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Ashdown Little Bastard 30 Test

Spätestens mit dem Aufkommen und dem großen Erfolg von Grunge-Bands Anfang der Neunziger Jahre war bei Bassisten auch der warme und fundamentstarke Klang von Vollröhrenamps wieder angesagt. Eine Vorliebe, die sich bis heute nicht großartig verändert hat. Viele Bands und Bassisten aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen setzen sowohl live als auch im Studio nach wie vor auf die Wärme und Homogenität der Röhre. Röhrentops sind aber in der Regel ziemlich unhandliche Kisten, und wer hat schon Lust, so einen 35 Kilo-Boliden zu jeder Probe oder Studiosession mitzuschleppen.

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Ob das allerdings sein muss, ist die große Frage, denn die britische Verstärkerschmiede Ashdown hat mit dem „Little Bastard“ einen Mini-Vollröhrenamp im Programm. Mit 30 Watt, einem kompakten Format und moderatem Gewicht bietet er sich als Begleiter fürs Studio, die Bandproben, oder als cooler Übe-Amp mit Röhrensound in den eigenen vier Wänden an. Für den Namen des Mini-Verstärkers ließ sich Ashdown übrigens vom Leinwandhelden der 50er James Dean inspirieren, der nannte seinen Porsche nämlich liebevoll „Little Bastard“. Ob der Amp genauso rebellisch, kompromisslos und cool ist wie sein Vorbild?

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DETAILS
Der „Little Bastard“ misst 22 x 40 x 22,5 cm und bringt gerade einmal 14 Kilo auf die Waage. Damit stellt Ashdown zwar keinen neuen Microamp-Weltrekord auf, bietet für einen Vollröhrenverstärker aber eine ungewöhnlich kompakte und leichte Bauform. Der kleine Bastard wirkt dennoch nicht wie ein Spielzeug, das Holzgehäuse ist stabil und mit Kunstleder überzogen, Metallkappen schützen die Ecken vor Remplern und dicke Gummifüße sorgen für einen sicheren Stand auf den Boxen. Auch der Griff auf der Oberseite ist groß genug, um den Bastard ordentlich am „Schlafittchen“ packen zu können. Er hängt lediglich etwas unbalanciert nach hinten, was ich bei diesem Gewicht aber nicht schlimm finde.
Verantwortlich dafür ist der Trafo, der hinten im Gehäuse sitzt, während der Griff relativ weit vorne angebracht ist. Grund dafür wiederum ist das schwarze Belüftungsgitter, hinter dem die vier EL84-Endstufenröhren zu erkennen sind. Insgesamt arbeiten im „Little Bastard“ übrigens sieben Röhren, denn zu den vier EL84 kommen noch zwei ECC83 für die Vorstufe und eine ECC82 Treiberröhre.

