American Audio 14MXR Test

Praxis

Ein Clubmixer, ist ein Clubmixer, ist ein Clubmixer … Stimmt nicht? Nee, stimmt nicht. Zumindest, wenn man sich mal einen Xone:DB4 oder  – um in einer anderen Preiskategorie zu fischen – einen Behringer DDM4000 vor Augen führt, die aufgrund zahlreicher digitaler Optionen deutlich komplexer ausfallen und für die es durchaus Sinn macht, einen Abend in stiller Runde mit Handbuch und Teetasse zu verbringen. Dieser Mixer hingegen sollte sich aufgrund seines klar strukturierten Layouts, mit Ausnahme der bereits erwähnten, auf den ersten Blick irreführenden USB-Bezeichnung, auch ohne Lektüre verkabeln und in Betrieb nehmen lassen. Das räumliche Angebot, also die Luft zum Atmen zwischen den Bedienelementen, würde ich als angemessen bezeichnen wollen.  
Wie es um meinen Höreindruck beim 14MXR bestellt ist, lässt sich kurz mit den Worten „in der Summe ordentlich und der Preisklasse angemessen“ beschreiben. Wer’s länger mag: Zunächst einmal sind die Vorverstärkerstufen des Mixers passend aufeinander abgestimmt und ich konnte keine unerwünscht auffälligen Störsignale (Crosstalk etc.) ausmachen. Der Sound am XLR-Master ist natürlich nicht mit einem DJM zu vergleichen, aber in Anbetracht der Preisklasse durchaus druckvoll und transparent. Die Phono-Preamps erledigen ihre angestammte Aufgabe gut und klingen authentisch, was der „Klassikervergleich“ mit dem 600er verdeutlicht. Der Kopfhörerausgang ist zwar sehr laut, aber zerrt zum einen schon ab 14 Uhr deutlich und lässt auch ein wenig an Neutralität vermissen. Die Equalizer sind zwar vergleichsweise schwergängig, aber der Eingriff ins Klangbild erfolgt gleichmäßig und praxisgerecht. In der „Kill“-Position harscher, wie ihr den nachstehenden Hörbeispielen entnehmen könnt.

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Cut Boost HiQ Cut Boost MidQ Cut Boost LowQ Kill-EQs Phono-Preamps_IntRec_14MXR Phono-Preamps DJM-600

Controller- oder Mixer-Modus

Der Mixer offeriert grundsätzlich zwei Betriebsarten und zwar den Mixer-Modus und den Controller-Modus. Letztgenannten aktiviert ihr, indem ihr beim Einschalten die Taste „Controller-Mode“ für wenige Sekunden gedrückt haltet, woraufhin diese rot aufleuchtet. Während des Boot-Vorgangs könnt ihr die aktuelle Firmware-Version auf dem zentralen Pegelmeter ablesen. Kommen wir aber zuerst zum Standard, dem Mixer-Modus. Hier werden die USB-Audioströme auf die beiden zentralen MIDIlog-Kanäle zwei und drei gesendet, was für unser autokonfigurierendes Virtual DJ LE bedeutet, dass dort die Decks A/Ch2 und B/Ch3 landen. Wer hingegen Traktor oder Mixvibes nutzen will, der verwendet die Betriebsart externer Mixer, sodass Deck A den Kanälen USB1/2 und Deck B auf USB 3/4 zugeordnet wird.  
Zwar bleiben für CD-Player ja noch die Kanäle eins und vier übrig, wer jedoch Musikschallplatten und Softdecks simultan nutzen will, schaut in die Röhre. Aber immerhin könnt ihr problemlos zwischen Plattenspieler und USB hin- und herwechseln. Oder ihr verwendet, falls ihr nicht switchen wollt und so vorhanden, die Live-Input-Funktion eures Mixprogramms, mit dem ihr eine Schallplatte in die Software einschleift, um sie dort mit dem Softwaremixer abzumischen oder mit Effekten zu beackern. Nur Vorsicht, dass ihr keinen Timecode auf dem Teller habt, denn sonst fiept es aus den Lautsprechern. Aber Spaß beiseite, das führt uns zu der Frage, ob sich die Software über das integrierte Audiointerface auch mit Vinyl-Steuermedien oder einem Timecode-Silberling dirigieren lässt. Die Antwort ist: Grundsätzlich ja, es sei denn, die Software verlangt ein spezielles Interface wie Serato oder Traktor. Und ebenso grundsätzlich muss die DVS-Funktion in der Software implementiert oder freigeschaltet sein, was sie bei VDJ-LE nicht ist, sondern nur in der Vollversion VDJ7 Pro, die aktuell mit 170,65 Euro Update-Kosten (bereits inklusive 100 Euro LE-Rabatt) zu Buche schlagen würde. Leider funktioniert die Timecode-Steuerung aber beim brandaktuellen VDJ 7.4Pro, im Gegensatz zu Mixvibes oder Deckadance nicht, was auf einen Softwarebug hinweist. Wer diese Art des Auflegens dennoch kostengünstig praktizieren oder vielleicht auch nur ausprobieren möchte, der sollte mal das kostenlose Mixxx antesten. Meine persönliche Empfehlung in dieser Preisklasse wäre jedoch Cross von Mixvibes, denn es ist sehr intuitiv zu bedienen, lässt sich mit zeitcodierten Steuersignalen lenken oder per iOs fernbedienen, hat intuitive Kreativsektionen und optionale Videounterstützung (kostenpflichtiges Plug-in) an Bord. Zudem ist es ist mit 79 Euro UVP günstiger als Virtual DJ, optisch sehr ansprechend und arbeitet mit dem 14MXR bei den voreingestellten 512 Samples Latenz und frei von Störungen zusammen. Das Mapping der gewünschten MIDI-Befehle unter Cross sollte auch Newbies locker von der Hand gehen.  
Deejays, denen es nach mehr virtuellen Abspieleinheiten dürstet, bedienen im Controller-Modus bis zu vier Decks. Ach doch? Ja, denn die Audioausgabe sämtlicher Player erfolgt zum Master und zum Kopfhörer, also Master = USB 1/2 und Monitor = USB 3/4. Egal welchen Modus ihr nun ausgewählt habt, die Transportsektion und die Navigation bleiben davon unberührt, respektive funktionieren unabhängig davon. Über das Standard-MIDI-Protokoll ist der Mixer in der Lage, mit allen lernfähigen Audio-Anwendungen zu kommunizieren. Schade nur, dass außer Virtual DJ keine andere führende DJ-Software den neuen American Audio nativ unterstützt.

