Austrian Audio OC7 Test

Austrian Audio OC7 Test: Im Jahr 2022 hat das noch junge österreichische Unternehmen Austrian Audio eine Produktoffensive gestartet. Darunter finden sich gleich zwei innovativ designte Instrumentenmikrofone. Eines davon, das aktiv-dynamische Austrian Audio OD5, haben wir bereits getestet, das Austrian Audio OC7 ist Gegenstand dieses Tests. Es gehört zur – relativ überschaubaren – Familie der Instrumenten-Mikrofone mit Kondensator-Kapsel. Die meisten Soundfreunde greifen beim Close-Miking lauter Quellen wie Drums zu den dynamischen Kollegen. Deren Robustheit und Unempfindlichkeit bezüglich Schalldruck seitlicher Einsprechungen scheint dieser Bauform klare Vorteile zu bringen. Es ist allerdings auffällig, dass vielen besonders beliebten dynamischen Mikros Kondensator-ähnliche Klangeigenschaften zugesprochen werden. Hier wären das Sennheiser MD441 oder auch das Beyerdynamic M201TG zu nennen.

Kondensatormikrofon für Drums und mehr

Warum also nicht gleich ein Kondensatormikro für Instrumente bauen, mag man sich bei Austrian Audio daher gedacht haben. Die Kapsel ist jedoch nicht das einzige besondere Ausstattungsmerkmal des in Österreich gebauten OC7. Einen Handling-Vorteil im Live- und Recording-Alltag soll vor allem der separate, schwenkbare Kopf des Schallwandlers bieten. Platzsparendes Ausrichten, beispielsweise an eng beieinander positionierten Trommeln und Becken, verspricht geschonte Nerven und Zeitersparnis. Ob das Gesamtpaket in der Praxis so gut funktioniert wie erwartet, lest ihr auf den folgenden Zeilen. 

Quick Facts zum Austrian Audio OC7

  • Kondensatormikrofon für Instrumente
  • Schwenkbarer Mikrofonkopf
  • Schaltbar: -10 dB Pad und zweistufiges Low Cut Filter
  • Hergestellt in Österreich

Swivel Joint: drehbarer Mikrofonkopf des Austrian Audio

Die Mehrzahl aktuell erhältlicher Instrumentenmikrofone besitzt ein längliches Gehäuse, an dessen vorderem Ende die Mikrofonkapsel arbeitet. Das ist auch beim OC7 nicht anders, allerdings hat man dem Schallwandler einen zweigeteilten Korpus spendiert, der eine unabhängige Drehung des Mikrokopfes um etwa 220 Grad ermöglicht. Dies geschieht mithilfe eines Viertelkreis-förmigen Haltearms, eine Rändelschraube ist für die sichere Arretierung zuständig.

Schwenkkopf
Schwenkkopf des Mikrofons
Schwenkkopf andere Seite
Das Mikrofondesign verspricht hervorragende Ausrichtbarkeit

Dank dieser Bauweise läßt sich das Mikro auch in engen Zwischenräumen platzieren, beispielsweise zwischen Floortom und Ridebecken. Auch feine Anpassungen bei der Ausrichtung der Kapsel sollen damit erleichtert werden. Mechanisch ist das Austrian Audio OC7 übrigens baugleich mit dem oben erwähnten Austrian Audio OD5. Eine formstabile Tasche und eine Anleitung samt Qualitätscheck-Protokoll gehören ebenfalls zum Lieferumfang. In Sachen Verarbeitung läßt sich unser Testexemplar absolut nichts zu Schulden kommen, alle Teilen wirken akkurat und langlebig gefertigt.