Die Affinität des Ashdown Chefs Mark Gooday zu britischen Sportflitzern ist ja mittlerweile bekannt und deshalb wundert es nicht, dass auch die Front des Amps vintage-sportlich ausfällt. Auf dem komplett verchromten Armaturenbrett prangen zwischen großen Kühlerschlitzen das Ashdown-Logo im Look der Sportwagenfirma „Austin Healey“ und der „Little Bastard 30“ Schriftzug. Regler und Anschlüsse sind allesamt auf dem unteren, etwas zurückgesetzten Bereich platziert.
Die Ausstattung beschränkt sich allerdings sportwagentypisch auf das Nötigste, dementsprechend übersichtlich präsentiert sich auch das Bedienpanel des Little Bastard: links zwei Klinkeneingänge mit verschiedenen Empfindlichkeiten für den niedrigen Pegel von passiven oder den kräftigeren von aktiven Bässen. Bei Solid-State-Verstärkern empfiehlt es sich normalerweise, den passenden Eingang zum Instrument zu benutzen, um das Signal nicht zu übersteuern. Beim Röhren-Bastard kann man aber ruhig mit den beiden Eingängen experimentieren, zumal er keinen extra Gainregler besitzt, um den Pegel anzupassen. So wird ein aktiver Bass mit hohem Pegel am Eingang mit hoher Impedanz für passive Bässe die Vorstufe leicht übersteuern und einen fetteren und wärmeren Sound als an seinem eigentlichen Anschluss zustande bringen. Zwei weitere Buchsen mit den Bezeichnungen Send und Return warten auf Ein- und Ausgang eines Effektgerätes, gefolgt von vier griffigen Reglern für EQ und Masterlautstärke. Der EQ des Little Bastard ist komplett passiv und besteht aus den Bändern Middle, Bass und Treble, bietet aber mehr Möglichkeiten, als auf den ersten Blick sichtbar. Mit kleinen Schaltern neben den Hauptreglern kann man nämlich die Einsatzfrequenz eines jeden Bandes verschieben. Ist der „Mid Shift“ in der oberen Position, steuert der Mittenregler eine höhere Frequenz als in der unteren Stellung, der „Bass Shift“ sorgt oben für eine tiefere Einsatzfrequenz des Bassreglers als unten und mit dem „Bright“ in der oberen Stellung öffnet sich das Höhenspektrum des Treble-Reglers. Durch diese Kombinationsmöglichkeiten erhöht sich der Nutzwert des EQs zumindest in der Theorie erheblich, wie sich das in der Praxis auswirkt, werden wir später sehen. Ein vierter Switch neben dem Master-Regler trägt die Bezeichnung „Mute“ und schaltet den Amp bei Bedarf stumm. Damit wären wir mit der Beschreibung der Armaturen fast durch, bleibt lediglich noch das Ashdown-typische VU-Meter für die visuelle Darstellung des Ausgangpegels.
Auf der rot lackierten Metallrückseite sitzen außer dem Netzschalter zwei Boxenausgänge in Form von Klinkenbuchsen und ein XLR DI-Out, der das Signal an der Endstufe abzapft, um einen charakterstarken Röhrensound zu PA oder Recording-Geräten zu schicken. Wie man sieht, ist die Ausstattung des Little Bastard zwar nicht besonders üppig, bietet aber alle Features für den Alltag eines arbeitenden Bassisten. Dazu ist er wirklich tadellos verarbeitet und kommt fast so cool daher wie der Porsche 550 Spyder von James Dean.

