Black Lion Audio B173mkII / B12AmkIII Test

Nachdem sich die in Chicago ansässige Firma Black Lion Audio einen Namen damit gemacht hat, eine Reihe von Geräten anderer Hersteller durch gezielte Modifikationen zu verbessern, lag es natürlich nahe, auch eigene Designs zu entwickeln.

Black_Lion_Audio_B12A_B173_Test

Das tut man dort schon seit geraumer Zeit und es ist wohl ein Zeichen der Zeit, dass man, obwohl es sich stets um eigene Entwicklungen handelt, trotzdem stets betont, welcher unsterbliche Klassiker (z.B.1176 oder Pultec) der Tontechnikgeschichte hier oder dort Pate gestanden haben soll.
Die beiden Geräte, die ich hier vorstelle, sind nun so neu nicht, aber es ist jeweils eine neue Überarbeitung einer „Hommage“ an jeweils einen Klassiker. Wer schon einmal irgendwas mit Mikrofonvorverstärkern gegoogelt hat, wird den Eindruck bekommen haben, dass es (obwohl die letzten 100 Jahre eine schier unüberschaubare Zahl teilweise extrem hochwertiger Vorverstärker hervorgebracht haben) scheinbar nur zwei davon gibt: den Neve 1073 und den API 312. Und selbstverständlich, die Bezeichnungen lassen da kein Geheimnis offen, wollen der B173mkII und der B12Amk3 auch gerne etwas von diesem Glanz abbekommen.

Details

Pegelanzeige? Fehlanzeige.

Beide Geräte kommen im etwas unpraktischen 9,5“ Rackformat, sodass man geneigt ist, sie auf dem Tisch zu platzieren. Dabei stört allerdings ein wenig, dass sie beide keine Füße haben und mit externen Netzteilen ausgestattet sind, deren Kabel eher begrenzte Längen aufweisen. Zum Glück halten die Buchsen die Steckerchen gut drin. Überhaupt fällt als erstes auf, dass die kleinen Dinger einen sehr robusten und hochwertigen Eindruck machen und recht schwer in der Hand liegen. Die Potis lassen sich sanft und mit einem sehr angenehmen Widerstand bewegen, die Schalter und Taster atmen ein bisschen DYI-Style und wirken absolut zuverlässig. Die Ausstattung ist absolut spartanisch: Alles, was nicht lebensnotwendig ist, gibt es auch einfach nicht. Zum Beispiel leider auch Pegelanzeigen.

Fotostrecke: 5 Bilder Der B173 verfügt wie sein Vorbild über ein gerastertes Gain-Poti, das in Schritten von 5 dB regelt.

Wir finden auf der schwarzen Frontplatte beider Geräte links das Logo von Black Lion Audio und einen kleinen Kippschalter für Power mit zugehöriger weißer LED. Der B173 bietet direkt daneben ein ziemlich großes, in 5dB-Schritten gerastertes Gain-Poti, gefolgt von einem Schalter für die Phantomspeisung mit entsprechender LED und einem Schalter für die Phasenlage. Rechts davon sitzt ein weiteres Poti für den Ausgangspegel und der hochohmige DI-Eingang für Gitarre und Bass mit einem Knopf, der ihn aktiviert. Der B12A bietet kein Poti für die Ausgangslautstärke, dementsprechend sind die Bedienelemente etwas anders angeordnet: erst Power, dann Phantomspeisung, Phase und ein Pad-Schalter. Rechts davon liegt ein handliches stufenloses Gain-Poti und der hochohmige Eingang mit Schalter.
Auf der Rückseite findet sich neben der schon erwähnten erfreulich stabilen Buchse für das externe Netzteil eine kleine Überraschung: Der Eingang ist zwar als XLR ausgeführt, der Ausgang jedoch nicht, sondern als symmetrische Kinkenbuchse. Es bleibt ein Rätsel, wieso das so ist, es wäre ja genug Platz vorhanden.

