Der Ableton Performance Controller APC40 entstand aus einer engen Zusammenarbeit zwischen AKAI Professional und der Software-Schmiede Ableton. Damit ist AKAI der erste Hersteller, der sich daran wagt, einen dezidierten Hardware-Controller für Ableton Live zu produzieren. Ob die enge Verzahnung aus Hardware und Software auch so gut funktioniert wie versprochen, klären wir im Folgenden.
Wer bei seiner Musikdarbietung nicht wie ein Informatiker aussehen möchte, sollte auf Maus und Tastatur verzichten und stattdessen einen MIDI-Controller benutzen. Doch die Wahl ist gar nicht so einfach, denn MIDI-Controller gibt es mittlerweile wie Sand am Meer – mal mit mehr und mal mit weniger Features.
Intelligente MIDI-Controller mit Auto-Mapping gibt es da schon weniger: Momentane Platzhirsche waren für Live bis jetzt ganz klar der Novation Automap 3 und die Mackie Control Universal. Bei beiden handelt es sich jedoch um Universalgeräte, bei denen Prinzip-bedingt Abstriche gemacht werden müssen. Firmen wie Digidesign hatten deswegen proprietäre Lösungen vertrieben. Nur Live-User schauten bis jetzt in die Röhre. Mit dem dedizierten „Ableton Performance Controller“ soll nun alles besser werden. Und siehe da: wenige Wochen nach den ersten Releases konnte man im Netz schon die ersten Performance-Stunts betrachten, und nicht schlecht staunen… Tim Exil vs. NI Reaktor jetzt als Consumer-Lösung und das auch noch Plug ´n Play?
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Beim Auspacken der APC40 war ich von der Qualität angetan, denn bei mir schwebten immer noch Erinnerungen an ältere MIDI-Keyboards von AKAI mit, die eben komplett aus Kunststoff gefertigt waren.
Die APC40 hingegen erinnert nicht nur vom Namen an die MPC, sondern auch optisch und hinsichtlich ihrer Fertigungsqualität. Imagetransfer hin oder her, die Qualität ist gut: Das Gehäuse besteht aus Metall und Hartplastik und vermittelt bereits vom Gewicht her eine gewisse Wertigkeit. Man braucht also auch keine Angst haben, das Gerät bei härterem Zulangen über den Arbeitstisch zu schieben.
Der Datenaustausch findet rückseitig über den USB-Anschluss statt, die Strom- versorgung nur über das mitgelieferte Netzteil – zur Fixierung des Kabels steht eine Sicherungsöse als Zugentlastung parat. Darüber hinaus können zwei optionale Fußpedale angeschlossen werden.
Im Zentrum des Geschehens stehen die gummierten, vielfarbig hinterleuchteten Pads. Sie vermitteln einen angenehmen Druckpunkt und erinnern mich an die Buttons der Electribe-Serie von Korg. Die meisten von ihnen sind in einer 5×8 Matrix angeordnet und repräsentieren zeitgleich 40 Clips, acht Tracks und fünf Szenen – daher auch die „40“ im Namen. Ein Druck auf den richtigen Button und der entsprechende Clip wird abgefeuert.
Neben dieser Matrix befinden sich auch die Szenenstart– Knöpfe und unter ihr die Clip-Stop– Knöpfe. Noch weiter unten, über den neun Fadern, finden sich Track Selection, Track On/Off, Solo/Cue (Vorhören) und Record Arm (für Aufnahme scharf schalten).
Alle anderen Buttons sitzen auf der rechten Seite und sind nicht gummiert, sondern lediglich aus Kunststoff. Warum hier gespart wurde, ist mir ein Rätsel, denn die gummierten Taster fassen sich bedeutend besser an, und von ihnen rutscht man auch in schwitzigen Club-Situationen nicht ab. Die meisten von ihnen braucht man zwar nur für die Navigation, trotzdem passt dies meiner Meinung nach nicht in das Qualitäts/Preis-Konzept.