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PRAXIS
Eines ist klar: Mit einem 30 Watt Röhren-Basstopteil kann man keine Wände zum Wackeln bringen, obwohl die Leistung nicht im Geringsten mit der eines Solid-State-Amps derselben Klasse zu vergleichen ist. Aber mit dem „Little Bastard“ geht schon Einiges – Ashdown selbst empfiehlt ihn als Studio- und Probe-Amp und behauptet, dass die Lautstärke für kleinere Gigs mehr als ausreichend ist. Dem kann ich nur beipflichten: Mit meinem Mini-Teststack, bestehend aus einer 1 x 10“ und einer 1 x 12“ Box, konnte ich mühelos in einer Band mit einem lauten Drummer mithalten und hatte nicht das Gefühl, untermotorisiert zu sein.
Wichtig ist, den Bass mit dem richtigen Eingang zu verbinden, um den gewünschten Soundcharakter zu erhalten, denn der Little Bastard hat keinen Gainregler, um die Röhren härter anzufahren. Ein aktiver Jazzbass hat ein gesundes Signal und mit dem Low Input für passive Bässe verbunden reagiert der Amp schön bissig und aggressiv, wenn man ihn aufreißt. Im High Kanal bleibt er auch bei höheren Lautstärken wärmer und fetter. Experimentieren ist angesagt, um herauszufinden, in welcher Buchse der Bass am besten funktioniert und das gewünschte Ergebnis liefert. Keine Einschränkung war für mich der fehlende Gainregler, denn eine einfachere Schaltung kommt schließlich auch einem puren und natürlichen Sound zugute. Und hier kann ich in der Tat nur Lob von mir geben: Der kleine Bastard produziert ein ungeheuer solides Fundament mit den röhrentypischen warmen Tiefmitten und einem unaufdringlich präsenten Höhenbereich.
Mit den flexiblen EQ-Switches kann man aber auch die für Transparenz sehr wichtigen Hochmitten deutlicher ins Spiel bringen und den Sound straffer und direkter einstellen. Überhaupt klingt der „Little Bastard“ trotz des immer noch deutlichen Röhrencharakters ziemlich „modern“, wenn man alle Switches nach oben stellt. Der Bassbereich erweitert sich nach unten, der Mittenregler greift bei den oben erwähnten Hochmitten und der Bright Switch öffnet den Höhenbereich zusätzlich deutlich. Damit lässt sich ein sehr weites Frequenzspektrum per EQ-Regler beeinflussen und man kann den Verstärker ziemlich ausgewogen und fast schon Solid-State-artig klingen lassen. Aber auch super drahtige Scoopsounds mit fettem Tiefbass lassen sich aus dem Little Bastard kitzeln. Wenn man hingegen alle EQ-Switches nach unten positioniert, wird der Höhenbereich abgemildert, die Mitten verschieben sich nach unten und der Tiefbass wird etwas kompakter, der Sound geht also in Richtung rund und vintage. Auch in diesem Setting überzeugt mich der Little Bastard, jetzt klingt er wirklich wie ein klassisches Vollröhrentop. Das Low-End ist immer noch sehr fett, aber durch die Tiefmitten noch wärmer und runder, und der samtige Höhenanteil lässt sich mit dem Treble-Regler sehr effektiv je nach Geschmack dosieren. Es ist wirklich toll, wie viele verschiedene Klangfarben der kleine Verstärker produzieren kann, wobei er durch die EQ-Switches zum Verschieben der Einsatzfrequenzen erheblich an Flexibilität gewinnt. Trotz allem klingt er immer so, wie ein Vollröhrentop eben klingen muss, nämlich warm mit wuchtigem Fundament und samtigen Höhen. Der passive EQ arbeitet sehr homogen und erzeugt auch bei extremen Einstellungen kaum unbrauchbare Sounds, aber eben viele verschiedenen Nuancen. Damit ihr einen Eindruck vom Little Bastard kommt, habe ich euch wie immer einige Soundsamples aufgenommen, muss aber dazu sagen, dass der Amp mit Boxen etwas straffer und transparenter klingt als auf den Aufnahmen. Der DI-Out zweigt nicht nach dem EQ, sondern von der Endstufe ab, damit der Röhrencharakter deutlicher übertragen wird und der Sound wuchtiger wird. Mit einem kleinen Boxenstack inklusive Hochtöner kommt der Little Bastard etwas schlanker und direkter.

Audio Samples
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EQ Switches oben EQ Switches unten Mid Boost EQ Switches oben Mid Cut Treble Bass Boost
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Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Sound
  • Verarbeitung
  • flexibler EQ
  • Größe / Transportfähigkeit
  • Optik
  • Preis/Leistung
Contra
Artikelbild
Ashdown Little Bastard 30 Test
Für 639,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Ashdown
  • Model: Little Bastard Vollröhrentop
  • Leistung: 30 Watt
  • Röhren: Preamp: 2 x ECC83, Driver 1 x ECC83, Poweramp 4 x EL84
  • EQ: passiv Middle, Bass, Treble, Mid Shift, Bass Shift, Bright
  • Anschlüsse: Input 2 x Klinke High und Low, 2 x Klinke Effekt Send und Return, Di-Out XLR, 2 x Klinke Speaker Out
  • Sonstiges: VU-Meter Output
  • Masse: 220 x 400 x 225 mm
  • Gewicht: 14 kg
  • Preis: 652,00 Euro (UVP)
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