AA Logo
Fuß des Austrian Audio OC7

Das OC7 teilt sich die Kapsel mit einem Kleinmembran-Mikrofon 

Auch bei den technischen „Innereien“ hebt sich unser Testobjekt von vielen anderen Instrumentenmikrofonen ab. Im Schwenkkopf arbeitet nämlich eine Echtkondensatorkapsel, welche Kenner der Marke schon aus demKleinmembranstäbchen CC8 kennen. Allerdings hat man die Elektronik an die veränderten Einsatzgebiete angepasst, was sich auch in den technischen Meßwerten sowie dem Frequenzgang niederschlägt. Letzterer ähnelt mit seinem Präsenzboost bei etwa 4000 Hertz eher jenem des passiv-aktiven OD5, ist also nicht auf maximale Neutralität getrimmt. Ein nochmals geringeres Eigenrauschen von 16 dB SPL (A-gewichtet) und ein nach oben hin erweiterter Frequenzgang sprechen hingegen für das (deutlich teurere) OC7. Auch die Cut-Off-Frequenzen des zweistufigen Low Cut Filters sind tiefer gewählt, nämlich bei wahlweise 40 oder 80 Hertz. Wer das schaltbare Pad mit zehn dB Pegelreduktion aktiviert, kann das OC7 theoretisch einem absurd hohen Schalldruck von über 160 dB aussetzen. 

Schalter für Vordämpfung und das Hochpassfilter

Vordämpfung und Hochpassfilter

Lebendiger, räumlicher Sound an Toms

Wenn eine Firma zwei, auf den ersten Blick, recht ähnliche Mikrofone gleichzeitig auf den Markt bringt, dürften sich viele Soundfeunde fragen, wo wohl die klanglichen Unterschiede liegen. Und so habe ich das OD5 als Referenzmikro an den Toms meines alten Yamaha 9000 Drumsets herangezogen. Am 12“ x 8“ Racktom macht das Austrian Audio OC7 einen äußerst ausgewogenen, offenen und trotzdem fokussierten Eindruck. Solo abgehört, fällt sowohl die akkurate Abbildung der Trommels selbst als auch der Übersprechungen der anderen Instrumente auf. Und so ist es kein Wunder, dass sich das gesamte Ensemble entsprechend hochwertig darstellt. Ein interessante Tatsache ist jedoch, dass das OD5 vom Grundklangcharakter ziemlich nahe an seinem großen Geschwister-Mikro liegt. Im Kontext muss man sich schon ein bisschen konzentrieren, um sie auseinander zu halten. Im Solo-Modus outet sich das OD5 mit seinem mittigeren, weniger plastischen Sound. 

AA OC7 an Racktom
Das Austrian Audio OC7 im Test an der Hängetom

Am großen 16“ x 16“ Floortom macht das Austrian Audio OC7 nicht minder Spaß, denn es bringt den Körper der Trommel samt der tiefen Frequenzanteile druckvoll und gleichzeitig detailliert herüber. Auch hier glänzen die geringen Übersprechungen mit problemloser Integrierbarkeit, ohne das Gesamtergebnis zu vermatschen. Die, bei Kondensator-Mikrofonen an Toms zuweilen auftretende Härte gibt es beim OC7 ebenfalls nicht, im Gegenteil. Gut gefällt mir auch, dass das Mikrofon auf kleine Veränderungen der Position sensibel reagiert, dabei aber trotzdem sehr gutmütig bleibt. 

Audio Samples
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Austrian Audio OC7 am Racktom, ganzes Kit Austrian Audio OC7 am Racktom, solo Austrian Audio OD5 am Racktom, ganzes Kit Austrian Audio OD5 am Racktom, solo Austrian Audio OC7 am Floortom, ganzes Kit Austrian Audio OC7 am Floortom, solo Austrian Audio OD5 am Floortom, ganzes Kit Austrian Audio OD5 am Floortom, solo

An der Snaredrum fängt das OC7 ein detailliertes Signal ein 

Hören wir uns nun an, wie sich das Testobjekt an einer edlen, 14“ x 5,5“ großen, Craviotto Kirschholz-Snaredrum schlägt. Als Vergleichmikrofon kommt abermals das OD5 zum Einsatz, zusätzlich habe ich euch auch mein Telefunken M80aufgenommen. Letzteres schätze ich besonders für seinen crispen, durchsetzungsstarken Sound, welcher nicht zufällig an ein Kondensator-Mikro erinnert. 

