Casio schickt einen brandneuen DJ-Controller für iOS, Mac und PC ins Rennen, der mit einem unkonventionellen Design sowie einem außergewöhnlichem Bedienkonzept aufwartet und auf den Namen Trackformer XW-DJ1 hört. Genau wie beim Groove Center Pendant XW-PD1 hat sich der Hersteller was die Formgebung angeht am Star Wars Millennium Falken orientiert. Umgeben von Funktionstastern prangt in der Mitte prangt ein großes Jogwheel – recht ungewöhnlich, wie ich finde. Doch allein schon der Look suggeriert, dass der Hersteller sich hauptsächlich an die Zielgruppe der Scratch-Nerds und Turntablelists richtet. Vorgemappt ist das Gerät für Algoriddim djay2 (iOS und Mac), Deckadance (Windows) sowie Traktor Pro 2 (OSX und Windows). Lasst uns also herausfinden, was man mit diesem „Raumschiff“ so alles anstellen kann.
Details
Erwartungsvoll öffne ich den Karton, dem ich zunächst den 34 x 23 x 7 Zentimeter großen Trackformer entnehme, gefolgt von einem 12V-Netzteil, den obligatorischen Sicherheits- und Garantiebelegen sowie ein ausführlich verfasstes und mit zahlreichen Abbildungen versehendes Handbuch. An beide Seiten des Gerätes lässt sich die inkludierte gummierte iPhone-Halterung, die auf mich einen stabilen Eindruck macht, befestigen. iOS-Geräte werden mit dem ebenfalls beiliegenden Mini-DIN/Lightning-Kabel am Trackformer angeschlossen.
Obwohl das Gerät, vom Jogwheel mal abgesehen, komplett aus Kunststoff gefertigt ist, kommt es mit einem ordentlichen Gewicht von 1,1 kg daher. Das Chassis ist sauber verarbeitet und wirkt langlebig. Vier große Gummifüße auf der Unterseite des Gerätes sorgen auch bei glatten Unterlagen für den notwendigen Halt. Besonders gut gefällt mir das angenehm leichte und dennoch stabile 7-Inch-Jogwheel aus Aluminiumblech, denn es ist griffig und verfügt über eine solide Aufhängung. Sämtliche Tasten wirken widerstandsfähig, haben aber für meinen Geschmack einen etwas zu großen Druckwiderstand. Die Drehreglerkappen sind in meinen Augen weniger anwenderfreundlich, da sie etwas zu glatt und rutschig geraten sind. Einen Arbeitsweg von jeweils 45 Millimetern legen die beiden Cross/FX-Fader an den Tag. Sie wirken einigermaßen robust, erscheinen mir allerdings für schnellere Scratch-Manöver zu schwergängig. Insgesamt hinterlässt der Trackformer einen akzeptablen Ersteindruck im Trockenlauf.
Anschlüsse
Das Anschlussfeld wurde gegenüber der Fadersektion platziert. Dort treffe ich auf die Netzteilbuchse, eine USB-Buchse zur Computerverbindung und die Mini-DIN-Buchse für das mitgelieferte iOS-Kabel. Der integrierte Lautsprecher lässt sich per Schalter (de-) aktivieren. Das Master-Signal kann auch über ein Cinch-Pärchen abgegriffen werden, wohingegen für den Kopfhörer die obligatorische Miniklinkenbuchse in stereo vorgesehen ist.
Casio Trackformer XW-DJ1: iOS-Geräte werden über ein mitgeliefertes Mini-DIN/Lightning-Kabel angeschlossen.