Fotostrecke: 3 Bilder AA KonfigTool-Windows

Virtual DJ LE startet nach Eingabe der Seriennummer mit einem speziellen American Audio Skin. Neben den beiden Decks mit Wellenformdisplay, Autosync, visuellen Mixhilfen und dem übersichtlichen Dateibrowser gehören auch Effekte, Hotcues, Loops, Sampleslots (nicht selbst bestückbar!), Filter, Keytranspose und Keylock zur Grundausstattung der Atomix-Software. Für Video- und Karaoke-Jockeys wartet das Programm mit Bewegtbild-Unterstützung auf, jedoch ist für einige Funktionen der Griff zum Mousepad nötig, da es in der LE kein MIDI-Learn gibt. Eine digitale Standard-DJ-Session kann ich dennoch mit Ausnahme von Spulen und Suchen gut bedienen. Zum Durchstöbern der Library dient ein Steuerkreuz samt Push-Encoder, der eine Faderkappe mit (irreführender) Mitten-Markierung aufgesetzt bekommen hat, aber zielsicher durch Seitenbaum, Playlisten und Crates streift. Habe ich mich für einen Titel entschieden, befördert ein beherzter Tastendruck auf „Load“ meine Auswahl in das zugeordnete Deck. „Cue“ und „Play“ dienen dem Abspielvorgang. Wer ausschließlich auf Controller-Workflow setzt, freut sich eventuell über die automatische „Sync“-Funktion, denn so lassen sich zwei Titel ohne Jogwheel und Pitchfader anpassen. Und sollte doch Bedarf nach manueller Feinjustierung herrschen, können die Titel mittels Button-Pitch im Tempo angeglichen und mittels Pitchbend in den Gleichschritt geschubst werden. Ferner kann der DJ bis zu drei Hotcues über den Mixer definieren, anspringen und löschen. Und das alles nun mit nur sechs Tasten? Wie ist das möglich? Per „Shift“, und zwar je nachdem, ob er im „Toggle“- oder „Standard“-Mode operiert (Taste leuchtet oder blinkt). Selbst auf die Parameter eines Software-Effektes habe ich Zugriff, diesmal jedoch nicht über die Transportsektion, sondern über den Browser-Encoder und die Tasten „hoch“ und „runter“, denn mit ihnen kann ich auf die FX-Racks der Softwareplayer wechseln, die sich in der Folge via Encoder tweaken lassen. Hört, hört.

Fotostrecke: 2 Bilder Virtual DJ Screenshot
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FX Flanger VDJ7 FX Backspin VDJ7 FX Beatgrid VDJ7 FX Break VDJ7