AA OC7 Snare
Mikrofone an der Snare: AA OC7 und Telefunken M80

Der Soundcheck zwischen den beiden Austrian Audios zeigt abermals, dass die Mikrofone gar nicht so weit auseinander liegen, wie die unterschiedlichen Konstruktionskonzepte vermuten lassen. Tatsächlich muss auch hier genauer hinhören, um zu erkennen, dass das OC7 etwas offener und lebendiger in den Höhen daher kommt, als sein dynamischer Kollege. Gerade im Vergleich mit dem M80 ziegt sich jedoch, dass es auch den Kesselklang der Trommel sehr realistisch darstellt. Dagegen wirkt das M80 in den Mitten fast etwas verschlossen, während der Präsenzbereich um 5000 Hertz klar betont wird. Dadurch wirkt das M80 etwas kompakter, das OC7 liefert mehr Raum und mehr Realismus. Welchen Sound man bevorzugt, hängt wie so oft vom Einsatzgebiet und vom persönlichen Geschmack ab. Jedenfalls handelt es sich beim OC7 auch um ein wirklich tolles Snaremikro, welches außerdem unschlagbar einfach zu justieren ist. 

Mikrofone: AA OD5 v.s AA OD7
Geschwister: Austrian Audio OD5 (links) und Austrian Audio OC7
Audio Samples
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Austrian Audio OC7 an der Snaredrum, ganzes Kit Austrian Audio OC7 an der Snaredrum, solo Austrian Audio OD5 an der Snaredrum, ganzes Kit Austrian Audio OD5 an der Snaredrum, solo Telefunken M80 an der Snaredrum, ganzes Kit Telefunken M80 an der Snaredrum, solo

Video: Austrian Audio OC7 und OD5 im Vergleich

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Mehr Informationen

Fazit zum Austrian Audio OC7

Ein sehr gutes Instrumentenmikrofon sollte ausgewogen und durchsetzungsstark klingen, pegelfest und leicht zu positionieren sein. Dazu wären ein Pad sowie ein mehrstufiges Low Cut Filter noch toll. Ach ja, eine solide Bauweise für jahrelangen Live-Betrieb sollten die Entwickler auch auf dem Zettel gehabt haben. Wer auf all diese Dinge Wert legt, musste in der Vergangenheit hier und da kleine Kompromisse eingehen. Bis jetzt, denn das Austrian Audio OC7 ist zwar etwas teurer als herkömmliche Instrumenten-Mikros, kann aber auch tatsächlich alle gerade aufgeführten Dinge ziemlich gut. Sein Sound ist lebendig, realistisch und dabei nicht steril, die Ausstattung kann sich sehen lassen und zur praxisfreundlichen Konstruktion mit Schwenkkopf kommt eine einwandfreie Verarbeitung. Mit diesen Qualitäten präsentiert sich der in Österreich hergestellte Schallwandler als ungewöhnlich vielseitiges Werkzeug und erarbeitet sich damit eine uneingeschränkte Antestempfehlung. 

  • Wandlerprinzip: Echtkondensator 
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Impedanz: 275 Ohm
  • Empfindlichkeit: 10 mV/Pa
  • Frequenzgang: 20 bis 20000 Hertz
  • Besonderheiten: schwenkbarer Mikrofonkopf, aktive Schaltung, -10 dB Pad, zweistufiger Low Cut (40 oder 80 Hertz) 
  • Gesamtlänge: 14,7 Zentimeter
  • Lieferumfang: Transport-Case, Halterung
  • Webseite: https://de.austrian.audio/oc7/
  • hergestellt in: Österreich 
  • Preis : € 419,– (Straßenpreis am 20.2.2023)
Austrian Audio OC7 auf Stativ

Alternativen zum Austrian Audio OC7

Audio Technica AE3000Austrian Audio OD5
ebenfalls Kondensator, günstiger, Made in Japan, kein separat schwenkbarer KopfTauchspulenmikrofon, günstiger, gleicher mechanischer Aufbau
Austrian Audio OC7 vs. Austrian Audio OD5 vs. Audio-Technica AE3000
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • sehr akkurater, dabei ausgewogener Sound 
  • sehr gute räumliche Abbildung
  • Swivel Joint erleichtert die Positionierung 
  • gute Ausstattung
Contra
  • -
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Austrian Audio OC7 Test
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