Was ist neu? Design und Cinemag-Übertrager im Ausgang

Da es sich bei beiden Geräten um jeweils neuere Revisionen handelt, ist natürlich eine der wichtigsten Fragen, die ich beantworten sollte, die nach dem Unterschied zu den jeweiligen Vorgängerversionen B173 und B12AmkII. Das lässt sich, was das Äußere betrifft, schnell und ohne Umschweife sagen: Die Gehäuse sind jetzt schwarz. Das passt ja auch besser zum Firmennamen. Aber noch mehr: In den Gehäusen steckt anders als in den Vorgängermodellen nicht nur ein Cinemag-Übertrager, sondern zwei, einmal Cinemag rein, einmal Cinemag raus. Das sollte sich, da diese Trafos einen so guten Ruf haben (immerhin stecken sie auch in Geräten von Universal Audio), im Klang bemerkbar machen. Und, last but not least, der Preis ist gesunken. Das klingt nach einen durchaus gelungen Update, oder? Ob die Preamps selbst ebenso gelungen sind, stellt sich natürlich in der Praxis heraus.

Fotostrecke: 20 Bilder Dass es ich nicht um echte Klone handelt, sieht man auch an den SMD-Bauteilen.
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Paul sagt:

#1 - 08.10.2023 um 18:17 Uhr

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Danke für den Test. Ich habe mir das 2. Studio einen B173 Mk2 gekauft und werde ihn vielleicht auch noch mit einem originalen 1084 aus dem Studio A vergleichen. Was ich allerdings schwierig fand bei dem Test war, dass gerade bei der so essentioallen Vocal Performance auf einen Splitter verzichtet wurde, dann die "Performance" ein paar Mal wiederholt wurde, aber DEUTLICH anders performed wurde, und DANN Rückschlüsse auf die Umsetzung des Preamps gemacht wurde. Sowas ist halt immer sehr schwierig, und eigentlich gar nicht möglich. Ich kenne das selbst, wenn ich eigene AB Tests mache. Aber JEDE Performance ist anders. Das fehlende "Lächeln" im Vocal-Fazit ist sehr fraglich. Weil das "Yeah" ja wirklich komplett anders gesungen wurde. Da glaube ich, dass es eher die Performance war und weniger der Preamp. Aber sowas ist natürlich immer schwierig. Dass man den Neve nicht reinfahren kann, kann ich absolut nicht bestätigen. Ich benutzen eine spezielle FET Version mit K67 Kapsel, also quasi ein modernes Sony C800G und ich finde, der Sound von diesem kleinen Gerät kann was. Aber das bestätigt ihr ja auch. Und ja, der Vergleich mit den originalen ist schon vom Hause Black Lion natürlich gewollt und kann einem dann natürlich auch zum Verhängnis werden, wenn man diese Geräte dann AB testet. Aber mir gefällt der "moderne NEVE Sound" ganz gut und ich kenne keinen Preamp in dem Preissegment, der sowas kann.

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Nick Mavridis sagt:

#2 - 15.10.2023 um 10:55 Uhr

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Hallo Paul, danke für Deinen Kommentar. Vielleicht nur kurz: Die Audiofiles in unseren Tests werden ja anschließend gemacht, um das zu verdeutlichen, was im Test geschrieben steht. Ideal ist es natürlich, wenn die Performance immer so gut wie identisch ist. Ein Splitter ändert wieder einige Dinge (Impedanzen), noch dazu performt man ja als Sänger oder Instrumentalist unterschiedlich mit der Kette (was z.B. bei Gitarristen noch stärker ist und sicher ein Grund, weshalb man dort bei Tests nicht sinnvoll mit Re-Amping arbeiten kann). Wichtig aber, dass Du mit Deinem Preamp da zufrieden bist. Ich habe auch schon einige der kleinen BLA benutzt und bin klanglich durchaus zufrieden! Beste Grüße Nick Mavridis (Redaktion Recording)

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