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Mit Effektpedalen zum Sound der Stars – Tom Morello

Kaum ein Gitarrist hat dem Spiel mit Effekten so viele neue Impulse gegeben, wie Tom Morello.  Von krachenden Rock-Riffs und minimalistischen Begleitungen, bis zu total abgedrehten Sounds, die nicht einmal mehr ansatzweise an eine Gitarre erinnern, hat der Rage Against The Machine Gitarrist alles im Portfolio. In der dritten Folge unserer Sound-Alike Serie fühlt Thomas Dill dem kreativen Geist intensiv auf den Zahn und zeigt, wie sich seine bekanntesten Sounds mit handelsüblichen Effektpedalen simulieren lassen.

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KURZBIOGRAFIE
Wie immer in unserer Sound-Alike Serie, eröffnen wir auch diesmal den Reigen wieder mit einer knackigen Kurz-Bio.

Thomas Baptist Morello wurde am 30.05.1964 im New Yorker Stadtteil Harlem geboren. Er wuchs in einer politisch sehr engagierten Familie auf und entdeckte erst mit 17 Jahren die Gitarre für sich. Einmal vom Virus infiziert, übte er wie besessen – auch während seines Studiums der Politikwissenschaften an der Elite Universität Harvard verbrachte er Tage und Nächte mit seinem Instrument. Gefragt nach seinen Vorbildern, nennt er die „alten Rocker“ aus den Seventies wie Led Zeppelin, Black Sabbath und Kiss. Aber auch Rap und Hip Hop – und hier vor allem die Sounds, die von den DJ´s kamen (Scratching etc.), haben ihre Eindrücke hinterlassen. Und genau der Mix dieser Elemente führte schließlich zu seinem extravaganten Stil: auf der einen Seite krachende Rock Riffs und minimalistische Begleitung, auf der anderen Seite total abgedrehte Sounds, die nicht einmal mehr ansatzweise an eine Gitarre erinnern.

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Mit der Band Rage Against The Machine, die ihr gleichnamiges Debütalbum 1992 veröffentlichte, fand er die passende Plattform für seine extravaganten Chops. Neben ihrer aufregenden Mischung aus Rock und Rap machte die Band aber auch durch ihre sehr politische Haltung auf sich aufmerksam. So setzte sich RATM  für die Rechte von Minderheiten ein und demonstrierte gegen Rassismus und Krieg. Bis 1999 brachte die Band vier Alben heraus und spielte unzählige Konzerte.

Im Jahr 2000 gab Sänger Zack De La Rocha zum Entsetzen der Fans seinen Ausstieg bekannt. Doch die restlichen drei Mitglieder fackelten nicht lange und gründeten gemeinsam mit dem Soundgarden Sänger Chris Cornell die Band Audioslave. Das energetische Quartett nahm drei erfolgreiche Alben auf und bekam als erste amerikanische Rock-Band die Chance,  in Kuba aufzutreten. Doch die Pracht  sollte nicht von Dauer sein, denn erneut war es der Sänger, der den drei Ex-RATM’lern einen Strich durch die Rechnung machte. Chris Cornell entschied sich für seine Solo Karriere und Audioslave löste sich im Frühjahr 2007 in Wohlgefallen auf. Zur allgemeinen Überraschung sollte sich kurze Zeit später Rage Against The Machine wieder zusammenraufen, und im Sommer 2008 konnten Fans die Band auf einigen Festivals in Europa in Original-Besetzung bestaunen. Ob es auch ein neues Album geben wird, steht noch in den Sternen. Wir können auf jeden Fall gespannt sein, was von dem kreativen Gitarristen in Zukunft zu hören sein wird. Erstklassig wird es bestimmt.

Parallel zu seinen Band-Aktivitäten kann man Tom aber auch solo erleben. Da er seine politische Seite bei Audioslave nicht so ausleben konnte, wie er es sich vorstellte, gründete er bereits 2003 das Projekt „The Nightwatchman“. Ganz in der Tradition der Folk- und Protestsong-Bewegung tritt Tom, lediglich mit einer mit Akustik-Gitarre bewaffnet, unter diesem Namen auf.

DIE AUFNAHMEN
Mit Lock Up
1989  Something Bitchin’ This Way Comes

Mit Rage Against the Machine
1992 Rage Against the Machine
1996 Evil Empire
1997 Live & Rare
1999 The Battle Of Los Angeles
2000 Renegades (2000)
2003 Live At The Grand Olympic Auditorium