Im Zusammenspiel mit Virtual DJ Pro fiel auf, dass sich die Transporttasten von Haus aus nicht dazu berufen fühlen, die Softwareplayer C und D zu dirigieren. Hier müsste der geneigte User selbst mappen. Die „Fokus“-Selektion half mir da bedauerlicherweise auch nicht weiter. Neu bei VDJ sind die sogenannten Content-Flatrates für Audio (8,57€), Karaoke (17,14€) und Video (42,87€), mit denen der DJ zum Pauschaltarif mit Musikalien versorgt wird und die sich NICHT (!!) gegenseitig enthalten. Bedeutet: Das AuViKar-Gesamtpaket reißt ein Loch von fast 70 Euro im Monat in die Portokasse. Ferner stellt sich die Frage, wie sich das wohl auf die musikalische Vielfalt auswirkt, wenn jeder auf dasselbe Songarchiv zugreift. Ich jedenfalls bleibe bei meinen „Spontankäufen“. Außerdem möchte ich noch anmerken, dass einmal getroffene Einstellungen bezüglich Master und Preview-Lautstärke nicht erhalten blieben, sondern bei jedem Neustart voll aufgerissen waren. Also Obacht, Pegel runterregeln und dann erst den Kopfhörer aufsetzen – sonst wird’s unangenehm.  
Wer keine Ambitionen hat, mit Virtual DJ ein Set abzureißen, kann natürlich auch Musik von seinem Standard-Mediaplayer abspielen und sei es nur zur Hintergrundbeschallung einer Szenekneipe oder einer Lounge oder zum Warmup. ITunes, Winamp und Konsorten landen in der Regel dann auf Channel drei, sicherlich die einfachste „digiloge“ Setup-Konfigurationen.   Aufzeichnen der Mixsession Bevor es nun gleich an das Fazit geht, möchte ich noch auf das Thema „Recording“ zu sprechen kommen. Arbeitet der DJ nur mit seiner LE-Software im Controller-Mode, lässt sich der Mix über den Session-Recorder aufzeichnen, jedoch nur für das, was in Virtual-DJ rein oder rausgeht – und das sind eben nur die Softwaredecks, da die Restriktion der LE-Version keinerlei weitere Konfiguration von In- und Outputs zulässt – no Turntables, no CDJs. Steht euch jedoch eine Software mit Eingangsrouting wie VDJ-Pro oder Traktors Live-Input zur Verfügung, könnt ihr zumindest die beiden Externa aufzeichnen, die am Kanal zwei und drei anliegen. Wirklich schade, dass es nicht zu mehr USB-Audiokanälen gereicht hat, um bis in die Schuhsohlen flexibel im Routing und Recording zu sein und einfach das Mastersignal via Software aufzuzeichnen, wie beim lokalen DJM. Normalerweise würde ich nun für ein „gemischtes Set“ dazu raten, das Mastersignal am Mixer abzufangen, jedoch stellt der ADJ keinen Record-Ausgang zur Verfügung, sodass ihr den mit einem SD-Recorder Master oder Booth anzapfen müsst. Suboptimal.

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minto sagt:

#1 - 04.05.2013 um 14:39 Uhr

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Hallo,
die "Bandbreitensteuerung" des Filters wurde zwar angesprochen, jedoch nicht weiter erläutert. Ein HP oder LP hat doch keine "Bandbreite". Noch dazu handelt es sich laut Manual um einen Endless Encoder? D.h. es gibt keine min oder max Wert? Was macht die "bandwidth control" denn nun?
Gruß

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minto sagt:

#2 - 06.05.2013 um 22:19 Uhr

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Der Autor wird doch wohl mal an dem Knöpfchen gedreht haben? ;)
Hat sonst jemand ne Idee?

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Peter sagt:

#3 - 07.05.2013 um 09:47 Uhr

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Hallo, die Bandwidth-Control arbeitet als zusätzlicher Bandbreiten-Filter, was den Encoder als Bedienelement erklärt. Ob es Sinn macht, diesen einem Kombifilter nachzulagern, da kann man sicher geteilter Meinung sein.Gruß

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eddi sagt:

#4 - 21.05.2013 um 23:20 Uhr

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Hallo,zunächst einmal Danke für den Test.Also hab ich das richtig verstanden, dass ich das Gerät im Controller Modus laufen lassen kann, Traktor o.ä. auf Internen Mixing Mode stelle (USB 1/2 für Master; 3/4 für Headphones), und dann die Potis / Fader von den 4 Kanälen alle Midi Befehle Senden?Und wie sieht es mit den Mic 1 und 2 Reglern aus? Da ich diese an sich nicht brauche könnten sie Ideal die Effektsektion steuern, sofern sie auch Midi an den PC Senden.UUuund die dritte und letzte Frage wäre, gibt es eine Möglichkeit den Midi Channel / Noten / CC's der einzelnen Regler zu ändern?Gruß
eddi

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Peter sagt:

#5 - 23.05.2013 um 10:16 Uhr

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Hallo Eddi. Vielen Dank für deinen Kommentar. Du liegst absolut richtig. Du kannst ein Master-Cue-Routing im Controllermodus und dem Traktor internal Mode fahren. Mit Ausnahme der Mic-Gains sendet auch die Mikrofongruppe MIDI-Befehle (um genau zu sein, die Buttons senden Note, die Regler Control-Change). Einen Editor gibt es allerdings aktuell nicht.

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Eddi sagt:

#6 - 23.05.2013 um 11:43 Uhr

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Danke für die Antwort! Dann wird das wohl mein nächster Kauf, da ich selbst im Midi-Controller "only" Bereich keine Alternative kenne die so viel Kontrolle (30 normale Potis; 5 Endlos Potis; 4 Line-;1 X-Fader; 36 Buttons wenn ich mich nich verzählt habe) für so wenig Geld bietet.

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