Anzeige

Play-Alike Lynyrd Skynyrd – Gitarren Workshop

In unserem Play-Alike Workshop dreht sich diesmal alles um typische Trademark-Licks des Southern Rocks. Als Vehikel für unsere Studien wird uns die Akkordfolge des Genre- Klassikers Sweet Home Alabama der legendären Southern-Rockband Lynyrd Skynyrd dienen, ein Song, den sicherlich jeder kennt: Here We Go!

lynyrd-skynyrd-102


Die Basis für unsere Improvisations-Experimente bildet der Intro/Verse Part der Nummer. Und genau mit dem wollen wir heute den Einstieg wagen. Da ist er schon:

Audio Samples
0:00
Lynyrd Jam

ÜBRIGENS: Bei den sporadischen Solo-Einlagen in diesem Audio handelt es sich um die zweiten Stimmen der Southern Style Impro, mit der wir uns später im Workshop noch genauer beschäftigen wollen. Also nicht wundern! Wir konzentrieren uns im Augenblick aber zunächst einmal ausschließlich auf die Rhythmus-Gitarre und die verwendeten Akkorde und Skalen.

Der Part besteht aus nur drei Akkorden, die durch eine spezielle Rhythmisierung und ein cooles Hammering On im »Einstiegsbereich« ihr lockeres Südstaaten-Feeling erhalten. Hier die verwendeten Akkorde in der Übersicht:

Fotostrecke: 3 Bilder D5

Achtet beim Greifen der Akkorde auf den korrekten Fingersatz und das zielgenau Dämpfen der nicht verwendeten Saiten (durch X gekennzeichnet). Denn obwohl euch die Griffe sicher bekannt vorkommen, entsteht der typische Sound des Riffs nur dann, wenn man die Terzen der Standard-Chords weglässt. Um euch optimal zu unterstützen haben wir die Töne, die zwar im jeweiligen Standard-Akkord eine Rolle spielen, in unserer Version aber auf »Standby« geschaltet werden, grau gekennzeichnet.

Im Detail: Die Basis für den D5, einen reinrassigen Powerchord ohne Terz, bildet ein ganz normaler D-Dur Griff. Die überschüssige Terz im 2. Bund der E-Saite (F#) wird einfach weggelassen. Um sicher zu stellen, dass die E-Saite nicht mitschwingt greift man den 3. Bund auf der B-Saite am Besten so, dass der hierzu verwendete 4. Finger die benachbarte Saite berührt. Das geschieht ganz einfach durch das leichte Erhöhen des Anstellwinkels des Fingers.

Beim Csus 2 Akkord verhält es sich ganz ähnlich. Würde man den grau markierten Ton mitspielen (die große Terz) hieße der Akkord nicht mehr sus2, sonder add9. Kompliziert? Nö, eigentlich nicht! Also: Sus ist die Abkürzung für Suspended. In einfachen Worten erklärt bedeutet das: Bei einem Akkord der dieses Kürzel im Namen trägt, wird die Terz weggelassen und durch einen anderen Ton ersetzt (sus2, oder sus4).

In unserem speziellen Fall geschieht dies durch das D, die kleine Sekunde (2), gespielt im 3. Bund der B. Saite. Der C-Dur Akkord mutiert also zum Csus2. Würde man allerdings die Terz mitspielen (E, grau markiert), und auch die hohe E-Saite mitklingen lassen, so wäre die Bezeichnung »sus« augenblicklich hinfällig. In diesem Fall hätte man es nämlich wieder mit einem normalen C-Dur Akkord zu tun, dem, durch das Hinzufügen des »D« auf der B-Saite, eine zusätzliche Klangfarbe spendiert wurde.

Da es sich bei den, in beiden Gitarren-Versionen der Akkorde verwendeten »Ds« allerdings um ein und denselben Ton handelt (3. Bd. B-Saite), sind die abweichenden Bezeichnungen (2 und 9) vielleicht etwas verwirrend. Doch obwohl die Tonhöhen der beiden Noten identisch sind, deutet man sie in einem sus2 Akkord eben als große Sekunde (zweiter Ton der C-Dur Tonleiter), im add9 als große None (neunter Ton der Skala, ebenfalls ein D). So ist das nun mal!