Fotostrecke: 5 Bilder 1989 – Lock Up – Something Bitchin’ This Way Comes

Mit Audioslave
2002 Audioslave
2005 Out of Exile
2006 Revelations

The Nightwatchman
2007 One Man Revolution
2008 The Fabled City

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DAS EQUIPMENT
Morello ist für seine außergewöhnliche und innovative Spielweise bekannt. Mit wenigen Effekten und einer untypischen Art, Gitarre zu spielen, erzeugt er sehr abgefahrene Sounds. Tom selber bezeichnet sich auch gerne als DJ an der Gitarre, der in Personalunion auf der einen Seite den Part des Gitarristen mit Rock Riffs und auf der anderen den des DJ´s mit seinen Scratch Sounds übernimmt. Sein wichtigstes Tool ist der Toggle-Switch, der das Gitarrensignal ein- und ausschaltet und so die prägnanten „Stotter-Effekte“ erzielt. Aber auch Wah-Wah Pedal und Whammy-Pedal liegen immer griffbereit in seiner Werkzeugkiste, und ab und zu ist auch ein Delay oder ein Tremolo-Effekt zu hören. Morello benutzt keine aufwendigen Custom Instrumente, seine Gitarren sind von der Stange, meist selbst modifiziert und angemalt. Sein Amp ist ein 50 Watt Marshall aus der JCM 800 Serie, den er über eine 4×12 Peavey Box spielt. Und er kennt sein Equipment aus dem FF. Er weiß, wie seine Gitarren mit dem Amp reagieren, und beherrscht jedes technische Detail seiner Instrumente haargenau, vom Aktionsradius des Tremolohebels bis zum Timing mit dem Toggle Switch. 
Hier die Liste der meist benutzten Instrumente und ihre Namen:

GITARREN:

“Arm The Homeless” – modifizierte Gitarre aus Stratocaster-Body und Kramer-Hals
“Sendero Luminoso” – Fender Telecaster
“Soul Power” – modifizierte Fender Stratocaster
“Creamy” – St.George MP-3 aus einem kanadischen Pfandhaus
Gibson Les Paul Standard
“Kenyan” – Ibanez Talman

EFFEKTGERÄTE:
BOSS TR-2 Tremolo
Jim Dunlop Original Crybaby Wah Wah
Digitech WH-1 Whammy
Boss DD-2 Delay
DOD FX40B 7 Band Graphic Equalizer (wird als Booster für Solos eingesetzt, Klangregelung ist Flat)
MXR Phase 90
Ibanez DFL Flanger

VERSTÄRKER:
Marshall JCM 800 2205, 50-Watt Top-Teil
Peavey 4×12 Straight-Front Box 

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SOUND NACHBAUEN

Über eines sollte man sich immer im Klaren sein: Die aufgeführten Gerätschaften, egal ob es sich dabei um das Original-Equipment oder ähnlich klingende Amps und Effekte handelt, sind lediglich das Werkzeug zum Erzeugen des Sounds und der Musik. Der eigentliche Ton kommt letztendlich vom Gitarristen selbst – aus seinen Fingern und seiner Fähigkeit, Töne zu erzeugen und den Klang zu formen.

 Deshalb kann man durchaus behaupten, dass das Equipment lediglich 50% des Sounds ausmacht. Und um den Sound von Tom Morello nachzustellen ist es nicht damit getan,  die Instrumente und Effekte in der gezeigten Weise zu kombinieren und einzustellen. Man muss sich schon ein wenig mit der Art und Weise auseinandersetzen, wie er seine Special Effects erzeugt. Tom schaltet Effekte nicht einfach nur an, sondern spielt mit ihnen – im wahrsten Sinne des Wortes.  Dazu hier zuerst einmal das Werkzeug, das zum Einsatz kommen kann, um seinen Basis-Sound nachzustellen. Und noch mal zur Erinnerung: es geht nicht um Toms Original-Equipment, sondern darum seine Trademark-Sounds mit Hilfe von Standard-Bodeneffekten zu “simulieren”.

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Gitarre
Primär ist Morello mit seinen Strats unterwegs, spielt aber auch in letzter Zeit öfters die Les Paul. Daher wäre eine Kombiation, z.B. Strat mit Humbucker eine gute Alternative, falls nicht zufällig beide Typen zur Hand sind. Absolut notwendig aber ist der Toggle-Switch, mit dem das Signal ein- und ausgeschaltet wird – im Bedarfsfall kann dieser auch noch nachträglich eingebaut werden. Bei der Les Paul lässt sich der Effekt erzeugen, wenn der Volume-Regler des Hals-Pickups komplett heruntergedreht ist und der Regler des Steg-Tonabnehmers voll auf. Jetzt funktioniert der Pickup-Schalter als On/OFF Switch.
Wah Wah
Hier sind die Standard Wah´s von Dunlop (Cry Baby), Vox oder Boss geeignet.
Overdrive
Er ersetzt den verzerrten Marshall Amp. So ein Pedal sollte schon ordentlich zerren, aber bitte harmonisch und dynamisch, und nicht das Signal zu stark komprimieren. Denn die Anschlagsdynamik darf nicht unter die Räder kommen. Geeignete Pedale sind der Okko Diablo, Boss OD-3, Maxon OD-9, Digitech Bad Monkey oder der Fulltone Fulldrive 2.
Whammy
Das Digitech Whammy IV ist hier die erste Wahl.
Tremolo
Beim Tremolo-Effekt sollte auf jeden Fall die Geschwindigkeit (Rate, Speed) und der Effektanteil (Depth, Level) geregelt werden können, bei manchen Pedalen lässt sich auch noch die Wellenform (Wave) einstellen. Geeignete Geräte sind die Pedale von Boss (TR-2), Nobels (TR-X), Danelectro (Cool Cat Tremolo) oder Line 6 (Tone Core Tap Tremolo). 
Delay
Ein Standard Delay Pedal ist völlig ausreichend, da Morello hauptsächlich Slapback Delays mit kurzen Verzögerungszeiten benutzt. Der Effektanteil (Level), die Echowiederholungen (Feedback) und die Verzögerungszeit (Delay Time) sollten regelbar sein. Empfehlenswert sind das Digitech Digi Delay, die Boss Delays (DD-3, DD-7), Electro-Harmonix No. 1 Echo oder das Danelectro DE-1.
Verstärker
Den Verstärker auf Clean einstellen – die Verzerrung wird mit dem Overdrive Pedal gemacht.

