Bei einer Umfrage von Deezer wurden 9.000 Menschen in acht Ländern zu ihrer Meinung gegenüber KI-generierter Musik befragt. Die meisten Teilnehmer erhoffen sich demnach mehr Transparenz und einen faireren Umgang mit echten Musikern. Bei der Unterscheidung zwischen KI-Songs und echten Songs taten sich fast alle sehr schwer.

Ob Grafiken im Netz, Videos auf YouTube oder Songs auf Spotify – KI-Inhalte sind weiter auf dem Vormarsch. Auf Deezer stammt bereits rund ein Drittel aller Uploads von generierter Musik. Besonders in Genres, die auf repetitive Loops, weiche Klänge und “schlichte” Arrangements setzen, wie es bei Ambient oder Lo-Fi häufig der Fall ist, dürfte der Anteil weiter wachsen. Wichtig für die weitere Entwicklung bleibt, wie Hörer auf das Musikangebot reagieren.
In einer Studie von Deezer in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Ipsos wurde die Einstellung von Musikhörern zu KI-Musik untersucht. Teil der Studie war ein Test, bei dem die Teilnehmer zwischen KI-Musik und von Menschen produzierter Musik unterscheiden mussten. Dafür wurden drei Songs vorgespielt: zwei von einer KI, einer von einem Musiker. Demnach konnten nur drei Prozent der 9.000 Teilnehmer die Aufgabe richtig lösen. 52 Prozent fühlten sich im Nachgang “unwohl”, weil sie den Unterschied nicht erkannt haben.
Skepsis gegenüber KI-Musik
Laut der Untersuchung gibt es eine klare Spaltung bezüglich der Akzeptanz gegenüber KI-Musik. Demnach wünschen sich 45 Prozent der Befragten, dass Streamingplattformen KI-Musik herausfiltert. 40 Prozent würden KI-Songs sofort überspringen, ohne sie auch nur einmal angehört zu haben.
Es gibt auch weiterhin Vorbehalte, ob KI ein guter Partner bei der Musikproduktion ist. Demnach gaben fast zwei Drittel (64%) an, dass KI zu einem Verlust von Kreativität führen kann. Das ist insofern interessant, da 51 Prozent davon überzeugt sind, dass KI in den nächsten zehn Jahren eine bedeutende Rolle in der Musikproduktion spielen wird.
Fairer Umgang mit echten Künstlern
Bei einer Sache sind sich die meisten Studienteilnehmer einig: der Umgang mit echten Musikern muss fair bleiben. Demnach sprechen sich 65 Prozent dagegen aus, dass KI-Modelle urheberrechtlich geschützte Songs für internes Training verwenden dürfen. 70 Prozent glauben außerdem, dass KI-generierte Musik die Existenzgrundlage aktueller und zukünftiger Musiker/Künstler/Komponisten bedroht. Eine Lösung wäre eine geringere Auszahlung von KI-Musik. Dieser Vorschlag wird von 69 Prozent befürwortet.
Einig sind sich die meisten (80%) auch darin, dass KI-Musik von den Plattformen gekennzeichnet werden sollte. Nur elf Prozent sind der Meinung, dass KI-Musik bei den Charts gleichwertig behandelt werden sollte. Erst vor ein paar Tagen hat ein KI-generierter Country-Song in den USA die Nummer der “Country Charts” belegt. Gezählt wurden dabei die digitalen Downloads.
Deezer geht gegen KI vor
Deezer selbst wirbt mit der eigenen KI-Erkennungssoftware, die ein neuer “Industriestandard” sein soll. Für die Software hat das Unternehmen Ende 2024 zwei Patente eingereicht. Der Streaminganbieter verspricht, dass “alle zu 100 % KI-generierten Songs werden automatisch aus den algorithmischen Empfehlungen entfernt und nicht in redaktionelle Playlists aufgenommen.”
Der CEO von Deezer, Alexis Lanternier, sagt zu den Ergebnissen der Studie:
“Die Umfrageergebnisse zeigen deutlich, dass die Menschen sich für Musik interessieren und wissen möchten, ob sie KI- oder von Menschen geschaffene Titel hören. Es besteht auch kein Zweifel daran, dass Bedenken bestehen, wie sich KI-generierte Musik auf den Lebensunterhalt von Künstlern und das Musikschaffen auswirken wird, und dass KI-Unternehmen nicht die Möglichkeit haben sollten, ihre Modelle mit urheberrechtlich geschütztem Material zu trainieren.”
Viel Zeit bleibt nicht
Vor dem Hintergrund der derzeit intensiven Debatten auf EU-Ebene über die Nutzung von Daten für das Training von KI-Modellen zeichnet sich ab, dass die Entscheidungen erheblichen Einfluss auf die Musikbranche haben werden. Die Sorge, dass weniger regulierte Systeme künftig dominieren könnten und man deshalb eigenen bzw. westlichen KI-Modellen möglichst große Datenmengen zuführen müsse, stützt das Argument für einen freizügigeren Umgang. Gleichzeitig ist das Risiko hoch: Mit jeder weiteren Vervielfältigung und Nutzung menschlicher Werke droht eine Entwertung künstlerischer Arbeit. Von Fragen zum Urheberrecht und möglichen Auszahlungen ganz zu Schweigen.
Da wir der Tatsache ins Auge blicken müssen, dass KI-Inhalte künftig zunehmen, sollten die zentralen Fragen jetzt von allen Akteuren der Branche – Musikerinnen und Musikern, Vertrieben, Plattformen, Labels und weiteren Beteiligten – offen verhandelt werden. Viel Zeit bleibt nicht.






