Erklärungsversuch: Diese Art der Deklaration resultiert aus der Tatsache, dass man bei einem Sus2 Akkord die Terz durch die, zumindest »theoretisch in unmittelbarer Umgebung« liegende »2« ersetzt, in einem Add9 Akkord allerdings eine Klangfarbe (Option) hinzufügt, die dem Akkord in den höheren Gefilden einen interessanteren Sound verleihen soll!

Zurück zum Song. Beim verwendeten G5 Powerchord wird es wieder etwas überschaubarer. Hier wird, genau wie schon beim D5er, lediglich die Terz aus dem Spiel genommen. Übrig bleibt ein waschechter Powerchord, bestehend aus Grundton und Quinte.

Anzeige

Die für die Improvisation zum Einsatz kommende Skala ist G-Dur, bei Fachchinesen bekannt unter der Bezeichnung G-Ionisch. Um euch die Chance zu geben, euch optimal auf das anschließend folgende Solo vorzubereiten, haben wir euch einige der verwendeten Fingersätze notiert.

Fotostrecke: 3 Bilder G-Dur (ionisch) 1

Falls ihr noch unerfahren im Umgang mit den abgebildeten Skalen sein solltet, nehmt euch zunächst ein wenig Zeit und trainiere die Fingersätze in jeder freien Minute. Je besser ihr die Dinger drauf habtum so schneller werden euch auch die Licks des Solos aus den Fingern fließen. Ihr könnt natürlich auch mal versuchen selber einige Impros über dem Jam-Track abzufackeln. Das macht sicher mehr Spaß, als die Skalen ausschließlich rauf und runter zu schrubben!
Zeit, uns der Improvisation über der Akkordfolge zu widmen. Damit ihr gleich wisst wo es lang geht, hier schon mal die Noten und das Audio zur Studie.

Audio Samples
0:00
Souther Rock Solo

Wenn ihr gut aufgepasst habt solltst ihr die zum Einsatz kommenden Skalen bereits kennen. Falls nicht: Beamt noch mal rüber zum Anfang des Workshops und macht euch schlau!

Info:
Ein Großteil der verwendeten Töne stammt aus der G-Ionischen Skala, im Volksmund auch G-Dur Tonleiter genannt. Parallel zu diesem »Kleinod« westlicher Musik-Kultur findet mit der E-Moll Pentatonik ein weiterer extrem wichtiger Tonspender für Rock/Pop/Jazz Musiker Verwendung:

E-Moll Pentatonik
E-Moll Pentatonik

Die Analyse
Die ersten zwei Takte bestreite ich mit einem Zitat aus dem Lynyrd-Original, das sich mit einigen chromatischen Durchgangstönen an die Fersen der verwendeten Akkorde heftet (der Zielton jedes Licks ist der Grundton des gerade gespielten Akkords). Der dritte Takt gehört komplett einem Tool, dass in wirklich jeder Stilrichtungen eine gute Figur macht: Die Rede ist von diatonischen (tonleitereigenen) Terzen, die ich in unserem speziellen Fall mit Hilfe von Slidings miteinander verbunden habe. Im Detail: Die Linie startet mit einem C (1. Bd. B-Saite), das unmittelbar nach dem Anspielen in ein »D« (3. Bd. B-Saite) überführt wird, gefolgt von einem F# auf der E-Saite im 2. Bund – unserer ersten waschechten diatonischen Terz (gr. 3).

terz1

Das anschließend gespielte »D« (wieder 3. Bd. B-Saite) dient dann wieder als Startton für ein weiteres Sliding. Zielton: Das E im 3. Bund der B-Saite, gefolgt von der tonleitereigenen Terz, dem G im 3. Bund der E-Saite.

terz2

Und so geht es weiter bis wir den Takt hinter uns gebracht haben.