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SONG-SOUNDS

Killing In The Name – Rage Against The Machine
Bei diesem Song sind drei Sounds zu hören. Bei den Powerchords in Intro hat Morello noch einen Phaser zugeschaltet und gibt dem Klang so etwas wie eine „geheimnisvolle Bewegung“.

Audio Samples
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Killing Intro-Sound Killing Riff-Sound Killng Solo-Sound

Das bekannte Riff, das jetzt folgt, kommt in Morellos Standard Overdrive Sound.
Beim Solo wird das Whammy Pedal mit der Einstellung +24 eingesetzt, also mit einer Tonhöhenverschiebung von zwei Oktaven. Das Pedal wird hierbei „in time“ (in Achtelnoten) nach unten und oben bewegt. Der angeschlagene Ton erklingt zuerst zwei Oktaven höher, und wird dann durch das Pedal auf seine normale Tonhöhe zurückgebracht, ohne dass er erneut angeschlagen werden muss.

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Bulls On Parade – Rage Against The Machine
Im Intro erzeugt Morello mit einem Powerchord, dem  Wah Wah und Ghostnotes einen sehr prägnanten Groove, wobei das Wah Wah Pedal gleichmäßig auf und ab bewegt wird.  Resultat ist ein Solo, das mehr nach DJ-Scratchen klingt als nach Gitarre… Für diesen Sound werden drei Komponenten benötigt:

  1. Die linke Hand „scratched“ in der nähe des Stegs mit den Fingern über die tiefen Saiten (praktisch über den Pickups) hin und her.
  2. Mit dem zusätzlichen Einsatz des Wah-Wah Pedals werden dem Sound noch einige klanglichen Feinheiten beigegeben.
Audio Samples
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Bulls Intro-Sound Bulls Solo-Sound Bulls Solo-Sound 2

Einen anderen Sound erhält man, wenn mit dem Pick in der linken Hand gescratcht wird (Bulls Solo2). Viel Spaß beim Ausprobieren! Es kann eine Weile dauern, bis es richtig funktioniert….

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Like A Stone – Audioslave
Jetzt gibt es erst mal was zur Entspannung. Morello spielt oft Begleitungen mit einzelnen Tönen, um dem Gesang viel Raum zu lassen und nur kleine (aber extrem feine) Akzente zu setzen. Damit der Ton noch etwas voller klingt, wird einfach ein Tremolo-Effekt eingeschaltet, und das Ganze klingt folgendermaßen:

Audio Samples
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Stone-Sound
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Cochise – Audioslave
Hier wird im Intro wieder ein Sound aus der Special-Effects Abteilung benutzt. Morello nennt es selbst den Helicopter Sound. Man nehme ein Delay mit einer Verzögerungszeit von ca. 70 ms, wobei der Effekt genau so laut sein darf wie das Originalsignal. Dann noch das Whammy-Pedal auf -12 einstellen und langsam nach oben bewegen, während mit der rechten Hand ständig auf die Saiten geschlagen wird. Die linke Hand dämpft gleichzeitig die Saiten ab, so dass kein klingender Ton entsteht.

Audio Samples
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Cochise-Sound
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Sleep Now In The Fire – Rage Against The Machine
DJ Effekt Nr. 2! Jetzt wird’s laut! Am besten vorab alle Nachbarn mit Kinokarten versorgen ( „Herr der Ringe“,alle drei Teile…). Der Sound, den Morello beim Solo einsetzt, wird folgendermaßen realisiert:
Amp weit aufdrehen und den Overdrive ebenfalls. Das Wah Wah in eine mittlere Position bringen, damit der Feedback-Ton gut angeregt wird. Dann nahe ran an den Lautsprecher (Vorsicht! bei langer Betätigung kann es Schäden am Gehör geben!!!), die Saiten offen schwingen lassen und auf die Rückkoppelung warten. Dann mit der linken Hand den Tremolohebel auf und ab bewegen, und so die Tonhöhe des Feedbacks verändern. Gleichzeitig wird mit der rechten Hand und dem Toggle Switch der Ton ein- und ausgeschaltet und so der typische Groove erzeugt.

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Sleep-Sound
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Sound Of A Gun – Audioslave
Zum Schluss wieder etwas zur Entspannung. Hier hat Morello wieder Single Notes im Intro eingesetzt.  Das Ganze wird mit einem Schuss Delay versehen, damit die Töne etwas mehr Fülle bekommen und angenehm im „Raum schweben“.

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Sound of a gun – Sound
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