Zu den nicht-gummierten Buttons zählen zum Beispiel die vier Bank Select Navigationstasten, mit denen die Auswahl der momentan auf der APC verfügbaren 40 Clips gesteuert wird. Mittels Shift-Taste können Zweitbelegungen aktiviert werden. Auch die gröbere Schnellnavigation über die Matrix, bei der ein Pad 40 Clips repräsentiert, wird so möglich. So scrollt man selbst durch größere Sessions schnell hindurch.
Ganz in der Nähe der Navigationstasten befinden sich auch die Tempo-Buttons mit Nudge Plus bzw. Nudge Minus, mit denen ein Set „angeschoben“ bzw. „abgebremst“ werden kann, sowie der Tap Tempo-Button, mit dem man sich „nach Gefühl des im Takt klopfenden Fingers“ einer Geschwindigkeit annähern kann. Die Tap-Funktion kann aber auch über ein Fußpedal ausgeführt werden.
Die Fader der APC verfügen über einen Regelbereich von 45mm, was sie nicht unbedingt zum Finetuning und Mischen prädestiniert. Allerdings laden sie durch ihre massiven Faderkappen zum fröhlich-rhythmischen Betätigen der Kanalfader ein. Sie erinnern mich an einen guten Battle-Mixer und stehen in keinem Vergleich zu den Fadern der Remote SL-Serie von Novation, die eher mittelprächtig sind.
Der Crossfader ist bedeutet leichtgängiger als die Kanalfader, was mir persönlich gut gefällt, aber natürlich Geschmackssache ist. Eine weitere gute Nachricht: er ist austauschbar!
Die Drehpotis bzw. Encoder sind sehr hochwertig verbaut und bieten genügend Platz zu ihrem Nachbarn – der Abstand hätte meiner Meinung nach aber ruhig noch ein wenig größer ausfallen können. Der Qualitätsunterschied zu den Encodern der Behringer BCR- bzw. BCF-Serie ist riesig! Alle Drehregler sind als Endlos- Encoder ausgelegt, die ihren Momentan-Wert – mit Ausnahme des Cue Level Reglers – über einen hübschen „Ableton-grünen“ LED-Kranz visualisieren. Schick!
Über dem Crossfader sind die Transport-Kontrolleure positioniert: Start, Stop und Rec.
Acht der Endlos- Encoder befinden sich im oberen Block, der sich Track Control nennt. Mittels der vier Taster Pan, Send A, Send B und Send C können ihnen neue Funktionen zugewiesen werden, was vier Bänken entspricht. Man kann also immer einen Parameter (Pan oder Send) der im Matrix-Focus liegenden acht Tracks regeln. Wem das nicht gefällt, kann den 8×4 (= 32) Reglern manuell eine beliebige, neue Funktion zukommen lassen.
Die Track-Control-Sektion der APC40
Acht Bänke gibt’s hingegen für den anderen Achter-Block, der sich Device Control nennt. Dieser wird per Shift-Regler mit darunter liegenden Buttons umgeschaltet, womit insgesamt 64 Regler zur Steuerung von Plug- Ins verfügbar gemacht werden. Praktisch dabei ist, dass sich seit Live 8 per 3rd Party Mapping die acht wichtigsten Parameter eines Plug- Ins sehr einfach auf die ersten acht Regler mappen lassen.
Bei so vielen Parametern kann man allerdings auch schnell die Übersicht verlieren: Kleine Displays mit dem Namen der Parameter über den Reglern wären meiner Ansicht nach sehr hilfreich.
Die Device-Control-Sektion der APC40
Unglücklich finde ich jedoch einige der Belegungen für die Ableton Plug-Ins: Beim EQ 8 hat man sich zum Beispiel nicht dafür entschieden, einer Bank ein EQ-Band zuzuordnen, sondern jeder Funktion eine Bank. Wenn ich also das erste EQ-Band bearbeiten will, muss ich in Bank 1 gelangen, um es zu aktivieren, dann in Bank 2, um die Frequenz auszuwählen, anschließend in Bank 3, um das Gain festzulegen und zu guter Letzt in Bank 4, um die Güte zu bestimmen. Das ist eine Aufgabe, die man im Allgemeinen nicht einfach seriell erledigt, sondern indem man immer wieder zu einem der Parameter zurück springt, bis es passt – die Shift-Taste dabei immer im Anschlag. Auf der Bühne wird das wohl keinen interessieren, denn bei ordentlicher Vorbereitung wird man sich mit acht Parametern pro Track zufrieden geben können, Kenntnisse der Makro-Funktion eines Instrumenten-Racks vorausgesetzt.