Features
Seltsamerweise wird beim Trackformer nicht ganz klar, wo vorne und hinten ist. Denn egal wie ich das Gerät aufstelle, ein Teil der Beschriftung steht immer auf dem Kopf. Diese janusartige Doppelgesichtigkeit ist vom Hersteller so gewollt, aber ehrlich gesagt etwas gewöhnungsbedürftig. Der Mittelpunkt des Gerätes ist natürlich die versenkt im Gehäuse platzierte 7-Inch „Scratch-Scheibe“. Um dieses Jogwheel herum wurden die Transport- und Cue-Tasten angeordnet. Eine Hälfte der Buttons ist Deck A gewidmet, die andere Deck B. An der Frontseite des Trackformers (wenn man diese so bezeichnen will) finde ich die Loop- und FX-Buttons. Außerdem residieren dort je ein mittengerastertes Filter pro Deck und je ein Drehknopf für die Ausgangs- und Kopfhörerlautstärke. Und wo sind bitte die Linefader? Fehlanzeige – unser Testkandidat besitzt gar keine.
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Praxis
Mit meinem iPhone 4S (siehe Fotos) und einem Lightning auf 30-Pin-Adapter bewaffnet, trete ich an, um dem Trackformer auf den Zahn zu fühlen. Doch es passiert nichts und siehe da: Der Algoriddim Support verkündet, dass der Trackformer nur mit iOS-Geräten funktioniert, die von Haus aus mit einem Lightning-Connector (iPhone 5 & 6, neuere iPads, etc.) bestückt sind. Was hilft es: Ich muss mir für den Praxistest ein iPhone 5 mit iOS 7.1.2 organisieren. Gut, wenn man Kollegen in der Nähe hat. Aus dem App-Store lade ich im Anschluss für 2,99 Euro die App djay 2 (zum Testzeitpunkt aktuelle Version 2.7.6.). Ein Druck auf den Powerbutton am Trackformer und sämtliche Buttons leuchten einmal auf. Die mitgelieferte Halterung ist ideal für ein iPhone, aber leider unbrauchbar, wenn man stattdessen ein iPad als Zuspieler verwenden möchte. Gut, das iPhone ist ja nun ohnehin verfügbar und ich schließe es mittels Kabel an den Controller an und öffne die App. das Gerät wird Plug&Play erkannt und auf dem Display erscheint kurzzeitig das Casio-Logo. Das Zusammenspiel zwischen Trackformer und Djay2 funktioniert im Test absolut frei von Störungen.
Casio Trackformer XW-DJ1 funktioniert nur mit iOS-Geräten mit Lightning-Connector, aber nicht mit meinem guten, alten iPhone 4.
Hands on!
Da der Trackformer keinen Browser-Encoder oder etwas Ähnliches vorweist, müssen die Tracks über das Touchdisplay des iOS-Gerätes geladen werden, was ich als etwas umständlich empfinde. Die Arbeitsweise am Trackformer unterscheidet sich sehr von herkömmlichen DJ-Controllern und fühlt sich dementsprechend anders an:
Für die Zuordnung des jeweiligen Decks zum Jogwheel sind die beiden großen Selektionstasten (A/B) zuständig. Darüber hinaus gibt es die beiden Buttons „Scratch-Left“ und „Scratch-Right“, die bestimmen, welcher der beiden Fader als Crossfader und welcher zum Justieren der Effektanteils zuständig ist.
Der jeweilige als Crossfader verwendete Regler öffnet stets in Richtung des Scratch-Wheels, während sein Gegenüber (Effektanteil) in die entgegengesetzte Richtung arbeitet. Da die Loop- und FX-Buttons mit dem Umschalten der Scratch-Hand auch die Seiten wechseln, kommt es leider leicht zu Verwirrungen und man aktiviert möglicherweise einen Effekt im falschen Deck. Möchte ich die Hand, die den Teller bedient, wechseln, genügt es nicht, einfach umzuschalten, sondern ich muss zusätzlich auch den Controller drehen. Das ist immer mal wieder notwendig, da die meisten DJs erfahrungsgemäß gewisse Scratch-Techniken mit den beiden Händen unterschiedlich gut performen. Ich selbst kann zum Beispiel Transformer-Scratches am besten mit der rechten Hand am Fader ausführen.
