste Rainer Wind zunächst nachhelfen – dann jedoch stand dem ungebremsten Spielspaß auf dem Cort-Bass nichts im Wege!

Soweit so gut, aber wie sieht es in Sachen Sound beim neuesten Sprössling aus der Cort GB-Serie aus? Die Vorzeichen im Trockenmodus – also ohne Bassamp – sind schon mal vielversprechend, denn der Bass schwingt sehr gut und liefert einen lauten und stabilen Ton. Lediglich die Töne C und Cis auf der G-Saite verfügen über geringfügig weniger Fundament als die restlichen Töne auf dem Griffbrett – von Deadspots kann hier aber noch nicht wirklich die Rede sein.

Die klanglichen Voraussetzungen des Cort GB64JJ sind ausgezeichnet!
Die klanglichen Voraussetzungen des Cort GB64JJ sind ausgezeichnet!

Letztendlich zählt bei einem E-Bass aber natürlich die Performance am Amp; deshalb habe ich wie immer einige Audiobeispiele mit dem Testkandidaten erstellt.
Wir beginnen mit dem passiven Betrieb und hören uns an, wie der Cort GB64JJ mit beiden Tonabnehmern bei gleicher Lautstärke klingt. Ich bin beeindruckt: Der preisgünstige Viersaiter liefert einen fett-knackigen Sound mit viel Punch, so wie man es von einem guten 70’s-Jazz-Bass erwartet! Die Tonabnehmer lösen vielleicht nicht ganz so detailgetreu auf wie kostspielige Boutique-Modelle, sie liefern jedoch ein ausgewogenes und transparentes Klangbild:

Audio Samples
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Passiv, beide Pickups

Obwohl der Sound sicherlich nicht zu harsch ist, wäre eine passive Tonblende zur Absenkung der Höhen für mildere Sounds meiner Meinung nach trotzdem wünschenswert. Der Bass würde dann ohne Frage ein gutes Stück an Flexibilität zulegen!

Audio Samples
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Passiv, Bridge-PU

Obwohl der Stegtonabnehmer in der 70’s-Position relativ nahe am Steg sitzt, liefert er ausreichend Low-End für einen tragfähigen Sound. Bei den beiden Singlecoils im Cort GB64JJ handelt es sich übrigens um Noiseless-Modelle. Von lästigen Brummgeräuschen im Solobetrieb bleibt man also verschont, was besonders beim Aufnehmen von Vorteil ist!

Audio Samples
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Passiv, Hals-PU

Mit dem Halstonabnehmer im Solobetrieb liefert der neue Cort-Viersaiter einen sehr klaren und aufgeräumten Sound im Precision-Stil. Auch hier vermisse ich abermals die passive Tonblende, denn mit einer ordentlichen Höhenabsenkung könnte man den glasklaren Preci-Sound sicherlich etwas mehr in Richtung “Vintage” trimmen und hätte damit noch eine zusätzliche Variante im Passiv-Betrieb.

Der zweibandige EQ entpuppt sich schnell als echte "Geheimwaffe" des Cort GB64JJ!
Der zweibandige EQ entpuppt sich schnell als echte “Geheimwaffe” des Cort GB64JJ!

Zur Klangbeeinflussung verfügt der Cort GB64JJ noch einen aktiven Preamp mit Zweiband-EQ. Für den Slap- Sound im folgenden Beispiel habe ich beide Bänder stark angehoben, um das Low-End ordentlich aufzublasen und die crispen Höhen hervorzuheben. Beides erledigt der Onboard-EQ mit Bravour, und das Resultat ist ein sehr breiter, moderner Jazz-Bass-Sound mit satten Tiefbässen und ultra transparenten Höhen – Daumenspezialisten werden sicherlich ihre Freude mit dem Equalizer haben! Bemerkenswert ist zudem, dass die Elektronik auch bei starken Anhebungen kaum rauscht.

Audio Samples
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Aktiv, beide PU, Bass-Boost, Treble-Boost, Slapping

In den beiden letzten Beispielen hört ihr die Wirkung des EQ (Bass-Boost und Höhen-Cut) zuerst mit dem Stegtonabnehmer und anschließend mit dem Halstonabnehmer des Cort GB64JJ im Solobetrieb. Beide Sounds klingen jetzt etwas milder und wärmer, die Durchsetzungskraft bleibt dabei aber lobenswerterweise nicht auf der Strecke:

Audio Samples
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Aktiv, Bridge-PU, Bass-Boost, Treble-Cut Aktiv, Hals-PU, Bass-Boost, Treble-Cut
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Fazit

Der Cort GB64JJ kommt im traditionellen Gewand und liefert die typischen Jazz-Bass-Sounds in sehr überzeugender Qualität. Die Noiseless-Pickups klingen sehr klar und verschaffen dem Budget-Viersaiter eine moderne Note, die durch den effektiven Zweiband-Equalizer zusätzlich unterstützt wird. Aufgrund des schlanken Halses und der typischen Offset-Form lässt sich der Cort GB64JJ zudem so komfortabel und leicht spielen wie ein traditioneller Jazz Bass – auch E-Bass-Anfänger werden sich schnell mit dem günstigen Budget-Jazz-Bass wohlfühlen! Mein Testbass litt leider etwas an etwas Übergewicht, doch ich nehme stark an, dass auch leichtere Exemplare in den Geschäften zu finden sind – es kann also nicht schaden, vor dem Kauf einfach mal nachzufragen. Bei der Verarbeitung leistet sich Cort keinerlei Patzer und liefert in jeder Hinsicht solide Qualität. Ich kann den neuesten Sprössling aus der GB-Serie deshalb jedem Bassisten empfehlen, der einen soliden Jazz Bass mit traditioneller Optik zu einem günstigen Kurs sucht.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • klassische Optik
  • tadellose Verarbeitung
  • modern-transparente Jazz-Bass-Sounds
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • stattliches Gewicht
Artikelbild
Cort GB64JJ Test
Für 299,00€ bei
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Rein optisch und hinsichtlich seiner Features …
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Cort Guitars
  • Modell: GB64JJ
  • Herstellungsland: Indonesien
  • Mensur: 34 Zoll
  • Korpus: Sumpfesche, Natural Finish, schwarzes Pickguard
  • Hals: geschraubt, geröstetes Ahorn, Griffbrett aus geröstetem Ahorn, 20 Bünde
  • Hardware: offene Mechaniken, Vintage Bridge
  • Tonabnehmer: Voiced Tone VTB-ST
  • Elektronik: aktiv/passiv, 2-Band-Equalizer, 9V-Batterie
  • Regler: Volume, Balance, Bass, Treble
  • Gewicht: 4720g
  • Preis: 379,- (Ladenpreis im November 2020)
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