Wenn man den Shift-Taster nicht benutzt, bieten die acht Taster des DeviceControl folgende Funktionen: Man kann zwischen den Plug- Ins eines Tracks umschalten, diese an- und ausschalten, das Metronom, die Quantisierung und MIDI-Overdub aktivieren sowie zwischen Detail-, Track- und Clip-View hin- und herschalten.
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Praxis
Optik ist die Eintrittskarte, Charakter das Programm!
Schnell angesteckt und losgelegt, ist ja alles Plug&Play – zumindest dem einzigen, gedruckt mitgelieferten „Quick Start“-Guide zur Folge nach. Doch „Quick&Play“ war nicht, denn Ableton erkannte die APC erst mal gar nicht. Ein paar Stunden und einige Foren später war das Problem erkannt – und mehrere gelöschte Registry-Einträge später auch gebannt.
Da dieses Problem nur einige Windows-User (NT/2000/XP) betrifft, will ich nur kurz darauf eingehen. Die APC40 arbeitet mit einem sogenannten Windows USB-Audiodevice Standard Treiber und braucht somit keine eigenen Treiber im herkömmlichen Sinne. Das Problem dabei ist, dass es unter Windows NT/2000/XP eine Limitierung auf 10 solcher Geräte gibt. Klingt erstmal viel – jedoch wird beim Umstecken eines Gerätes dieses jedes Mal als Neuzugang deklariert, so dass man sich, wie in meinem Fall, irgendwann durch 50 verwaiste Einträge kämpfen muss.
Die Auswirkungen kennt man vielleicht schon von anderer Audio/MIDI -Hardware, deren Treibernamen nach mehrmaligem Umstecken immer kryptischer werden. Das muss nicht, kann aber sein. Jetzt seid ihr aber gewarnt und bekommt die Lösung auch prompt serviert: Ableton-Forum
Und hierdie Hintergrundinformationen zu diesem Problem.
Vorsicht! Immer erst ein Backup machen, da Änderungen in der Registry zu Systemausfällen führen können. Bonedo lehnt jegliche Verantwortung dafür ab!
Ich habe übrigens alle Einträge in der Registry unter HKEY_LOCAL_MACHINESYSTEMCurrentControlSetControlClass{4D36E96C-E325-11CE-BFC1-08002BE10318}] gelöscht, die „USB-Audiogerät“ in der „DriverDesc“ stehen hatten, sprich den ganzen Ordner, der z.B. „0005“ heißen kann. Die Registry kann bearbeitet werden, indem man auf Start klickt, danach auf Ausführen und in folgendem Fenster „regedit“ eingibt. Danach sollten die entsprechenden Einträge bzw. der Lower Filter gelöscht werden. Erst dann können alle Geräte wieder angeschlossen und installiert werden, ich habe dieses Mal mit der APC begonnen.
Doch nun genug genörgelt, jetzt läuft das Teil ja schließlich! Und als es in Live endlich auftauchte, war es Ruckzuck eingerichtet.
Was einem nach der Installation sofort auffällt, ist das nun vorhandene farbige Rechteck um einige der Clips. Es repräsentiert die 40 Pads auf der APC, welche die korrespondierenden Clips steuern. Die Farbe der Pads informiert dabei – auch im dunkelsten Club – deutlich über den Zustand: Grün, Clip läuft bzw. ist Start bereit – Orange, Clip vorhanden, aber gestoppt – Rot, Clip aufnahmebereit/ nimmt auf.
Sollten die Clips aufgrund der Quantisierungs-Einstellungen nach dem Start/Stop-Befehl weiter laufen, blinken sie – wie auch ihn Live selbst – um ihren baldigen Statuswechsel anzukündigen.