Mit nur einem Jogwheel und fehlenden Linefadern ist der Trackformer definitiv kein Controller zum Auflegen, sondern ein reines Scratch-Tool. Die unteren Transport- und Cue-Buttons (Jogwheel auf der rechten Seite) sind für das linke Deck auf dem Display zuständig und die oberen Tasten für den rechten virtuellen Player. Da diese Zuordnung fix ist, rotiert die Tastenbelegung, sobald man den Controller umdreht.
All diese Eigenschaften machen die Bedienung des Trackformers ziemlich umständlich und alles andere als intuitiv, auch wenn das Setzen und Löschen der Cue-Punkte mithilfe der kombinierten Scratch-Left/Right und Shift-Tasten im Test völlig problemlos funktionierte. Die kreisrund um denn Scratch-Teller angeordneten Buttons sind für meinen Geschmack allerdings etwas zu schmal geraten, sodass man sie im Eifer des Gefechtes gerne mal verfehlt. Sämtliche Buttons verfügen zwar über eine Hintergrund- oder Statusbeleuchtung, doch setzt Casio hier ausschließlich auf Rot. Eine optische Unterscheidung der Buttons anhand der Beleuchtung ist daher leider nicht möglich. Ein weiteres Manko: Der Controller bringt weder Pitchfader noch Bedienelemente zur Steuerung des Algoriddim Dreiband-EQs mit. In Sachen Workflow bekommt der Trackformer von mir daher lediglich eine „3-“.
Algoriddim djay 2: Dreiband-EQ und Filter im rechten Deck eingeblendet.
Scratch-Wheel
Das Jogwheel reagiert angenehm direkt bei einer Berührung und überträgt die Handbewegungen ziemlich verzögerungsarm und akkurat auf das entsprechende Audiofile. Mit seinen 7-Inch ist der Teller grundsätzlich zum Scratchen zu gebrauchen, doch beim Loslassen der Scheibe kommt es zu einer spürbaren Verzögerung, die das wichtige „Abwerfen“ der virtuellen Platte erschwert. Ein weiteres Problem stellen die etwas schwergängigen Fader und deren Positionierung im Chassis dar. Mit diesen Reglern sind extrem schnelle Manöver, wie sie für einige Scratch-Techniken (Crabs, Flares etc.) nötigt sind, nur bedingt möglich. Außerdem bleibt man bei dieser Art der „Cuts“ immer wieder mit den Fingerspitzen am Gehäuse hängen. Vor dem Hintergrund, dass es sich beim Trackformer offensichtlich um einen Controller handelt, der primär für Scratch-Nerds konzipiert ist, ist dies suboptimal.
Casio Trackformer XW-DJ1: Das Jogwheel hat einen Durchmesser von 7-Inch.
FX, Loops & Co
Mit zwei Richtungstasten navigiere ich durch das FX-Menü der Software und (de-) aktiviere die Effekte mit einem dritten Button. Der Regler, der dem Crossfader gegenüberliegt, dient dabei zur Justierung des jeweiligen FX-Anteils. Die Schleifenabteilung des Trackformers arbeitet ähnlich, denn auch hier kommen je drei Tasten zum Einsatz, mit denen sich standesgemäß Auto-Loops abfeuern und in ihren Längen verdoppeln oder halbieren lassen. Soweit, so gut! Eigentlich gäbe es hier nicht viel auszusetzen, wären die Buttons mit 8 x 8 Millimetern nicht so klein und fummelig ausgefallen. Außerdem liegen sie etwas dicht beieinander. Eine komfortable Steuerung sieht auf jeden Fall anders aus.
Die beiden Fader sind für anspruchsvollere Scratch-Techniken zu schwergängig.
