Zwischen „Ballbreaker“ und „Black Ice“ liegt ein AC/DC Album, das zu langsam für den Moshpit, aber zu gut für die Schublade ist.

Das Jahr 2000: MTV läuft rund um die Uhr, Putin wird Russlands Präsident. Nokia baut Handys mit Antenne und AC/DC veröffentlichen „Stiff Upper Lip“. Ein Album, das sich nicht aufdrängt. 12 Tracks – Kein „Thunderstruck“, kein Riesenhype.
Produziert von Bruder George Young, trägt “Stiff Upper Lip” weniger Stadion-Trophäen, dafür mehr Dreck und Whiskey im Sound. Angus Young schafft geerdete Gitarrensoli. Bluesig, trocken, nie zu viel.
AC/DC’s Stiff Upper Lip
Der Opener „Stiff Upper Lip“ rollt wie ein frisch geölter Truck durchs Bild. Mit so viel Selbstverständnis, dass man ihm kaum böse sein kann, dass er nichts Neues will. „Safe in New York City“ wirkt im Rückblick fast prophetisch – damals ein Schulterzucken, heute ein seltsames Zeitzeugnis. Und mit „Satellite Blues“ gelingt sogar sowas wie lässiger Southern-Glam, den AC/DC sonst eher links liegen lassen.
Warum redet niemand darüber?
„Stiff Upper Lip“ kam zu spät, um Klassiker zu werden, und war zu gut, um ignoriert zu werden. Ein Album ohne große Refrains, dafür mit Haltung. Vielleicht ihr introvertiertestes Werk – und das bei einer Band, deren Gitarrensoli eher unter Strom stehen.
Für wen ist das AC/DC Album was?
– Für Alle, die „Ballbreaker“ mochten, aber weniger Wut brauchen.
– Für Menschen, die bei „Safe in New York City“ nicht nur an Ironie, sondern auch an Gitarrensoli denken.
– Für Leute, die von AC/DC einfach nicht genug bekommen können.
Kurz gesagt:
„Stiff Upper Lip“ ist das Album, das du auflegst, wenn du dich nicht beweisen musst, sondern einfach 47 Minuten lang in Ruhe durchgrooven willst.
Albumdaten:
Stiff Upper Lip – AC/DC
Veröffentlicht: 28. Februar 2000
Produktion: George Young
Label: East West
Laufzeit: 47:21 Minuten
Tracks: 12
Genre: Hard Rock / Blues Rock