Von diesen Rechtecken kann es übrigens mehrere geben – je nachdem, wie viele APCs installiert sind, jedoch maximal vier.
Der Rest des Controllers erschließt sich jedem, der Live ein wenig kennt, eigentlich von selbst: So sind die Regler im unteren Bereich eindeutig den Live-Funktionen Track Focus/ Selection, Track An/Aus, Solo und Record Arm zugeordnet. Kompliziert wird es nur, wenn man sich Controller umkonfiguriert und anderweitig belegt und somit den Controller personalisiert, denn es gibt leider keine Displays, welche Parameter-Namen anzeigen könnten.
Re-Mapping: Folgender Youtube-User benutzt zum Beispiel die Track Focus-Buttons, um in seiner Performance eine Art „Beat Repeat“ auf der Summe zu steuern. Mehr…?
Optisch macht die Aufteilung der 16 Encoder in zwei Bänke einiges her, ganz so praktisch finde ich sie allerdings nicht. Mir hätte es besser gefallen, wenn die Encoder der Track Control Sektion parallel über den korrespondierenden Tracks angeordnet wären. Vielleicht gewöhnt man sich aber daran.
Apropos Gewöhnung, Ableton spricht gern vom Sequencing-Instrument und AKAI vom Perfomance-Controller, so dass es naheliegend ist, dass man dieses Instrument auch spielen lernen muss. Wenn man allerdings in die Konfiguration des Live-Sets und die anschließende Performance ein wenig Zeit investiert, können sich die Ergebnisse bald sehen lassen. Dann wird das Clip- Triggern zu einem sportlichen Zeitvertreib: Mehr…
Wer noch mehr Zeit investiert, kann die APC auch ganz seinen Wünschen unterwerfen – und das auch jetzt schon, obwohl MAX for Livenoch nicht erhältlich ist. Damit kann später auch der ganze Controller umgestülpt werden und somit aus der Pad-Matrix z.B. ein Step-Sequenzer gebaut werden.
Hier noch einige nette Extra-Features, die schon jetzt möglich sind: Mehr…
Zu guter Letzt kommt die APC natürlich noch mit Software. Wer hätte das gedacht, es gibt eine Lite-Version von Ableton, was meiner Meinung nach wenig Sinn macht, denn wer kauft sich eine APC und hat noch kein Live? Eine günstigere Version ohne Software und eine mit Vollversion hätte ich passender empfunden. Das Update auf Live 8 gibt es dafür günstiger: € 269 statt € 349. Immerhin!
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Die APC ist ein toller Controller, der was er machen soll, nämlich Ableton im Rahmen einer Performance kontrollieren, sehr gut erledigt. Seine spezielle Matrix gibt es so bei keinem anderen Controller. Das Feedback der farbigen Pads wird man im Club bzw. auf der Bühne sehr zu schätzen wissen. Genau wie die Qualität der Encoder, die ein sehr gutes Handling der Softwareparameter bieten. Eine bessere dedizierte Symbiose aus Software und Live-Controller ist bisher nicht da gewesen – für Live/MashUp-DJs gibt es momentan kein besseres „Instrument“.
Dennoch kann er nicht für jeden die Eier-legende-Woll-Milch-Sau sein: Fürs Studio würde ich mir eine noch größere Matrix mit Device Control-Sektion wünschen. Vielleicht in der MK2-Version?
Der Umgang mit dem Windows Bug seitens AKAI ist meiner Meinung nach wenig kundenorientiert. Man hätte das Patch gleich auf die mitgelieferte CD brennen können. Sei es drum, so eine Fummel-Session stärkt ja auch das Zusammengehörigkeitsgefühl „Mensch-Maschine“ – und wer weiß, vielleicht war das von AKAI auch so angedacht 😉
Insgesamt muss man sagen, dass der Hersteller AKAI mit der APC40 einen guten Wurf gelandet hat, der sicherlich viele Live-User zurecht interessieren wird…
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
gut durchdachtes Konzept
hochwertige Verarbeitung
Stylisches Design
Contra
Vorgefertigtes Mapping für Ableton PlugIns teilweise unpraktisch (siehe EQ)
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