Übrigens: Parallel zur hier notierten Linie, spielt eine zweite Gitarre eine Ergänzungsstimme. Auch hier kommen diatonische Terzen zum Einsatz. Der breite Sound der Passage entsteht dadurch, dass ich die komplette zweite Stimme im Abstand einer tonleitereigenen Terz versetzt starte und dieses Prinzip kontinuierlich beibehalte.

lynyrd_auszug_2stimme
Anzeige

Spannend wird es dann im fünften Takt. Nach einem Ganztonbending von »A auf B« spiele ich eine chromatische Linie, gefolgt von einem G-Dur Arpeggio.

G-Dur Arpeggio
G-Dur Arpeggio

»Wie G-Dur, wir spielen hier doch gerade über einem C-Dur Akkord?«, wirst du dich jetzt vielleicht fragen. Kein Sorge, das geht schon klar. In unserer Akkordfolge kommt nämlich ein Csus2 Akkord zum Einsatz und da macht diese Art der »Substitution« (Ersatz) durchaus Sinn. Tatsächlich lässt sich jeder Ton des G-Dur Arpeggios, auch im Bezug auf den Csus Akkord problemlos erklären.
Im Detail übernimmt die reine Quinte aus dem G-Dur Arp (D) im Csus2 die Rolle der »sus2«, das G (Grundton G-Dur) arbeitet als Quinte und das B (gr. 3/G-Dur) verleiht dem Csus2 als maj7 einen noch farbigeren Sound. Du siehst: Ein G-Dur Arp über C, dass lässt sich auch theoretisch richtig gut erklären. Und amtlich klingen tut das Ganze sowieso!
Aber auch der 6.Takt hat es in sich. Nach einem kurzen Abstecher ins lineare Skalenspiel, geht es erneut mit diatonischen Terzen zur Sache. Diesmal allerdings ohne Slidings. Die Phrase startet auf der »3« und endet mit den Tönen »B« und »G« (B/4. Bd. G-Saite, G/5. Bd D-Saite) auf der »4« und der »4e«. Achte beim Üben unbedingt auf den im Notentext angegebenen Fingersatz!
Im 7-Takt wird es dann wieder skalenorientierter. Der Abstecher endet mit einem coolen Sliding-Lick. Nach einer kurzen Atempause zu Beginn von Takt 8 startet das Grande Finale auf der »4«, mit einem Auftakt in der E Moll Pentatonik. Und auch Takt 9 arbeitet mit dem bewährten Soundspender – verziert durch eine Reihe rocktypischer Ganzton-Bendings. Mit dem »F#« (14. Bd./E-Saite) auf der »3« beenden wir die E-Moll Festspiele und kehren in den Schoß der guten, alten G-Dur Skala zurück. Gefeiert wird die glückliche Heimkehr mit einem Lauf den ich mit einer ganzen Reihe cooler »Bends« aufgemöbelt habe. Los geht’s, wie eben schon erwähnt, auf dem F#, gefolgt von einem Halbton-Bend hin zum »G« und einem Rebend zurück zum »F#«. Die Halbton-Bendings in Takt 10 werden beide mit dem Zeigefinger gespielt. Achte beim Üben wieder auf den im Notentext angegebenen Fingersatz! Das gleiche gilt übrigens auch für die Takte 11 und 12!
Takt 13 startet akkordbezogen mit einem D-Dur Arpeggio, gefolgt von einem C-Dur Arp und einem Ganzton-Bending von D auf E. Das Solo endet mit einem 2-taktigen Lauf in G-Dur (und der E-Moll Pentatonik), den ich erneut mit einem Bending und einigen coolen Slides »getuned« habe.
So, ihr Südstaaten-Rocker, das war’s für heute. Viel Spaß beim Üben und jede Menge Geduld wünscht dir

Hansi Tietgen

Hot or Not
?
lynyrd-skynyrd-102 Bild

Wie heiß findest Du diesen Artikel?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Subtle Compressor Tones with the Wampler Mini Ego 76 Compressor!
  • Fender American Professional Classic Stratocaster HSS | First Look
  • Quilter Labs Elevate – Review & Sound Demo | Modeling reimagined?