Traktor
Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen, den Trackformer neben dem iPhone 5 auch mit der Software Traktor Pro 2 (Version 2.8.1) von Native Instruments auszuprobieren, installiert auf einem iMac. Dieser hat einen 2,4 GHz Core 2 Duo Prozessor mit 4 GB RAM sowie OSX 10.8.5. Da Traktor den Trackformer nicht nativ unterstützt, lade ich mir ein entsprechendes File von der Casio-Website herunter und importiere dieses. Sofort erkennt Traktor den Casio-Controller als Befehlsgeber und auch die Selektion des Trackformers als Audiogerät gelingt anstandslos. Die Steuerung der Software durch den Trackformer funktioniert im Test in allen Punkten absolut reibungslos und störungsfrei, auch wenn bezüglich des Scratchings die gleichen Ktitikpunkte gelte, wie unter iOS.
Für den Einsatz mit Traktor Pro 2 muss das von Hersteller-Website heruntergeladene Mapping in den Preferences importiert werden.
Sound
Die Selektion des Vorhörsignals, das auf dem Kopfhörer wiedergegeben wird, erfolgt automatisch. Zu hören ist das jeweilige Deck, das nicht auf dem Main-Out bzw. dem internen Lautsprecher ausgespielt wird. Ein ausreichend lautes und übersteuerungsfestes Signal mit einem etwas dumpfen Klang offeriert mir der Kopfhörerverstärker. Der Master-Out liefert ein rauscharmes Signal mit ordentlichen Bässen und einem ausgeglichenen Mittenbereich. Die Höhen wirken dagegen leider etwas schwammig und dem Gesamtsignal fehlt ein wenig Brillanz. Zwei weitere Besonderheiten sind der optionale Batteriebetrieb mit sechs AA-Zellen und der eingebaute Lautsprecher an der Unterseite des Chassis. Dieser Mono-Treiber strahlt nach unten ab, hat einen Durchmesser von gut 6 Zentimetern und klingt, so viel sei vorweggenommen, etwas blechern. Außerdem kann dessen 2-Watt-Verstärker nur dann eine ausreichende Lautstärke gewährleisten, wenn das Gerät auf einer „schallharten“ Unterlage (Glas, glattes Holz etc.) steht. Klanglich gibt es von mir in der Summe ein „befriedigend“.
Casio Trackformer XW-DJ1 ist ein DJ-Controller mit einem sehr extravaganten Design, der garantiert die Blicke auf sich zieht, sobald man ihn mit auf die Party schleppt. Das optional batteriegespeiste Gerät bietet eine solide Verarbeitungsqualität und die Interaktion mit Djay2 für iOS funktioniert perfekt. Doch in Sachen Funktionalität, Sound und Workflow kann mich der Trackformer nicht vollends überzeugen. Zu kompliziert erweist sich die Arbeitsweise mit nur einem Jogwheel oder Scratch-Pad in der Praxis. Das notwendige Drehen des Controllers beim Wechseln der Scratch-Hand sorgt für Verwirrung und aufgrund der nicht vorhandenen Pitch- und Linefader ist der Casio als professionelles Mixing-Tool nicht zu gebrauchen. Bliebe die Anwendung als reine „Scratch-Maschine“. Doch auch hier zeigt der Kandidat aufgrund der etwas schwergängigen Fader Schwächen. Dem Sound fehlt es für mich etwas an Brillanz. Das Konzept finde ich innovativ, aber in meinem Augen ist es nicht ganz „zu Ende gedacht“. Was bleibt ist ein cooles Gadget mit hohem „Nerd-Faktor“ und wer auf derartige „DJ-Gear“ abfährt und nicht jeden Cent umdrehen muss, sollte den „Millennium Falken“ am besten selbst Probe fahren. Möge der Scratch mit euch sein!
Unser Fazit:
3 / 5
Pro
Solide Material- und Verarbeitungsqualität
Batteriebetrieb möglich
Stylishes, extravagantes Design
Großes 7-Inch Scratch-Wheel
Vorbildliche Interaktion mit Algoriddim Djay2 iOS
Contra
Fader und Jogwheel für kompliziertere Scratches ungeeignet
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